Pressespiegel A4.indd - Reform 91
Pressespiegel A4.indd - Reform 91
Pressespiegel A4.indd - Reform 91
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Frauenfeld<br />
PRESSESPIEGEL<br />
Kontaktadresse: <strong>Reform</strong> <strong>91</strong> Zürcherstrasse 228 8500 Frauenfeld Tel.: 052 722 10 30 E-Mail: reform<strong>91</strong>@gmx.ch
Landbote / Zürcher Unterländer / Neues Bülacher Tagblatt<br />
FREITAG, 07. NOVEMBER 2008<br />
Rorbas Theatergruppe Korn unter der Leitung von Peter Zimmermann im Steigwiessaal zu Gast<br />
«Vergangenheit abgeschlossen»<br />
30 Jahre lang hat Peter Zimmermann im Gefängnis gesessen – 15 davon als Verwahrter. Damals hat<br />
er schon Stücke inszeniert. Heute führt er Regie in Freiheit und zeigt sein neues Theater in Rorbas.<br />
Andrea Sailer<br />
Peter Zimmermann geht mit seinem Theaterstück «Hast du Angst?» auf Schweizer Tournee. (asa)<br />
Peter Zimmermann geht mit seinem Theaterstück «Hast du Angst?» auf Schweizer Tournee. (asa)<br />
Sein Delikt war «Unzucht mit Kindern». Peter Zimmermann verschweigt nichts, beschönigt nichts,<br />
kämpft aber auch dafür, dass Strafgefangene nicht auf Ewigkeiten verwahrt bleiben müssen – Ausnahmen<br />
gibt es aber auch für ihn. «Auch ich hätte Mühe, Hauert, Ferrari oder Kübler rauszulassen.»<br />
Die Gesellschaft habe Anrecht auf Schutz, sagt der ehemals Verwahrte.<br />
Als Insasse der Strafanstalt Saxerriet setzte sich Zimmermann für die Rechte der Gefangenen ein,<br />
leitete die Gefangenengewerkschaft und inszenierte als Insasse Theaterstücke – mit Insassen, die<br />
teilweise ihre eigene Geschichte spielten. Die Begeisterung fürs Theater hat er in sein Leben in Freiheit<br />
gerettet.<br />
Strukturen geben im Alltag<br />
Im April 2002 wurde Zimmermann aus dem Gefängnis entlassen. 30 Jahre hatte er gesessen. Er war<br />
Arztgehilfe, arbeitete in der Bibliothek, leitete Gesprächsgruppen und arbeitete für die Gefangenenzeitschrift<br />
«Schwarzer Peter.» Wegen seines Delikts, «Unzucht mit Pfl egebefohlenen», war Zimmermann<br />
in Therapie in der Strafanstalt Lenzburg. «In dieser Zeit ist etwas gewachsen in mir. Ich kann<br />
gewisse Sachen nicht mehr verantworten.»<br />
Seit 1986 sei er nicht mehr rückfällig geworden. Im Jahr 2000 wurde in einem Gutachten festgehalten,<br />
dass Zimmermann nicht pädophil sei. «Ich muss mir ganz klare Strukturen geben.» Wenn ein<br />
zehnjähriges Kind beispielsweise eine Einzelprobe habe, dann seien immer die Mutter oder der Vater<br />
dabei. «Ich habe meine Vergangenheit abgeschlossen.» Sich selbst bezeichnet er heute als religiös-<br />
Kontaktadresse: <strong>Reform</strong> <strong>91</strong> Zürcherstrasse 228 8500 Frauenfeld Tel.: 052 722 10 30 E-Mail: reform<strong>91</strong>@gmx.ch
1990 gründete Zimmermann «<strong>Reform</strong> <strong>91</strong>». Dieser Verein setzt sich für Strafgefangene und Entlassene<br />
ein. Eine Selbsthilfegruppe für Angehörige ist dem Verein ebenfalls angegliedert. «Angehörige<br />
von Strafgefangenen brauchen juristische Hilfe», sagt Zimmermann. Auch möchte er den Austausch<br />
unter Angehörigen fördern, die sich oft isoliert fühlen oder Verzweiflung spüren.<br />
Selbst lobt er seine Angehörigen. «Sie standen immer zu mir», sagt Zimmermann. Auch gründete<br />
er das «Team 72», das ehemalige Strafgefangene nach der Entlassung in ihren Häusern aufnimmt.<br />
«<strong>Reform</strong> <strong>91</strong>» verschafft sich auch politisch Gehör. Als im Januar in der Strafanstalt Pöschwies in<br />
Regensdorf ein inhaftierter Sexualmörder einen Mithäftling umbrachte, reichte der Verein auf Initiative<br />
von Zimmermann Strafanzeige gegen die Verantwortlichen des Strafvollzugs im Kanton Zürich ein.<br />
Versöhnung auf der Bühne<br />
In den 30 Jahren Knast hat Zimmermann viel gelesen. In seinen Stücken zeigt er auf, was Versöhnung<br />
ist – ohne dabei aber ein Bibelwort zu zitieren. «Versöhnung fi nde ich etwas ganz Wichtiges.»<br />
Seine Aufsteller sind heute, wenn ein Jugendlicher, den er in der Theatergruppe begleitet hat, die<br />
Lehre erfolgreich abschliessen kann oder wenn mitten in der Nacht das Telefon klingelt und jemand<br />
Zimmermann um einen Rat fragt. Projekte hat er noch viele. So möchte der 68-Jährige ein Buch<br />
schreiben, weiterhin Theaterstücke inszenieren und Angehörige von Strafgefangenen beraten.<br />
«Wenn ich aufhören würde mit meiner Arbeit, würde ich in die Isolation fallen.»<br />
Theaterstück «Hast du Angst?»<br />
Der ehemalige Strafgefangene Peter Zimmermann zeigt mit seiner Theatergruppe Korn aus Frauenfeld<br />
das Stück «Hast du Angst?». Die Aufführung fi ndet am Samstag, 8. November, um 20 Uhr im<br />
Steigwiessaal in Rorbas statt. Der Eintritt ist frei, die Kollekte wird der Stiftung Märtplatz gespendet.<br />
Zimmermann hat Jürg Jegges (Leiter des «Märtplatzes») Lied «Nachtgebet eines dummen Schülers»<br />
als Grundlage für das Interaktionstheater genommen. Im ersten Bild besprechen 16- bis 18-jährige<br />
Jugendliche die Ängste von Kindern und ihre eigenen Ängste. Selbsttötungen werden thematisiert.<br />
Im zweiten Bild wird ein alkoholkranker Bankprokurist, der seiner Familie seine Arbeitslosigkeit verschweigt,<br />
mit seinem Ist-Zustand konfrontiert. Im dritten Bild steht ein Strafgefangener im Zentrum.<br />
Er hat die Tante seiner zwei Enkelkinder umgebracht. Sie besuchen ihn im Gefängnis vor der Entlassung.<br />
Alle drei haben Angst.<br />
Die Theatergruppe Korn wuchs aus der Theatergruppe der Strafanstalt Saxerriet. Sie ist auch eine<br />
Arbeitsgruppe «<strong>Reform</strong> <strong>91</strong>», einer Organisation für Strafgefangene und Entlassene. Die Theatergruppe<br />
Korn sieht sich als Sprachrohr für die Sprachlosen. Es spielen Betroffene mit, ehemalige Strafgefangene<br />
und Angehörige sowie Leute, die anspruchsvolles Interaktionstheater mögen.<br />
Kontaktadresse: <strong>Reform</strong> <strong>91</strong> Zürcherstrasse 228 8500 Frauenfeld Tel.: 052 722 10 30 E-Mail: reform<strong>91</strong>@gmx.ch
Students<br />
Das Sprachrohr für die Sprachlosen<br />
vor 20 TagenVermischtesMusic NewsKultur<br />
Ein ex-Strafgefangener inszeniert Interaktionstheater: Am Samstag wird in Rorbas das neue<br />
Stück seiner Theatergruppe KORN uraufgeführt.<br />
Text: Martin Sturzenegger / Fotos: Johannes Dietschi<br />
Es ist ein düsterer Herbstnachmittag. In der methodistischen Kirche in Frauenfeld steht ein<br />
weisshaariger Mann in blau-weiss gestreiftem Anzug. Sehnsüchtig schaut er an ein an die Wand<br />
projektiertes Gefängnisfenster und fragt: „Werde ich nun freigelassen oder nicht?“<br />
Es herrscht Unklarheit: Ein Strafgefangener in der Kirche? Geht das? Ja das geht. Und zwar<br />
deshalb, weil die Szene nicht real, sondern Teil der Hauptprobe zum Theaterstück „Hast Du<br />
Angst“ von Regisseur Peter Zimmermann ist. Mit seiner Theatergruppe KORN spielt er Interaktionstheater,<br />
was bedeutet: Interaktion zwischen Realem und Fiktion, zwischen echtem Leben<br />
und gespieltem Theater. Und in diesem Zusammenhang ist die Szene eben nicht nur gespielt,<br />
sondern widerspiegelt einen realen und erschreckenden Hintergrund: Peter Zimmermann sass<br />
auch im richtigen Leben im Gefängnis. Seine „Tour de Knast“, wie er seine Reise quer durch die<br />
Schweizer Strafanstalten nennt, dauerte knapp dreissig Jahre. Wenn er nach ein paar Jahren<br />
wieder freikam, verstiess Zimmermann jeweils gegen die Bewährungsaufl agen: Er durfte sich<br />
nicht mehr in der Nähe von Jugendlichen unter 18 Jahren aufhalten – männliche Jugendliche,<br />
an denen er sich in der Vergangenheit mehrfach vergangen hatte.<br />
Kontaktadresse: <strong>Reform</strong> <strong>91</strong> Zürcherstrasse 228 8500 Frauenfeld Tel.: 052 722 10 30 E-Mail: reform<strong>91</strong>@gmx.ch
Alles nur Theater: Regisseur Peter Zimmermann wird von Darsteller Patrik Allenspach<br />
abgeführt<br />
Obwohl Peter Zimmermann heute aus seiner Verwahrung entlassen ist; als komplett „geheilt“<br />
würde er sich nicht bezeichnen. Es sei viel eher vergleichbar mit der Situation eines ehemaligen<br />
Alkoholikers: Er „lasse einfach die Finger davon.“ Dabei hilft Zimmermann auch das Gefühl der<br />
Freiheit, die er seit sechs Jahren wieder zurück gewonnen hat: „Niemals möchte ich wieder in<br />
diese Kiste zurück.“ Die Eingliederung in den realen Alltag war für den heute 69-jährigen nicht<br />
immer einfach gewesen. In dreissig Jahren hatte sich die Welt radikal verändert. Bei der Bedienung<br />
eines Billetautomaten herrschte erstmals Ratlosigkeit und ein normales Klo zu benutzen,<br />
kam einem überfordernder Luxus gleich - hatte er doch jahrelang mit Hilfe eines „Fäkalienkübels“<br />
seine Geschäfte verrichtet.<br />
Peter Zimmermann geniesst das Leben in Freiheit. „Niemals mehr möchte ich zurück in<br />
den Knast.“<br />
Eine der wenigen Konstanten, die sich durch Zimmermanns Leben als Strafgefangener bis<br />
heute durchzog, ist das Theater. In der Strafanstalt Saxenriet leitete er mit viel Enthusiasmus die<br />
interne Theatergruppe. Nach seiner Entlassung fand er unter dem bekannten Regisseur Daniel<br />
Wahl eine Anstellung als Schauspieler am Theater Basel. Für seine Darstellung als Strafgefangener<br />
erhielt Zimmermann damals von der Presse gute Kritiken. Die Arbeit mit der Gruppe<br />
KORN setzt die Form des interaktiven Theaters fort. Wenn auch in einer etwas anderen Konstellation:<br />
Die Darsteller sind keine (ex)-Strafgefangenen mehr. Das Ensemble setzt sich aus den<br />
unterschiedlichsten Menschen zusammen, denen jedoch allen etwas Gemeinsames anhaftet:<br />
Sie haben Ängste, die sie auf die Bühne bringen und dadurch für sich selbst besser verarbeiten<br />
können. Theater als eine Form von Gruppentherapie oder, wie es auf dem Theaterfl yer heisst,<br />
als „Sprachrohr für die Sprachlosen“ verstehend.<br />
Theatergruppe KORN<br />
Im Vorfeld des Theaterstückes fanden unter der Leitung von Zimmermann viele Gruppen- und<br />
Einzelgespräche statt. Die Ängste der einzelnen Darsteller wurden offen dargelegt, um sie<br />
danach auf der Bühne ins Theaterstück miteinzufl echten: Arbeitslosigkeit, schulischer Stress,<br />
Eskapismus und Alkoholismus – die Ängste und Sorgen sind vielfältig und meistens, jedoch<br />
nicht immer, dem realen Alltag der Schauspieler entnommen. „In der Gruppe ist ein starker Zusammenhalt<br />
zu spüren und wir verheimlichen uns nichts“, sagt Claudio Sisti, der im Stück einen<br />
alkoholkranken Familienvater und ex-Bankier spielt. Auch Peter Zimmermann meint: „ Die Interaktion<br />
dieses Theaters wuchs in den Proben zur endgültigen Inszenierung. Wir fühlen uns nun<br />
bereit für den Auftri<br />
Das Stück „Hast du Angst“ von der Theatergruppe KORN wird an diesem Samstag im Steigwiessaal<br />
in Rorbas bei Bülach uraufgeführt. Beginn: 20Uhr / Eintritt: frei. Weitere Auftritte folgen<br />
in der gesamten Schweiz.<br />
Kontaktadresse: <strong>Reform</strong> <strong>91</strong> Zürcherstrasse 228 8500 Frauenfeld Tel.: 052 722 10 30 E-Mail: reform<strong>91</strong>@gmx.ch
Die weiteren Auftritte:<br />
Do 13. November 2008 19.30 Uhr Krichgemeindehaus, Lyssachtrasse 2, Burgdorf<br />
Mi 19. November 2008 19.30 Uhr Mittelstufenschulhaus Höfl i, Gams<br />
Mi 3. Dezember 2008 19.30 Uhr Zwingli Kirche, Schaffhausen<br />
Kommentar schreiben Author<br />
Martin Sturzenegger<br />
Kontaktadresse: <strong>Reform</strong> <strong>91</strong> Zürcherstrasse 228 8500 Frauenfeld Tel.: 052 722 10 30 E-Mail: reform<strong>91</strong>@gmx.ch
Kontaktadresse: <strong>Reform</strong> <strong>91</strong> Zürcherstrasse 228 8500 Frauenfeld Tel.: 052 722 10 30 E-Mail: reform<strong>91</strong>@gmx.ch
<strong>Reform</strong>iert<br />
INTERAKTIONSTHEATER<br />
HAST DU ANGST?<br />
Die Theatergruppe Korn, aus der<br />
Theatergruppe der Strafanstalt<br />
Saxenriet entstanden, versteht<br />
sich als Sprachrohr der Sprachlosen.<br />
Der Stoff entsteht in den<br />
wöchentlichen Gruppensgesprächen;<br />
jeder Darsteller spricht im<br />
Stück «seine» Sprache. Imneuen<br />
Programm stellt man sich furchtlos<br />
allerlei Ängsten.<br />
HAST DU ANGST?: Aufführung im<br />
reformierten Kirchgemeindehaus<br />
Burgdorf (Lyssachstrasse 2):<br />
13.November, 19.30 (Eintritt frei;<br />
Kollekte) Info: 0527221030<br />
Kontaktadresse: <strong>Reform</strong> <strong>91</strong> Zürcherstrasse 228 8500 Frauenfeld Tel.: 052 722 10 30 E-Mail: reform<strong>91</strong>@gmx.ch
Kontaktadresse: <strong>Reform</strong> <strong>91</strong> Zürcherstrasse 228 8500 Frauenfeld Tel.: 052 722 10 30 E-Mail: reform<strong>91</strong>@gmx.ch
Kontaktadresse: <strong>Reform</strong> <strong>91</strong> Zürcherstrasse 228 8500 Frauenfeld Tel.: 052 722 10 30 E-Mail: reform<strong>91</strong>@gmx.ch
Kontaktadresse: <strong>Reform</strong> <strong>91</strong> Zürcherstrasse 228 8500 Frauenfeld Tel.: 052 722 10 30 E-Mail: reform<strong>91</strong>@gmx.ch
Es spielen:<br />
Peter Zimmermann<br />
Jasmin Boelsterli<br />
Sinuhe Nussbaum<br />
Kurt Sigrist<br />
Samuel Boelsterli<br />
Eva Hehle<br />
Thomas Kämpfer<br />
Claudio Sisti<br />
Patrik Allenspach<br />
Strafgefangener / Grossvater<br />
Schülerin / Tochter eines arbeitslosen Vaters / Enkelin<br />
Schüler / Sohn eines arbeitslosen Vaters<br />
Schüler / Sohn eines arbeitslosen Vaters<br />
Schüler / Drogenfahnder / Enkel<br />
Ehefrau und Mutter von vier Kindern<br />
Lehrer / Diakon<br />
Ehm. Bankprokurist / Vater / Alkoholiker<br />
Aufseher<br />
Inszenierung:<br />
Peter Zimmermann<br />
Eva Hehle<br />
Sinuhe Nussbaum<br />
Samuel Boelsterli<br />
Thomas Kämpfer<br />
Bühnenbild<br />
Spieldauer:<br />
Leitung und Regie<br />
Musik<br />
PR / Sekretariat<br />
Technik<br />
Technik<br />
Gabrielle Hirt<br />
ca 90 Minuten (mit Pause)<br />
Kontaktadresse: <strong>Reform</strong> <strong>91</strong> Zürcherstrasse 228 8500 Frauenfeld Tel.: 052 722 10 30 E-Mail: reform<strong>91</strong>@gmx.ch
Kontaktadresse: <strong>Reform</strong> <strong>91</strong> Zürcherstrasse 228 8500 Frauenfeld Tel.: 052 722 10 30 E-Mail: reform<strong>91</strong>@gmx.ch
Theater „Hast Du Angst?“<br />
Theater „Hast Du Angst?“<br />
Mittwoch 03.12.2008, 19.30 Uhr<br />
Zwinglikirche, Hochstrasse<br />
Theaterstück «Hast du Angst?»<br />
Der ehemalige Strafgefangene Peter Zimmermann zeigt mit seiner Theatergruppe Korn aus Frauenfeld<br />
das Stück «Hast du Angst?». Die Aufführung fi ndet am Mittwoch, 3. Dezember, um 19.30 Uhr in<br />
der Zwinglikirche in Schaffhausen statt. Der Eintritt ist frei, die Kollekte unterstütz: <strong>Reform</strong> <strong>91</strong> /SAS<br />
Zimmermann hat Jürg Jegges (Leiter des «Märtplatzes») Lied «Nachtgebet eines dummen Schülers»<br />
als Grundlage für das Interaktionstheater genommen. Im ersten Bild besprechen 16- bis 18-jährige<br />
Jugendliche die Ängste von Kindern und ihre eigenen Ängste. Selbsttötungen werden thematisiert.<br />
Im zweiten Bild wird ein alkoholkranker Bankprokurist, der seiner Familie seine Arbeitslosigkeit verschweigt,<br />
mit seinem Ist-Zustand konfrontiert. Im dritten Bild steht ein Strafgefangener im Zentrum.<br />
Er hat die Tante seiner zwei Enkelkinder umgebracht. Sie besuchen ihn im Gefängnis vor der Entlassung.<br />
Alle drei haben Angst.<br />
Die Theatergruppe Korn wuchs aus der Theatergruppe der Strafanstalt Saxerriet. Sie ist auch eine<br />
Arbeitsgruppe von «<strong>Reform</strong> <strong>91</strong>», einer Organisation für Strafgefangene und Entlassene. Die Theatergruppe<br />
Korn sieht sich als Sprachrohr für die Sprachlosen. Es spielen Betroffene mit, ehemalige<br />
Strafgefangene und Angehörige sowie Leute, die anspruchsvolles Interaktionstheater mögen.<br />
Kontakt: Pfarrerin<br />
Elke Rüegger-Haller<br />
Hochstr. 200<br />
8200 Schaffhausen<br />
052/625 80 48<br />
elke.rueegger@ref-sh.ch<br />
zwinglipfarramt1@kgvsh.ch<br />
www.zwinglikirche.ch<br />
Theatergruppe KORN<br />
Kontaktadresse: <strong>Reform</strong> <strong>91</strong> Zürcherstrasse 228 8500 Frauenfeld Tel.: 052 722 10 30 E-Mail: reform<strong>91</strong>@gmx.ch
Evangelisch-reformierte Kirchen Baselland, Basel-Stadt, Luzern, Obwalden, Schaffhausen, Schwyz,<br />
Solothurn, Uri<br />
Zwischen Leben und Theater<br />
Das seinerzeit von einem Häftling der Strafanstalt Saxenriet gegründete Theater «Korn» kommt mit<br />
dem Stück «Hast du Angst?» in die Schaffhauser Zwinglikirche.<br />
SCHAFFHAUSEN • Wovor hat ein Bankprokurist Angst? Wovor ein Strafgefangener, der gleich<br />
entlassen wird, oder ein 18-Jähriger, der im Selbstmord seinen Ausweg sucht? Mit dem Stück «Hast<br />
du Angst», gibt das Theater «Korn» eine eindrückliche Antwort. Denn in der dreiteiligen Aufführung<br />
bringen die Darstellerinnen und Darsteller ein Stück ihrer eigenen Lebensgeschichte auf die Bühne.<br />
Anders als dar Seelen-Striptease bei Reality-TV, ist der authentische Auftritt der Schauspielerinnen<br />
und Schauspieler nicht peinlich oder kitschig und befi nden sich die Zuschauenden nicht in der Rolle<br />
von Voyeuren. Vielmehr werden sie zum Mitfühlen und Mitdenken angeregt. Das hat mit dem intensiven<br />
Entstehungsprozess unter der Regie von Peter Zimmermann zu tun. Sorgfältig werden die<br />
Szenen mit den Darstellenden erarbeitet. Auf diese Art wirken die dargestellten Ängste nicht privat,<br />
sondern beispielhaft und vermögen andere anzusprechen.<br />
Kontaktadresse: <strong>Reform</strong> <strong>91</strong> Zürcherstrasse 228 8500 Frauenfeld Tel.: 052 722 10 30 E-Mail: reform<strong>91</strong>@gmx.ch
Sprachrohr von Sprachlosen<br />
So die Angst des arbeitslosen Bankers, der seiner Familie die Entlassung verschweigt und dabei ins<br />
Trinken gerät. Auch seine Frau und seine Kinder kommen zu Wort. Das Theater wird einerseits zum<br />
Sprachrohr von Sprachlosen: «Die Menschen auf der Bühne sollen ihre eigene Problematik rauslassen»,<br />
so Zimmermann. Andererseits hat die Aufführung ein Ziel, das über den Bühnenrand hinausgeht:<br />
«Integration, Versöhnung und die Botschaft, dass randständige Menschen zur Gesellschaft<br />
gehören», umschreibt es der Regisseur.<br />
Peter Zimmermann, der Gründer von «Korn» hat selber eine «randständige» Biografi e. Während 30<br />
Jahren im Gefängnis, habe er «mit der Unterstützung von Seelsorgern und dank der Theaterarbeit»<br />
Fuss gefasst und sich ein neues Leben erarbeitet. So trat er im Rahmen der «Zürcher Disputation<br />
84» der Zürcher Landeskirche auf. Mit seiner ersten Theatergruppe, alles Häftlinge der St. Galler<br />
Anstalt Saxenriet, ging der damalige Häftling auch ausserhalb der Gefängnismauern auf Tour. Die<br />
ursprünglich autodidaktisch erlernte Theaterarbeit hat er in den letzten Jahren am Theater Basel<br />
professionalisiert. Inspiriert von Dramatikern wie Dario Fo und Bertolt Brecht, welche mit Theater die<br />
Welt verändern wollten, ist er überzeugt, dass das Rollenspiel die Spielenden wie das Publikum weiter<br />
bringe. «Viele Zuschauerinnen und Zuschauer zeigen sich tief berührt von unserem Spiel», erzählt<br />
Zimmermann. Oft entwickelten sich nachher interessante Gespräche.<br />
Diskussion nach dem Spiel<br />
Neben der Theaterarbeit ist Zimmermann auch politisch tätig: Er gründete die «<strong>Reform</strong> <strong>91</strong>», eine<br />
Organisation, die für Häftlinge eintritt. Vor dem Auftritt der Gruppe «Korn» in der Zwinglikirche wird<br />
Zimmermann einen Abend lang Konfi rmandinnen und Konfi rmanden von seiner Arbeit erzählen. Nach<br />
der Vorstellung am 3. Dezember wird ein Gespräch mit den Schauspielenden stattfi nden, in der auch<br />
kritische Fragen Platz fi nden.<br />
Barbara Helg<br />
Kontaktadresse: <strong>Reform</strong> <strong>91</strong> Zürcherstrasse 228 8500 Frauenfeld Tel.: 052 722 10 30 E-Mail: reform<strong>91</strong>@gmx.ch
Die Theatergruppe KORN spielt unteranderem für die SAS<br />
LOKAL<br />
Selbsthilfe soll Not von<br />
Angehörigen lindern<br />
In der Region soll eine Selbsthilfegruppe<br />
für Angehörige von<br />
Strafgefangenen entstehen. Das<br />
sagt Peter Zimmermann, der<br />
einst selbst im Saxerriet einsass<br />
und sich heute sozial engagiert.<br />
Von Reinhold Meier<br />
Gams. – «Alles redet von den Tätern<br />
und den Opfern», erklärt Zimmermann<br />
und will damit die Wichtigkeit<br />
dieses Themas keineswegs in Abrede<br />
stellen. «Aber dass Strafgefangene<br />
auch eine Familie haben, wird dabei<br />
oft vergessen», ergänzt er. Scham,Wut<br />
und Verzweiflung seien Gefühle, welche<br />
die Angehörigen nach einer Verhaftung<br />
bewegten. Daher sei es wichtig,<br />
den Betroffenen in regelmässigen<br />
Abständen Gelegenheit zum Austausch<br />
zu geben. «Das hat auch eine<br />
therapeutische Funktion», weiss der<br />
ehemalige Häftling.<br />
Solche Begegungsmöglichkeiten will<br />
Zimmermann jetzt konkret schaffen.<br />
Im Sommer hat er dazu zwei Selbsthilfegruppen<br />
(SAS) gegründet, eine in<br />
Biel, die andere im thurgauischen<br />
Eschenz. Dort können sich Angehörige<br />
jetzt im zweiwöchentlichen<br />
Rhythmus treffen und einander mitteilen.<br />
«Die Not ist gross», betont er<br />
die Bedeutung solcher Kontakte. Deshalb<br />
möchte er die Angehörigen<br />
auch in der Kontaktpflege schulen<br />
und der Frage, wie sie die Beziehung<br />
zum Inhaftierten pflegen können.<br />
«Was kommt auf den Tisch?»<br />
Über die Sozialkontakte hinaus,<br />
welche die Isolation der Betroffenen<br />
durchbrechen sollen, will er aber auch<br />
konkret helfen. «Wir möchten praktische<br />
Hilfestellung bieten», erklärt<br />
Zimmermann und denkt dabei an<br />
Kontakte zu Ämtern, Besuche sowie<br />
Unterstützung bei Gesuchen wie Telefonbewilligungen.<br />
Besonderes Augenmerk gelte den<br />
Frauen und Müttern, legt Zimmermann<br />
weiter dar. «Denen ist manchmal<br />
nicht klar, was am Ende des<br />
Monats auf den Tisch kommt», erzählt<br />
er. Dann gälte es, bei Behörden und<br />
Einrichtungen Überbrückungen zu<br />
Vom Häftling zum Helfer: Peter Zimmermann steht Angehörigen von<br />
Strafgefangenen zur Seite.<br />
Bild Reinhold Meier<br />
organisieren oder gleich direkt zu helfen.<br />
Das Bedürfnis sieht Zimmermann<br />
als gegeben an. «Wir möchten<br />
weitere SAS gründen», kündigt er an,<br />
«auch im Rheintal und dem Kanton<br />
St.Gallen».<br />
Getragen von der Gruppe Korn<br />
Getragen wird SAS von der Theatergruppe<br />
Korn, die kürzlich in Gams<br />
gastierte (der W&O berichtete am<br />
22.November). Diese Theatergruppe<br />
zeigt Interaktionsspiele rund um die<br />
Themen Sucht,Gewalt und Prävention.<br />
Sie wurde 1998 an der Strafanstalt<br />
Saxerriet gegründet, massgeblich von<br />
Peter Zimmermann und sieben Mitgefangenen<br />
initiiert,umfasst heute aber<br />
auch Menschen, die in anderer Weise<br />
von sozialen Problemen berührt sind,<br />
wie zum Beispiel Jugendliche. Das<br />
Theater Korn ist Teil der Gefangenenorganisation<br />
<strong>Reform</strong> <strong>91</strong>, die ihren Sitz<br />
im Thurgau hat, 131 Mitglieder innerhalb<br />
und ausserhalb des Strafvollzugs<br />
umfasst und 19<strong>91</strong> gegründet wurde.<br />
«Religiös sozial»<br />
Zimmermann macht keinen Hehl daraus,<br />
dass er seinen Wandel vom Straftäter<br />
zum Mann mit Sozialengagement<br />
nicht zuletzt einer intensiven<br />
Supervision während der Haft zu verdanken<br />
hat.<br />
«Die Gefängnisseelsorger haben<br />
für mich eine grosse Rolle gespielt»,<br />
erinnert er sich und betont, er selbst<br />
verstehe sich als sozial-religiös. Seine<br />
Vorbilder seien Karl Barth und Leonhard<br />
Ragaz. Letztlich seien das Theater<br />
und auch die Selbsthilfe-Initiative aus<br />
diesem christlichen Ansatz und der<br />
seelsorglichen Betreuung hervorgegangen.<br />
Kontaktadresse: <strong>Reform</strong> <strong>91</strong> Zürcherstrasse 228 8500 Frauenfeld Tel.: 052 722 10 30 E-Mail: reform<strong>91</strong>@gmx.ch