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Das böhmische und mährische Münzwesen des 13. Jahrhunderts ...

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ROMAN ZAORAL<br />

Aus der Zusammenstellung geht hervor, dass bei drei<br />

von vier Typen die Anzahl der leichteren Münzen<br />

überwiegt, <strong>und</strong> zwar bei Cach 1974, Nr. 823 mit 45%,<br />

bei Nr. 820 mit 46 % <strong>und</strong> bei Nr. 824 sogar mit 52%.<br />

Demgegenüber sind die metrologischen Parameter <strong>des</strong><br />

Typs Nr. 842 stabil: Die Mehrheit dieser Prägungen<br />

steht im mittleren Bereich nahe <strong>des</strong><br />

Durchschnittswertes (43%) <strong>und</strong> das Verhältnis von<br />

leichteren <strong>und</strong> schwereren Exemplaren ist ausgeglichen<br />

(1:1), während bei den übrigen drei Typen die<br />

Anzahl der leichteren Münzen die der schwereren im<br />

Verhältnis 2,5:1 (Cach 1974, Nr. 820), 2,6:1 (Cach<br />

1974, Nr. 824) <strong>und</strong> sogar 5,6:1 (Cach 1974, Nr.<br />

823) übersteigt.<br />

Diese Ergebnisse stimmen mit den aus der Größe <strong>des</strong><br />

Münzbil<strong>des</strong> gewonnenen chronologischen Kriterien für<br />

die <strong>böhmische</strong> Brakteatenprägung überein: Die Typen<br />

Cach 1974, Nr. 820 (Prag 1265/67?) <strong>und</strong> Cach 1974,<br />

Nr. 823 (Budweis 1268/70?) gehören der älteren<br />

Zeitschicht der späten 1260er Jahre an, für die wir die<br />

Prägung eines Typs in zwei Gewichtsstufen innerhalb<br />

eines Jahres in den Schriftquellen belegen können. Trotz<br />

aller Eingriffe <strong>des</strong> Königs in die traditionelle Struktur<br />

der <strong>böhmische</strong>n Münzprägung dauerte dieser unbefriedigende<br />

Zustand bis 1270 <strong>und</strong> erst danach kam es in<br />

Böhmen zu einer kurzfristigen Stabilisierung der<br />

Währungsverhältnisse, wie der Budweiser Brakteatentyp<br />

Cach 1974, Nr. 842 aus der ersten Hälfte der 1270er<br />

Jahren beweist. Wie aus den Gewichten <strong>des</strong> Budweiser<br />

Brakteatentyps Cach 1974, Nr. 824 hervorgeht, nahmen<br />

die Gewichtsschwankungen bereits in der Mitte der<br />

1270er Jahre gegenüber der Zeit vor 1270 zu.<br />

Die Währungsverhältnisse in Mähren waren mehr<br />

kompliziert als in Böhmen, was sich vor allem aus der<br />

Lage zwischen zwei verschiedenen Währungssystemen<br />

ergab. Im Umlauf befanden sich <strong>mährische</strong> Brakteaten,<br />

„Denare <strong>des</strong> Pfennigtyps“ 16 sowie Wiener Pfennige,<br />

die einen wesentlichen Anteil an der kursierenden<br />

Geldmenge bildeten.<br />

Die Analyse der im F<strong>und</strong> vertretenen Typen konnte zeigen,<br />

dass es unumgänglich ist, die Datierung einiger<br />

<strong>mährische</strong>n Münzf<strong>und</strong>e neu zu überdenken. Dies gilt<br />

vor allem für die F<strong>und</strong>e von Markvartice/Markwartitz 17<br />

<strong>und</strong> Zlechov/Zlechau 18 , die traditionell in die 1250er<br />

Jahre datiert werden, obwohl sie auch einige<br />

Prägungen der 1260er Jahre (z. B. Cach 1974, Nr.<br />

898) enthalten. An der Datierung der F<strong>und</strong>e von<br />

Blansko I 19 , Blansko II 20 <strong>und</strong> Jezdovice/Jesowitz 21 in<br />

die 1260er Jahre besteht hingegen kein Zweifel. Einige<br />

aus den 1270er Jahren stammende Prägungen, die im<br />

F<strong>und</strong> von Moravský Krumlov/Mährisch Krumau 22 vertreten<br />

sind (namentlich Cach 1974, Nr. 971-974), zeigen<br />

dagegen, dass die Verbergungszeit dieses F<strong>und</strong>es in die<br />

Jahre nach 1270 gelegt werden muß <strong>und</strong> sich damit dem<br />

vermuteten Verbergungsdatum <strong>des</strong> Fuchsenhofer F<strong>und</strong>es<br />

(1276/78?) annähert. Zweifellos zu den jüngeren<br />

Münzf<strong>und</strong>en gehören auch Bezuchov/Bezuchow 23 <strong>und</strong><br />

Kyselovice/Kyselowitz 24 . Während die Mehrzahl der älteren<br />

Münzf<strong>und</strong>e in Südmähren konzentriert war, kommen<br />

die Prägungen der 1270er Jahre in wesentlich größerer<br />

Anzahl in Mittelmähren vor, was mit Änderungen in der<br />

Organisation <strong>des</strong> <strong>Münzwesen</strong>s zusammenhängt.<br />

Auch im Fall der <strong>mährische</strong>n Brakteaten kann die Größe<br />

<strong>des</strong> Münzbil<strong>des</strong> als zuverlässiges Datierungskriterium<br />

eingesetzt werden. Zum Unterschied von Böhmen läßt<br />

sich aber in den <strong>mährische</strong>n Münzstätten ein Prozeß der<br />

ständigen Verkleinerung <strong>des</strong> Münzbil<strong>des</strong> feststellen. Die<br />

fortschreitende Reduktion wurde von 12 Millimeter<br />

am Beginn der 60er Jahren auf 10 Millimeter vor <strong>und</strong><br />

um 1268 <strong>und</strong> weiter auf neun (1268 bis 1270) <strong>und</strong><br />

auf acht Millimeter (nach 1270) fortgesetzt. Die<br />

„Denare <strong>des</strong> Pfennigtyps“ unterlagen dagegen im<br />

Verlaufe <strong>des</strong> gesamten Zeitraumes 1264/76 deutlicheren<br />

Größenschwankungen (8–12 mm).<br />

Im Vergleich zu Böhmen war das Umlaufgebiet der <strong>mährische</strong>n<br />

Prägungen wesentlich kleiner. Sie hatten praktisch<br />

nur auf dem Territorium Mährens selbst Gültigkeit,<br />

16. Wegen der engen Zusammenhänge zwischen dem <strong>mährische</strong>n <strong>und</strong><br />

österreichischen Währungssystem bevorzuge ich den von Sejbal konsequent<br />

verwendeten Begriff „Denar <strong>des</strong> Pfennigtyps“ anstatt der von<br />

Hásková vorgeschlagenen Bezeichnung „Denar <strong>des</strong> Brakteatentyps“.<br />

Um die <strong>mährische</strong> Prägungen von österreichischen <strong>und</strong> süddeutschen<br />

zu unterscheiden, vermeide ich jedoch die Anwendung <strong>des</strong> Terminus<br />

„Pfennig“; vgl. Sejbal, Základy, S. 119 <strong>und</strong> dagegen Hásková, J.: K<br />

razbe a ikonografii <strong>des</strong>ké mince ve <strong>13.</strong> století. In: Z pomocných v4d historických<br />

XI - Numismatica, Acta Universitatis Carolinae - Philosophica et Historica<br />

1-1993. Praha 1995, S. 35, Anm. 3.<br />

17. Nohejlová-Prátová, Em. (Hg.): Nálezy mincí v Cechách, na Morav4 a ve<br />

Slezsku II, bearbeitet von P. Radom4rský. Praha 1956 (im folgenden<br />

zitiert als Nálezy II), S. 100, Nr. 1875.<br />

18. Cach, Mince III, S. 83-84.<br />

19. Cach, Mince III, S. 75; Sejbal, J.: Neue Erkenntnisse zur<br />

Chronologie der österreichischen Pfennige <strong>des</strong> <strong>13.</strong> Jahrh<strong>und</strong>erts.<br />

In: Numismatische Zeitschrift 108/109, 2001, S. 99-100 (im folgenden<br />

zitiert als Sejbal, Chronologie).<br />

20. Cach, Mince III, S. 75; Sejbal, Chronologie, S. 100.<br />

21. Nálezy II, S. 102, Nr. 1887; Cach, Mince III, S. 77-78; präzisiert<br />

von Sejbal, Chronologie, S. 101.<br />

22. Nálezy II, S. 104, Nr. 1896; präzisiert von Cach, Mince III, S. 80.<br />

23. Nálezy II, S. 100, Nr. 1877; präzisiert von Cach, Mince III, S. 75.<br />

24. Nálezy II, S. 103, Nr. 1890; präzisiert von Cach, Mince III, S. 78-79.<br />

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