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März 2005 - Leipziger Buchmesse

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<strong>März</strong> <strong>2005</strong> · Bücherbrief-»Extra«<br />

<strong>Leipziger</strong><br />

Bücherbrief<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

Büchermenschen sprechen seit jeher eine gemeinsame<br />

Sprache – die der Literatur. Wenn Ihnen diese Sprache in<br />

diesem Frühjahr in unseren Messehallen und in der Stadt<br />

besonders facettenreich und klangvoll anmutet, täuscht der Eindruck<br />

nicht: Die <strong>Leipziger</strong> <strong>Buchmesse</strong> zeigt sich ’05 internationaler denn je.<br />

Wieder einmal liegt Europa für vier Tage in Leipzig. Unser Autorenspecial<br />

widmet sich unter dem Titel »10 Jahre nach Dayton« der<br />

aktuellen Situation auf dem Balkan. Sechs Autoren aus Serbien,<br />

Kroatien, Bosnien, den Niederlanden, Großbritannien und Deutschland<br />

werden uns in Essays und Gesprächen ihre Sicht auf ein diffiziles<br />

Thema nahe bringen. Nach der <strong>Buchmesse</strong> sind die Texte – auch<br />

das inzwischen eine gute Tradition – in einem Sonderheft der Zeitschrift<br />

»Sprache im technischen Zeitalter« nachzulesen. Ganz besonders<br />

freue ich mich auf die Premiere einer neuen Veranstaltungsreihe,<br />

bei der prominente Schriftstellerinnen und Schriftsteller aus<br />

Polen, Lettland, der Ukraine und Albanien viel versprechende Nachwuchsautoren<br />

aus ihren Ländern vorstellen. In der Tatsache, dass<br />

das Auswärtige Amt in diesem Jahr als Partner für beide Projekte<br />

gewonnen werden konnte, sehen wir auch ein Stück Anerkennung<br />

für die nachhaltige Netzwerkarbeit mit unseren östlichen Nachbarn.<br />

Doch nicht nur die Aussteller aus den mittel- und osteuropäischen<br />

Ländern wissen die <strong>Buchmesse</strong> als Schaufenster für ihre literarischen<br />

Neuerscheinungen zu nutzen. Die »Swiss Lounge«, das »Nordische<br />

Forum« der Botschaften Finnlands, Islands, Norwegens und<br />

Schwedens, das Programm »Kleine Sprachen – große Literaturen«<br />

und nicht zuletzt der erste geballte Deutschland-Auftritt koreanischer<br />

Autoren in diesem Jahr zeigen, wie gut sich auswärtige Kulturarbeit,<br />

Imagepflege und Geschäft in Leipzig verbinden lassen. Die traditionsreiche<br />

Reihe »Jüdische Lebenswelten«, die diesmal ganz im Zeichen<br />

von 40 Jahren deutsch-israelischen Beziehungen stehen, setzt<br />

dabei ein Glanzlicht im Messegeschehen.<br />

In diesem <strong>Leipziger</strong> Bücherbrief lenken wir Ihren Blick auf die Highlights<br />

im internationalen Programm der <strong>Buchmesse</strong>; dazu stellen wir<br />

Ihnen die Gäste des Autorenspecials und vier hierzulande noch<br />

nahezu unbekannte junge Autoren aus Polen, Lettland, der Ukraine<br />

und Albanien vor. Auf ein gesundes Wiedersehen im <strong>März</strong> freut sich<br />

Ihr Oliver Zille<br />

Direktor der <strong>Leipziger</strong> <strong>Buchmesse</strong><br />

Gerechtigkeit und Wahrheit<br />

<strong>Leipziger</strong> Buchpreis zur Europäischen Verständigung<br />

»Ein Krieg kommt nicht von nirgendwo«, schreibt Slavenka Drakulic<br />

in ihrem neuen Buch, »und er wird erst dann zu Ende sein, wenn<br />

die dafür Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen worden sind«.<br />

Über fünf Monate hat die kroatische Schriftstellerin die Verhandlungen<br />

vor dem Internationalen Kriegsverbrechertribunal in Den Haag<br />

mitverfolgt. Sie hat die Verhöre wie auch den Alltag der Angeklagten<br />

im Gefängnis von Scheveningen beobachtet und erfahren, wie<br />

aus unauffälligen jungen Männern Mörder und aus Nachbarn Todfeinde<br />

wurden. Für ihr mutiges Buch »Keiner war dabei – Kriegsverbrechen<br />

auf dem Balkan vor Gericht« erhält Slavenka Drakulic nun<br />

den mit 10 000 Euro dotierten <strong>Leipziger</strong> Buchpreis zur Europäischen<br />

Verständigung. Erstmals wird der Preis zur Eröffnungsveranstaltung<br />

der <strong>Leipziger</strong> <strong>Buchmesse</strong> überreicht. Laudator ist Hans Koschnick,<br />

Bürgermeister a.D. der Freien Hansestadt Bremen und 1994 bis 1996<br />

EU-Administrator für den Wiederaufbau der Verwaltung der Stadt<br />

Mostar in Bosnien-Herzegowina.<br />

Slavenka Drakulic, geboren 1949 in Rijeka, unterrichtete nach dem<br />

Studium der Literaturwissenschaft und Soziologie bis 1984 an einem<br />

Zagreber Gymnasium. Bis 1986 arbeitete sie als Redakteurin bei<br />

dem Magazin »Start«, anschließend bei »Danas«. Nach dem Versuch,<br />

»Danas« zu einem Sprachrohr der Tudjmann-Regierung zu<br />

machen, zählte Drakulic zu den Gründern des Nachrichtenmagazins<br />

»Novi Danas«, das 1992 eingestellt werden musste. Seither lebt sie<br />

als freie Schriftstellerin in Kroatien, Stockholm und Wien. Die<br />

Bücher von Slavenka Drakulic – vier Romane und fünf Sachbücher –<br />

wurden in 20 Sprachen übersetzt.<br />

Bücher von Slavenka Drakulic (in Auswahl)<br />

· Keiner war dabei. Zsolnay 2004<br />

· Als gäbe es mich nicht. Roman, Aufbau 1999<br />

· Marmorhaut. Roman, Aufbau 1998<br />

· Café Paradies oder die Sehnsucht nach Europa. Aufbau 1997<br />

· Sterben in Kroatien. Rowolt 1992<br />

www.leipziger-buchmesse.de<br />

<strong>Leipziger</strong> Buchpreis zur Europäischen Verständigung<br />

16. <strong>März</strong> <strong>2005</strong>, 20 Uhr, Verleihung im Gewandhaus


Autorenspecial <strong>2005</strong><br />

10 Jahre nach Dayton<br />

Als unter der Leitung des damaligen US-Präsidenten Bill Clinton am<br />

21. November 1995 der Vertrag von Dayton unterzeichnet wurde,<br />

nahm ein dreieinhalb Jahre dauernder Krieg mit ungefähr 200 000<br />

Toten sein Ende. Der Friedensvertrag von Dayton war ein Kompromissfrieden;<br />

er entstand von außen unter dem Druck der internationalen<br />

Staatengemeinschaft und bedeutete den endgültigen Zerfall<br />

des jugoslawischen Staates. Für Bosnien, Serbien und Kroatien war<br />

Dayton das Ende eines Krieges, nicht aber das Ende des Konfliktes.<br />

<strong>2005</strong> jährt sich das für die europäische Geschichte so wichtige Ereignis<br />

zum zehnten Mal. Für die <strong>Leipziger</strong> <strong>Buchmesse</strong> und das Literarische<br />

Colloquium Berlin (LCB) ist dies Anlass, im schon traditionellen<br />

»Autoren-Special« sechs Schriftstellerinnen und Schriftsteller aus<br />

Bosnien, Serbien, Kroatien, Großbritannien, den Niederlanden und<br />

Deutschland mit ihren ganz persönlichen Erlebnissen, Einsichten<br />

und Analysen zu Wort kommen zu lassen. Es wird von großen<br />

Erwartungen und begrabenen Hoffnungen die Rede sein, aber auch<br />

von Exilerfahrungen und dem Verlust vertrauter Identitäten. Ein<br />

spannender Dialog über Nationalitätengrenzen hinweg, der uns<br />

Westeuropäern die nur allzu gern eingenommene Rolle des Beobachters<br />

ein wenig schwerer macht: Hinter dem beruhigenden Bild einer<br />

offiziell befriedeten europäischen Region verbergen sich ethnische,<br />

ökonomische und kulturelle Probleme, die noch immer einer Lösung<br />

harren.<br />

Das Programm<br />

Unterstützt durch das Auswärtige Amt<br />

Donnerstag, 17. <strong>März</strong> <strong>2005</strong><br />

p 14 Uhr: Dragan Velikic, Serbien<br />

Moderation: Dieter Heß, Bayerischer Rundfunk<br />

p 15 Uhr: Manon Uphoff, Niederlande<br />

Moderation: Dieter Heß, Bayerischer Rundfunk<br />

Freitag, 18. <strong>März</strong> <strong>2005</strong><br />

p 14 Uhr: Dubravka Ugresic, Kroatien<br />

Moderation: Lothar Müller, Süddeutsche Zeitung<br />

p 15 Uhr: Richard Wagner, Deutschland<br />

Moderation: Thomas Geiger, LCB<br />

p 16 Uhr: Podiumsdiskussion mit<br />

Dubravka Ugresic, Nenad Velickovic, Dragan Velikic,<br />

Lawrence Norfolk<br />

Moderation: Marie Sagenschneider, Detschlandradio Berlin<br />

Samstag, 19. <strong>März</strong> <strong>2005</strong><br />

p 14 Uhr: Lawrence Norfolk, Großbritannien<br />

Moderation: Lothar Müller, Süddeutsche Zeitung<br />

p 15 Uhr: Nenad Velickovic, Bosnien<br />

Moderation: Hans-Joachim Neubauer, Rheinischer Merkur<br />

Autoren-Special <strong>2005</strong><br />

17.–19. <strong>März</strong> <strong>2005</strong>, Café Europa, Halle 4, Stand D 403<br />

I www.lcb.de I www.auswaertiges-amt.de<br />

Foto Peitsch Foto Wim v. d. Hulst<br />

Manon Uphoff<br />

Niederlande<br />

»Das Seltsame am Vertrieben<br />

werden ist, dass man aus der<br />

Einheit von Zeit, Ort und Handlung<br />

geworfen wird…«<br />

Im Jahr 2000 reiste Manon Uphoff nach Srebrenica, um am Schauplatz<br />

eines der schrecklichsten Massaker des Kriegs auf dem Balkan<br />

Material für eine TV-Dokumentation zu sammeln. Das Interesse der<br />

jungen Niederländerin für die Tragödie – für viele ihrer Landsleute<br />

bis heute ein unaufgearbeitetes Stück Geschichte – ist ein sehr persönliches:<br />

Uphoff ist mit einem Bosnier verheiratet, der 1992, zu<br />

Beginn der Krieges, aus Sarajevo floh. Seit 1995 führen sie regelmäßige<br />

Reisen in die vom Krieg gezeichnete Region; für niederländische<br />

Zeitschriften und Radiostationen verfolgte sie das Haager Tribunal.<br />

Ihr neuer Roman (»Spelers«), in dessen Zentrum die Geschichte<br />

Bosniens im letzten Jahrzehnt steht, soll 2006 erscheinen.<br />

Manon Uphoff wurde 1962 in Utrecht geboren und arbeitete nach<br />

einem Literatur-Studium als freie Autorin. Gleich ihre erste Buchveröffentlichung,<br />

die Erzählungssammlung »Begeerte« (1995), erhielt<br />

1996 den Preis der Rabo Bank. Auch ihr Debütroman »Schlafkind«<br />

wurde bereits für Niederländische Literaturpreise nominiert. Uphoff<br />

schreibt regelmäßig für Zeitungen und Zeitschriften und hat inzwischen<br />

vier weitere Erzählbände und eine Essaysammlung vorgelegt.<br />

Schlafkind. Roman, DVA 2000<br />

Dubravka Ugresic<br />

Kroatien<br />

»Im Namen der Gegenwart<br />

wurde ein Krieg um die Vergangenheit<br />

geführt, im Namen der<br />

Zukunft ein Krieg gegen das<br />

Heute.«<br />

Die kroatische Schriftstellerin Dubravka Ugresic besitzt die Fähigkeit,<br />

das scheinbar Unvereinbare wie nebenhin zusammenzubringen:<br />

gedankliche Tiefe und erzählerische Leichtigkeit, intellektuelle Analyse<br />

und sprachlichen Witz, Leidenschaft und Verstand. »Ugresics<br />

Essays sind Flaschenpost-Nachrichten aus Jugoslawien, aufgegeben<br />

von einem voltaireschen Geist und adressiert: an die große Vergesslichkeit.<br />

Gegen sie.« Wolfram Schütte<br />

Dubravka Ugresic wurde 1949 in Slawonien geboren und ist in<br />

Zagreb aufgewachsen. Sie studierte Komparatistik sowie russische<br />

Sprache und Literatur an der Universität Zagreb, an deren Institut<br />

für Literaturtheorie sie fast 20 Jahre tätig war. Neben ihren wissenschaftlichen<br />

Arbeiten schrieb Ugresic Essays, Romane und Kinderbücher,<br />

wirkte als Übersetzerin und Drehbuchautorin. Als scharfe<br />

Gegenerin des autoritär-nationalistischen Tudjman-Regimes und seiner<br />

»Kultur der Lüge« wurde sie 1992 von den kroatischen Medien<br />

zur Unperson erklärt. 1993 verließ sie ihre Heimat; nach längeren<br />

Aufenthalten in Berlin und New York lebt sie heute in Amsterdam.<br />

Lesen verboten. Essays, Suhrkamp 2002<br />

Das Museum der bedingungslosen Kapitulation. Roman, Suhrkamp 1998


Dragan Velikic<br />

Serbien<br />

Nenad Velickovic<br />

Bosnien<br />

Foto Branco<br />

»Uns interessieren die Risse,<br />

die Einschnitte, die Überschneidungen,<br />

Trennungen und<br />

Verflechtungen, die brüchigen<br />

Oberflächen und instabilen<br />

Fundamente.«<br />

Foto privat<br />

»Nein, ich bin nicht imstande,<br />

einem ausländischen Durchschnittsleser<br />

zu erklären, warum<br />

hier Krieg geführt wird.«<br />

Der Kosmopolit, Essayist und Erzähler Dragan Velikic zählt heute zu<br />

den wichtigsten Stimmen Mitteleuropas. Als Kommentator der Ereignisse<br />

auf dem Balkan und als Mitglied der von Nenad Popovic<br />

gegründeten Gruppe 99 ein engagierter Intellektueller, bilden Krieg<br />

und der Zerfall Jugoslawiens gleichsam nur die Folie für viele seiner<br />

Romane. »Die Bewegung, an der Dragan Velikic teilhat, lässt sich als<br />

eine Wiederkehr des osteuropäischen Raumes aus der monochromen<br />

Flachheit der politischen Landkarten beschreiben.« FAZ<br />

Dragan Velikic, 1953 in Belgrad geboren, wuchs in Pula auf – die<br />

istrische Stadt ist für sein Werk, was Danzig für Günter Grass oder<br />

Dublin für James Joyce bedeutet. Nach dem Studium der Literaturwissenschaft<br />

war Velikic zunächst Mitarbeiter einer regimekritischen<br />

Wochenschrift, bevor er 1995 zum Chefredakteur des legendären<br />

Anti-Milosevic-Radiosenders B92 wurde. Nach der Bombardierung<br />

Belgrads im <strong>März</strong> 1999 aus seiner Heimatstadt geflohen, wurde<br />

Velikic zwischen Budapest, Wien und Berlin zum zeitweiligen Emigranten.<br />

Heute lebt und arbeitet er in Sarajewo.<br />

Dossier Domaszewski. Roman, Marebuchverlag 2004<br />

Der Fall Bremen. Roman, Wieser 2002<br />

»Wenn Menschen reisen, verfassen sie Reisebeschreibungen. Ich bin<br />

geblieben und verfasse eine Bleibebeschreibung.« Wie die »Logiergäste«<br />

in Velickovics autobiografischem Roman ist sein Autor einer<br />

der wenigen Serben, die zwischen 1992 und 1995 im eingekesselten<br />

Sarajewo ausharrten – über 130000 verließen die Stadt. Velickovic<br />

dient in der Territorialverteidung von Sarajewo, wird Vater und legt<br />

schreibend eine literarische Sonde in den Überlebensdschungel und<br />

in das politische Dickicht der belagerten Stadt. »Es ist kein billiger<br />

Trick, die Regeln des Krieges durch eine naive Perspektive als<br />

methodischen Wahn zu entlarven.« DIE ZEIT<br />

Nenad Velickovic, 1962 in Sarajewo geboren, arbeitete nach dem<br />

Studium in seiner Heimatstadt als Lehrer und ist seit 1998 als Assistent<br />

an der Philosophischen Fakultät der Universität Sarajewo tätig.<br />

Velickovic gehört heute zu den bedeutendsten Schriftstellern in Bosnien-Herzegowina;<br />

gleichwohl schreibt er nach eigenem Bekunden<br />

weder auf Bosnisch noch auf Serbisch, sondern auf »Jugoslawisch«.<br />

Velickovic verfasste bislang Drehbücher für zwei Kinderfilme, mehr<br />

als 20 Radiostücke, Erzählungen und drei Romane.<br />

Logiergäste. Roman, Volk & Welt 1997<br />

Lawrence Norfolk<br />

Großbritannien<br />

Richard Wagner<br />

Deutschland<br />

Foto Jerry Bauer<br />

»Im Krieg dienen Uniformen<br />

dazu, die kämpfenden Parteien<br />

auseinander zu halten. In Bosnien<br />

tragen alle dieselben Uniformen:<br />

die der früheren jugoslawischen<br />

Armee.«<br />

Foto privat<br />

»Wir fragen uns, was uns der<br />

Balkan eigentlich angeht. Seit<br />

200 Jahren fragen wir uns das.<br />

Immer, wenn sie aufeinanderschlagen…«<br />

»Der Teufel«, sagt Lawrence Norfolk, »steckt im Detail«. Von »Lempière’s<br />

Wörterbuch«, dass ihm einen Welterfolg bescherte, bis zum<br />

bislang letzten Roman, der die barbarisch rückfällige Geschichte des<br />

20. Jahrhunderts im Mythos vom Kalydonischen Eber spiegelt – stets<br />

verquickt Norfolk genau recherchierte historische Details mit fiktiven<br />

Elementen. Die Texte, die nach Reisen in die Kriegsgebiete Ex-Jugoslawiens<br />

entstanden, zeigen ihn als Empiriker. Dem wissbegierigen<br />

Briten gelingt es, jene tieferen Schichten des Konflikts freizulegen,<br />

von denen im Journalismus und in der Literatur selten die Rede ist.<br />

Lawrence Norfolk, geboren 1963 in London, studierte Englisch am<br />

King’s College in London bis 1986. Danach war er als Lehrer und<br />

freier Autor für verschiedene Zeitschriften und Magazine tätig, unter<br />

anderem für das Times Literary Supplement. Norfolk hat bislang<br />

drei Romane veröffentlicht. Für sein Debüt »Lempière’s Dictionary«<br />

(1991) wurde er 1992 mit dem Sommerset Maugham Award ausgezeichnet.<br />

In Gestalt eines Ebers. Roman, Knaus 2001<br />

Ein Nashorn für den Papst. Roman, Knaus 1996<br />

Lempière‘s Wörterbuch. Roman, Knaus 1992<br />

Spätestens seit der militärischen Intervention im Kosovo scheint der<br />

Westen begriffen zu haben, dass der Balkan mehr mit ihm zu tun<br />

hat, als er lange Zeit zu denken bereit war. Doch ist die Wirklichkeit<br />

im Südosten Europas nicht selbst für den verwirrend, der mehr<br />

damit verbindet als Unterentwicklung und Korruption, Bürgerkrieg<br />

und Vertreibung? »Umso interessierter nimmt man einen Band<br />

Richard Wagners zur Hand, der distanzierte Außensicht mit intimer<br />

Nähe, historische Sachkenntnis mit persönlicher Stellungnahme<br />

verbindet.« NZZ<br />

Richard Wagner, geboren 1952 im rumänischen Banat, arbeitete<br />

nach seinem Studium der Germanistik und Rumänistik bis 1978<br />

als Deutschlehrer, danach bis 1983 als Journalist in Temeswar.<br />

1984 führte ein offener Brief an die Staatspartei und den Schriftstellerverband<br />

zu Berufs- und Publikationsverbot. 1987 übersiedelte<br />

er nach Berlin, wo er seither als freier Schriftsteller lebt. Im Herbst<br />

2000 erhielt Wagner den »Neuen deutschen Literaturpreis« der<br />

Zeitschrift ndl.<br />

Habseligkeiten. Roman, Aufbau 2004<br />

Der leere Himmel. Reise in das Innere des Balkan. Aufbau 2003


*<br />

*<br />

Nora Ikstena<br />

Marius Sieniewicz<br />

Literarische Duette<br />

Neue Stimmen aus Mittel- und Osteuropa<br />

Die <strong>Leipziger</strong> <strong>Buchmesse</strong> versteht sich als Drehscheibe für den Austausch<br />

von Literatur, von Ideen und Wissen zwischen West-, Mittelund<br />

Osteuropa. Zugleich ist sie für Debütanten der ideale Ort, um<br />

Kontakt zum deutschen Lesepublikum, zu Agenten und Verlagen<br />

herzustellen. Aus diesen ›Standortvorteilen‹ haben die Messe-Macher<br />

gemeinsam mit ihrem bewährten Projektpartner, dem Literarischen<br />

Colloquium Berlin (LCB) die Idee einer neuen Veranstaltungsreihe<br />

entwickelt. Mit der Reihe »Prominente Autoren stellen Nachwuchsautoren<br />

vor« soll die Einführung junger mittel- und osteuropäischer<br />

Autoren auf dem deutschsprachigen Buchmarkt befördert werden.<br />

Jährlich werden dafür vier Länder ausgewählt, aus denen je ein eingeladener<br />

prominenter Autor einen selbst gewählten Nachwuchsautor<br />

seines Landes vorstellt. Den Auftakt bilden <strong>2005</strong> gleichsam<br />

alte Bekannte: die Polin Olga Tokarzcuk, die Lettin Mara Zalite, der<br />

Ukrainer Juri Andruchowytsch und der Albaner Ismael Kadare. Von<br />

den hochtalentierten Jungen, die sie im Schlepptau haben, raunt<br />

man in ihren Heimatländern ware Wunderdinge. Drücken wir ihnen<br />

die Daumen, dass wir die Werke dieser vielversprechenden Autorinnen<br />

und Autoren auch bald in deutscher Sprache lesen können.<br />

Nora Ikstena* wurde am 15. Oktober 1969 geboren. Ihr Studium der<br />

lettischen Philologie schloss sie mit einer Arbeit über die Schriftstellerin,<br />

Journalistin und Frauenrechtlerin Anna Ru – mane-Kenina (1877–<br />

1950) ab. Nach dem Studium arbeitete Ikstena am Rainis-Museum<br />

für Literatur- und Kunstgeschichte; 1993 bis 1998 als Redakteurin der<br />

Literaturzeitschrift »Karogs«. Sie ist Mitbegründerin des Lettischen<br />

Literaturzentrums und seit Mai 2004 Hans-Christian-Andersen-Botschafterin.<br />

Nora Ikstena lebt heute als freie Schriftstellerin in Ikšk, ile.<br />

l Schon währen ihres Studiums veröffentlichte Nora Ikstena Artikel<br />

zu literaturwissenschaftlichen Themen. Seit 1993 erscheinen ihre<br />

Erzählungen in Zeitschriften, seit 1995 veröffentlichte sie mehrere<br />

Bände mit Erzählungen. Ihr erster Roman »Dzı – ves svine – šana«<br />

(»Lebensbegängnis«, 1998) wurde auch ins Dänische und Estnische<br />

übersetzt.<br />

Ljubko Deresh wurde 1984 in Lwow geboren. Nach dem Besuch<br />

eines naturwissenschaftlich ausgerichteten Lyzeums studiert er seit<br />

1998 an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Ivan-Franko-<br />

Universität in Lwow. l Im Alter von 14 Jahren schrieb Ljubko Deresh<br />

seine erste Geschichte (»Die Feier der Eidechse«), nur ein Jahr später<br />

war der erste Roman (»Der Kult«) fertig. Beide Texte sind inzwischen<br />

als Buch erschienen. Inzwischen hat Ljubko Deresh zwei weitere<br />

Romane (»Industrial«, 2002; »Arche«, 2003) abgeschlossen.<br />

»Der Kult« wird derzeit ins Deutsche übersetzt und soll im Suhrkamp<br />

Verlag erscheinen.<br />

Agron Tufa, geboren am 1. April 1967 im nordalbanischen Dibra, studierte<br />

Philologie an der Universität Tirana und Komparatistik am<br />

Gorki-Institut in Moskau, wo er 1999 mit einer Arbeit über Joseph<br />

Brodski sein Diplom ablegte. Danach promovierte er am Institut für<br />

Europäische Kulturen in Moskau mit einer Arbeit zur Philosopie des<br />

literarischen Übersetzens. Seit seiner Rückkehr nach Albanien im<br />

Jahr 2001 hat er an der Universität Tirana einen Lehrstul für ausländische<br />

Literatur des 20. Jahrhunderts inne. Seit 2001 ist er zudem<br />

Chefredakteur der kulturellen Wochenzeitung »Fjala« (»Das Wort«).<br />

Er lebt in Tirana. l Neben zahlreichen Übersetzungen – vor allem<br />

aus der russischen Literatur des 20. Jahrhunderts – hat Agron Tufa<br />

bislang mehrere Gedicht- und Essaybände sowie drei Romane veröffentlicht:<br />

»Dueli« (»Das Duell«, 1998), »Fabula rasa« (2004) und<br />

»Mërkura e Zezë« (»Der schwarze Mittwoch«, 2004). Im Juni <strong>2005</strong><br />

wird in der Grazer Literaturzeitschrift »Lichtungen« Lyrik und Prosa<br />

von Agron Tufa erscheinen.<br />

Mariusz Sieniewicz*, geboren 1972, ist Mitbegründer der Kulturzeitschrift<br />

»Portret« und zählt zu den talentiertesten polnischen Autoren<br />

der jüngeren Generation. Im vergangenen Jahr gehörte er zusammen<br />

mit jungen Schriftstellerinnen aus Deutschland, Polen und der<br />

Ukraine zu den Stipendiaten des Projekts »Homines Urbani« an der<br />

Villa Decius in Krakau. Sieniewicz lebt und arbeitet in Olsztyn.<br />

l Von Mariusz Sieniewicz, der auch mit Radio-Arbeiten hervorgetreten<br />

ist, liegen bislang zwei Romane vor – »Urgroßmutter« (1999) und<br />

»Der vierte Himmel« (2003). Dieser Roman war für den NIKE,<br />

Polens wichtigsten Literaturpreis, nominiert und wurde im Internet-<br />

Literaturforum literatorium.pl zum zweitbesten polnischen Roman<br />

des Jahres 2004 gekürt. Im Frühjahr wird Mariusz Sieniewicz seinen<br />

ersten Band mit Erzählungen veröffentlichen.<br />

Prominente Autoren<br />

stellen Nachwuchsautoren vor<br />

Das Programm wird unterstützt durch das Auswärtige Amt<br />

Donnerstag, 17. <strong>März</strong> <strong>2005</strong><br />

p 12.30 Uhr: Maria Zalite und Nora Ikstena, Lettland<br />

Moderation: Matthias Knoll<br />

p 16 Uhr: Lesung Mara Zalite<br />

Freitag, 18. <strong>März</strong> <strong>2005</strong><br />

p 11.30 Uhr: Juri Andruchowytsch und Ljubko Deresh, Ukraine<br />

Moderation: Helmut Böttiger<br />

p 12.30 Uhr: Lesung Juri Andruchowytsch<br />

Samstag, 19. <strong>März</strong> <strong>2005</strong><br />

p 11.30 Uhr: Ismail Kadare und Agron Tufa, Albanien<br />

Moderation: Ina Hartwig<br />

p 12.30 Uhr: Lesung Ismail Kadare<br />

Sonntag, 20. <strong>März</strong> <strong>2005</strong><br />

p 11.30 Uhr: Olga Tokarczuk und Mariusz Sieniewicz, Polen<br />

Moderation: Dorota Kerski<br />

p 12.30 Uhr: Lesung Olga Tokarczuk<br />

17.–20. <strong>März</strong> <strong>2005</strong>, Café Europa, Halle 4, Stand D 403<br />

I www.lcb.de I www.auswaertiges-amt.de


Nordsterne<br />

Nordische Literatur auf der <strong>Buchmesse</strong><br />

Ob Astrid Lindgrens Kinderbuchklassiker »Pippi Langstrumpf« oder<br />

die Krimis von Henning Mankell – seit langem erfreut sich nordische<br />

Literatur hierzulande großer Beliebtheit. Nach dem Erfolg der Veranstaltungsreihe<br />

»Zugvögel retour« im letzten Jahr werden die Botschaften<br />

Finnlands, Islands, Norwegens und Schwedens diesmal mit<br />

einem gemeinsamen »Nordischen Forum« in Leipzig antreten. Ihr<br />

Programm »Nordsterne« präsentiert 20 Autorinnen und Autoren mit<br />

ihren neuesten Büchern – tagsüber auf der Messe, abends im Szeneclub<br />

»Nato«. Das Spektrum reicht von Kinder- und Jugendliteratur<br />

über Roman und Thriller bis hin zur Lyrik. Ihr Kommen zugesagt<br />

haben unter anderem Jostein Gaarder (»Sofies Welt«), Per Olov<br />

Enquist (Das Buch von Blanche und Marie«), Bragi Òlafsson (»Die<br />

Haustiere«) und Sirpa Tabet (»Der Schattenmann«). Der besondere<br />

Reiz: Alle Lesungen finden zweisprachig statt – in den jeweiligen<br />

Landessprachen und in deutscher Übersetzung. Zudem laden die<br />

vier Botschaften täglich deutschsprachige Übersetzer, Lektoren und<br />

Verleger nordischer Literatur zum Treff mit ihren Kollegen aus Finnland,<br />

Island, Norwegen, Schweden und Dänemark ein.<br />

Nordsterne<br />

17.–20. <strong>März</strong> <strong>2005</strong>, Nordisches Forum, Halle 4, Stand C 304<br />

Nordische Konstellationen<br />

17.–19. <strong>März</strong>, jeweils 18–21 Uhr, naTo, Karl-Liebknecht-Straße 46<br />

I www.nordsterne.com<br />

Weltliteratur<br />

Koreanische Autoren zu Gast in Leipzig<br />

Während Autos und Mobiltelefone ›made in Korea‹ auch aus dem<br />

deutschen Alltag längst nicht mehr wegzudenken sind, führt die<br />

koreanische Literatur bei uns noch immer ein Schattendasein. Nur<br />

wenige Übersetzungen finden bislang den Weg zu den Lesern. Das<br />

soll sich <strong>2005</strong> ändern: Als Gastland der Frankfurter <strong>Buchmesse</strong> wird<br />

Korea im Herbst seinen großen Auftritt haben. Der Startschuss zu<br />

dieser Präsentation fällt im <strong>März</strong> in Leipzig. Ein gutes Dutzend der<br />

interessantesten zeitgenössichen koreanischen Autorinnen und Autoren<br />

wird sich erstmals dem deutschen Publikum vorstellen. Ihre<br />

Texte nehmen die Folgen von Kolonialzeit und Teilung ebenso in<br />

den Blick wie die Jugendkultur in den Straßenschluchten von Seoul.<br />

Koreanische Lyrik und Musik ist im Barockambiente des Gohliser<br />

Schlösschen zu erleben; einige der derzeit angesagtesten koreanischen<br />

Comiczeichner haben ihre »Manhwas« im Gepäck. Namhafte<br />

deutschsprachige Autoren und Kritiker wie Jörg Drews, Werner<br />

Fritsch, Ursula Krechel oder Peter Weidhaas begleiten den Auftritt<br />

der Gäste. Ein Dialog der Kulturen – und das facettenreiche Bild<br />

eines Landes zwischen Tradition und Moderne.<br />

Literatur aus Korea<br />

17.–20. <strong>März</strong> <strong>2005</strong>, Forum Leipzig liest International (Halle 4, D 201),<br />

Stand Korea (Halle 4, B 300), Zeitgeschichtliches Forum, Gohliser Schlösschen,<br />

Evangelisch-Reformierte Kirche<br />

I www.korea-literatur.de I www.enterkorea.net<br />

Quo vadis, Ukraine?<br />

Das <strong>Leipziger</strong> Europaforum<br />

Viktor Juschtschenko ist der neue Präsident der Ukraine – die<br />

Demonstranten in Orange haben den Sieg davongetragen. Wer die<br />

Ereignisse am Fernsehschirm verfolgt hat, fühlt sich an das Jahr<br />

1989 erinnert. Wird dieser Machtwechsel ähnlich weit reichende<br />

Konsequenzen haben? Wie wird sich die Lage innerhalb der Ukraine<br />

entwickeln? Steht das Land vor einer Zerreißprobe? Und wie stellt<br />

sich die Entwicklung aus Sicht seiner direkten Nachbarn dar?<br />

Über diese und weitere spannende Fragen diskutieren Gesprächspartner<br />

aus der Ukraine, Polen, Russland und Deutschland beim<br />

8. <strong>Leipziger</strong> Europaforum, das die <strong>Leipziger</strong> <strong>Buchmesse</strong> gemeinsam<br />

mit dem Europahaus Leipzig, dem Polnischen Institut und dem Zeitgeschichtlichen<br />

Forum organisiert.<br />

8. <strong>Leipziger</strong> Europaforum:<br />

Die Ukraine auf EU-Kurs?<br />

Podiumsdiskussion mit Jurij Durkot (freier Journalist u. Politikwissenschaftler,<br />

Lemberg), Irina Scherbakowa (Memorial),Markus Meckel (Außenminister a.D.,<br />

Außenpolitischer Sprecher SPD-Bundestagsfraktion), Jacek Cichocki (Zentrum<br />

für Oststudien, Warschau). Moderation: Christoph v. Marschall, Tagesspiegel<br />

19. <strong>März</strong> <strong>2005</strong>, 14 Uhr, CCL, Saal 2<br />

I www.polinst-l.de<br />

Jugendliche Literaturkritiker<br />

Der Prix des lycéens allemands<br />

In Anlehnung an den in Frankreich etablierten Prix Goncourt des<br />

lycéens vergeben die Kulturabteilung der französischen Botschaft,<br />

die Kultusministerien der Bundesländer und der Ernst-Klett-Verlag<br />

in diesem Jahr zum ersten Mal den »Prix des lycéens allemands«.<br />

Die Idee: Deutsche Oberstufenschüler zeichnen einen zeitgenössischen<br />

französischen Jugendroman mit diesem »Preis der deutschen<br />

Gymnasiasten« aus.<br />

Seit Oktober 2004 haben an die 4 000 Schüler aus ganz Deutschland<br />

sechs nominierte Romane gelesen, diskutiert und in verschiedenen<br />

Stufen ihre Favoriten gewählt. Das Buch, das den Preis<br />

bekommt, soll ins Deutsche übersetzt werden – mit Unterstützung<br />

des Klett-Verlags, der einen Zuschuss von 5 000 Euro zur Verfügung<br />

stellt. Auf Einladung der französischen Botschaft nehmen alle Jurymitglieder<br />

der einzelnen Bundesländer an der Endausscheidung<br />

während der <strong>Leipziger</strong> <strong>Buchmesse</strong> teil. Spannung ist bis zum<br />

Schluss garantiert: Genau wie beim Prix Goncourt tagt die Bundesjury<br />

an einem geheim gehaltenen Ort.<br />

Prix des lycéens allemands<br />

Verleihung am 18. <strong>März</strong>, 15 Uhr, CCL, Saal 4<br />

I www.kultur-frankreich.de/prixdeslyceens


Begegnungen mit Israel<br />

Prominente Autoren bei den »Jüdische Lebenswelten«<br />

In diesem Jahr weitet sich die Veranstaltungsreihe »Jüdische Lebenswelten«,<br />

vor 14 Jahren vom Club Bertelsmann im Rahmen von<br />

»Leipzig liest« begründet, zu einem veritablen ›Festival im Festival‹.<br />

Auf Initiative der Botschaft des Staates Israel hat der Club sein Programm<br />

unter das Motto »40 Jahre deutsch-israelische Beziehungen«<br />

gestellt. Wohl selten haben sich zeitgleich so viele renommierte<br />

israelische Autoren dem deutschen Publikum vorgestellt, war die<br />

Gelegenheit so günstig, einen authentischen Eindruck vom Leben<br />

und Schreiben in Israel heute zu bekommen.<br />

In der Aula der Alten Nikolaischule stehen Begegnungen von israelischen<br />

und deutschen Autoren im Vordergrund: Unter dem Titel<br />

»Wenn ihr wollt, ist es kein Märchen« werden sich zwölf der prominentesten<br />

israelischen Schriftsteller in Lesungen und Diskussionen<br />

vorstellen und auch ihre neuesten Bücher signieren. Erwartet werden<br />

unter anderem Amos Oz (»Eine Geschichte von Liebe und Finsternis«),<br />

David Grossmann, Yoram Kaniuk, Tom Segev und Joshua<br />

Sobol. Im Wechsel dazu lesen deutsche Autorinnen und Autoren<br />

wie Anita Kugler, Eva Menasse, Gila Lustiger oder Hans Keilson, der<br />

letzte Autor jüdischer Herkunft, der 1933 bei S. Fischer debütierte.<br />

Den Auftakt der Reihe bildet ein Festakt im Bundesverwaltungsgericht,<br />

auf dem Israels Botschafter in Deutschland, Shimon Stein, und<br />

Bundesaußenminister Joschka Fischer sprechen werden. Im Anschluß<br />

daran bewerten der renommierteste israelische Schriftsteller der<br />

Gegenwart, Amos Oz, und der deutsche Journalist Josef Joffe (Die<br />

Zeit) die kulturellen und gesellschaftlichen Beziehungen zwischen<br />

beiden Ländern aus heutiger Sicht.<br />

40 Jahre deutsch-israelische Beziehungen:<br />

Erwartungen damals – Perspektiven heute?<br />

Podiumsdiskussion mit David Grosmann, Josef Joffe, Avi Primor u.a.<br />

Moderation: Ernst A. Grandits<br />

17. <strong>März</strong> <strong>2005</strong>, 20 Uhr, Bundesverwaltungsgericht Leipzig<br />

(Aufzeichnung: 3sat, Kulturzeit Extra, 20. <strong>März</strong> <strong>2005</strong>, 13.30–14.30 Uhr)<br />

Festakt<br />

40 Jahre deutsch-israelische Beziehungen<br />

18. <strong>März</strong> <strong>2005</strong>, 11 Uhr, Bundesverwaltungsgericht Leipzig<br />

(Aufzeichnung: Phönix, 18. <strong>März</strong> <strong>2005</strong>, ab ca. 14.45 Uhr)<br />

Jüdische Lebenswelten<br />

»Wenn ihr wollt, ist es kein Märchen«<br />

Autoren aus Israel und Deutschland stellen ihre Bücher vor<br />

17.–20. <strong>März</strong> <strong>2005</strong>, 11–22 Uhr, Aula der Alten Nikolaischule Leipzig<br />

Lesungen am Stand der Botschaft des Staates Israel<br />

17.–20. <strong>März</strong> <strong>2005</strong>, 11–17.30 Uhr, Halle 4, Stand C 300<br />

Gemischte Doppel<br />

Entdeckungen in 12 Sprachen<br />

Vielstimmigkeit ist Programm: Auch in diesem Jahr haben sich Berliner<br />

Kulturinstitute, Botschaften, Buchverbände und das Berliner<br />

Künstlerprogramm des DAAD zusammengetan, um auf der <strong>Leipziger</strong><br />

<strong>Buchmesse</strong> ihr Programm zu präsentieren. Grenzen werden aufgehoben,<br />

wenn Schriftsteller aus zwölf EU-Staaten in »gemischten Länderdoppeln«<br />

auftreten – es gilt, Entdeckungen zu machen in den<br />

kleineren, vom Literaturbetrieb und den Medien oft weniger beachteten<br />

Sprachräumen. Neben den Tandemlesungen stellen sich mit<br />

lyrikline.org und der Babel Matrix Web Anthology zwei literarische<br />

Internetplattformen vor. Presse und Verleger sind herzlich eingeladen,<br />

die Autorinnen und Autoren beim Jour fixe am Messefreitag<br />

persönlich kennen zu lernen.<br />

Kleine Sprachen – Große Literaturen<br />

(Programmauswahl)<br />

Donnerstag, 17. <strong>März</strong> <strong>2005</strong><br />

p 12.30 Uhr: Eurovision de la Grande Poésie.<br />

Delimir Rešicki, Kroatien; Petr Borkovec, Tschechien;<br />

Sigitas Parulskis, Litauen; Maria Grech Granado, Malta;<br />

Zsófia Balla, Ungarn.<br />

Moderation: Nina Hartl<br />

p 14 Uhr: Manuela Gretkowska, Polen, Renato Baretic´, Kroatien<br />

p 15.30 Uhr: Harri Nykänen, Finnland, Panos Karnezis, Griechenland<br />

p 17 Uhr: Präsentation lyrikline.org<br />

Freitag, 18. <strong>März</strong> <strong>2005</strong><br />

p 11 Uhr: Maria Grech Granado, Malta; Csaba Báthori, Ungarn<br />

p 12.30 Uhr: Petr Borkovec, Tschechien; Sigitas Parulskis, Litauen<br />

p 14 Uhr: Anton Hykisch, Slowakei; Daniel Bǎnulescu, Rumänien<br />

p 15.30 Uhr: Irena Dousková, Tschechien; Magnus Florin, Schweden<br />

p 16.30 Uhr: Jour fixe mit Autoren, Verlegern und Presse<br />

Samstag, 19. <strong>März</strong> <strong>2005</strong><br />

p 11 Uhr: Emil Hakl, Tschechien; Gábor Schein, Ungarn<br />

p 12.30 Uhr: Maria Thomá, Zypern; Laura S. Černiauskaitė, Litauen<br />

p 14 Uhr: Sirpa Tabet, Finnland; Jerzy Pilch, Polen<br />

p 15.30 Uhr: Kyriakos Margaritis, Zypern; Delimir Resicki, Kroatien<br />

p 17 Uhr: Präsentation der Babel Matrix Web Anthology am Beispiel<br />

von György Spiró<br />

17.–20. <strong>März</strong> <strong>2005</strong>, Forum kleine Sprachen, Halle 4, Stand C 313<br />

I www.babelmatrix.org<br />

I www.lyrikline.org<br />

Herausgeber<br />

<strong>Leipziger</strong> Messe GmbH<br />

Postfach 10 07 20, 04007 Leipzig<br />

I www.leipziger-buchmesse.de<br />

Projektteam <strong>Leipziger</strong> <strong>Buchmesse</strong><br />

Projektleiter: Oliver Zille<br />

g +49(0)341.6788241 k +49(0)341.6788242<br />

i info@leipziger-buchmesse.de<br />

Redaktion: Susanne Heusler<br />

g +49(0)341.6788184 k +49(0)341.6788182<br />

i s.heusler@leipziger-buchmesse.de

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