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Pressespiegel A4.indd - Reform 91

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Frauenfeld<br />

PRESSESPIEGEL<br />

Kontaktadresse: <strong>Reform</strong> <strong>91</strong> Zürcherstrasse 228 8500 Frauenfeld Tel.: 052 722 10 30 E-Mail: reform<strong>91</strong>@gmx.ch


Landbote / Zürcher Unterländer / Neues Bülacher Tagblatt<br />

FREITAG, 07. NOVEMBER 2008<br />

Rorbas Theatergruppe Korn unter der Leitung von Peter Zimmermann im Steigwiessaal zu Gast<br />

«Vergangenheit abgeschlossen»<br />

30 Jahre lang hat Peter Zimmermann im Gefängnis gesessen – 15 davon als Verwahrter. Damals hat<br />

er schon Stücke inszeniert. Heute führt er Regie in Freiheit und zeigt sein neues Theater in Rorbas.<br />

Andrea Sailer<br />

Peter Zimmermann geht mit seinem Theaterstück «Hast du Angst?» auf Schweizer Tournee. (asa)<br />

Peter Zimmermann geht mit seinem Theaterstück «Hast du Angst?» auf Schweizer Tournee. (asa)<br />

Sein Delikt war «Unzucht mit Kindern». Peter Zimmermann verschweigt nichts, beschönigt nichts,<br />

kämpft aber auch dafür, dass Strafgefangene nicht auf Ewigkeiten verwahrt bleiben müssen – Ausnahmen<br />

gibt es aber auch für ihn. «Auch ich hätte Mühe, Hauert, Ferrari oder Kübler rauszulassen.»<br />

Die Gesellschaft habe Anrecht auf Schutz, sagt der ehemals Verwahrte.<br />

Als Insasse der Strafanstalt Saxerriet setzte sich Zimmermann für die Rechte der Gefangenen ein,<br />

leitete die Gefangenengewerkschaft und inszenierte als Insasse Theaterstücke – mit Insassen, die<br />

teilweise ihre eigene Geschichte spielten. Die Begeisterung fürs Theater hat er in sein Leben in Freiheit<br />

gerettet.<br />

Strukturen geben im Alltag<br />

Im April 2002 wurde Zimmermann aus dem Gefängnis entlassen. 30 Jahre hatte er gesessen. Er war<br />

Arztgehilfe, arbeitete in der Bibliothek, leitete Gesprächsgruppen und arbeitete für die Gefangenenzeitschrift<br />

«Schwarzer Peter.» Wegen seines Delikts, «Unzucht mit Pfl egebefohlenen», war Zimmermann<br />

in Therapie in der Strafanstalt Lenzburg. «In dieser Zeit ist etwas gewachsen in mir. Ich kann<br />

gewisse Sachen nicht mehr verantworten.»<br />

Seit 1986 sei er nicht mehr rückfällig geworden. Im Jahr 2000 wurde in einem Gutachten festgehalten,<br />

dass Zimmermann nicht pädophil sei. «Ich muss mir ganz klare Strukturen geben.» Wenn ein<br />

zehnjähriges Kind beispielsweise eine Einzelprobe habe, dann seien immer die Mutter oder der Vater<br />

dabei. «Ich habe meine Vergangenheit abgeschlossen.» Sich selbst bezeichnet er heute als religiös-<br />

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1990 gründete Zimmermann «<strong>Reform</strong> <strong>91</strong>». Dieser Verein setzt sich für Strafgefangene und Entlassene<br />

ein. Eine Selbsthilfegruppe für Angehörige ist dem Verein ebenfalls angegliedert. «Angehörige<br />

von Strafgefangenen brauchen juristische Hilfe», sagt Zimmermann. Auch möchte er den Austausch<br />

unter Angehörigen fördern, die sich oft isoliert fühlen oder Verzweiflung spüren.<br />

Selbst lobt er seine Angehörigen. «Sie standen immer zu mir», sagt Zimmermann. Auch gründete<br />

er das «Team 72», das ehemalige Strafgefangene nach der Entlassung in ihren Häusern aufnimmt.<br />

«<strong>Reform</strong> <strong>91</strong>» verschafft sich auch politisch Gehör. Als im Januar in der Strafanstalt Pöschwies in<br />

Regensdorf ein inhaftierter Sexualmörder einen Mithäftling umbrachte, reichte der Verein auf Initiative<br />

von Zimmermann Strafanzeige gegen die Verantwortlichen des Strafvollzugs im Kanton Zürich ein.<br />

Versöhnung auf der Bühne<br />

In den 30 Jahren Knast hat Zimmermann viel gelesen. In seinen Stücken zeigt er auf, was Versöhnung<br />

ist – ohne dabei aber ein Bibelwort zu zitieren. «Versöhnung fi nde ich etwas ganz Wichtiges.»<br />

Seine Aufsteller sind heute, wenn ein Jugendlicher, den er in der Theatergruppe begleitet hat, die<br />

Lehre erfolgreich abschliessen kann oder wenn mitten in der Nacht das Telefon klingelt und jemand<br />

Zimmermann um einen Rat fragt. Projekte hat er noch viele. So möchte der 68-Jährige ein Buch<br />

schreiben, weiterhin Theaterstücke inszenieren und Angehörige von Strafgefangenen beraten.<br />

«Wenn ich aufhören würde mit meiner Arbeit, würde ich in die Isolation fallen.»<br />

Theaterstück «Hast du Angst?»<br />

Der ehemalige Strafgefangene Peter Zimmermann zeigt mit seiner Theatergruppe Korn aus Frauenfeld<br />

das Stück «Hast du Angst?». Die Aufführung fi ndet am Samstag, 8. November, um 20 Uhr im<br />

Steigwiessaal in Rorbas statt. Der Eintritt ist frei, die Kollekte wird der Stiftung Märtplatz gespendet.<br />

Zimmermann hat Jürg Jegges (Leiter des «Märtplatzes») Lied «Nachtgebet eines dummen Schülers»<br />

als Grundlage für das Interaktionstheater genommen. Im ersten Bild besprechen 16- bis 18-jährige<br />

Jugendliche die Ängste von Kindern und ihre eigenen Ängste. Selbsttötungen werden thematisiert.<br />

Im zweiten Bild wird ein alkoholkranker Bankprokurist, der seiner Familie seine Arbeitslosigkeit verschweigt,<br />

mit seinem Ist-Zustand konfrontiert. Im dritten Bild steht ein Strafgefangener im Zentrum.<br />

Er hat die Tante seiner zwei Enkelkinder umgebracht. Sie besuchen ihn im Gefängnis vor der Entlassung.<br />

Alle drei haben Angst.<br />

Die Theatergruppe Korn wuchs aus der Theatergruppe der Strafanstalt Saxerriet. Sie ist auch eine<br />

Arbeitsgruppe «<strong>Reform</strong> <strong>91</strong>», einer Organisation für Strafgefangene und Entlassene. Die Theatergruppe<br />

Korn sieht sich als Sprachrohr für die Sprachlosen. Es spielen Betroffene mit, ehemalige Strafgefangene<br />

und Angehörige sowie Leute, die anspruchsvolles Interaktionstheater mögen.<br />

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Students<br />

Das Sprachrohr für die Sprachlosen<br />

vor 20 TagenVermischtesMusic NewsKultur<br />

Ein ex-Strafgefangener inszeniert Interaktionstheater: Am Samstag wird in Rorbas das neue<br />

Stück seiner Theatergruppe KORN uraufgeführt.<br />

Text: Martin Sturzenegger / Fotos: Johannes Dietschi<br />

Es ist ein düsterer Herbstnachmittag. In der methodistischen Kirche in Frauenfeld steht ein<br />

weisshaariger Mann in blau-weiss gestreiftem Anzug. Sehnsüchtig schaut er an ein an die Wand<br />

projektiertes Gefängnisfenster und fragt: „Werde ich nun freigelassen oder nicht?“<br />

Es herrscht Unklarheit: Ein Strafgefangener in der Kirche? Geht das? Ja das geht. Und zwar<br />

deshalb, weil die Szene nicht real, sondern Teil der Hauptprobe zum Theaterstück „Hast Du<br />

Angst“ von Regisseur Peter Zimmermann ist. Mit seiner Theatergruppe KORN spielt er Interaktionstheater,<br />

was bedeutet: Interaktion zwischen Realem und Fiktion, zwischen echtem Leben<br />

und gespieltem Theater. Und in diesem Zusammenhang ist die Szene eben nicht nur gespielt,<br />

sondern widerspiegelt einen realen und erschreckenden Hintergrund: Peter Zimmermann sass<br />

auch im richtigen Leben im Gefängnis. Seine „Tour de Knast“, wie er seine Reise quer durch die<br />

Schweizer Strafanstalten nennt, dauerte knapp dreissig Jahre. Wenn er nach ein paar Jahren<br />

wieder freikam, verstiess Zimmermann jeweils gegen die Bewährungsaufl agen: Er durfte sich<br />

nicht mehr in der Nähe von Jugendlichen unter 18 Jahren aufhalten – männliche Jugendliche,<br />

an denen er sich in der Vergangenheit mehrfach vergangen hatte.<br />

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Alles nur Theater: Regisseur Peter Zimmermann wird von Darsteller Patrik Allenspach<br />

abgeführt<br />

Obwohl Peter Zimmermann heute aus seiner Verwahrung entlassen ist; als komplett „geheilt“<br />

würde er sich nicht bezeichnen. Es sei viel eher vergleichbar mit der Situation eines ehemaligen<br />

Alkoholikers: Er „lasse einfach die Finger davon.“ Dabei hilft Zimmermann auch das Gefühl der<br />

Freiheit, die er seit sechs Jahren wieder zurück gewonnen hat: „Niemals möchte ich wieder in<br />

diese Kiste zurück.“ Die Eingliederung in den realen Alltag war für den heute 69-jährigen nicht<br />

immer einfach gewesen. In dreissig Jahren hatte sich die Welt radikal verändert. Bei der Bedienung<br />

eines Billetautomaten herrschte erstmals Ratlosigkeit und ein normales Klo zu benutzen,<br />

kam einem überfordernder Luxus gleich - hatte er doch jahrelang mit Hilfe eines „Fäkalienkübels“<br />

seine Geschäfte verrichtet.<br />

Peter Zimmermann geniesst das Leben in Freiheit. „Niemals mehr möchte ich zurück in<br />

den Knast.“<br />

Eine der wenigen Konstanten, die sich durch Zimmermanns Leben als Strafgefangener bis<br />

heute durchzog, ist das Theater. In der Strafanstalt Saxenriet leitete er mit viel Enthusiasmus die<br />

interne Theatergruppe. Nach seiner Entlassung fand er unter dem bekannten Regisseur Daniel<br />

Wahl eine Anstellung als Schauspieler am Theater Basel. Für seine Darstellung als Strafgefangener<br />

erhielt Zimmermann damals von der Presse gute Kritiken. Die Arbeit mit der Gruppe<br />

KORN setzt die Form des interaktiven Theaters fort. Wenn auch in einer etwas anderen Konstellation:<br />

Die Darsteller sind keine (ex)-Strafgefangenen mehr. Das Ensemble setzt sich aus den<br />

unterschiedlichsten Menschen zusammen, denen jedoch allen etwas Gemeinsames anhaftet:<br />

Sie haben Ängste, die sie auf die Bühne bringen und dadurch für sich selbst besser verarbeiten<br />

können. Theater als eine Form von Gruppentherapie oder, wie es auf dem Theaterfl yer heisst,<br />

als „Sprachrohr für die Sprachlosen“ verstehend.<br />

Theatergruppe KORN<br />

Im Vorfeld des Theaterstückes fanden unter der Leitung von Zimmermann viele Gruppen- und<br />

Einzelgespräche statt. Die Ängste der einzelnen Darsteller wurden offen dargelegt, um sie<br />

danach auf der Bühne ins Theaterstück miteinzufl echten: Arbeitslosigkeit, schulischer Stress,<br />

Eskapismus und Alkoholismus – die Ängste und Sorgen sind vielfältig und meistens, jedoch<br />

nicht immer, dem realen Alltag der Schauspieler entnommen. „In der Gruppe ist ein starker Zusammenhalt<br />

zu spüren und wir verheimlichen uns nichts“, sagt Claudio Sisti, der im Stück einen<br />

alkoholkranken Familienvater und ex-Bankier spielt. Auch Peter Zimmermann meint: „ Die Interaktion<br />

dieses Theaters wuchs in den Proben zur endgültigen Inszenierung. Wir fühlen uns nun<br />

bereit für den Auftri<br />

Das Stück „Hast du Angst“ von der Theatergruppe KORN wird an diesem Samstag im Steigwiessaal<br />

in Rorbas bei Bülach uraufgeführt. Beginn: 20Uhr / Eintritt: frei. Weitere Auftritte folgen<br />

in der gesamten Schweiz.<br />

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Die weiteren Auftritte:<br />

Do 13. November 2008 19.30 Uhr Krichgemeindehaus, Lyssachtrasse 2, Burgdorf<br />

Mi 19. November 2008 19.30 Uhr Mittelstufenschulhaus Höfl i, Gams<br />

Mi 3. Dezember 2008 19.30 Uhr Zwingli Kirche, Schaffhausen<br />

Kommentar schreiben Author<br />

Martin Sturzenegger<br />

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<strong>Reform</strong>iert<br />

INTERAKTIONSTHEATER<br />

HAST DU ANGST?<br />

Die Theatergruppe Korn, aus der<br />

Theatergruppe der Strafanstalt<br />

Saxenriet entstanden, versteht<br />

sich als Sprachrohr der Sprachlosen.<br />

Der Stoff entsteht in den<br />

wöchentlichen Gruppensgesprächen;<br />

jeder Darsteller spricht im<br />

Stück «seine» Sprache. Imneuen<br />

Programm stellt man sich furchtlos<br />

allerlei Ängsten.<br />

HAST DU ANGST?: Aufführung im<br />

reformierten Kirchgemeindehaus<br />

Burgdorf (Lyssachstrasse 2):<br />

13.November, 19.30 (Eintritt frei;<br />

Kollekte) Info: 0527221030<br />

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Es spielen:<br />

Peter Zimmermann<br />

Jasmin Boelsterli<br />

Sinuhe Nussbaum<br />

Kurt Sigrist<br />

Samuel Boelsterli<br />

Eva Hehle<br />

Thomas Kämpfer<br />

Claudio Sisti<br />

Patrik Allenspach<br />

Strafgefangener / Grossvater<br />

Schülerin / Tochter eines arbeitslosen Vaters / Enkelin<br />

Schüler / Sohn eines arbeitslosen Vaters<br />

Schüler / Sohn eines arbeitslosen Vaters<br />

Schüler / Drogenfahnder / Enkel<br />

Ehefrau und Mutter von vier Kindern<br />

Lehrer / Diakon<br />

Ehm. Bankprokurist / Vater / Alkoholiker<br />

Aufseher<br />

Inszenierung:<br />

Peter Zimmermann<br />

Eva Hehle<br />

Sinuhe Nussbaum<br />

Samuel Boelsterli<br />

Thomas Kämpfer<br />

Bühnenbild<br />

Spieldauer:<br />

Leitung und Regie<br />

Musik<br />

PR / Sekretariat<br />

Technik<br />

Technik<br />

Gabrielle Hirt<br />

ca 90 Minuten (mit Pause)<br />

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Theater „Hast Du Angst?“<br />

Theater „Hast Du Angst?“<br />

Mittwoch 03.12.2008, 19.30 Uhr<br />

Zwinglikirche, Hochstrasse<br />

Theaterstück «Hast du Angst?»<br />

Der ehemalige Strafgefangene Peter Zimmermann zeigt mit seiner Theatergruppe Korn aus Frauenfeld<br />

das Stück «Hast du Angst?». Die Aufführung fi ndet am Mittwoch, 3. Dezember, um 19.30 Uhr in<br />

der Zwinglikirche in Schaffhausen statt. Der Eintritt ist frei, die Kollekte unterstütz: <strong>Reform</strong> <strong>91</strong> /SAS<br />

Zimmermann hat Jürg Jegges (Leiter des «Märtplatzes») Lied «Nachtgebet eines dummen Schülers»<br />

als Grundlage für das Interaktionstheater genommen. Im ersten Bild besprechen 16- bis 18-jährige<br />

Jugendliche die Ängste von Kindern und ihre eigenen Ängste. Selbsttötungen werden thematisiert.<br />

Im zweiten Bild wird ein alkoholkranker Bankprokurist, der seiner Familie seine Arbeitslosigkeit verschweigt,<br />

mit seinem Ist-Zustand konfrontiert. Im dritten Bild steht ein Strafgefangener im Zentrum.<br />

Er hat die Tante seiner zwei Enkelkinder umgebracht. Sie besuchen ihn im Gefängnis vor der Entlassung.<br />

Alle drei haben Angst.<br />

Die Theatergruppe Korn wuchs aus der Theatergruppe der Strafanstalt Saxerriet. Sie ist auch eine<br />

Arbeitsgruppe von «<strong>Reform</strong> <strong>91</strong>», einer Organisation für Strafgefangene und Entlassene. Die Theatergruppe<br />

Korn sieht sich als Sprachrohr für die Sprachlosen. Es spielen Betroffene mit, ehemalige<br />

Strafgefangene und Angehörige sowie Leute, die anspruchsvolles Interaktionstheater mögen.<br />

Kontakt: Pfarrerin<br />

Elke Rüegger-Haller<br />

Hochstr. 200<br />

8200 Schaffhausen<br />

052/625 80 48<br />

elke.rueegger@ref-sh.ch<br />

zwinglipfarramt1@kgvsh.ch<br />

www.zwinglikirche.ch<br />

Theatergruppe KORN<br />

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Evangelisch-reformierte Kirchen Baselland, Basel-Stadt, Luzern, Obwalden, Schaffhausen, Schwyz,<br />

Solothurn, Uri<br />

Zwischen Leben und Theater<br />

Das seinerzeit von einem Häftling der Strafanstalt Saxenriet gegründete Theater «Korn» kommt mit<br />

dem Stück «Hast du Angst?» in die Schaffhauser Zwinglikirche.<br />

SCHAFFHAUSEN • Wovor hat ein Bankprokurist Angst? Wovor ein Strafgefangener, der gleich<br />

entlassen wird, oder ein 18-Jähriger, der im Selbstmord seinen Ausweg sucht? Mit dem Stück «Hast<br />

du Angst», gibt das Theater «Korn» eine eindrückliche Antwort. Denn in der dreiteiligen Aufführung<br />

bringen die Darstellerinnen und Darsteller ein Stück ihrer eigenen Lebensgeschichte auf die Bühne.<br />

Anders als dar Seelen-Striptease bei Reality-TV, ist der authentische Auftritt der Schauspielerinnen<br />

und Schauspieler nicht peinlich oder kitschig und befi nden sich die Zuschauenden nicht in der Rolle<br />

von Voyeuren. Vielmehr werden sie zum Mitfühlen und Mitdenken angeregt. Das hat mit dem intensiven<br />

Entstehungsprozess unter der Regie von Peter Zimmermann zu tun. Sorgfältig werden die<br />

Szenen mit den Darstellenden erarbeitet. Auf diese Art wirken die dargestellten Ängste nicht privat,<br />

sondern beispielhaft und vermögen andere anzusprechen.<br />

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Sprachrohr von Sprachlosen<br />

So die Angst des arbeitslosen Bankers, der seiner Familie die Entlassung verschweigt und dabei ins<br />

Trinken gerät. Auch seine Frau und seine Kinder kommen zu Wort. Das Theater wird einerseits zum<br />

Sprachrohr von Sprachlosen: «Die Menschen auf der Bühne sollen ihre eigene Problematik rauslassen»,<br />

so Zimmermann. Andererseits hat die Aufführung ein Ziel, das über den Bühnenrand hinausgeht:<br />

«Integration, Versöhnung und die Botschaft, dass randständige Menschen zur Gesellschaft<br />

gehören», umschreibt es der Regisseur.<br />

Peter Zimmermann, der Gründer von «Korn» hat selber eine «randständige» Biografi e. Während 30<br />

Jahren im Gefängnis, habe er «mit der Unterstützung von Seelsorgern und dank der Theaterarbeit»<br />

Fuss gefasst und sich ein neues Leben erarbeitet. So trat er im Rahmen der «Zürcher Disputation<br />

84» der Zürcher Landeskirche auf. Mit seiner ersten Theatergruppe, alles Häftlinge der St. Galler<br />

Anstalt Saxenriet, ging der damalige Häftling auch ausserhalb der Gefängnismauern auf Tour. Die<br />

ursprünglich autodidaktisch erlernte Theaterarbeit hat er in den letzten Jahren am Theater Basel<br />

professionalisiert. Inspiriert von Dramatikern wie Dario Fo und Bertolt Brecht, welche mit Theater die<br />

Welt verändern wollten, ist er überzeugt, dass das Rollenspiel die Spielenden wie das Publikum weiter<br />

bringe. «Viele Zuschauerinnen und Zuschauer zeigen sich tief berührt von unserem Spiel», erzählt<br />

Zimmermann. Oft entwickelten sich nachher interessante Gespräche.<br />

Diskussion nach dem Spiel<br />

Neben der Theaterarbeit ist Zimmermann auch politisch tätig: Er gründete die «<strong>Reform</strong> <strong>91</strong>», eine<br />

Organisation, die für Häftlinge eintritt. Vor dem Auftritt der Gruppe «Korn» in der Zwinglikirche wird<br />

Zimmermann einen Abend lang Konfi rmandinnen und Konfi rmanden von seiner Arbeit erzählen. Nach<br />

der Vorstellung am 3. Dezember wird ein Gespräch mit den Schauspielenden stattfi nden, in der auch<br />

kritische Fragen Platz fi nden.<br />

Barbara Helg<br />

Kontaktadresse: <strong>Reform</strong> <strong>91</strong> Zürcherstrasse 228 8500 Frauenfeld Tel.: 052 722 10 30 E-Mail: reform<strong>91</strong>@gmx.ch


Die Theatergruppe KORN spielt unteranderem für die SAS<br />

LOKAL<br />

Selbsthilfe soll Not von<br />

Angehörigen lindern<br />

In der Region soll eine Selbsthilfegruppe<br />

für Angehörige von<br />

Strafgefangenen entstehen. Das<br />

sagt Peter Zimmermann, der<br />

einst selbst im Saxerriet einsass<br />

und sich heute sozial engagiert.<br />

Von Reinhold Meier<br />

Gams. – «Alles redet von den Tätern<br />

und den Opfern», erklärt Zimmermann<br />

und will damit die Wichtigkeit<br />

dieses Themas keineswegs in Abrede<br />

stellen. «Aber dass Strafgefangene<br />

auch eine Familie haben, wird dabei<br />

oft vergessen», ergänzt er. Scham,Wut<br />

und Verzweiflung seien Gefühle, welche<br />

die Angehörigen nach einer Verhaftung<br />

bewegten. Daher sei es wichtig,<br />

den Betroffenen in regelmässigen<br />

Abständen Gelegenheit zum Austausch<br />

zu geben. «Das hat auch eine<br />

therapeutische Funktion», weiss der<br />

ehemalige Häftling.<br />

Solche Begegungsmöglichkeiten will<br />

Zimmermann jetzt konkret schaffen.<br />

Im Sommer hat er dazu zwei Selbsthilfegruppen<br />

(SAS) gegründet, eine in<br />

Biel, die andere im thurgauischen<br />

Eschenz. Dort können sich Angehörige<br />

jetzt im zweiwöchentlichen<br />

Rhythmus treffen und einander mitteilen.<br />

«Die Not ist gross», betont er<br />

die Bedeutung solcher Kontakte. Deshalb<br />

möchte er die Angehörigen<br />

auch in der Kontaktpflege schulen<br />

und der Frage, wie sie die Beziehung<br />

zum Inhaftierten pflegen können.<br />

«Was kommt auf den Tisch?»<br />

Über die Sozialkontakte hinaus,<br />

welche die Isolation der Betroffenen<br />

durchbrechen sollen, will er aber auch<br />

konkret helfen. «Wir möchten praktische<br />

Hilfestellung bieten», erklärt<br />

Zimmermann und denkt dabei an<br />

Kontakte zu Ämtern, Besuche sowie<br />

Unterstützung bei Gesuchen wie Telefonbewilligungen.<br />

Besonderes Augenmerk gelte den<br />

Frauen und Müttern, legt Zimmermann<br />

weiter dar. «Denen ist manchmal<br />

nicht klar, was am Ende des<br />

Monats auf den Tisch kommt», erzählt<br />

er. Dann gälte es, bei Behörden und<br />

Einrichtungen Überbrückungen zu<br />

Vom Häftling zum Helfer: Peter Zimmermann steht Angehörigen von<br />

Strafgefangenen zur Seite.<br />

Bild Reinhold Meier<br />

organisieren oder gleich direkt zu helfen.<br />

Das Bedürfnis sieht Zimmermann<br />

als gegeben an. «Wir möchten<br />

weitere SAS gründen», kündigt er an,<br />

«auch im Rheintal und dem Kanton<br />

St.Gallen».<br />

Getragen von der Gruppe Korn<br />

Getragen wird SAS von der Theatergruppe<br />

Korn, die kürzlich in Gams<br />

gastierte (der W&O berichtete am<br />

22.November). Diese Theatergruppe<br />

zeigt Interaktionsspiele rund um die<br />

Themen Sucht,Gewalt und Prävention.<br />

Sie wurde 1998 an der Strafanstalt<br />

Saxerriet gegründet, massgeblich von<br />

Peter Zimmermann und sieben Mitgefangenen<br />

initiiert,umfasst heute aber<br />

auch Menschen, die in anderer Weise<br />

von sozialen Problemen berührt sind,<br />

wie zum Beispiel Jugendliche. Das<br />

Theater Korn ist Teil der Gefangenenorganisation<br />

<strong>Reform</strong> <strong>91</strong>, die ihren Sitz<br />

im Thurgau hat, 131 Mitglieder innerhalb<br />

und ausserhalb des Strafvollzugs<br />

umfasst und 19<strong>91</strong> gegründet wurde.<br />

«Religiös sozial»<br />

Zimmermann macht keinen Hehl daraus,<br />

dass er seinen Wandel vom Straftäter<br />

zum Mann mit Sozialengagement<br />

nicht zuletzt einer intensiven<br />

Supervision während der Haft zu verdanken<br />

hat.<br />

«Die Gefängnisseelsorger haben<br />

für mich eine grosse Rolle gespielt»,<br />

erinnert er sich und betont, er selbst<br />

verstehe sich als sozial-religiös. Seine<br />

Vorbilder seien Karl Barth und Leonhard<br />

Ragaz. Letztlich seien das Theater<br />

und auch die Selbsthilfe-Initiative aus<br />

diesem christlichen Ansatz und der<br />

seelsorglichen Betreuung hervorgegangen.<br />

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