Stefan Holzhauer - Steampunk-Chroniken
Stefan Holzhauer - Steampunk-Chroniken Stefan Holzhauer - Steampunk-Chroniken
Die Steampunk-Chroniken Den Tod falsch einsortiert schwebt hatte, gefühllos. Statson ließ sich einfach nicht in die Karten schauen. »Nun spannen Sie mich nicht länger auf die Folter«, drängte Wincover. »Ich gebe auch noch eine Runde Portwein aus.« Er winkte dem Kellner zu, der sich an der Theke mit der Reinigung der Mocca-Maschine die Zeit vertrieb. Statson sah Wincover wie ein Professor an, der sich über einen frechen Einwand eines seiner Studenten ärgerte. Dann gab er sich einen Ruck. »Sie haben recht, ich sollte aus dieser Situation keine heischende Geschichte machen.« Er räusperte sich. »Kurz und gut, am Ende landeten wir doch bei der Frage ›Knopf oder Kabel?‹. Beziehungsweise in diesem Fall: Soll Ann das kleine Rad blockieren oder das große? Unglücklicherweise gab meine Maschine hierfür einen expliziten Rat.« »Unglücklicherweise?« »Ja, denn wir folgten dem Rat, meine Frau blockierte gerade das kleine Rad mit einem Draht und kommentierte dies, als ein hohes Pfeifen scharf in meine Ohren drang, gefolgt von einem geradezu wütenden Rauschen. Sie ... – sie ...« Statson stockte heiser. Er konnte nur mit leiser Stimme fortfahren. »Ich habe nie mehr von ihr gehört ... – die Bombe war explodiert und hatte alle an Bord in den Tod gerissen.« Statson griff mit zitternder Hand in seine Jackettasche. »Bitte entschuldigen Sie«, sagte er und fuhr sich hektisch mit einem Taschentuch über die Augen. Wincover saß für einen Moment fassungslos da. Obwohl er mit diesem Ende hätte rechnen müssen und Statsons Frau nicht kannte, ließ es ihn nicht kalt. »Warum hat man von dem Unglück nichts gehört?« Statson hustete und hatte seine Stimme wieder etwas unter Kontrolle. »Man wollte negative Auswirkungen auf den Tourismus vermeiden und hat es buchstäblich totgeschwiegen.« 94
Die Steampunk-Chroniken Den Tod falsch einsortiert »Warum ist die Bombe explodiert? Sie sagten doch, Ihre Erfindung hat ausdrücklich einen Rat zur Entschärfung gegeben.« »Das hat sie. Basierend auf ihren Parametern war das auch die richtige Entscheidung. Doch leider war mir bei der Konstruktion ein elementarer Denkfehler unterlaufen.« Wincover sah Statson fragend an. »Karl wollte mich mit meinen eigenen Mitteln schlagen. Daher hatte er die Bombe bewusst anders konzipiert, als es für ihn typisch gewesen wäre – er hatte sich am Ende umentschieden. Ich hätte es besser wissen müssen. Aber ich habe die menschliche Komponente vernachlässigt und meiner Maschine blind vertraut. Einer Maschine, die das Menschliche wegen mir auch nicht kannte. Eine Variable fehlte, und so sortierte die Maschine die letzte Information falsch ein. Man kann sagen, sie sortierte den Tod falsch ein.« »Und trotz dieser Katastrophe halten Sie an Ihrer Erfindung fest?« »Warum nicht?«, sah ihn Statson beinahe erstaunt an. »Es ist doch nur eine Maschine. Ich hatte auf drastische Weise einen Konstruktionsfehler erkannt. Und war daher in der Lage, den Fehler zu beheben. Nun ist die Maschine besser denn je.« War Statson so herzlos? Oder war es seine Art, mit dem Verlust fertig zu werden? »Im Grunde habe ich nur eine Art Zufallsgenerator hinzugefügt«, erklärte Statson. »Aber das angeblich so rationale Element des menschlichen Denkens lässt sich mit einer irrationalen Komponente sehr gut simulieren. Und das hat einen bittersüßen Geschmack von Ironie.« »Wünschen die Herren noch etwas?«, überraschte der auf leisen Sohlen angeschlichene Kellner die beiden. »Nein, danke«, sagte Statson. »Wir sind so gut wie fertig.« 95
- Seite 43 und 44: Die Steampunk-Chroniken Sean O'Conn
- Seite 45 und 46: Die Steampunk-Chroniken Lillys Zuku
- Seite 47 und 48: Die Steampunk-Chroniken Lillys Zuku
- Seite 49 und 50: Die Steampunk-Chroniken Lillys Zuku
- Seite 51 und 52: Die Steampunk-Chroniken Lillys Zuku
- Seite 53 und 54: Die Steampunk-Chroniken Lillys Zuku
- Seite 55 und 56: Die Steampunk-Chroniken Lillys Zuku
- Seite 57 und 58: Die Steampunk-Chroniken Lillys Zuku
- Seite 59 und 60: Die Steampunk-Chroniken Lillys Zuku
- Seite 61 und 62: Die Steampunk-Chroniken Lillys Zuku
- Seite 63 und 64: Die Steampunk-Chroniken Lillys Zuku
- Seite 65 und 66: Die Steampunk-Chroniken Die Jesaja-
- Seite 67 und 68: Die Steampunk-Chroniken Die Jesaja-
- Seite 69 und 70: Die Steampunk-Chroniken Die Jesaja-
- Seite 71 und 72: Die Steampunk-Chroniken Die Jesaja-
- Seite 73 und 74: Die Steampunk-Chroniken Die Jesaja-
- Seite 75 und 76: Die Steampunk-Chroniken Die Jesaja-
- Seite 77 und 78: Die Steampunk-Chroniken Die Jesaja-
- Seite 79 und 80: Die Steampunk-Chroniken Die Jesaja-
- Seite 81 und 82: Die Steampunk-Chroniken Alexandra K
- Seite 83 und 84: Die Steampunk-Chroniken Den Tod fal
- Seite 85 und 86: Die Steampunk-Chroniken Den Tod fal
- Seite 87 und 88: Die Steampunk-Chroniken Den Tod fal
- Seite 89 und 90: Die Steampunk-Chroniken Den Tod fal
- Seite 91 und 92: Die Steampunk-Chroniken Den Tod fal
- Seite 93: Die Steampunk-Chroniken Den Tod fal
- Seite 97 und 98: Die Steampunk-Chroniken Den Tod fal
- Seite 99 und 100: Die Steampunk-Chroniken Den Tod fal
- Seite 101 und 102: Die Steampunk-Chroniken Andreas Wol
- Seite 103 und 104: Die Steampunk-Chroniken Ruf der Ste
- Seite 105 und 106: Die Steampunk-Chroniken Ruf der Ste
- Seite 107 und 108: Die Steampunk-Chroniken Ruf der Ste
- Seite 109 und 110: Die Steampunk-Chroniken Ruf der Ste
- Seite 111 und 112: Die Steampunk-Chroniken Ruf der Ste
- Seite 113 und 114: Die Steampunk-Chroniken Ruf der Ste
- Seite 115 und 116: Die Steampunk-Chroniken Ruf der Ste
- Seite 117 und 118: Die Steampunk-Chroniken Ruf der Ste
- Seite 119 und 120: Die Steampunk-Chroniken Tanja Meure
- Seite 121 und 122: Die Steampunk-Chroniken Es ist nich
- Seite 123 und 124: Die Steampunk-Chroniken Es ist nich
- Seite 125 und 126: Die Steampunk-Chroniken Es ist nich
- Seite 127 und 128: Die Steampunk-Chroniken Es ist nich
- Seite 129 und 130: Die Steampunk-Chroniken Es ist nich
- Seite 131 und 132: Die Steampunk-Chroniken Es ist nich
- Seite 133 und 134: Die Steampunk-Chroniken Die Schatte
- Seite 135 und 136: Die Steampunk-Chroniken Die Schatte
- Seite 137 und 138: Die Steampunk-Chroniken Die Schatte
- Seite 139 und 140: Die Steampunk-Chroniken Die Schatte
- Seite 141 und 142: Die Steampunk-Chroniken Die Schatte
- Seite 143 und 144: Die Steampunk-Chroniken Die Schatte
Die <strong>Steampunk</strong>-<strong>Chroniken</strong><br />
Den Tod falsch einsortiert<br />
»Warum ist die Bombe explodiert? Sie sagten doch, Ihre Erfindung<br />
hat ausdrücklich einen Rat zur Entschärfung gegeben.«<br />
»Das hat sie. Basierend auf ihren Parametern war das auch die<br />
richtige Entscheidung. Doch leider war mir bei der Konstruktion<br />
ein elementarer Denkfehler unterlaufen.«<br />
Wincover sah Statson fragend an.<br />
»Karl wollte mich mit meinen eigenen Mitteln schlagen. Daher<br />
hatte er die Bombe bewusst anders konzipiert, als es für ihn typisch<br />
gewesen wäre – er hatte sich am Ende umentschieden. Ich<br />
hätte es besser wissen müssen. Aber ich habe die menschliche<br />
Komponente vernachlässigt und meiner Maschine blind vertraut.<br />
Einer Maschine, die das Menschliche wegen mir auch nicht kannte.<br />
Eine Variable fehlte, und so sortierte die Maschine die letzte<br />
Information falsch ein. Man kann sagen, sie sortierte den Tod<br />
falsch ein.«<br />
»Und trotz dieser Katastrophe halten Sie an Ihrer Erfindung<br />
fest?«<br />
»Warum nicht?«, sah ihn Statson beinahe erstaunt an. »Es ist<br />
doch nur eine Maschine. Ich hatte auf drastische Weise einen<br />
Konstruktionsfehler erkannt. Und war daher in der Lage, den<br />
Fehler zu beheben. Nun ist die Maschine besser denn je.«<br />
War Statson so herzlos? Oder war es seine Art, mit dem Verlust<br />
fertig zu werden?<br />
»Im Grunde habe ich nur eine Art Zufallsgenerator hinzugefügt«,<br />
erklärte Statson. »Aber das angeblich so rationale Element<br />
des menschlichen Denkens lässt sich mit einer irrationalen Komponente<br />
sehr gut simulieren. Und das hat einen bittersüßen Geschmack<br />
von Ironie.«<br />
»Wünschen die Herren noch etwas?«, überraschte der auf leisen<br />
Sohlen angeschlichene Kellner die beiden.<br />
»Nein, danke«, sagte Statson. »Wir sind so gut wie fertig.«<br />
95