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rettet die schwarze sulm

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Schwarze Sulm<br />

Rund um <strong>die</strong> Seebachmündung<br />

Fotoexkursion X am 18.5.2013<br />

Fotos & Text: Walter Postl


Als gebürtiger Grazer mit starken familiären Wurzeln im Sulmtal habe ich bereits als Kind <strong>die</strong> Schwarze Sulm kennen<br />

und lieben gelernt. Schließlich grenzte das kleine Anwesen meiner Großmutter in Gasselsdorf direkt an den dort<br />

aufgestauten Fluss.<br />

Mit den Oberläufen der Schwarzen und Weißen Sulm kam ich dann erstmals als Student in Berührung, als ich<br />

begann, mich mit der Gesteinswelt und den Mineralschätzen der Koralpe zu beschäftigen. Die damals gewonnenen<br />

Eindrücke waren so stark, dass <strong>die</strong> Entscheidung sehr leicht fiel, Anfang der 1970er-Jahre in Gressenberg – nur 10<br />

Gehminuten von der noch schlanken Schwarzen Sulm entfernt – eine Oase für <strong>die</strong> frisch gegründete Familie<br />

einzurichten.<br />

In den vergangenen fast vier Jahrzehnten hat unsere Familie ein inniges Verhältnis zu <strong>die</strong>sem Gebirgsfluss und<br />

seinen Nebenflüssen und -bächen entwickelt. Unzählige Besuche und auch mehrtägige Exkursionen haben seitdem<br />

stattgefunden und dazu beigetragen, dass sich <strong>die</strong>se Begeisterung auch auf unsere Kinder und Enkelkinder<br />

übertrug.<br />

Die Erklärung der Gebirgsstrecken der Schwarzen und Weißen Sulm zum Europaschutzgebiet bereitete unserer<br />

Familie große Freude. Die Gefahr, dass ein Kraftwerksprojekt <strong>die</strong>se Naturjuwele empfindlich stören könnte, schien<br />

für uns daher logischer Weise gebannt. Dass <strong>die</strong>se Annahme naiv war, mussten wir im Frühjahr 2012 leider zur<br />

Kenntnis nehmen. Im Sommer 2012 habe ich mich daher entschlossen, <strong>die</strong> Schwarze Sulm fotografisch zu<br />

dokumentieren. Der Fotoexkursion I „Rund um <strong>die</strong> Seebachmündung“ folgte Ende August <strong>die</strong> Fotoexkursion II mit<br />

Bildern aus weiter talwärts gelegenen Schluchtstrecken der Schwarzen Sulm („Südlich der Goslitzmündung“).<br />

Gleichzeitig hat mein Sohn Sebastian auch mit einer Filmdokumentation begonnen (http://youtu.be/4QUZEzopqnw).<br />

Im September 2012 folgte Teil III „Unterhalb der Seebachmündung“. Auf Anregung von Johannes Gepp ging es im<br />

Oktober 2012 schließlich gemeinsam zum eigentlichen Quellgebiet der Schwarzen Sulm (Fotoexkursion IV) und im<br />

Jänner 2013 zu Abschnitten westlich von Schwanberg (V) bzw. südlich der „Fuchsbrücke“ in Gressenberg<br />

(Fotoexkursion VI). Am 10. April 2013 besuchte ich <strong>die</strong> zum Naturdenkmal erklärte Teilstrecke „Michelitsch/<br />

Deutschmann“ (VII) sowie <strong>die</strong> energietechnisch und industriell genutzte Strecke kurz vor Schwanberg (VIII).<br />

Knapp vor dem Baubeginn für das Sulm-Kraftwerk konnte ich am 13. Mai 2013 <strong>die</strong> Strecke zwischen „Fuchsbrücke“<br />

und Suchabachmündung“ (IX) dokumentieren. Am 18. Mai folgte schließlich eine erneute Begehung der zum<br />

Naturdenkmal erklärten Teilstrecke unterhalb der Seebachmündung (X).<br />

Einige Fotosafaris werden wohl noch nötig sein, um <strong>die</strong> Idee von Johannes Gepp, gemeinsam einen Bildband über<br />

<strong>die</strong> Schwarze Sulm zu gestalten, in <strong>die</strong> Realität umsetzen zu können, in der Hoffnung, dass bis zum Erscheinen des<br />

Werkes das Sulm-Kraftwerksprojekt endgültig gestoppt werden konnte.<br />

Walter Postl, 24. Mai 2013


N<br />

1666 m<br />

Weinebene<br />

IV<br />

Glashütten<br />

IX<br />

G r e s s e n b e r g<br />

Deutschlandsberg<br />

Hühnerstütze +<br />

1989 m<br />

Seebach<br />

VI<br />

I<br />

X<br />

III<br />

Schwarze Sulm<br />

+ Großer Speikkogel<br />

2140 m<br />

Goslitz<br />

G a r a n a s<br />

II<br />

Scheucherbach<br />

VII<br />

Schwanberg<br />

V<br />

VIII<br />

______________<br />

5 km<br />

Fotoexkursion I-VIII<br />

Fotoexkursion IX, X<br />

Skizze W. Postl


Fotoexkursion X am 16. Mai 2013<br />

I-------I<br />

ca. 350 m<br />

Quelle: Wanderkarte Alpenverein, Sektion Deutschlandsberg


Die Mündung des Seebaches in <strong>die</strong><br />

Schwarze Sulm bei ca. 940 m S.H.<br />

Seebach<br />

Schwarze Sulm


Der Seebach und sein Mündungsbereich in <strong>die</strong> Schwarze Sulm<br />

Die zahlreichen Quellen des nicht minder idyllischen Seebaches entspringen auf der<br />

Ostseite des Koralpenhauptkammes in über 1800 m Seehöhe. Ein Teil speist den als<br />

eiszeitliches Relikt verbliebenen Speiksee. Seebach, Payerlbach und zahlreiche<br />

namenlose Bäche vereinigen sich am Weg Richtung Schwaze Sulm und bilden<br />

wunderschöne Mäander in der nur schwach ausgeprägten Moränenlandschaft.<br />

Die Mündung des Seebaches in <strong>die</strong> Schwarze Sulm liegt bei ca. 940 m S.H.. Eigenen<br />

Beobachtungen zur Folge führen an <strong>die</strong>ser Stelle <strong>die</strong> Schwarze Sulm, als auch der<br />

Seebach annähernd gleich viel Wasser.<br />

Nur rund 850 m flussaufwärts der Seebachmündung ist ein Speichersee für das größte<br />

Pumpspeicherkraftwerk Österreichs geplant.<br />

Geplanter Standort des Tiroler Wehrs<br />

Im Bereich der Mündung des Seebaches in <strong>die</strong> Schwarze Sulm soll ein Tiroler Wehr zur<br />

Ausleitung von max. 1300 l/sec errichtet werden. Diese Wassermenge entspricht je<br />

einem der beiden Bäche. Dieses zum Betrieb des vor Schwanberg zu errichtenden<br />

Kraftwerkes notwendige „Konsenswasser“ soll über eine entlang von Forstwegen<br />

geführte Druckrohrleitung abgeleitet werden. Die zu erwartende Leistung des KW soll<br />

ungefähr der Hälfte eines mittleren Murkraftwerkes entsprechen.<br />

Quelle: Kleine Zeitung Online vom 23.5.2013: Lokalaugenschein im Sulmtal<br />

http://www.kleinezeitung.at/steiermark/deutschlandsberg/3318726/lokalaugenschein-<strong>schwarze</strong>n-<strong>sulm</strong>.story


Oben rechts: Seekar mit Speiksee<br />

Unten rechts: Mäandrierender Seebach unterhalb des Speiksees<br />

Links: Seebach im Mündungsbereich in <strong>die</strong> Schwarze Sulm


Die Schwarze Sulm unmittelbar nach der<br />

Vereinigung mit dem Seebaches.<br />

Nach wenigen Zehnermetern kommt man zu<br />

einer durch riesige Gneisblöcke verursachten<br />

Engstelle, an der Treibholz meist ein natürliches<br />

Stauwerk bildet. Es folgt eine beeindruckende<br />

Kataraktstrecke, <strong>die</strong> auf einer Länge von etwa<br />

260 m zum Naturdenkmal erklärt worden ist. Im<br />

Mittelteil ist auch eine kurze, ruhigere<br />

Fließstrecke zu finden.


Teilstrecke der Schwarzen Sulm, Bereich „Robert Masser“. Der grün gekennzeichnete Bereich wurde mit<br />

Bescheid vom 2.11.2007 der Bezirkshauptmannschaft Deutschlandsberg zum Naturdenkmal erklärt.


Schwer zugängliche Kataraktstrecke knapp unterhalb der Seebachmündung


An <strong>die</strong>ser teilweise mit Schwefelflechte<br />

bewachsenen Felsformation aus Gneis<br />

befindet sich am rechten Ufer eine stark<br />

beschädigte Pegelmessstation. Gut möglich,<br />

dass hier der weltweit nur in der Kor-, Stubund<br />

Saualpe sowie im Pohorje-Gebirge<br />

vorkommende Glimmer-Steinbrech gedeiht.<br />

Nur wenig flussaufwärts ist ein Vorkommen<br />

<strong>die</strong>se auf Veränderungen in der<br />

Wasserführung empfindlich reagierenden<br />

Pflanzenrarität nachgewiesen worden.<br />

Glimmer-Steinbrech gedeiht vor Regen<br />

geschützt unterhalb von Felsvorsprüngen,<br />

braucht aber zum Leben dringend den<br />

Sprühnebel des Flusswassers.


Auf der Innenseite der Flussschleife befindet sich<br />

in einem Gerinne <strong>die</strong>ses gut 20 Tonnen schwere<br />

Quarzgeschiebe. Derartige Quarzblöcke waren<br />

zwischen 1621 und 1738 im Umkreis von<br />

Glashütten (Gemeinde Gressenberg) ein<br />

begehrter Rohstoff zur Waldglaserzeugung.<br />

Dieses am rechten Ufer befindliche Gerinne führt<br />

an einem Mauerrest, mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />

einer ehemaligen Mühle, vorbei.<br />

Auch <strong>die</strong>se Stelle oder etwas weiter flussauf<br />

könnte als Standort für das Tiroler Wehr<br />

vorgesehen sein. Es ist zu erwarten, dass <strong>die</strong><br />

Rohrleitung eher vorwiegend rechtsseitig auf<br />

Forstwegen geführt wird.


Eine markante Flussschleife bildet den Abschluss des zum Naturdenkmal erklärten Flussabschnitts.


Als aufgeschlossener Staatsbürger ist es mir unerklärlich, wie es überhaupt<br />

zur Baugenehmigung in einem Natura 2000-Gebiet (Europaschutzgebiet)<br />

kommen konnte, zumal es nach der Wasserrahmen-<br />

Richtlinie der EU zu keiner Verschlechterung der Wassergüte kommen<br />

darf. Auch für einen Laien wie mich ist es einleuchtend, dass durch <strong>die</strong><br />

massive Reduzierung der Wassermenge im bestehenden Flussbett der<br />

Schwarzen Sulm auf 12 Kilometer Länge empfindliche Auswirkungen auf<br />

<strong>die</strong> Fluss- und Uferökologie zu erwarten sind. Nur ein umgehender<br />

Baustopp kann bleibende Folgen an <strong>die</strong>sem einmaligen Flussidyll mit<br />

seltensten Tier- und Pflanzenarten noch verhindern.<br />

Danke an <strong>die</strong> immer größer werdende Zahl an Menschen, <strong>die</strong> sich<br />

gegen den Kraftwerksbau auflehnen. Danke an alle NGOs, wie<br />

Arbeitskreis zum Schutz der Koralpe, WWF, Naturschutzbund,<br />

Umweltdachverband, Österreichischer Alpenverein, Unabhängige<br />

Plattform <strong>sulm</strong>.uri „Rettet <strong>die</strong> Schwarze Sulm“, Riverwatch, The<br />

Breakery, kajak.at, Flüsse voller Leben, Forum Wissenschaft & Umwelt.<br />

Besonderer Dank gebührt auch der Umweltanwältin des Landes<br />

Steiermark, Frau MMag. Ute Pöllinger, Frau LAbg. Ing. Sabine Jungwirth<br />

plus Team sowie Herrn Bgm. Josef Steiner (St. Martin im Sulmtal), <strong>die</strong><br />

sich gegen den Bau des Sulm-Kraftwerks engagieren.<br />

An <strong>die</strong>ser Stelle muss festgehalten werden, dass niemand unter den<br />

Sulm-BeschützerInnen generell gegen <strong>die</strong> Nutzung der Wasserkraft ist,<br />

sehr wohl aber gegen <strong>die</strong> Privatisierung unseres Trinwassers.<br />

Walter Postl, 24.5.2013<br />

Link zum Videoclip „Schwarze Sulm – ein Naturjuwel in Gefahr“:<br />

http://youtu.be/4QUZEzopqnw<br />

Link zum Video von der Protestkundgebung der unabhängigen Plattform „Rettet <strong>die</strong><br />

Schwarze Sulm“ am 22.5.2013 in Schwanberg: http://youtu.be/GpTx8BL1UP8 Leserbrief, Kleine Zeitung, 24.5.2013, Seite 37


Wolkenwirbel über der<br />

Seebachmündung in <strong>die</strong><br />

Schwarze Sulm

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