Stefan Holzhauer - Steampunk-Chroniken
Stefan Holzhauer - Steampunk-Chroniken Stefan Holzhauer - Steampunk-Chroniken
Die Steampunk-Chroniken Es ist nicht leicht, kein Held zu sein Es ist nicht leicht, kein Held zu sein Bernd Meyer Das fahle Licht des Mondes fiel auf das Aussichtsdeck der World of Æther und warf die Schatten der beiden an der Reling stehenden Personen auf die Wand hinter ihnen. Der Luxusliner glitt gemächlich durch den Æther, fast schien es den Passagieren so, als befänden sie sich auf einer Kreuzfahrt über einen der irdischen Ozeane. Doch das gemächliche Schwanken des Fahrzeugs durch die Wellen fehlte ebenso, wie die frische Brise, die man auf der Erde gespürt hätte. Stattdessen war um sie herum der schier endlose Sternenozeans, diese samtene Schwärze, in der die fernen Lichtpunkte der Sterne schwammen. Eine Glaswand trennte die Passagiere vom Æther, sorgte aber dafür, dass der großartige Ausblick nicht getrübt wurde. Fast unmerklich drehte das Schiff ein wenig nach Steuerbord ab, so dass der Mond ganz langsam achteraus wanderte. Die kleinere der beiden Gestalten ließ den Kopf sinken und seufzte leise. Sofort wandte sich die andere Person ihr zu. »Lady Walsington, ist Euch nicht gut? Soll ich den Steward rufen?« Wäre ein Beobachter zugegen gewesen, hätte er die schlankere der beiden Gestalten als weiblich erkannt. Modisch gekleidet, der kostbare schwarze Stoff die Figur der Trägerin umschmeichelnd, 120
Die Steampunk-Chroniken Es ist nicht leicht, kein Held zu sein das lange rote Haar von einem kleinen Hut gekrönt. Die grünen Augen schimmerten hinter dem hauchdünnen, schwarzen Schleier feucht über der zierlichen Stupsnase und den vollen Lippen. Sie umfasste die Reling fester, als würde sich eine Ertrinkende an den rettenden Halt klammern. Ohne ihren Blick zu heben schüttelte sie den Kopf. »Es ist nichts, Sir Geoffrey, aber haben Sie Dank für Ihre Besorgnis. Der Anblick lässt mich nur ein wenig sentimental werden. Wie Sie vielleicht wissen, war mein Verlobter bei der königlichen Marine. Er ... kam von einer Patrouille nicht zurück. In Erfüllung seiner Pflicht gefallen, sagte man.« Sie wandte sich ab, beide Hände auf der Reling, und starrte hinaus in die Schwärze. Sir Geoffrey, noch vom Dinner formal in seinen Frack gekleidet, für den Besuch auf Deck den Zylinder auf dem Kopfe, lehnte sich auf seinen Gehstock mit dem Silberknauf und wusste nicht so recht, was er tun sollte. Sein wohlfrisiertes, blondes Haar ragte unter der Kopfbedeckung hervor, seine grauen Augen ruhten auf der Gestalt der Lady vor ihm. Es schmerzte ihn, sie derart traurig zu sehen, aber der Anstand verbot ihm, sie tröstend in den Arm zu nehmen, wie sein Herz es ihm sagte. Er hatte sie erst vor ein paar Tagen kennengelernt, genau an diesem Ort, auf dem Aussichtsdeck. Sie war jeden Abend hier, betrachtete den Æther und dachte an die Vergangenheit. Doch selbst wenn sie keine Trauer getragen hätte, würde es sich nicht schicken, ihr derart zu nahe zu treten. So musste er sich damit begnügen, in ihrer Nähe zu bleiben und abzuwarten. Ein Angebot – das wohl nie in Anspruch genommen werden würde. Ach, wäre seine Familie doch nur noch so bedeutend wie zu den Zeiten seines berühmten Vorfahren. Aber nur dessen Ruhm war geblieben, nicht die Stellung der Familie oder das Vermögen, dafür hatte sein Onkel mit seiner Vorliebe für kostspielige Bälle 121
- Seite 69 und 70: Die Steampunk-Chroniken Die Jesaja-
- Seite 71 und 72: Die Steampunk-Chroniken Die Jesaja-
- Seite 73 und 74: Die Steampunk-Chroniken Die Jesaja-
- Seite 75 und 76: Die Steampunk-Chroniken Die Jesaja-
- Seite 77 und 78: Die Steampunk-Chroniken Die Jesaja-
- Seite 79 und 80: Die Steampunk-Chroniken Die Jesaja-
- Seite 81 und 82: Die Steampunk-Chroniken Alexandra K
- Seite 83 und 84: Die Steampunk-Chroniken Den Tod fal
- Seite 85 und 86: Die Steampunk-Chroniken Den Tod fal
- Seite 87 und 88: Die Steampunk-Chroniken Den Tod fal
- Seite 89 und 90: Die Steampunk-Chroniken Den Tod fal
- Seite 91 und 92: Die Steampunk-Chroniken Den Tod fal
- Seite 93 und 94: Die Steampunk-Chroniken Den Tod fal
- Seite 95 und 96: Die Steampunk-Chroniken Den Tod fal
- Seite 97 und 98: Die Steampunk-Chroniken Den Tod fal
- Seite 99 und 100: Die Steampunk-Chroniken Den Tod fal
- Seite 101 und 102: Die Steampunk-Chroniken Andreas Wol
- Seite 103 und 104: Die Steampunk-Chroniken Ruf der Ste
- Seite 105 und 106: Die Steampunk-Chroniken Ruf der Ste
- Seite 107 und 108: Die Steampunk-Chroniken Ruf der Ste
- Seite 109 und 110: Die Steampunk-Chroniken Ruf der Ste
- Seite 111 und 112: Die Steampunk-Chroniken Ruf der Ste
- Seite 113 und 114: Die Steampunk-Chroniken Ruf der Ste
- Seite 115 und 116: Die Steampunk-Chroniken Ruf der Ste
- Seite 117 und 118: Die Steampunk-Chroniken Ruf der Ste
- Seite 119: Die Steampunk-Chroniken Tanja Meure
- Seite 123 und 124: Die Steampunk-Chroniken Es ist nich
- Seite 125 und 126: Die Steampunk-Chroniken Es ist nich
- Seite 127 und 128: Die Steampunk-Chroniken Es ist nich
- Seite 129 und 130: Die Steampunk-Chroniken Es ist nich
- Seite 131 und 132: Die Steampunk-Chroniken Es ist nich
- Seite 133 und 134: Die Steampunk-Chroniken Die Schatte
- Seite 135 und 136: Die Steampunk-Chroniken Die Schatte
- Seite 137 und 138: Die Steampunk-Chroniken Die Schatte
- Seite 139 und 140: Die Steampunk-Chroniken Die Schatte
- Seite 141 und 142: Die Steampunk-Chroniken Die Schatte
- Seite 143 und 144: Die Steampunk-Chroniken Die Schatte
- Seite 145 und 146: Die Steampunk-Chroniken Die Schatte
- Seite 147 und 148: Die Steampunk-Chroniken Die Schatte
- Seite 149 und 150: Die Steampunk-Chroniken Die Schatte
- Seite 151 und 152: Die Steampunk-Chroniken Andreas Suc
- Seite 153 und 154: Die Steampunk-Chroniken Gedanken an
- Seite 155 und 156: Die Steampunk-Chroniken Gedanken an
- Seite 157 und 158: Die Steampunk-Chroniken Gedanken an
- Seite 159 und 160: Die Steampunk-Chroniken Gedanken an
- Seite 161 und 162: Die Steampunk-Chroniken Gedanken an
- Seite 163 und 164: Die Steampunk-Chroniken Gedanken an
- Seite 165 und 166: Die Steampunk-Chroniken Gedanken an
- Seite 167 und 168: Die Steampunk-Chroniken Gedanken an
- Seite 169 und 170: Die Steampunk-Chroniken Gedanken an
Die <strong>Steampunk</strong>-<strong>Chroniken</strong><br />
Es ist nicht leicht, kein Held zu sein<br />
das lange rote Haar von einem kleinen Hut gekrönt. Die grünen<br />
Augen schimmerten hinter dem hauchdünnen, schwarzen Schleier<br />
feucht über der zierlichen Stupsnase und den vollen Lippen.<br />
Sie umfasste die Reling fester, als würde sich eine Ertrinkende an<br />
den rettenden Halt klammern. Ohne ihren Blick zu heben schüttelte<br />
sie den Kopf.<br />
»Es ist nichts, Sir Geoffrey, aber haben Sie Dank für Ihre Besorgnis.<br />
Der Anblick lässt mich nur ein wenig sentimental werden.<br />
Wie Sie vielleicht wissen, war mein Verlobter bei der königlichen<br />
Marine. Er ... kam von einer Patrouille nicht zurück. In Erfüllung<br />
seiner Pflicht gefallen, sagte man.«<br />
Sie wandte sich ab, beide Hände auf der Reling, und starrte<br />
hinaus in die Schwärze. Sir Geoffrey, noch vom Dinner formal in<br />
seinen Frack gekleidet, für den Besuch auf Deck den Zylinder auf<br />
dem Kopfe, lehnte sich auf seinen Gehstock mit dem Silberknauf<br />
und wusste nicht so recht, was er tun sollte. Sein wohlfrisiertes,<br />
blondes Haar ragte unter der Kopfbedeckung hervor, seine grauen<br />
Augen ruhten auf der Gestalt der Lady vor ihm. Es schmerzte<br />
ihn, sie derart traurig zu sehen, aber der Anstand verbot ihm, sie<br />
tröstend in den Arm zu nehmen, wie sein Herz es ihm sagte.<br />
Er hatte sie erst vor ein paar Tagen kennengelernt, genau an<br />
diesem Ort, auf dem Aussichtsdeck. Sie war jeden Abend hier, betrachtete<br />
den Æther und dachte an die Vergangenheit. Doch<br />
selbst wenn sie keine Trauer getragen hätte, würde es sich nicht<br />
schicken, ihr derart zu nahe zu treten. So musste er sich damit begnügen,<br />
in ihrer Nähe zu bleiben und abzuwarten. Ein Angebot –<br />
das wohl nie in Anspruch genommen werden würde.<br />
Ach, wäre seine Familie doch nur noch so bedeutend wie zu<br />
den Zeiten seines berühmten Vorfahren. Aber nur dessen Ruhm<br />
war geblieben, nicht die Stellung der Familie oder das Vermögen,<br />
dafür hatte sein Onkel mit seiner Vorliebe für kostspielige Bälle<br />
121