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Baugeschichte der Gnadenkirche - Kultur und Dorfgemeinschaft ...

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<strong>Baugeschichte</strong> <strong>der</strong> <strong>Gnadenkirche</strong><br />

Die Bestrebungen, dem in sich abgeschlossenen Ortsteil Holthausen, <strong>der</strong> ein geografisches Kuriosum<br />

darstellt, eine beson<strong>der</strong>e seelsorgerliche Betreuung angedeihen zu lassen, gehen zurück bis auf das Jahr<br />

1895. Als im Jahre 1899 die Gemeinde Eppenhausen zu einer selbstständigen Gemeinde gemacht<br />

wurde, wurde Holthausen dieser Gemeinde zugeteilt. Alle Berichte bis zum Jahre 1953 lassen deutlich<br />

erkennen, daß die pfarramtliche <strong>und</strong> seelsorgerliche Betreuung Holthausens immer als unzureichend<br />

empf<strong>und</strong>en wurde. Mancherlei Besprechungen <strong>und</strong> Verhandlungen schlossen damit ab, daß dem<br />

Presbyterium am 3.7.1953 durch den Gesamtverband <strong>der</strong> evangelischen Kirchengemeinden Kenntnis<br />

gegeben wurde von <strong>der</strong> Absicht, in Holthausen ein Gr<strong>und</strong>stück für ein Gemeindezentrum zu erwerben.<br />

Am 3.8.1953 wurde durch das Presbyterium folgen<strong>der</strong> Beschluß gefaßt: „Betr. Grun<strong>der</strong>werb von <strong>der</strong><br />

Erbengemeinschaft Heermann. Presbyterium beschließt, von <strong>der</strong> Erbengemeinschaft Heermann folgende<br />

Gr<strong>und</strong>stücke zu erwerben:<br />

1.) Gemarkung Holthausen Flur 4 Flurstück 61, Hof - <strong>und</strong> Gebäudeflächen Klippchen 5<br />

2. ) Einen Teil des Gr<strong>und</strong>stückes Gemarkung Holthausen, Flur 4 Flurstück 60 (in dem Lageplan für die<br />

Teilungsgenehmigung mit den Buchstaben a bis i<br />

bezeichnet).<br />

Die zu erwerbenden Flächen zu 1 <strong>und</strong> 2 haben eine Größe von r<strong>und</strong>. 6000 Qm. Der Kaufpreis beträgt<br />

DM. 20 000.-<br />

Die Kosten für den Grun<strong>der</strong>werb trägt <strong>der</strong> Gesamtverband <strong>der</strong> evangel. Kirchengemeinden in Hagen.<br />

Zum Abschluß des Kaufvertrages sowie zur Auflassung wird Herr Verwaltungsdirektor Gerber<br />

bevollmächtigt." Dieser Beschluß wurde einstimmig gefaßt.<br />

Am 21.9.53 wurde folgen<strong>der</strong> Beschluß einstimmig gefaßt: "Zur besseren seelsorgerlichen Betreuung des<br />

Holthauser Teiles des 1.Pfarrbezirkes<br />

wird beschlossen, an den Gesamtverband einen Antrag auf Bereitstellung <strong>der</strong> Mittel zur<br />

Errichtung einer Predigerstelle für Holthausen, gemäß dem Kirchengesetz über das Amt eines Predigers<br />

zu errichten. Der Predigerstelle sollen die Ortsteile Holthausen, Haßley <strong>und</strong> Staplack zugewiesen werden.<br />

Es handelt sich dabei um ca. 1000 Seelen. Mit einer Vermehrung infolge <strong>der</strong> neuen, städtischen Planung<br />

ist zu rechnen. In Abwesenheit des Volksmissionars Presbyter Stuckmann wurde weiterhin beschlossen,<br />

ihn in diese Predigerstelle zu berufen, <strong>und</strong> seine Ordination hierfür zu beantragen, sobald er die<br />

entsprechende Prüfung bestanden hat <strong>und</strong> die Stelle errichtet ist." Der Synodalvorstand <strong>und</strong> <strong>der</strong> Vorstand<br />

des Gesamtverbandes stimmten diesem Beschluß zu.<br />

Von diesem Zeitpunkt an wurden durch den Volksmissionar Stuckmann in <strong>der</strong> Holthauser Schule<br />

regelmäßig Gottesdienste gehalten, ebenso wurde in <strong>der</strong> Schule <strong>der</strong> Katechumenen- <strong>und</strong><br />

Konfirmandenunterricht durchgeführt. Um die Sammlung von Gemeindekreisen zu ermöglichen, wurde im<br />

Hause Holthauserstr. 69 ein Zimmer gemietet, das als Dienstzimmer benutzt <strong>und</strong> <strong>der</strong> Sammlung von<br />

Frauen- <strong>und</strong> Jugendkreisen diente.<br />

Am 2. Mai 1954 erfolgte in einem feierlichen Gottesdienst im Gemeindehaus zu Eppenhausen die<br />

Einführung des Volksmissionars Stuckmann als Pastor für den Seelsorgebezirk Holthausen durch Herrn<br />

Sup.Steinsiek, <strong>der</strong> seiner Ansprache das Wort l.Kor.15,57 "Gott aber sei Dank, <strong>der</strong> uns den Sieg gegeben<br />

durch unsern Herrn Jesus Christus." zu Gr<strong>und</strong>e legte. Pastor Stuckmann predigte über 1. Kor. 3,5 + 6. Er<br />

führte aus, daß er den Dienst nur tun könne, weil er sich unter die Gnade Gottes gestellt wüßte, weil er die<br />

Gewißheit habe, daß sich in <strong>der</strong> Gemeinde betende Hände für ihn aufheben würden, <strong>und</strong> daß er sich in<br />

einen Kreis von Brü<strong>der</strong>n gestellt sehe. Ohne diese Voraussetzungen sei es ein Wagnis, den Dienst tun zu<br />

wollen.<br />

Pastor Stuckmann erhielt seine Ausbildung als Diakon in <strong>der</strong> Evangel. Diakonenanstalt "Martineum" in<br />

Volmarstein. 1935 wurde er als Volksmissionar durch die Innere Mission nach Hagen berufen. Als solcher<br />

hat er Pionierarbeit in den Randgebieten am Loxbaum <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Ton<strong>der</strong>siedlung, sowie in <strong>der</strong><br />

Brunnenstraße getan, wo er Menschen in Privatwohnungen zu Gottesdienst <strong>und</strong> Bibelst<strong>und</strong>e sammelte,<br />

sowie Kin<strong>der</strong>gottesdienste <strong>und</strong> Jugendst<strong>und</strong>en durchführte. 1941 wurde er zum Militärdienst einberufen,<br />

<strong>und</strong> hat an dem Feldzug gegen Rußland vom ersten bis letzten Tag als Sanitätsdienstgrad teilgenommen.<br />

Nach seiner Rückkehr 1945 wurde er in den verschiedensten Bezirken zum Predigtdienst herangezogen,<br />

dazu übernahm er die Gefängnis-Seelsorge im hiesigen Gefängnis. Eine Krankheit, die er sich im Felde<br />

zugezogen hatte, legte ihn dann fünf lange Jahre aufs Krankenlager. Während seiner Krankheit hat er <strong>der</strong><br />

Gemeinde durch einige von ihm verfaßte Schriften <strong>und</strong> Gemeindebriefe einen großen Dienst erwiesen.


1948 wurde er zum Presbyter gewählt. Nach seiner Genesung hat er die durch<br />

den Tod von Pfarrer Koschützke vakante Pfarrstelle des 1.Bezirks versorgt,<br />

bis er 1953 ganz in den Dienst für Holthausen eingesetzt wurde. Er ist verheiratet<br />

mit <strong>der</strong> Tochter des Lokomotivführers Hermann Ebbinghaus, seiner<br />

Ehe wurde zwei Kin<strong>der</strong> geschenkt.<br />

Seit 1954 versieht Pastor Stuckmann nebenamtlich die Stelle als Seelsorger<br />

am hiesigen Gefängnis.<br />

Am 13.1.1954 wurde auf Vorschlag des Gesamtverbandes folgen<strong>der</strong> Presbyteriumsbeschluß gefaßt:<br />

„Presbyterium beschließt, auf dem durch den Gesamtverband. für die Kirchengemeinde<br />

Eppenhausen erworbenen Gr<strong>und</strong>stück in Holthausen Flur 4 Parzelle Nr. 119<br />

nach den Entwürfen des Architekten Gottschalk aus Letmathe einen Neubau zu<br />

errichten, bestehend aus:<br />

a) Kapelle mit Turm<br />

b)Kin<strong>der</strong>garten mit Gemein<strong>der</strong>aum <strong>und</strong> Wohnungen für einen Hausmeister <strong>und</strong> die<br />

Kin<strong>der</strong>gärtnerin.<br />

Die Baukosten einschl.Nebenkosten betragen nach dem Voranschlag DM.165 000.- Es ist folgende<br />

Finanzierung vorgesehen:<br />

1.)Aus Mitteln des Gesamtverbandes DM. 50 000.-<br />

2.)Aus Anleihemitteln (Sparkasse Hagen) " 40 000.-<br />

3.)Aus Mitteln <strong>der</strong> Kreissynode " 25 000.-<br />

4.)Aus Mitteln des Staates (Beihilfen für Kin<strong>der</strong>garten) " 25 000.-<br />

5.)Aus <strong>der</strong> kirchlichen Aufbauhilfe " 25 000.-<br />

DM. 165 000.-<br />

Die Errichtung des Gebäudes erfolgt durch den Gesamtverband im Rahmen seiner Planungsaufgaben<br />

nach Abschnitt II Ziffer 3 <strong>der</strong> Verbandsurk<strong>und</strong>e.“ Der Beschluß wurde einstimmig gefasst.<br />

Zur Beratung des Gesamtverbandes wurde ein Bau-Ausschuß, bestehend aus Pastor Stuckmann, Pfarrer<br />

Buschmann, Presbyter Schulte <strong>und</strong> Presbyter Marl eingesetzt.<br />

Am 18.7.54 fand die feierliche Gn<strong>und</strong>steinlegung bei strömendem Regen statt. Der Gottesdienst, <strong>der</strong> auf<br />

dem Bauplatz gehalten werden sollte, mußte in die naheliegende Scheune des Landwirtes H.Korte verlegt<br />

werden. Sie war durch die Gemeinde ausgeschmückt <strong>und</strong> mit Bänden <strong>und</strong> Stühlen ausgestattet. Pastor<br />

Stuckmann predigte über das Sonntagsevangelium Luk. 5, 1 -11. Sup.Steinsiek legte seinen<br />

Ausführungen den Gedanken zu Gr<strong>und</strong>e: Das lebendige Wort soll hier eine Heimstatt haben. Von <strong>der</strong><br />

Stadtverwaltung nahmen Herr Oberstadtdirektor Sasse <strong>und</strong> Herr Stadtrat Bie<strong>der</strong>beck teil, Herr Verw.-<br />

Direktor Gerber überbrachte die Grüße des Gesamtverbandes. Die beiden ältesten Gemeindeglie<strong>der</strong>,<br />

Frau Lina Jung <strong>und</strong> Herr Friedrich Klostermann, beide über 90 Jahre alt, nahmen an dieser für sie<br />

freudevollen St<strong>und</strong>e teil. Ihre Bil<strong>der</strong>, sowie Tageszeitungen <strong>und</strong> die Urk<strong>und</strong>e wurden in einer Schatulle<br />

eingemauert. Die Urk<strong>und</strong>e hat folgenden Wortlaut:<br />

"Im Namen des dreieinigen Gottes. Amen.<br />

Am 16. Juli, dem 5. Sonntag nach Trinitatis, im Jahre des Heils eintausend-neunhun<strong>der</strong>tvier<strong>und</strong>fünfzig<br />

wurde <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>stein zu dieser Kirche <strong>und</strong> dem evangelischen Kin<strong>der</strong>garten gelegt. Die Errichtung wurde<br />

erfor<strong>der</strong>lich, weil die geistige Betreuung des Dorfes Holthausen infolge seiner beson<strong>der</strong>en, geographischen<br />

Lage, von jeher erschwert, unzureichend war. Die große räumliche Ausdehnung <strong>der</strong><br />

Gemeinde Eppenhausen ließ es ratsam erscheinen, mehrere Predigtstellen zu errichten, um alle<br />

Gemeindeglie<strong>der</strong> mit <strong>der</strong> Verkündigung <strong>der</strong> frohen Botschaft zu erreichen. Zur Zeit werden die in <strong>der</strong><br />

Beilage aufgeführten Predigtstätten unterhalten o<strong>der</strong> wie<strong>der</strong> aufgebaut.<br />

In Holthausen, das etwa 1100 evangelische Bewohner hat, wurden Gottesdienste <strong>und</strong> Unterricht<br />

behelfsmäßig in einem Klassenzimmer <strong>der</strong> Schule abgehalten.<br />

Durch die Gnade unseres Herrn Jesus Christus wurde es so gefügt, daß <strong>der</strong> Beschluss des Presbyteriums<br />

<strong>der</strong> Kirchengemeinde Eppenhausen, die Gemeindeteile Holthausen <strong>und</strong> Haßley zu einem selbstständigen<br />

Seelsorgebezirk zu vereinen, <strong>und</strong> <strong>der</strong> Beschluß des Gesamtverbandes <strong>der</strong> evangelischen Kirchengemeinden<br />

von Hagen, in Holthausen ein Gemeindezentrum (Kirche, Kin<strong>der</strong>garten, Gemeindesaal) zu<br />

erbauen, zusammentrafen. Durch desselben Gande wurde es auch möglich, die Pläne in kürzester Zeit zu<br />

verwirklichen. Darum soll diese Kirche den Namen "<strong>Gnadenkirche</strong>" tragen.<br />

Entwurf <strong>und</strong> Bauleitung liegen in Händen des Architekten Paul Gottschalk aus Letmathe, die Bauarbeiten<br />

sind dem heimischen Bauunternehmer Rudolf Bäcker übertragen. Beson<strong>der</strong>er Dank gebührt dem<br />

Gesamtverband <strong>der</strong> evangelischen Kirchengemeinden Hagen für die Bereitstellung <strong>der</strong> Bausumme.


Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit allen, die an den Plänen <strong>und</strong> ihrer Verwirklichung<br />

mitgearbeitet haben o<strong>der</strong> durch Opfer <strong>und</strong> Gebet dazu beitragen.<br />

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit allen, die an dieser Kirche<br />

in <strong>der</strong> Wortverkündigung <strong>und</strong> Sakramentsverwaltung o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Arbeit <strong>der</strong><br />

Liebe dienen.<br />

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit allen, die in dieser Kirche<br />

getauft, konfirmiert o<strong>der</strong> getraut werden, <strong>und</strong> die durch den Empfang <strong>der</strong><br />

heiligen Sakramente o<strong>der</strong> das Hören <strong>der</strong> frohen Botschaft einen Segen empfangen.<br />

Kyrie - Eleison Herr erbarme dich. "<br />

Es folgen die Unterschriften des Presbyteriums <strong>und</strong> des Gesamtverbandes <strong>und</strong> des Bauherrn.<br />

An den Sauarbeiten wurden weiter beteiligt:<br />

Zimmerarbeiten: Gebr. Rode <strong>und</strong> Richard Homburg - Hagen<br />

Dachdeckerarbeiten: Wilh. Hilker, Hagen<br />

Schreinerarbeiten: Wilhelm Homburg, Hagen <strong>und</strong> W. Stahlschmidt, Hagen<br />

Klempnerarbeiten: Ernst Anacker, Hagen<br />

Heizungsanlage: Friedrich Gerber, Hagen<br />

Maler- <strong>und</strong> Anstreicherarbeiten: Ernst Hild, Hagen<br />

Kunstschmiedearbeiten: Heinz Waltenberg, Hagen<br />

Elektro-Installation: Dipl.Ing. Semmler, Hagen.<br />

Gestühl: Firma Detring in Herford<br />

Steinmetz: Viegener in Deleke (Möhnesee)<br />

Buntverglasung: Heberle, Hagen-Haspe<br />

Bodenbelag: Rüfer-Hagen <strong>und</strong> Ernst Burris Letmathe<br />

Außenputz: E.Merle - Hagen.<br />

Beleuchtungskörper: J.H.Schmidt Söhne in Iserlohn.<br />

Planierung des Platzes: Heinr.Hamann - Hagen.<br />

Gärtnerische Anlagen: Gartenarchitekt Paar - Hagen.<br />

Die künstlerische Ausgestaltung lag in den Händen des Kunstmalers Karl<br />

Hellwig in Haßlinghausen, <strong>der</strong> auch, in Zusammenarbeit mit Frl. Zapp, Hagen,<br />

den Altarteppich <strong>und</strong> die Antependien entwarf <strong>und</strong> gestaltete.<br />

Die Hoffnung, daß schon Weihnachten 1954 <strong>der</strong> erste Gottesdienst in <strong>der</strong> Kirche gehalten werden<br />

könnte, erfüllte sich auf Gr<strong>und</strong> vieler widriger Umstände nicht. Auch <strong>der</strong> dann ins Auge gefaßte Termin,<br />

zu Ostern 1955 die Einweihung vorzunehmen, konnte nicht eingehalten werden. Erst <strong>der</strong> Trinitatis-<br />

Sonntag, <strong>der</strong> 5.6.55 brachte die Erfüllung aller Wünsche. Begünstigt von außerordentlich gutem Wetter<br />

konnte Nachmittags um 3 Uhr die Weihehandlung beginnen. Das ganze Dorf hatte festlichen Schmuck<br />

angelegt. In einer schlichten Feier wurde <strong>der</strong> Abschied von <strong>der</strong> bisherigen Gottesdienststätte<br />

vorgenommen, wobei Ps. 84 <strong>der</strong> kurzen Ansprache von P.Stuckmann zu Gr<strong>und</strong>e gelegt wurde. Noch<br />

einmal klang <strong>der</strong> Dank an die städt. Behörden für die Überlassung <strong>der</strong> Schulräume auf, dann ging es in<br />

langem, feierlichem Zug, unter Beteiligung vieler Pfarrer aus <strong>der</strong> Synode, zur neuen Gottesdienststätte.<br />

Der Baumeister, Herr Architekt Gottschalk, übergab den Schlüssel an Herrn Oberkirchenrat Niemann,<br />

<strong>der</strong> ihn dem Herrn Superintendenten Steinsiek übergab, aus seiner Hand empfing ihn <strong>der</strong> Vorsitzende<br />

des Presbyteriums, Herr Pfarrer Dr.Wagner, <strong>der</strong> ihn dem Seelsorger, Pastor Stuckmann, übergab.<br />

Dieser öffnete die Tür mit den Worten des 24.Ps. "Machet die Türen weit, <strong>und</strong> die Tore in <strong>der</strong> Welt hoch,<br />

daß <strong>der</strong> König <strong>der</strong> Ehren einziehe. Wer ist <strong>der</strong>selbige König <strong>der</strong> Ehren? Es ist <strong>der</strong> Herr, <strong>der</strong> Herr stark<br />

<strong>und</strong> mächtig im Streit."<br />

Herr Oberkirchenrat Niemann nahm, unter Assistenz von Herrn Sup.Steinsiek <strong>und</strong> Herrn Pfarrer<br />

Dr.Wagner, die Weihe vor. Er legte seiner Ansprache das Wort aus Eph.1,12 zu Gr<strong>und</strong>e. Alles was in<br />

dem neuen Gotteshaus geschehe, möge zur Ehre <strong>der</strong> Herrlichkeit Gottes geschehen, das war <strong>der</strong> Tenor<br />

seiner Ausführungen. Nach <strong>der</strong> Eingangsliturgie, die von Herrn Sup.Steinsiek gehalten wurde, hielt<br />

Pastor Stuckmann die Festpredigt über l.Sam. 15,10: "Da geschah das Wort des Herrn zu Samuel." Er<br />

führte aus, daß wir das Wort an uns geschehen lassen müßten, damit es auch durch uns geschehen<br />

könne. Darauf komme es nun in Holthausen an, daß das Wort lebendig würde, daß es geschähe.<br />

Der Kirchenchor Eppenhausen sowie <strong>der</strong> Singekreis Holthausen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Posaunenchor des CVJM.<br />

hatten zur Ausgestaltung mitgewirkt. Die ganze Handlung wurde auf Tonband aufgenommen, welches<br />

sich im Archiv <strong>der</strong> Gemeinde Eppenhausen befindet.


Bei <strong>der</strong> Nachfeier im Gemeindesaal, an dem für die Stadt Herr Oberstadtdirektor Jellinghaus <strong>und</strong> Herr<br />

Bürgermeister Brocke teilnahmen, waren als Gäste ferner erschienen, für die Kath. Gemeinde<br />

Hohenlimburg, Herr Pfarrer Bachmann, für die große luth. Kirchengemeinde Hagen, Herr Pfarrer<br />

Buchholz, für die ref. Gemeinde, Herr Pfarrer Küpper, als Vertreter des Gesamtverbandes, Herr<br />

Rechtsanwalt Böcker, Herr Verw.-Dir . Gerber.<br />

Herr Direktor Gerber gab einen geschichtlichen Überblick <strong>und</strong> stellte dabei fest, daß mit dem Mosaikbild<br />

am Turm eine alte geschichtliche Tatsache wie<strong>der</strong> lebendig geworden sei, die allerdings durch einen<br />

Zufall nach <strong>der</strong> Fertigstellung des Bildes herauskam. Auf <strong>der</strong> Raffenburg, die um 1100 eine Fliehburg<br />

war, war ein geistlicher Herr, <strong>der</strong> die Fliehburg <strong>und</strong> das Königsgut Holthausen betreute. Derselbe führte<br />

in seinem Siegel den Hlg.Martin, den das Mosaikbild darstellt.<br />

Von allen wurden Grüße überbracht, von denen beson<strong>der</strong>s erwähnt werden soll <strong>der</strong> Gruß <strong>der</strong><br />

Landeskirche durch Herrn Oberkirchenrat Niemann.<br />

Unter den Gästen wurde in Son<strong>der</strong>heit Herr Superintendent Rübesam aus Lengerich begrüßt, <strong>der</strong> unter<br />

Pastor Kötter als Hilfsprediger in Eppenhausen Dienst getan hatte, <strong>und</strong> dabei vorwiegend Holthausen<br />

betreute, <strong>und</strong> dort auch seine spätere Frau kennen lernte.<br />

Herr Sup. Steinsiek erwähnte in seiner Ansprache beson<strong>der</strong>s auch die Tatsache, daß nun gleichzeitig<br />

<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>garten in Dienst gestellt würde. Für die Leitung war Frl. Magdalene Siewert aus Hagen<br />

gewonnen worden. Von Beginn an waren 45-50 Kin<strong>der</strong> gemeldet. Als Helferin trat einige Zeit später Frl.<br />

Brigitte Goldhorn aus Hohenlimburg ein, nachdem ein Versuch mit einer an<strong>der</strong>en Helferin mißlungen<br />

war. Als Hausmeister war das Ehepaar August Schibalski aus Holthausen gewonnen <strong>und</strong> in die<br />

Wohnung eingezogen.<br />

Zum Schluß dankte Pastor Stuckmann noch einmal allen, die zum Gelingen des Werkes beigetragen<br />

hatten, vor allen Dingen auch für alle Gaben gelegentlich <strong>der</strong> Einweihung <strong>und</strong> für die Opfer aus <strong>der</strong><br />

Gemeinde.<br />

Da <strong>der</strong> Gemeindesaal nur die geladenen Gaste fassen konnte, wurde am darauf folgenden Sonntag eine<br />

beson<strong>der</strong>e Feier für die Gemeindeglie<strong>der</strong> gehalten, bei <strong>der</strong> <strong>der</strong> Saal wie<strong>der</strong>um überfüllt wer. Pastor<br />

Stuckmann gab noch einmal einen Überblick über die <strong>Baugeschichte</strong>, <strong>und</strong> verband damit den Dank an<br />

die Gemeinde. Vor allem aber wies er die Gemeinde hin auf den, von dem alle gute <strong>und</strong> alle<br />

vollkommene Gabe kommt, <strong>und</strong> <strong>der</strong> das Werk hatte gelingen lassen. Er rief die Gemeinde auf, den Dank<br />

gegen Gott nicht zu vergessen, <strong>der</strong> nun einen lang gehegten Wunsch <strong>der</strong> Gemeinde in Erfüllung hatte<br />

gehen lassen. Dieser Dank aber solle sich vor allem zeigen in fleißigem <strong>und</strong> treuem Besuch Seines<br />

Hauses <strong>und</strong> im Hören seines Wortes. Dankerfüllt klang noch einmal, wie bei <strong>der</strong> Einweihung das<br />

Danklied auf: "Nun danket alle Gott."<br />

Am 24.2.54 fand auf Einladung von Pastor Stuckmann, nachdem schon einige Zeit vorher eine<br />

Vorbesprechung stattgef<strong>und</strong>en hatte, die Gründungsversammlung des Kirchbauvereins Holthausen statt.<br />

Es wurden Satzungen beschlossen, <strong>der</strong> Vorstand gewählt, <strong>und</strong> Kassierer aufgestellt, die gleich mit dem<br />

Einsammeln <strong>der</strong> Beiträge beginnen sollten <strong>und</strong> bei dieser Gelegenheit weitere Mitglie<strong>der</strong> werben. Ein<br />

fester Monatsbeitrag wurde nicht festgelegt, je<strong>der</strong> sollte nach Kräften beitragen zum Gelingen des<br />

großen Werkes. Die Beteiligung war über Erwarten gut. Beson<strong>der</strong>e Anerkennung verdient <strong>der</strong> Einsatz<br />

<strong>der</strong> <strong>Kultur</strong>- <strong>und</strong> <strong>Dorfgemeinschaft</strong> unter Leitung von Herrn Karl Heimann, die ein allgemeines Volksfest<br />

veranstaltete, <strong>und</strong> <strong>der</strong> Gemeinde den Reinertrag für die Beschaffung von Kin<strong>der</strong>garten-Möbeln übergab.<br />

Es waren über DM. 1200.-. Von diesem Geld <strong>und</strong> von den laufend einkassierten Beiträgen, sowie<br />

Son<strong>der</strong>gaben bei Trauungen o<strong>der</strong> Taufen <strong>und</strong> freien Kollekten wurden folgende Gegenstände<br />

angeschafft:<br />

1.) Bin Dreiklang-Broncegeläute von <strong>der</strong> Firma Gebr.Rincker in Sinn (Dillkreis)<br />

Die GlocKen haben die Töne a' - c" - d" <strong>und</strong> haben ein Gesamtgewicht von 840 kg.<br />

Die Inschriften lauten:<br />

Große Glocke: Der Tod ist verschlungen in den Sieg.<br />

Mittlere Glocke: Betet ohn Unterlaß.<br />

Kleine Glocke: Ich will den Herren loben so lange ich lebe.<br />

Die elektrischen Läutemaschinen wurden vom Gesamtverband von <strong>der</strong> Firma Bockelmann <strong>und</strong> Kuhlo in<br />

Herford angeschafft.<br />

2.) Eine Turmuhr mit zwei Zifferblättern von <strong>der</strong> Firma Ed.Korfhage <strong>und</strong> Söhne in Buer (Bez. Osnabrück)


3.) Die Ausstattung des Kin<strong>der</strong>gartens mit Möbeln <strong>und</strong> Spielgerät.<br />

Die Glocken kosten einschl. Glockenstuhl <strong>und</strong> Montage DM. 8.203,45<br />

Die Turmuhr einschl. Montage DM. 2.030,—<br />

die Kin<strong>der</strong>gartenausstattung DM. 1.393,43<br />

zusammen DM. 11.626,88<br />

In diesem Betrag ist die Gabe <strong>der</strong> <strong>Kultur</strong>- <strong>und</strong> <strong>Dorfgemeinschaft</strong>, sowie die<br />

Gabe des Landeskirchenamtes in Höhe von DM. 1000.- gelegentlich <strong>der</strong> Einweihung<br />

enthalten.<br />

Inzwischen sind die Antependien beschafft worden, <strong>und</strong> zwar:<br />

1 Paar violett für die Adventzeit<br />

1 Paar weiße für die Weihnachtszeit<br />

1 weißes Altarparament für die österliche Zeit<br />

1 Paar violett für die Passionszeit<br />

1 Paar grüne für die Trinitatiszeit<br />

1 Paar rote für die kirchlichen Feste.<br />

Die grünen Paramente wurden zur Einweihung von <strong>der</strong> größeren luth. Kirchengemeinde<br />

in Hagen gestiftet, das weiße Osterparament schenkte <strong>der</strong> Gesamtverband.<br />

Alle an<strong>der</strong>en wurden ebenfalls aus gesammelten Mitteln <strong>der</strong> Gemeinde<br />

angeschafft, <strong>und</strong> zwar als Extragabe <strong>der</strong> Frauenhilfe, die diese Beträge<br />

durch Verlosungen usw. aufgebracht hat.<br />

Die Frauenhilfen von Eppenhausen, Emst <strong>und</strong> Halden schenkten zur Einweihung<br />

zwei Kollektenteller aus Holz.<br />

Beson<strong>der</strong>s erwähnt sei noch, daß <strong>der</strong> Herr B<strong>und</strong>espräsident, Prof.Heuss zur<br />

Einweihung eine Altarbibel mit persönlicher Widmung schenkte.<br />

Schmerzlich vermißt die Gemeinde bis zur St<strong>und</strong>e noch eine Orgel, aber auch dieses Ziel ist in greifbare<br />

Nähe gerückt. Dieselbe ist inzwischen bei <strong>der</strong> Orgelbauanstalt Führer in Wilhelmshaven bestellt worden<br />

<strong>und</strong> soll wie folgt ausgestattet sein:<br />

6 Register . Disposition: Manual C - f ''' Pedal C - d'<br />

1. Gedackt 8 ' 1. Subbaß 16'<br />

2. Rohrflöte 4 '<br />

3. Prestant 4 ' Pedalkoppel<br />

4. Helle Mixtur 3fach<br />

5. Flachflöte 2'<br />

Geteilte Schleiflade, Meidinger Gebläse.<br />

Der Gesamtpreis beträgt DM. 8730.- . Eine Anzahlung von DM. 3000.- ist bei Bestellung geleistet. Zum<br />

Zeitpunkt dieser Nie<strong>der</strong>schrift stehen weitere DM. 3000.- zur Verfügung. Auch die Orgel wird aus Mitteln<br />

des Kirchbauvereins finanziert.<br />

Die Lieferung soll zum 1.Adventsonntag 1956 erfolgen.<br />

Als Organist wurde Herr Günter Voß aus Hohenlimburg gewonnen, <strong>der</strong> gleichzeitig den Singekreis leitet.


Kirche <strong>und</strong> Kin<strong>der</strong>garten<br />

für die Evang. Kirchengemeinde Hagen – Eppenhausen<br />

in Hagen - Holthausen<br />

Baubeschreibung<br />

Auf einem sehr gut gelegenem Wiesengr<strong>und</strong>stück in Holthausen erbaute die<br />

Kirchengemeinde 1955 ein Gemeindezentrum, bestehend aus Kirche, Kin<strong>der</strong>garten<br />

einem Gemein<strong>der</strong>aum <strong>und</strong> einem Jugendraum.<br />

Die Kirche wurde geostet <strong>und</strong> hat neben dem Chorraum einen Turm angesetzt. Ein<br />

Zwischenbau verbindet Turm <strong>und</strong> Kin<strong>der</strong>gartengebäude, in dem sich noch ein<br />

Gemein<strong>der</strong>aum <strong>und</strong> im Kellergeschoss darunter <strong>der</strong> Jugendraum befindet. Das<br />

Gebäude setzt sich im rechten Winkel zur Kirche an. Die Kirche bietet für 144<br />

Sitzplätze Raum. Die äußeren Ausmaße ohne Chor sind 8,2o . 15,50 m. Im<br />

Chorraum befindet sich nur <strong>der</strong> Altar. Er wird durch ein Seitenfenster <strong>und</strong> durch<br />

Glaskassetten in <strong>der</strong> Decke belichtet. Die Rückwand hinter dem Altar ist durch einen<br />

kunstvollen Wandteppich zum beson<strong>der</strong>en Blickpunkt in <strong>der</strong> Kirche geworden. Vor<br />

dem Chorraum im Schiff ist auf <strong>der</strong> linken Seite eine Kanzel aus Schmiedeeisen mit<br />

Kupferplatten <strong>und</strong> auf <strong>der</strong> rechten <strong>der</strong> Taufstein aufgestellt. Die Orgel wird an <strong>der</strong><br />

Rückwand des Kirchenschiffes angebracht. Die Decke ist in Segmentbogen-form aus<br />

Holz mit eingelegten Holzspanplatten hergestellt worden. Sie wurde farbig, deckend<br />

gestrichen. Vor dem Haupteingang liegt ein Windfang unter einem Säulengang längs<br />

<strong>der</strong> Südseite <strong>der</strong> Kirche. Im Erdgeschoss des Turmes, neben dem Chorraum, ist die<br />

Sakristei untergebracht, die einen Ausgang in den Säulengang besitzt. Der Turm hat<br />

eine Gesamthöhe von 23 m <strong>und</strong> wird von einem Wetterhahn über einem Kreuz<br />

bekrönt. Die Glockenstube hat 3 Bronzeglocken aufgenommen. Außen fällt <strong>der</strong> Turm<br />

an <strong>der</strong> Hofseite durch ein, im Putz liegendes Glasmosaik <strong>und</strong> die darüber liegende<br />

Uhr auf. Als beson<strong>der</strong>es Merkmal neben dem Haupteingang <strong>der</strong> Kirche sei <strong>der</strong><br />

Pelikan aus Rüthener Sandstein erwähnt. Der Zwischenbau am Turm dient als<br />

Eingang <strong>und</strong> Vorraum zum Gemein<strong>der</strong>aum. In ihm sind 2 Aborte untergebracht. Der<br />

Kin<strong>der</strong>garteneingang liegt getrennt vom Gemein<strong>der</strong>aum. Der Kin<strong>der</strong>garten bietet<br />

Raum für etwa 60 Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> besteht aus 2 Gruppenräumen. Zur Abhaltung von<br />

Kin<strong>der</strong>gartenfesten mit Eltern besteht die Möglichkeit, den Gemein<strong>der</strong>aum mit dem<br />

nördlich gelegenen Kin<strong>der</strong>gartenraum in Verbindung zu bringen <strong>und</strong> sonst durch eine<br />

Falttür zu trennen. Über dem Eingang <strong>und</strong> den sanitären Räumen ist eine<br />

Hausmeisterwohnung mit 2 Zimmern <strong>und</strong> Bad <strong>und</strong> über dem südlichen Gruppenraum<br />

ein großes Zimmer <strong>und</strong> Bad für die Kin<strong>der</strong>gärtnerin eingerichtet worden.<br />

Alle Gebäude sind mit einem hellen Kellenstrichputz versehen. Die Dächer wurden<br />

mit braunen Hohlfalzziegeln <strong>und</strong> <strong>der</strong> Turmhelm mit Schiefer eingedeckt. Der umbaute<br />

Raum <strong>der</strong> Kirche beträgt rd. 1150 m3 <strong>und</strong> <strong>der</strong> des Kin<strong>der</strong>gartens mit Zwischenbau<br />

1450 m3.<br />

PAUL GOTTSCHALK ARCHITEKT<br />

Letmathe, den 2o . 7. 1956 LETMATHE/SAUERL.<br />

KIRCHSTR. 14


Der Schmuck <strong>der</strong> <strong>Gnadenkirche</strong> zu Holthausen:<br />

Wandteppich hinter dem Altar:<br />

Darstellung: Die Fußwaschung.<br />

Entwurf: Karl Hellwig, Haßlinghausen Ausführung: Frl.Zapp, Hagen, Langestr.<br />

Sicherlich war es ein Wagnis, in eine kleine Dorfgemeinde mit einer ganz neuen Art <strong>der</strong><br />

Ausgestaltung einer Kirche hineinzugehen, aber nicht nur die heimatliche Gemeinde, son<strong>der</strong>n<br />

auch viele Menschen aus <strong>der</strong> näheren <strong>und</strong> weiteren Umgebung haben diese Art bewun<strong>der</strong>t.<br />

Nicht nur die Darstellung an sich, son<strong>der</strong>n auch die beson<strong>der</strong>e Art <strong>der</strong> Stickerei, sowie die<br />

Gestaltung <strong>der</strong> Figuren, <strong>und</strong> vor allen Dingen die feinen Tönungen <strong>der</strong> einzelnen Farben,<br />

werden immer wie<strong>der</strong> als wohlgelungen bezeichnet. Der Teppich ist <strong>der</strong> einzige Schmuck im<br />

Altarraum <strong>und</strong> beherrscht auch das Kirchenschiff, er ist <strong>der</strong> Blickfang für jeden Besucher, <strong>und</strong><br />

das sollte erreicht werden.<br />

Der Pelikan:<br />

Entwurf <strong>und</strong> Ausführung: K. Viegener, Deleke (jviöhnesee)<br />

Diese Steinplastik auf dem Vorbau in <strong>der</strong> Nahe des Eingangs beherrscht die Außenansicht <strong>der</strong><br />

Kirche mit seiner wuchtigen Gestalt. Er hat die Aufgabe, den Opfertod Christi zu<br />

versinnbildlichen <strong>und</strong> damit die Gnade. Auch hier galt es zunächst, die Gemeinde mit dem<br />

Gedanken <strong>und</strong> <strong>der</strong> Ausführung vertraut zu machen, heute ist er nicht mehr fortzudenken, zumal<br />

er von altersher als kirchliches Symbol gilt.<br />

Das Mosaikbild an <strong>der</strong> Westseite des Turmes:<br />

Darstellung: Der hlg.Martin teilt seinen Mantel mit einem Bettler,<br />

den er halb erfroren am Wegrand findet. Entwurf: Karl Hellwig, Haßlinghausen.<br />

Ausführung: Glaswerkstatt Heberle, Hagen-Haspe.<br />

Durch dieses Bild soll dargestellt werden, daß die Gnade, die uns im Raum <strong>der</strong> Kirche durch<br />

den Wandteppich dargestellt wird, in die Welt hineingetragen werden muß durch die Werke <strong>der</strong><br />

Barmherzigkeit. Ein biblisches Motiv wurde bewußt nicht gewählt, weil es sich hier um einen<br />

Anruf an die Welt handeln soll.


Hagen, den 14.1.1955<br />

Herrn<br />

Karl Hellwig<br />

Hasslinghausen<br />

Sehr geehrter Herr Hellwig !<br />

Ich beziehe mich auf unser Telefongespräch, <strong>und</strong> teile Ihnen mit, daß ich gestern nachmittag<br />

beson<strong>der</strong>s nach Holthausen gefahren bin, um mir Ihrem Wunsche gemäß, Gedanken über die<br />

Gestaltung <strong>der</strong> Sakristeifenster zu machen. Ich denke ich sage Ihnen einmal alles, was mich<br />

dabei bewegt hat.<br />

1. Die Abschrift Ihres Angebotes an den Gesamtverband läßt erkennen, daß Sie den Plan mit<br />

<strong>der</strong> Darstellung auf <strong>der</strong> Außenseite des Turmes nicht einbezogen hoben. Heißt das, daß Sie<br />

diesen Plan aufgegeben haben? Wenn er verwirklicht werden soll, dann denke ich, wie ich<br />

Ihnen bereits sagte, an den hlg.Martin wie er seinen Mantel mit dem Bettler teilt.<br />

2. Sollte dieser Plan zur Ausführung kommen, weiß ich nicht ob eine weitere Darstellung in<br />

den Sakristeifenstern nicht zu viel sein würde. Hinzu kommt, daß über den drei<br />

Sakristeifenster, in Höhe <strong>der</strong> Turmstube, ein gleichgroßes Fenster ist. Wie soll dieses gestaltet<br />

werden?<br />

3. Wenn Sie glauben, daß meine Bedenken auf die Gestaltung <strong>der</strong> Sakristeifenster keinen<br />

Einfluß haben, bin ich mit Ihrem fachlichen Urteil einverstanden. Wenn ich Sie recht<br />

verstanden habe, soll es sich nicht um symbolische Darstellungen handeln. Wie wäre es dann,<br />

gerade weil es sich um die Sakristeifenster handelt, mit einer Darstellung wie etwa die Hände<br />

von Dürer. Ich weiß, daß Sie einen eigenen Entwurf machen werden. Ich denke mir in dem<br />

mittleren Fenster zum Gebet gefaltete Hände. Rechts <strong>und</strong> links Darstellungen aus <strong>der</strong><br />

Versuchungsgeschichte. Einmal wie <strong>der</strong> Heiland den Versucher von sich weist, das an<strong>der</strong>e<br />

Mal, wie die Engel vom Himmel kommen, um Ihm zu dienen. Damit wäre dann die dem Gebet<br />

gegebene Verheißung ausgedrückt.<br />

4. Das Altarfenster wäre dann allerdings nicht einbezogen, ich meine fast, das sei auch nicht<br />

ratsam, weil es sich um räumlich getrennte Fenster handelt. Seilte man da nicht doch an eine<br />

symbolische Darstellung denken? Etwa an Weinstock <strong>und</strong> Ähren. Ich könnte mir vorstellen,<br />

daß das gerade <strong>der</strong> farblichen Gestaltungen große Möglichkeiten läßt.<br />

Ich würde mich freuen, sehr geehrter Herr Hellwig, wenn Sie mich zu gegebener Zeit<br />

benachrichtigen würden, damit wir uns alles noch einmal ansehen <strong>und</strong> überlegen.<br />

Gestatten Sie mir noch die Frage wie es mit <strong>der</strong> Gestaltung des Altares an sich ist? Ist das in<br />

Ihrem Angebot enthalten?<br />

Mit fre<strong>und</strong>lichen Grüßen<br />

Ihr<br />

Pastor.

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