Maddrax Band 1 - Bastei-Verlag

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05.11.2013 Aufrufe

zerschnitt seine Klinge die kalte Luft und sauste auf Aruula nieder. Doch die wich zur Seite und stemmte ihre Waffe hoch. Klirrend traf Schneide auf Schneide. Funken sprühten. Aruula stieß einen Wutschrei aus. „Willst du mich töten, Radaan?“, ächzte sie. „Wenn du leben willst, wähle mich!“ Radaan hob das Schwert mit beiden Händen über seine rechte Schulter. „Wenn nicht, soll keiner dich haben.“ „Du wirst mich nie besitzen“, fauchte Aruula. „Dann stirb!“, brüllte Radaan. Er stürzte sich auf sie. Aruula riss schützend ihre Klinge über den Kopf. Doch mit solcher Wucht fuhr Radaans Schwert auf sie herab, dass sie taumelte und rücklings in den Schnee stürzte. Radaan setzte ihr nach und schlug erneut zu. Aruula wälzte sich zur Seite, holte in der Drehung aus und schlug ihm die Breitseite gegen den bandagierten Oberschenkel. Ein hässliches Knirschen erklang. Radaan schrie auf und brach zusammen – Aruula hatte ihm den gerade erst zusammengewachsenen Oberschenkel zerschlagen. Sie schnellte aus dem Schnee hoch und führte ihre Klinge gegen seine Schwerthand. Noch einmal schrie er auf. Seine Waffe wirbelte durch die Luft und bohrte sich ein paar Schritte hinter ihm in den Schnee. Aruula legte ihm die Schwertspitze an die Kehle. Schweratmend stand sie über ihm. „Radaan, Sohn des Häuptlings Sorban, heute leiste ich einen Schwur – hör gut zu.“ Hass und Schmerz verzerrten die Züge des jungen Burschen. Er war blass und seine Augen tränten, während er Aruula anstarrte. Kein Krieger ließ sich von einer Frau besiegen und vergaß es danach wieder. „Wenn du noch ein einziges Mal gegen mich das Schwert erhebst, werde ich dich töten.“ Aruula sprach langsam und sehr leise. „Das schwöre ich dir bei Wudan!“ Sie steckte das Schwert in die Scheide und lief zu ihrem Frekkeuscher. „Warte, Aruula!“, brüllte Radaan hinter ihr her. „Lass mich hier nicht allein!“ Aruula kletterte in den Sattel. Sie sah sich nicht einmal nach dem Häuptlingssohn um. „Los!“, rief sie und hieb ihre Absätze gegen die Flügelkanten des Tieres. „Wir sind da.“ Baloor hob die Hand und hielt sein Reitinsekt an. Matthew Drax sah sich verwundert um. Sicher, er hatte im Fieberdelirium gelegen, als sie ihn von der Absturzstelle ins Lager brachten. Aber es wollte ihm scheinen, als wären sie damals Tage unterwegs gewesen. Er blickte zum Sonnenfleck hinter der grauen Hochnebelwand. Seit sie aus dem Lager aufgebrochen waren, konnten nicht einmal drei Stunden vergangen sein. Er war nicht in der Lage, sein Erstaunen dem Schamanen mitzuteilen. Die wenigen

Brocken der fremden Sprache, die er mittlerweile beherrschte, reichten dazu nicht aus. Also blickte er Baloor nur fragend an. Der deutete auf ein Schneebrett, das sich links leicht ansteigend einer Eiswand entgegenschob. Matt betrachtete die Umgebung. Ja, er hatte den Jet in einem Schneefeld aufgesetzt. Aber war es nicht größer gewesen als dieses hier? Er sprang vom Frekkeuscher und stapfte durch den Neuschnee auf das Schneebrett hinaus. Er versank bis zu den Hüften darin. Ein notlandender Jet hätte in dieser Landschaft eine breite und tiefe Furche im Schnee hinterlassen. Selbst wenn es hier oben in den letzten Wochen ununterbrochen geschneit haben sollte – so eine Furche würde sich genau in dem Maße mit Neuschnee füllen, wie auch die Oberfläche zu beiden Seiten der Furchenränder sich erhöhte. Eigentlich müsste man sie selbst nach Wochen noch wiedererkennen. Aber es gab nicht die Spur einer Furche. Matthew sah sich nach dem Schamanen um. Reglos hockte er auf dem Hals des Rieseninsekts und spähte zu ihm herunter. Matt glaubte seine blutleeren Lippen beben zu sehen. Als würde er ein tonloses Gespräch mit sich selbst führen. Oder mit einem seiner Götter. Oder mit dem Teufel. „Du verdammtes Knautschgesicht!“, fluchte Matt in sich hinein. „Solltest du mich wirklich gelinkt haben?“ Er drehte sich um und stapfte auf das Schneebrett hinaus. Es war mindestens zweihundert Meter lang. Etwa zwanzig Meter vor der gegenüberliegenden Eiswand brach es ab. Nein, die Gegend, in der er notgelandet war, hatte anders ausgesehen. Aber gut – ein Blick über die Kante des Schneebretts und er würde Bescheid wissen. Hing dort sein Jet – alles bestens. Wenn nicht, dann hatte der Schamane ihn betrogen. Warum auch immer. Obwohl er instinktiv spürte, dass es sich genau so verhielt, beschleunigte Matt seinen Schritt. Er konnte sich einfach nicht erklären, warum Baloor ihn zum Narren halten oder gar in eine Falle locken sollte. Darum sträubte er sich gegen die Wahrheit. Bis er ihr ins Auge sehen musste. Es gab keinen Jet. Unterhalb des Schneebretts, vor einem mannshohen, spaltenartigen Höhleneingang, standen die schwarzen Riesenbiester, die Aruula und ihre Leute „Taratzen“ nannten. Fünfzehn, zwanzig Exemplare. Eines war auffallend groß und hatte einen langhaarigen, schmutzigweißen Pelz. Es stützte sich auf etwas, das Matt an einen überdimensionalen Oberschenkelknochen erinnerte. Das Vieh entblößte ein Raubtiergebiss, als wollte es grinsen. Dann krächzte es etwas, das wie „Willkommen“ klang … Matt glaubte für Sekunden, das Blut in seinem Hirn würde gefrieren. Er fuhr herum. Dutzende der Bestien näherten sich ihm. In einer langen Kette stapften sie über das Schneebrett. Schnaufen, Fiepen und Fauchen drang an Matts Ohren. Und in seiner Kehle schien ein Kaktus zu wachsen.

zerschnitt seine Klinge die kalte Luft und sauste auf Aruula nieder. Doch die wich zur Seite<br />

und stemmte ihre Waffe hoch. Klirrend traf Schneide auf Schneide. Funken sprühten.<br />

Aruula stieß einen Wutschrei aus. „Willst du mich töten, Radaan?“, ächzte sie.<br />

„Wenn du leben willst, wähle mich!“ Radaan hob das Schwert mit beiden Händen über<br />

seine rechte Schulter. „Wenn nicht, soll keiner dich haben.“<br />

„Du wirst mich nie besitzen“, fauchte Aruula.<br />

„Dann stirb!“, brüllte Radaan. Er stürzte sich auf sie. Aruula riss schützend ihre Klinge<br />

über den Kopf. Doch mit solcher Wucht fuhr Radaans Schwert auf sie herab, dass sie<br />

taumelte und rücklings in den Schnee stürzte.<br />

Radaan setzte ihr nach und schlug erneut zu. Aruula wälzte sich zur Seite, holte in der<br />

Drehung aus und schlug ihm die Breitseite gegen den bandagierten Oberschenkel. Ein<br />

hässliches Knirschen erklang. Radaan schrie auf und brach zusammen – Aruula hatte ihm<br />

den gerade erst zusammengewachsenen Oberschenkel zerschlagen.<br />

Sie schnellte aus dem Schnee hoch und führte ihre Klinge gegen seine Schwerthand.<br />

Noch einmal schrie er auf. Seine Waffe wirbelte durch die Luft und bohrte sich ein paar<br />

Schritte hinter ihm in den Schnee.<br />

Aruula legte ihm die Schwertspitze an die Kehle. Schweratmend stand sie über ihm.<br />

„Radaan, Sohn des Häuptlings Sorban, heute leiste ich einen Schwur – hör gut zu.“<br />

Hass und Schmerz verzerrten die Züge des jungen Burschen. Er war blass und seine<br />

Augen tränten, während er Aruula anstarrte. Kein Krieger ließ sich von einer Frau besiegen<br />

und vergaß es danach wieder.<br />

„Wenn du noch ein einziges Mal gegen mich das Schwert erhebst, werde ich dich töten.“<br />

Aruula sprach langsam und sehr leise. „Das schwöre ich dir bei Wudan!“<br />

Sie steckte das Schwert in die Scheide und lief zu ihrem Frekkeuscher.<br />

„Warte, Aruula!“, brüllte Radaan hinter ihr her. „Lass mich hier nicht allein!“<br />

Aruula kletterte in den Sattel. Sie sah sich nicht einmal nach dem Häuptlingssohn um.<br />

„Los!“, rief sie und hieb ihre Absätze gegen die Flügelkanten des Tieres.<br />

„Wir sind da.“ Baloor hob die Hand und hielt sein Reitinsekt an.<br />

Matthew Drax sah sich verwundert um. Sicher, er hatte im Fieberdelirium gelegen,<br />

als sie ihn von der Absturzstelle ins Lager brachten. Aber es wollte ihm scheinen, als<br />

wären sie damals Tage unterwegs gewesen. Er blickte zum Sonnenfleck hinter der grauen<br />

Hochnebelwand. Seit sie aus dem Lager aufgebrochen waren, konnten nicht einmal drei<br />

Stunden vergangen sein.<br />

Er war nicht in der Lage, sein Erstaunen dem Schamanen mitzuteilen. Die wenigen

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