3.4 Berechnungsgrundsätze
3.4 Berechnungsgrundsätze
3.4 Berechnungsgrundsätze
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<strong>3.4</strong> <strong>Berechnungsgrundsätze</strong><br />
Um die Wirtschaftlichkeit der Erwerbs- und Einkommenskombinationen beurteilen<br />
zu können, ist es notwendig, die jeweilige Wirtschaftlichkeit nach einheitlichen<br />
Grundsätzen zu berechnen. Darüber hinaus soll die Berechnung aussagen, wie<br />
hoch der Preis für ein Produkt oder eine Dienstleistung am Markt sein muss, damit<br />
die Wirtschaftlichkeit der Erwerbs- und Einkommenskombination gegeben ist. Dazu<br />
ist eine Vollkostenrechung erforderlich, in die auch kalkulatorische Größen wie<br />
Lohn- und Zinsansatz, sowie Nutzungskosten einfließen.<br />
Wegen der Ermittlung der notwendigen Marktleistung können bei der Wirtschaftlichkeitsberechnung<br />
nicht die Instrumente der klassischen Investitionsrechnung<br />
z. B. Kapitalwertmethode, Interne-Zinsfuß-Methode, Pay-off-Methode (Übersicht<br />
und Erläuterungen bei BRANDES/ODENING, 1992) verwendet werden.<br />
Die Kapitalwertmethode wird im Kapitel 3.6 Finanzierungsgrundsätze bei Investitionen<br />
angesprochen. Sie benötigt wie die anderen Investitionskalküle auch die Werte<br />
der Marktleistung, die teilweise als Daten nicht vorliegen oder als mindestens notwendige<br />
Marktleistung bei diesen Berechnungen erst bestimmt werden sollen.
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Für die Vollkostenrechnung gilt folgendes Schema:<br />
Variable Kosten: z. B. Energie<br />
z. B. Wasser<br />
z. B. variable Lohnkosten<br />
Feste Kosten:<br />
Kosten für Gebäude und bauliche Anlagen<br />
- Altgebäudekosten<br />
- Neugebäudekosten<br />
Kosten für Maschinen und Geräte<br />
Lohnkosten<br />
Lohnanspruch<br />
Zinsanspruch<br />
Nutzungskosten<br />
Sonstige Festkosten<br />
(z. B. Buchführung, Versicherung)<br />
Vollkosten<br />
Variable Kosten fallen bei der unmittelbaren Tätigkeit im Rahmen der Einkommensalternativen<br />
an. Sie sind variabel, weil die Höhe dieser Kosten vom Umfang der Tätigkeit<br />
abhängt. Wird nichts erzeugt, verarbeitet oder verkauft oder keine Dienstleistung<br />
erbracht, fallen diese variablen Kosten nicht an.<br />
Z. B. werden für einen Kuchen, der in der Bauernhofgastronomie angeboten wird,<br />
Zutaten benötigt. Der Backofen verbraucht Energie. Die nur für das Kuchenbacken<br />
beschäftigte Aushilfe benötigt eine gewisse Arbeitszeit. Wird der Kuchen gebacken,<br />
fallen diese Kostenpositionen an. Wird er nicht gebacken, entfallen sie.<br />
Festkosten fallen an, wenn die Voraussetzungen für die Erzeugung eines Produktes<br />
oder für eine Dienstleistung geschaffen sind, und zwar unabhängig davon, ob<br />
tatsächlich erzeugt, verarbeitet, vermarktet oder eine Dienstleistung erbracht wird.<br />
Für das Beispiel des Kuchenbackens bedeutet dies: Der Backofen ist angeschafft<br />
und verursacht damit Kosten (AfA und Zinsanspruch für das gebundene Kapital).<br />
Das Gebäude ist in seiner Nutzung festgelegt und verursacht entsprechende Kosten.<br />
Wird der Kuchen von einer ständig bezahlten Aushilfe gebacken, so fallen die<br />
Lohnkosten auch unabhängig davon an, ob der Kuchen gebacken wird oder nicht.<br />
Einige der Festkostenpositionen sind sog. "kalkulatorische Kosten". Sie fallen nicht<br />
als direkter Aufwand im Rahmen der Erzeugung eines Produktes oder der Bereitstellung<br />
einer Dienstleistung an.
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Trotzdem müssen sie berücksichtigt werden, wenn die Wirtschaftlichkeit einer Alternative<br />
ermittelt werden soll. Hierzu gehören:<br />
- Lohnanspruch<br />
Er fällt an für die vom Betriebsleiter oder von der Betriebsleiterin und von Familienarbeitskräften<br />
geleistete Arbeit, soweit diese nicht durch Lohnzahlungen<br />
(z. B. angestellte Tochter) abgegolten ist.<br />
- Zinsanspruch<br />
Er muss eingesetzt werden für das gebundene Kapital.<br />
- Nutzungskosten<br />
Sie sind immer einzubeziehen, wenn durch die Entscheidung für eine Einkommensalternative<br />
eine andere realisierbare Alternative verhindert wird. Diese<br />
Kosten sind der entgangene Deckungsbeitrag aus der verhinderten Nutzung.<br />
Aussagekraft der Vollkosten über die Wirtschaftlichkeit einer Einkommensalternative<br />
Wenn die Marktleistung aus einem Produkt oder einer Dienstleistung die ermittelten<br />
Vollkosten deckt, ist eine Einkommensalternative wirtschaftlich. Diese vollständige<br />
Kostendeckung wird als "Break-Even-Point" bezeichnet. Hierbei sind dann auch der<br />
Lohn- und Zinsanspruch abgedeckt (s. Übersicht auf der nächsten Seite).<br />
Ist die erzielte Marktleistung höher als die Vollkosten, wird ein Unternehmergewinn<br />
erzielt. Er ist sozusagen die Entlohnung für das eingegangene Risiko.<br />
Berechnungsansätze<br />
Folgende einheitliche Ansätze sind in dieser Arbeit gewählt:<br />
- 17,5 € je AKh Lohnkosten<br />
- 14,0 € je FamAKh Lohnanspruch<br />
- 5 v. H. Zinsanspruch des eingesetzten gebundenen Kapitals<br />
Beim Zinsanspruch des eingesetzten Kapitals wird in dieser Arbeit nicht zwischen<br />
Eigen- und Fremdkapital unterschieden, weil die Anteile des Fremdkapitals bei Modellrechnungen<br />
ganz unterschiedlich gewählt werden können.<br />
Wegen der unterschiedlichen Zinshöhe muss im konkreten Kalkulationsfall für die<br />
Investition zwar nach Eigen- und Fremdkapital unterschieden werden. Im konkreten<br />
Fall müssen aber auch einzelbetriebliche Werte und spezifisch zu erwartende<br />
Kosten etc. verwendet werden.<br />
Die in dieser Arbeit durchgeführten Berechnungen sind Orientierungshilfen für den<br />
Einzelbetrieb. Aufgrund der Entwicklung der Kapitalmärkte ist die Differenz zwischen<br />
den Zinssätzen für Eigen- und Fremdmittel relativ gering, so dass beim Ansatz<br />
eines durchschnittlichen Zinsanspruchs für das Gesamtkapital keine Verschiebung<br />
der Gesamtkapitalrentabilität eintritt.
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Wirtschaftlichkeit am Break-Even-Point<br />
DM<br />
Unternehmergewinn<br />
Erlös/Einheit<br />
Break-Even-Point<br />
Lohnanspruch<br />
(kalkulatorischer Ansatz für<br />
nicht entlohnte Fam.- Ak)<br />
Festkosten:<br />
Zinsanspruch<br />
Nutzungskosten<br />
Löhne<br />
Maschinen und Geräte<br />
Gebäude und bauliche Anlagen<br />
sonstige Festkosten<br />
variable Kosten<br />
1997 1998 1999<br />
Jahr<br />
2000
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Auswahlkriterien<br />
Im Einzelbetrieb ist nicht nur die Rentabilität einer einzelnen Einkommensalternative<br />
zu prüfen. Für die Entscheidung müssen Kriterien vorhanden sein, die erkennen<br />
lassen, ob eine Einkommensalternative im Betrieb die wirtschaftlich sinnvollste<br />
von mehreren Möglichkeiten ist.<br />
Neben den Neigungen der Familienmitglieder sollte diejenige ausgewählt werden,<br />
bei der der knappste vorhandene Faktor seine beste Verwertung findet. In erster<br />
Linie ist das die Arbeit, teilweise aber auch das verfügbare Kapital. In dieser Arbeit<br />
werden aus den Vollkosten je nach Erwerbs- und Einkommenskombination folgende<br />
Kennzahlen berechnet:<br />
Gesamtkapitalrentabilität<br />
Sie gibt an, wie sich das eingesetzte<br />
Kapital bei gegebenen übrigen Ansätzen<br />
verzinst.<br />
Erfolg + angesetzte Zinsen<br />
zu verzinsendes Kapital<br />
Arbeitsertrag<br />
Er gibt an, welche Entlohnung für die<br />
nicht durch Lohnzahlungen abgegoltene<br />
Arbeit bei gegebener Verzinsung erzielt<br />
wird.<br />
Erfolg + Lohnanspruch<br />
eingesetzte FamAkh<br />
Je nach Erwerbs- und Einkommenskombination ist entweder die eine oder die andere<br />
Kennzahl von größerem Interesse.<br />
- Bei kapitalintensiven Einkommensalternativen ist das Kapital der knappste Faktor<br />
und deshalb die Gesamtkapitalrentabilität entscheidend.<br />
- Bei arbeitsintensiven Einkommensalternativen ist die zur Verfügung stehende<br />
Arbeitszeit knappster Faktor. Deshalb ist hier der Arbeitsertrag wichtigster Entscheidungsfaktor.<br />
Bei der Vollkostenrechnung wird der "Break-Even-Point" errechnet bei gegebenem<br />
Lohnansatz und gegebener Kapitalverzinsung. Darüber hinaus erzielte Teile der<br />
Marktleistung ergeben den Unternehmergewinn.<br />
Bei der Ermittlung von Gesamtkapitalrentabilität und Arbeitsertrag wird auf die<br />
Ausweisung von Unternehmergewinn oder -verlust verzichtet.<br />
- Die Gesamtkapitalrentabilität ergibt sich, wenn bei gegebenem Lohnanspruch<br />
die Restgröße für die Verzinsung des Kapitals eingesetzt wird.<br />
- Der Arbeitsertrag ergibt sich, wenn bei gegebener Verzinsung die Restgröße für<br />
die Entlohnung der nicht durch Lohnzahlungen abgegoltenen Arbeit eingesetzt<br />
wird.
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Berücksichtigung der Umsatzsteuer<br />
Landwirtschaftliche Betriebe haben die Möglichkeit, nach § 24 Umsatzsteuergesetz<br />
(UStG) zu pauschalieren.<br />
- Beim Verkauf landwirtschaftlicher Erzeugnisse stellen Landwirte derzeit 9 v. H.<br />
Umsatzsteuer in Rechnung. Beim Verkauf nicht landwirtschaftlicher Erzeugnisse<br />
bzw. der Inrechnungstellung von Dienstleistungen gilt der Regelsteuersatz von<br />
16 v. H.<br />
- Der pauschalierende Landwirt führt keine Verrechnung der durch den Verkauf<br />
von Erzeugnissen erhaltenen und der beim Kauf von Vorleistungen gezahlten<br />
Umsatzsteuer mit dem Finanzamt durch. Vielmehr wird in diesem Fall fiktiv davon<br />
ausgegangen, dass erhaltene und gezahlte Umsatzsteuer sich entsprechen.<br />
Landwirtschaftliche Betriebe, die durch Optierung der Regelbesteuerung unterliegen,<br />
verrechnen die gezahlte und die erhaltene Umsatzsteuer beim Finanzamt. Sie<br />
stellen für ihre landwirtschaftlichen Erzeugnisse eine Umsatzsteuer von 7 v. H. und<br />
für nichtlandwirtschaftliche Erzeugnisse bzw. Dienstleistungen eine Umsatzsteuer<br />
von 16 v. H. in Rechnung.<br />
Da die Umsatzsteuer ein durchlaufender Posten ist, bleibt sie bei den durchgeführten<br />
Wirtschaftlichkeitsberechnungen unberücksichtigt. Alle Geldbeträge sind<br />
Nettobeträge.<br />
Zur Beantwortung der Fragen nach Pauschalierung oder Option, Landwirtschaft<br />
oder Gewerbe etc., muss bei der einzelbetrieblichen Planung von Erwerbs- und<br />
Einkommenskombinationen der Steuerberater hinzugezogen werden.<br />
Berücksichtigung von Fördermaßnahmen<br />
Die in Kapitel 3.5 dargestellten Fördermaßnahmen können bei den einzelnen Erwerbs-<br />
und Einkommenskombinationen in unterschiedlichem Umfang in Anspruch<br />
genommen werden. Die vorgenommenen Berechnungen zur Wirtschaftlichkeit und<br />
die Ermittlung der vergleichenden Kennzahlen sind in dieser Arbeit unabhängig von<br />
den sich ständig ändernden Förderbedingungen dargestellt. Soweit möglich, wird in<br />
den einzelnen Fachbeiträgen des Kapitel 4 auf Fördermöglichkeiten eingegangen.