05.11.2013 Aufrufe

Berliner anarchistisches Jahrbuch - North-East Antifascists [NEA]

Berliner anarchistisches Jahrbuch - North-East Antifascists [NEA]

Berliner anarchistisches Jahrbuch - North-East Antifascists [NEA]

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

GRENZEN UND MAUERN EINREISSEN –<br />

FÜR EINE SOLIDARISCHE GESELLSCHAFT!<br />

Anarchist Black Cross Berlin<br />

Lasst uns gemeinsam am 31. Dezember<br />

2012 gegen Gefängnisse<br />

und Zwangsanstalten demonstrieren,<br />

um unsere Solidarität mit den<br />

Gefangenen auszudrücken. Nachmittags<br />

gehen wir zum Lichtenberger<br />

Frauengefängnis und am Abend vor<br />

die JVA Moabit.<br />

Gefängnisse als Teil gesellschaftlicher<br />

Zurichtung<br />

Gefängnisse standen seit ihrer Einführung<br />

dafür, gesellschaftliche Konflikte<br />

wegzusperren und unliebsame<br />

Teile aus der Gemeinschaft zu isolieren.<br />

Patriarchale Herrschaftssicherung<br />

wurde dabei gerade in der frühen<br />

Form der „Zuchthäuser“ deutlich, in<br />

denen vermeintliche Bettler*innen,<br />

„umherstreifendes Gesindel“, „arbeitsscheue<br />

Menschen“, so genannte<br />

„sittlich verwahrloste Frauen“ und<br />

Sex-Arbeiter*innen verschwanden und<br />

ausgebeutet wurden.<br />

Die kapitalistische Verwertungslogik<br />

bewirkt, dass immer mehr<br />

Menschen nicht mehr in der Lage sind,<br />

ihr Leben ohne Konflikte mit den herrschenden<br />

Gesetzen zu gestalten. Armut,<br />

fehlende soziale Netzwerke und<br />

Zeitmangel führen dazu, dass viele<br />

ihre Schulden nicht mehr bezahlen<br />

können und immer häufiger ihrer Freiheit<br />

beraubt werden. Ähnliches lässt<br />

sich in vielen Gegenden der Welt beobachten.<br />

Menschen, die sich organisieren und<br />

gegen kapitalistische, rassistische,<br />

sexistische und andere Gewalt wehren,<br />

bekommen oft die volle Kraft der<br />

staatlichen Repression zu spüren. Haft<br />

als Sanktionierung politischen Widerstands<br />

ist inzwischen überall zum alltäglichen<br />

Problem geworden. Auch die<br />

Überwachungsparagraphen 129a und<br />

b dienen den Herrschenden dazu, nach<br />

Belieben Widerständige auszuspionieren<br />

und einzusperren, sowie ihre<br />

Angehörigen und Genoss*innen einschüchtern<br />

zu können. Gülaferit Ünsal<br />

wird seit über einem Jahr im Lichtenberger<br />

Frauengefängnis festgehalten<br />

und nach 129b in einem politischen<br />

Prozess in Moabit vermutlich demnächst<br />

als vermeintliche „Terroristin“<br />

verurteilt. Ein weiterer Hintergrund<br />

in diesem Schauprozess ist auch das<br />

Interesse des deutschen Staates, ungehindert<br />

polizeiliche Hoheit im europäischen<br />

Umland auszuüben.<br />

Wir wollen verschiedene stattfindende<br />

Kämpfe gegen die Logik der Disziplinierung<br />

und Kontrolle zusammenbringen,<br />

ohne die ihnen eigenen Merkmale<br />

und Besonderheiten zu verwischen.<br />

Wir möchten, dass klar wird, warum<br />

der Knast uns alle angeht. „Niemand<br />

ist frei, bis wir alle frei sind“ ist keine<br />

Phrase vergangener Tage. In Diskussionen<br />

tauchen immer wieder die<br />

Fragen auf, welche Gefangenen zu<br />

unterstützen seien oder welche Alter-<br />

nativen den Knast ablösen könnten.<br />

Dabei wird deutlich, dass wir permanent<br />

gemeinsame Kritik üben müssen,<br />

um zu verhindern, dass der Komplex<br />

der verschiedenen Gefängnisse und<br />

Zwangsanstalten in unseren Köpfen<br />

überdauert. Wir wollen uns nicht der<br />

Logik fügen, die den Knast am Leben<br />

erhält. Wir sehen die Überwindung<br />

aktueller Strafdiskurse – wie sie derzeit<br />

beispielsweise vom Neuköllner<br />

Bezirksbürgermeister Buschkowsky<br />

medial angefeuert werden – als wichtigen<br />

Bestandteil auf dem Weg zu einer<br />

herrschaftsfreien Gesellschaft.<br />

Gefängnisse und das Märchen<br />

der „Resozialisierung“<br />

Wir sehen einen Zusammenhang dazwischen,<br />

wie uns der Knast von Menschen<br />

trennt, die gegen herrschendes<br />

Recht verstoßen haben und den Praktiken,<br />

in denen Menschen beispielsweise<br />

ohne Lohnarbeit, Geld, Papiere, akzeptiertem<br />

Geschlecht oder Sexualität,<br />

Herkunft oder ethnisierbare Merkmale<br />

ausgegrenzt und ausgebeutet werden.<br />

Deswegen verwundert es nicht, dass<br />

hinter den Gefängnismauern hauptsächlich<br />

diejenigen zu finden sind, die<br />

gesellschaftlich besonders ausgegrenzt<br />

sind und ein ungleich höheres Risiko<br />

tragen müssen, Diskriminierung und<br />

Gewalt zu erleben. Wenn Geflüchtete<br />

in Lagern auf ihre Abschiebung war-<br />

48

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!