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Stellenmarkt Geistes- und Sozialwissenschaften (I.)<br />
Die im diesem Heft ausgewerteten Stellenanzeigen bieten eine umfassen<strong>de</strong><br />
Grundlage für genauere Analysen <strong>de</strong>r aktuellen Arbeitssituation für Geistesund<br />
Sozialwissen-schaftler/innen. Im ersten <strong>Teil</strong> <strong>de</strong>r Untersuchung geht es u.a.<br />
um Metho<strong>de</strong>n, allgemeine Trends, prekäre Beschäftigungen und Soft Skills.<br />
Manfred Bausch<br />
Analysen <strong>de</strong>r Nachfrage nach Bewerbern und Bewerberinnen <strong>de</strong>r Geistes- und<br />
Sozialwissenschaften sind selten und schwierig zu realisieren. Bei näherem<br />
Hinsehen ergibt sich für diese Absolventengruppen <strong>de</strong>nnoch ein Bild breit gestreuter<br />
Arbeitgebergruppen und Einsatzfel<strong>de</strong>r. Dabei kommt inzwischen ein beträchtlicher<br />
<strong>Teil</strong> <strong>de</strong>r Angebote aus <strong>de</strong>m Privatsektor. Vor allem die Angebote aus <strong>de</strong>r<br />
Privatwirtschaft wen<strong>de</strong>n sich in <strong>de</strong>r Regel nicht ausschließlich an Bewerber mit<br />
geistes- und sozialwissenschaftlichen Abschlüssen. Überwiegend han<strong>de</strong>lte es sich<br />
um Vakanzen, für die sich die potentiellen Arbeitgeber auch Geistes- und<br />
Sozialwissenschaftler als Mitarbeiter vorstellen können. Dennoch sind die<br />
Möglichkeiten im Privatsektor in <strong>de</strong>n letzten Jahren <strong>de</strong>utlich besser gewor<strong>de</strong>n.<br />
Dabei haben es Personen mit einem geisteswissenschaftlichen Hintergrund meist<br />
noch seltener mit einer originären Nachfrage nach ihren Qualifikationen zu tun als<br />
Sozialwissenschaftler.<br />
Den meisten dieser Bewerber und Bewerberinnen gelingt es <strong>de</strong>nnoch nach einiger<br />
Zeit, angemessene Arbeitsplätze zu fin<strong>de</strong>n, dabei geht <strong>de</strong>r Weg häufig über Praktika,<br />
befristete Stellen und <strong>Teil</strong>zeitangebote.<br />
Eine explizite Nachfrage nach Bachelorabschlüssen <strong>de</strong>r Geistes- und<br />
Sozialwissenschaften ist kaum zu erkennen. Hier muss wohl von allen Seiten noch<br />
nachgebessert wer<strong>de</strong>n.<br />
Um diesen komplizierten Arbeitsmarkt besser erschließen zu können, bieten die in<br />
„Arbeitsmarkt BILDUNG KULTUR SOZIALWESEN“ wöchentlich veröffentlichten<br />
Stellenanzeigen, die aufgrund <strong>de</strong>r breiten Datenbasis fast die gesamte Nachfrage<br />
nach diesen Abschlüssen in Deutschland abbil<strong>de</strong>n eine hervorragen<strong>de</strong> Grundlage für<br />
<strong>de</strong>n Versuch einer entsprechen<strong>de</strong>n Analyse.<br />
Der Aka<strong>de</strong>mikerarbeitsmarkt 2010<br />
Anfang <strong>de</strong>s Jahres 2010 lag die Arbeitslosigkeit bei wichtigen aka<strong>de</strong>mischen<br />
Berufsgruppen wie MaschinenbauIngenieurInnen, ElektroingenieurInnen,<br />
ChemikerInnen, PhysikerInnen und InformatikerInnen noch <strong>de</strong>utlich über <strong>de</strong>m<br />
Durchschnitt <strong>de</strong>s vorangegangenen Jahres. Hochtechnologiebereiche und<br />
Investitionsgütersektoren, die diese Berufsgruppen in „normalen“ Zeiten stark<br />
nachfragen, gehörten ja bekanntlich zu <strong>de</strong>n beson<strong>de</strong>rs krisengeschüttelten<br />
Branchen, die folgerichtig zeitweise <strong>de</strong>utlich weniger qualifiziertes Personal
nachfragten. Dies wird sich bei Verstärkung <strong>de</strong>r erwarteten Wachstumstrends aber<br />
spätestens gegen En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Jahres voraussichtlich wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utlich än<strong>de</strong>rn.<br />
Ausnahmen bil<strong>de</strong>n ÄrztInnen, LehrerInnen, SozialpädagogInnen, PsychologInnen<br />
sowie Geistes- und SozialwissenschaftlerInnen. Der Arbeitsmarkt dieser<br />
Berufsgruppen ist in beson<strong>de</strong>rem Maße mit <strong>de</strong>r Nachfrage aus Institutionen <strong>de</strong>r<br />
öffentlichen Hand bzw. <strong>de</strong>m Gesundheits- und Sozialwesen verknüpft. Dies waren<br />
auch diejenigen Sektoren, die bis in die jüngste Vergangenheit eine stabile, zum <strong>Teil</strong><br />
sogar gestiegene Kräftenachfrage signalisierte. Für das laufen<strong>de</strong> Jahr muss<br />
allerdings aufgrund <strong>de</strong>r Engpässe in <strong>de</strong>n öffentlichen Haushalten eher mit einer<br />
zurückhalten<strong>de</strong>ren Einstellungsbereitschaft, vielleicht mit Ausnahme <strong>de</strong>s<br />
Gesundheitswesens, gerechnet wer<strong>de</strong>n, so dass auch steigen<strong>de</strong> Arbeitslosenzahlen<br />
bei Geistes- und Sozialwissenschaftlern und bei Sozialpädagogen befürchtet wer<strong>de</strong>n<br />
müssen. Auch die Erhebungen aufgrund <strong>de</strong>r Veröffentlichungen <strong>de</strong>s<br />
Wissenschaftsla<strong>de</strong>ns Bonn bestätigen <strong>de</strong>n bisherigen Trend einer stabilen Nachfrage<br />
vor allem nach Sozialpädagogen, Sozialarbeitern und Psychologen sowie auf etwas<br />
niedrigerem Niveau, aber ebenso stabil auch nach Geistes- und<br />
Sozialwissenschaftlern ganz allgemein.<br />
Zwar ist die Arbeitslosigkeit im vergangenen Jahr bei Aka<strong>de</strong>mikern stärker<br />
angestiegen als im Durchschnitt, allerdings von einem sehr niedrigen Niveau<br />
ausgehend. Die für <strong>de</strong>n Dezember 2009 erhobene Zahl von rund 167.000<br />
arbeitslosen Aka<strong>de</strong>mikern entspricht einer Arbeitslosenquote von rund 2,5 %. Ihr<br />
gegenüber steht eine durchschnittliche Arbeitslosenquote von 8,7%. Das sind Daten,<br />
die es nicht erlauben, eine drohen<strong>de</strong> Krise auf <strong>de</strong>m Aka<strong>de</strong>mikerarbeitsmarkt<br />
herbeizuschreiben, wie es in <strong>de</strong>n vergangenen Monaten immer mal wie<strong>de</strong>r versucht<br />
wur<strong>de</strong>.
Quellen für die Analyse<br />
Die Quellen, auf die sich <strong>de</strong>r Auswertungsdienst <strong>de</strong>s Wissenschaftsla<strong>de</strong>ns Bonn in<br />
seinen Veröffentlichungen bezieht, sind 66 Tages- und Wochenzeitungen sowie 31<br />
Fachzeitschriften. Daneben wer<strong>de</strong>n zahlreiche Onlineangebote aus <strong>de</strong>m Netz<br />
„gefischt“. Berücksichtigung fin<strong>de</strong>n hier vor allem die Homepages von Unternehmen,<br />
Behör<strong>de</strong>n, Hochschulen, Sozialdienstleistern und Trägern <strong>de</strong>r<br />
Entwicklungszusammenarbeit. Daneben wer<strong>de</strong>n auch für <strong>de</strong>n Personenkreis<br />
relevante Jobbörsen einbezogen. Die Glie<strong>de</strong>rung von „Arbeitsmarkt BILDUNG<br />
KULTUR SOZIALWESEN“ wur<strong>de</strong> dabei für Auswertung und Analyse im<br />
Wesentlichen beibehalten, da eine an<strong>de</strong>re o<strong>de</strong>r neue Aggregierung mit einem<br />
unabsehbaren zusätzlichen Zeitaufwand verbun<strong>de</strong>n gewesen wäre. Die acht<br />
Einsatzfel<strong>de</strong>r bzw. Themenblöcke, in die das Angebot unterteilt ist, bieten dabei<br />
quantitativ sehr unterschiedliche Zugangsmöglichkeiten für Sozialwissenschaftler. Im<br />
Bereich Journalismus etwa steht die journalistische Erfahrung bzw. Ausbildung im<br />
Vor<strong>de</strong>rgrund. Es kommen mithin nur solche Bewerber mit einem<br />
sozialwissenschaftlichen Hintergrund in Betracht, die entsprechen<strong>de</strong> Erfahrungen<br />
vorweisen können.<br />
Metho<strong>de</strong> und Rahmenbedingungen<br />
Metho<strong>de</strong><br />
Wie schon in vorangegangenen Untersuchungen wur<strong>de</strong> die Metho<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />
Inhaltsanalyse für die Auswertung angewandt. Die Inhaltsanalyse (content analysis)<br />
ist neben <strong>de</strong>m Interview, <strong>de</strong>r Beobachtung und <strong>de</strong>m Experiment eine standardisierte<br />
Metho<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>r empirischen Sozialforschung. Gegenstand ist hier die Analyse <strong>de</strong>r<br />
Inhalte, die in <strong>de</strong>r Form <strong>de</strong>r Anzeigentexte vorliegen. Die wesentliche Metho<strong>de</strong> dieser<br />
Art <strong>de</strong>r Untersuchung ist es, aufgrund <strong>de</strong>r Bildung von Kategorien und<br />
Schlüsselwörtern statistisch verwertbare quantitative und qualitative Aussagen über<br />
die Nachfrage nach Sozialwissenschaftlern treffen zu können.<br />
Hierbei ist es von Vorteil, dass in <strong>de</strong>r Veröffentlichung <strong>de</strong>r Anzeigen im „arbeitsmarkt<br />
BILDUNG KULTUR SOZIALWESEN“ bereits eine Unterteilung <strong>de</strong>r Texte nach<br />
wichtigen Kategorien vorgenommen wird. Diese umfassen u.a. die<br />
Stellenbezeichnung (z.B. „Pressereferent“), <strong>de</strong>n erwarteten Ausbildungsabschluss<br />
(z.B. „Publizistikstudium“), die Einsatzfel<strong>de</strong>r (z.B. „Öffentlichkeitsarbeit“), die<br />
erwarteten Kenntnisse, Fähigkeiten und Erfahrungen (z.B. „mehrjährige<br />
Berufserfahrung“) und die Quelle <strong>de</strong>r Stellenanzeige. Das Kriterium Gehalt wur<strong>de</strong> in<br />
dieser Untersuchung nicht berücksichtigt, da noch <strong>de</strong>utlich seltener als in <strong>de</strong>r
Vergangenheit hierzu verwertbare Angaben von <strong>de</strong>n Arbeitgebern gemacht wur<strong>de</strong>n.<br />
Zu diesen Kategorien wur<strong>de</strong>n jeweils relevante Schlüsselwörter entwickelt, die<br />
statistische Darstellungen und inhaltliche Aussagen ermöglichten.<br />
Die Inserenten richten sich auch in <strong>de</strong>r überwiegen<strong>de</strong>n Zahl <strong>de</strong>r Offerten nicht<br />
ausschließlich an Absolventen bestimmter geistes- und sozialwissenschaftlicher<br />
Studiengänge, son<strong>de</strong>rn lassen Wettbewerber an<strong>de</strong>rer Studiengänge zu.<br />
Sozialwissenschaftler konkurrieren häufig mit Wirtschafts- und<br />
Geisteswissenschaftlern, Psychologen und Pädagogen um eine Stelle.<br />
Erheblich mehr Stellenangebote in „Arbeitsmarkt BILDUNG KULTUR<br />
SOZIALWESEN“<br />
Die explizite Suche nach einzelnen Studienabschlüssen, die von <strong>de</strong>n Inserenten<br />
genannt wur<strong>de</strong>n, also die Suche nach Ausschreibungen, die sich unmittelbar an<br />
Historiker, Germanisten o<strong>de</strong>r Sozialwissenschaftler wandten, wur<strong>de</strong> innerhalb <strong>de</strong>r<br />
7.126 Angebote durch einfache Suchläufe, die Begriffe aus <strong>de</strong>n Wortstämmen <strong>de</strong>r<br />
gesuchten Studienabschlüsse enthielten, durchgeführt. Dabei wur<strong>de</strong> nur die Rubrik<br />
„Berufs- bzw. Ausbildungsabschluss“ berücksichtigt, um eine möglichst genaue,<br />
realistische Abbildung zu erreichen. 369 (5,2 %) entsprachen diesen Kriterien z.B.<br />
bei <strong>de</strong>n Sozialwissenschaftlern im engeren Sinne (dazu wer<strong>de</strong>n hier die Begriffe<br />
Sozialwissenschaftler, Soziologen und Politologen gezählt). In <strong>de</strong>r Analyse <strong>de</strong>s<br />
Jahres 2006 lag dieser Wert mit 5,7% etwas höher (vgl.: Bausch, Manfred u.a.:<br />
Arbeitsmarkt-Information für Fach- und Führungskräfte - Sozialwissenschaftliche<br />
Berufe, Hrsg.: Zentrale Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sagentur für<br />
Arbeit, Bonn 2007 – Online: http://www.<strong>personalbarometer</strong>-<strong>online</strong>.<strong>de</strong>/page4.html<br />
unter: Sozialwissenschaftliche Berufe - Politologen und Soziologen im<br />
Beruf (Bausch/Gernand u.a.)).
Obwohl die für die Analyse zugrun<strong>de</strong>gelegten Daten im Jahr 2009 mit 13 Ausgaben<br />
von „arbeitsmarkt BILDUNG KULTUR SOZIALWESEN“ im dritten Quartal einen<br />
<strong>de</strong>utlich geringeren Zeitraum umfassten als 2006 (16 Ausgaben), wur<strong>de</strong>n absolut<br />
rund 1.000 Stellenangebote mehr verzeichnet; umgerechnet auf die Zahl <strong>de</strong>r im<br />
Durchschnitt erscheinen<strong>de</strong>n Stellenangebote für Geistes- und Sozialwissenschaftler<br />
ergab sich 2009 eine Zahl von 548 Angeboten pro Heft gegenüber 383 Offerten pro<br />
Ausgabe im Jahr 2006. Diese <strong>de</strong>utliche Zunahme <strong>de</strong>r Stellen trotz <strong>de</strong>r Auswirkungen<br />
<strong>de</strong>r Wirtschaftskrise ist vor allem <strong>de</strong>r starken Nachfragesteigerung nach<br />
Psychologen, Sozialpädagogen und Sozialarbeitern zu verdanken. Die Nachfrage für<br />
<strong>de</strong>n Auswertungsbereich Psychologie hat sich <strong>de</strong>mgemäß gegenüber 2006 nahezu<br />
verdoppelt, wie sich aus <strong>de</strong>m folgen<strong>de</strong>n Diagramm ergibt.
Stellenangebote nach bevorzugten geistes- und sozialwissenschaftlichen<br />
Studienabschlüssen<br />
Die in <strong>de</strong>n vergangenen drei Jahren extrem gestiegene Nachfrage nach sozialen und<br />
psychologischen Dienstleistungen spiegelt sich auch bei <strong>de</strong>r Nachfrage nach<br />
Bewerbern und Bewerberinnen mit entsprechen<strong>de</strong>n Studienabschlüssen wi<strong>de</strong>r. In<br />
<strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n Tabelle belegen <strong>de</strong>shalb Sozialpädagogen, Sozialarbeiter und<br />
Psychologen unangefochtene Spitzenplätze. Diese Qualifikationen fin<strong>de</strong>n sich zu<br />
einem sehr hohen Prozentsatz (90%) im Auswertungsbereich<br />
Psychologie/Sozialwesen. Sozialwissenschaftler wer<strong>de</strong>n schwerpunktmäßig in <strong>de</strong>n<br />
Sektoren Leiten<strong>de</strong> und Referentenstellen (133) und in <strong>de</strong>r Wissenschaft und<br />
Forschung (132) nachgefragt. Lehrer wer<strong>de</strong>n folgerichtig vor allem im Schul- und<br />
Bildungswesen gesucht. Historiker haben ihre Domäne im Bereich Kunst und Kultur<br />
(119) und in Wissenschaft und Forschung (45). Pädagogen (ohne Lehramt) wer<strong>de</strong>n<br />
gleichermaßen in <strong>de</strong>n Bereichen Leiten<strong>de</strong> und Referentenstellen und Schule/Bildung<br />
(jeweils 53) genannt. Stellen für Kunsthistoriker wer<strong>de</strong>n ausschließlich im Sektor<br />
Kunst/Kultur ausgeschrieben (113). Bibliothekare (99) und Journalisten (87)<br />
beziehen sich fast ausschließlich auf die Offerten in <strong>de</strong>r Rubrik<br />
Journalismus/Verlags- und Bibliothekswesen.<br />
Bei dieser Auswertung muss noch einmal darauf hingewiesen wer<strong>de</strong>n, dass viele <strong>de</strong>r<br />
ausgeschriebenen Positionen, die z.B. Geschäftsführung, Personalmanagement<br />
o<strong>de</strong>r Projektleitung in privaten o<strong>de</strong>r öffentlichen Institutionen zum Gegenstand<br />
haben, alternativ ausgeschrieben wer<strong>de</strong>n, d.h. die Angebote richten sich gleichzeitig<br />
an Geistes- und Sozialwissenschaftler und an Wirtschaftswissenschaftler, in<br />
Einzelfällen auch an Naturwissenschaftler o<strong>de</strong>r Ingenieure. Es fließen hier aber nur
die Nennungen in die Auswertung ein, die sich konkret auf geistes- und<br />
sozialwissenschaftliche Abschlüsse beziehen. So wer<strong>de</strong>n in einzelnen<br />
Stellenanzeigen z.B. Bewerber <strong>de</strong>r „Fachrichtungen Raumplanung, Geographie,<br />
Architektur, Städtebau, Volkswirtschaftslehre o<strong>de</strong>r Sozialwissenschaften“ o<strong>de</strong>r<br />
Bewerber die ein „mit gutem Erfolg abgeschlossenes Universitätsstudium,<br />
vorzugsweise <strong>de</strong>r Wirtschafts-, Verwaltungs- o<strong>de</strong>r Sozialwissenschaften“ aufweisen,<br />
wobei in diesen Fällen die Sozialwissenschaften in <strong>de</strong>r Auswertung Berücksichtigung<br />
fin<strong>de</strong>n. Im Anhang gibt eine Kreuztabelle darüber Auskunft, welche<br />
Studienabschlüsse und aka<strong>de</strong>mischen Ausbildungen im einzelnen in welchem <strong>de</strong>r<br />
Bereiche gemäß „Arbeitsmarkt Bildung, Kultur, Sozialwesen“ gesucht wer<strong>de</strong>n.<br />
N = 4.498<br />
Bachelor welcome?<br />
Die Antwort ist nicht einfach; wenn man nur die explizit an Bachelorabsolventen<br />
gerichteten Angebote nimmt, kann davon kaum die Re<strong>de</strong> sein.<br />
Bereiche<br />
Bachelor Master<br />
1 6<br />
Journalismus/Verlage/Bibliotheken 12 7<br />
Kunst Kultur 4 18<br />
Leiten<strong>de</strong>/Referentenstellen 8 15<br />
Psychologie/Sozialarbeit 27 15<br />
Schulen/Aus- u. Weiterbildung 3 7<br />
Weitere Stellen 6 3<br />
Wissenschaft 1 50
Die nun nicht mehr ganz neuen Abschlüsse Master und Bachelor sind – soweit es die<br />
Geistes- und Sozialwissenschaften betrifft, in <strong>de</strong>n Stellenangeboten <strong>de</strong>utlich<br />
unterrepräsentiert. Bei 7.121 Stellenangeboten wur<strong>de</strong> als Abschluss nur 62 mal<br />
explizit <strong>de</strong>r Bachelor genannt, das sind 0,7% aller Stellenangebote; und selbst bei<br />
diesen sehr geringen Zahlen müssen noch Einschränkungen gemacht wer<strong>de</strong>n.<br />
Im Journalismus/Verlage/Bibliotheken beziehen sich Bachelor-Abschlüsse als<br />
Voraussetzung für eine Bewerbung fast ausschl. auf Bibliotheken; hier hat sich <strong>de</strong>r<br />
Bachelor als „Nachfolger“ <strong>de</strong>s Diplom-Bibliothekars auf FH-Ebene inzwischen ein<br />
Stück weit durchgesetzt.<br />
Im Kulturwesen wer<strong>de</strong>n gelegentlich Kirchenmusiker mit Bachelorabschluss<br />
akzeptiert.<br />
Bei <strong>de</strong>m Bereich „Leiten<strong>de</strong> Funktionen und Geschäftsführungen, Referenten/innen<br />
und Beauftragte“ wird <strong>de</strong>r Bachelorabschluss offenkundig häufig als Äquivalent für<br />
<strong>de</strong>n vormaligen (Diplom-) FH-Abschluss gleichgesetzt.<br />
Auch im Bereich „Sozialwesen und Psychologie“ wird <strong>de</strong>r Bachelor als Nachfolgebzw.<br />
Ersatzbezeichnung für das FH-Diplom in Sozialarbeit/-pädagogik gesehen.<br />
Die Bezeichnung Bachelor wird im Berufsfeld „Wissenschaft, Hochschule,<br />
Forschung“ nur verwandt, um <strong>de</strong>utlich zu machen, dass dieser Abschluss als<br />
alleinige Qualifikation für eine Bewerbung nicht ausreicht.<br />
Dennoch soll hier nicht <strong>de</strong>r Eindruck erweckt wer<strong>de</strong>n, Bewerbungen mit einem<br />
Bachelor-Abschluss seien grundsätzlich chancenlos. Mit entsprechen<strong>de</strong>n<br />
Berufserfahrungen und Fachkenntnissen mag es durchaus möglich sein, sich in<br />
vielen Tätigkeitsfel<strong>de</strong>rn erfolgreich zu positionieren. Auf einer oberflächlichen Ebene<br />
betrachtet, sind sie aber noch nicht in das Bewusstsein <strong>de</strong>r Arbeitgeber<br />
vorgedrungen, von wenigen Ausnahmen abgesehen – und soweit es die Geistesund<br />
Sozialwissenschaften betrifft; für Ingenieur- und naturwissenschaftliche<br />
Studiengänge gelten zum <strong>Teil</strong> an<strong>de</strong>re Bedingungen.<br />
Prekäre Arbeitsverhältnisse nach wie vor an <strong>de</strong>r Tagesordnung<br />
Gegenüber <strong>de</strong>r Auswertung von 2006 haben sich bei <strong>de</strong>r Art <strong>de</strong>r Beschäftigung keine<br />
dramatischen Verschiebungen ergeben. Wie bei <strong>de</strong>n Gehältern wer<strong>de</strong>n zur Ausgestaltung<br />
<strong>de</strong>r Arbeitsverträge bzw. zur Art <strong>de</strong>r Beschäftigungsverhältnisse nach wie vor nur in einer<br />
Min<strong>de</strong>rheit <strong>de</strong>r Fälle konkrete Angaben gemacht. Soweit es die Angaben erlauben, wird<br />
dargestellt wie Vollzeit- und <strong>Teil</strong>zeitangebote sowie befristete und unbefristete<br />
Beschäftigungsverhältnisse in <strong>de</strong>n vier hier berücksichtigten Auswertungsbereichen<br />
gewichtet wer<strong>de</strong>n können. Weitere Kriterien für prekäre arbeitsvertragliche Bedingungen wie<br />
Honorartätigkeiten, Praktikantenstatus etc. wur<strong>de</strong>n jedoch hierbei nicht berücksichtigt.
Das Datenmaterial belegt auch 2009/10, dass befristete Beschäftigungsverhältnisse bei für<br />
Geistes- Sozialwissenschaftler relevanten Einsatzfel<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>utlich überwiegen. Dabei stellte<br />
sich die Situation im Bereich Journalismus mit 15,1% unbefristeten Arbeitsverhältnissen am<br />
„günstigsten“ dar und im Bereich Internationales mit 4,2% am ungünstigsten. Dabei ist die<br />
geringe Quote im internationalen Sektor relativ leicht erklärbar, da Auslandseinsätze per se<br />
mit Befristungen versehen sind. Die wenigen unbefristeten Arbeitsverhältnisse in diesem<br />
Bereich dürften sich vor allem auf Verwaltungsaufgaben in Institutionen <strong>de</strong>r<br />
Entwicklungszusammenarbeit in Deutschland beziehen.<br />
Die Dauer <strong>de</strong>r Befristung weist insgesamt nach wie vor eine sehr große Bandbreite auf. Sie<br />
reicht von wenigen Monaten bei einem Praktikum bis zu mehreren Jahren, vor allem bei<br />
wissenschaftlichen Tätigkeiten.<br />
Beim Gegensatzpaar Vollzeit/<strong>Teil</strong>zeit ergibt sich dagegen nahezu ein Gleichstand. Auch hier<br />
ist die Palette <strong>de</strong>r Ausprägungen sehr groß. Sie reicht von wenigen Stun<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Woche<br />
bis hin zu <strong>Teil</strong>zeitbeschäftigungen, die knapp unter <strong>de</strong>r Vollzeitgrenze liegen. Der Anteil <strong>de</strong>r<br />
Vollzeitstellen ist im Wissenschaftssektor – fast traditionell – mit etwa einem Drittel <strong>de</strong>r<br />
Positionen, bei <strong>de</strong>nen Angaben zu diesem Kriterium gemacht wer<strong>de</strong>n, beson<strong>de</strong>rs niedrig.<br />
Insgesamt unterliegen Vollzeitstellen nach <strong>de</strong>n hier gewonnenen Erkenntnissen ebenso<br />
häufig einer Befristung wie <strong>Teil</strong>zeitpositionen.
Die Verteilung nach Postleitbereichen in Deutschland<br />
Weiterhin große regionale Unterschie<strong>de</strong><br />
Bei <strong>de</strong>r regionalen Verteilung <strong>de</strong>r Stellenausschreibungen ergeben sich – genau wie<br />
bei <strong>de</strong>r Auswertung 2006 beson<strong>de</strong>rs große Unterschie<strong>de</strong>. Die meisten Offerten<br />
stammten aus <strong>de</strong>m Postleitzahlbereich 1, bei näherem Hinsehen han<strong>de</strong>lte es sich<br />
wie<strong>de</strong>rum zu über 90 % um Berlin. Die herausgehobene Be<strong>de</strong>utung dieses Standorts<br />
für Geistes- Sozialwissenschaftler ist allerdings nicht mehr ganz so ausgeprägt wie<br />
vor drei Jahren. Insbeson<strong>de</strong>re in <strong>de</strong>n Bereichen leiten<strong>de</strong> und Referententätigkeiten,<br />
Psychologie und Sozialwesen aber auch bei Wissenschaft und Forschung ergaben<br />
sich für <strong>de</strong>n Standort Berlin überdurchschnittliche Anteile. Hier spielt <strong>de</strong>r Sog <strong>de</strong>r<br />
Hauptstadtfunktion eine Rolle mit relativ vielen Arbeitsplätzen bei politiknahen<br />
überregionalen Vereinen, Verbän<strong>de</strong>n und Stiftungen. In <strong>de</strong>n Sektoren Journalismus<br />
und International kommen die meisten Offerten aus <strong>de</strong>m Rheinland, also <strong>de</strong>m PLZ-<br />
Bereich 5. Die Ansiedlung wichtiger internationaler Organisationen in Bonn ist hier<br />
<strong>de</strong>r Hintergrund, wie auch die große Be<strong>de</strong>utung Kölns als Medienstandort. Es folgten<br />
die PLZ-Bezirke 6, 7, 8 und 2 mit Anteilswerten zwischen 12,4 und 10,8 %. Diese<br />
Regionen mit ihren dynamischen Kernen Frankfurt, Stuttgart, München und Hamburg<br />
bleiben auch für Geistes- und Sozialwissenschaftler interessante Standorte.
Beson<strong>de</strong>re Auswertungsbereiche<br />
Die Anzeigen <strong>de</strong>s Bereichs „Schulen, Aus- und Weiterbildung“ richten sich zwar in<br />
erster Linie an Lehrer und Pädagogen, <strong>de</strong>nnoch sind im Bereich <strong>de</strong>r<br />
außerschulischen Bildung auch einige Positionen vorzufin<strong>de</strong>n, die für Bewerbungen<br />
von Absolventen an<strong>de</strong>rer Ausbildungs- und Studiengänge geeignet sind.<br />
Ähnliches trifft für <strong>de</strong>n Bereich „Kunst und Kultur“ zu. Angesprochen sind in erster<br />
Linie Kunst- und Kulturwissenschaftler, Kunsthistoriker, Historiker und<br />
Sprachwissenschaftler Hier ergeben sich für an<strong>de</strong>re Geistes- und<br />
Sozialwissenschaftler potenzielle Bewerbungschancen immer dann, wenn z.B. neben<br />
einer Qualifikation in <strong>de</strong>r Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Kenntnisse und<br />
Erfahrungen in <strong>de</strong>r Kulturarbeit vorhan<strong>de</strong>n sind.<br />
Auch die im Sektor „Sozialwesen und Psychologie“ unterbreiteten Vakanzen richten<br />
sich ganz überwiegend an Psychologen, Sozialpädagogen und -arbeiter; Aber auch<br />
hier können sich bei übergreifen<strong>de</strong>n Aufgaben in <strong>de</strong>r Organisation, <strong>de</strong>m<br />
Qualitätsmanagement, <strong>de</strong>m Personalwesen und in <strong>de</strong>r PR-Arbeit gelegentlich<br />
Chancen für an<strong>de</strong>re Sozial- und Geisteswissenschaftler ergeben. Die Zielrichtung<br />
<strong>de</strong>r zuvor genannten drei Bereiche führt allerdings dazu, dass hier <strong>de</strong>r Anteil <strong>de</strong>r<br />
Bewerbungsmöglichkeiten für Sozialwissenschaftler am geringsten ist.<br />
Berücksichtigt wur<strong>de</strong>n aus diesem Grund in <strong>de</strong>r aktuellen Analyse als beson<strong>de</strong>rs<br />
interessante Bereiche die drei hinter „Sozialwesen und Psychologie“ und „Schulen,<br />
Aus- und Weiterbildung“ größten Auswertungsbereiche „Journalismus,
Öffentlichkeitsarbeit, Verlags- und Bibliothekswesen“ (hier kurz als Journalismus<br />
bezeichnet), Leiten<strong>de</strong> Funktionen und Geschäftsführungen Referenten/innen und<br />
Beauftragte“ (Leiten<strong>de</strong> und Referentenstellen) und „Wissenschaft, Hochschule,<br />
Forschung“ (Wissenschaft). „Internationaler Austausch, Sprachen und Tourismus“<br />
(Internationales) wur<strong>de</strong> mit einbezogen, um einen Blick auf zusätzliche<br />
Beschäftigungsmöglichkeiten im Ausland zu werfen.<br />
Soft Skills<br />
Soft Skills, auch Schlüssel- o<strong>de</strong>r außerfachliche Qualifikationen genannt, sind<br />
persönliche und soziale Eigenschaften, die für <strong>de</strong>n beruflichen Erfolg ebenso<br />
ausschlaggebend sein können wie fundierte Fachkompetenz. Einige Autoren gehen<br />
sogar so weit zu behaupten, dass die eigentlichen Fachkenntnisse im Durchschnitt<br />
nur noch höchstens zu einem Viertel für <strong>de</strong>n beruflichen Erfolg ausschlaggebend<br />
sind. (Definitionsansätze fin<strong>de</strong>n sich in Bausch, Manfred u.a.: Arbeitsmarkt-Information<br />
für Fach- und Führungskräfte - Sozialwissenschaftliche Berufe, Hrsg.: Zentrale Auslandsund<br />
Fachvermittlung (ZAV) <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sagentur für Arbeit, Bonn 2007, S. 64 f.)<br />
Auch die Ergebnisse dieser Inhaltsanalyse bestätigen sowohl die Erkenntnisse aus<br />
<strong>de</strong>m Jahr 2006 wie auch an<strong>de</strong>re Untersuchungen und die Aussagen von<br />
Personalverantwortlichen, dass bei <strong>de</strong>r Bewertung <strong>de</strong>r außerfachlichen<br />
Qualifikationen die Teamfähigkeit <strong>de</strong>n absoluten Spitzenplatz einnimmt. Auch die<br />
übrigen Merkmale fin<strong>de</strong>n sich in unterschiedlicher Reihenfolge in an<strong>de</strong>ren<br />
Untersuchungsergebnissen wie<strong>de</strong>r.<br />
Hier wur<strong>de</strong> die Häufigkeit <strong>de</strong>r einzelnen außerfachlichen Qualifikationen für vier<br />
Auswertungsbereiche erhoben und zwar jeweils die zehn am häufigsten genannten.<br />
Die einzelnen Gewichtungen <strong>de</strong>r Soft Skills sind hinter <strong>de</strong>m unumstrittenen<br />
Spitzenwert in allen vier Bereichen sehr unterschiedlich ausgeprägt. Nachvollziehbar<br />
ist, dass im Bereich „Leiten<strong>de</strong> und Referentenstellen“ an zweiter Position die<br />
Führungskompetenz eine beson<strong>de</strong>rs wichtige Rolle spielt genauso wie in <strong>de</strong>n<br />
Bereichen Journalismus und Internationales auf Kommunikationsfähigkeit großer<br />
Wert gelegt wird. Angesichts <strong>de</strong>r Vernetzung wissenschaftlicher Dienstleistungen ist<br />
auch die Kooperationsfähigkeit als zweitwichtigste außerfachliche Qualifikation im<br />
Bereich Wissenschaft ein Beleg für <strong>de</strong>n Erkenntnisstand <strong>de</strong>r ausschreiben<strong>de</strong>n<br />
Stellen.<br />
Bei Begriffen wie Flexibilität, Engagement o<strong>de</strong>r Kreativität, die in fast allen Bereichen<br />
als wichtige Soft Skills auftauchen, besteht mitunter <strong>de</strong>r Verdacht, dass sie auch als<br />
attraktive Füllbegriffe benutzt wer<strong>de</strong>n.<br />
Einige Begriffe tauchen aber in allen Bereichen auf:<br />
Teamfähigkeit, Flexibilität, Führungskompetenz, Kommunikationsfähigkeit und<br />
Organisationstalent. Sie gehören somit offensichtlich zu <strong>de</strong>n ganz wichtigen<br />
Voraussetzungen für eine erfolgreiche Berufstätigkeit.
Auch in <strong>de</strong>r aktuellen Auswertung war die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Soft Skills in <strong>de</strong>n<br />
verschie<strong>de</strong>nen Tätigkeitsfel<strong>de</strong>rn unterschiedlich. Außerfachliche Qualifikationen<br />
insgesamt interessierten die Arbeitgeber aus <strong>de</strong>m Bereich Wissenschaft und<br />
Forschung am wenigsten (0,7 Nennungen je Anzeige), während die Stellenanbieter<br />
in <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren hier berücksichtigten Bereichen mit durchschnittlich 2,8 Nennungen<br />
pro Annonce <strong>de</strong>utlich stärker an <strong>de</strong>r Ausprägung <strong>de</strong>r „weichen“ Eigenschaften bei<br />
ihren potenziellen Kandidaten interessiert waren. Gegenüber <strong>de</strong>r Auswertung von<br />
2006 haben allerdings die Soft Skills auch im Bereich Wissenschaft und Forschung<br />
an Be<strong>de</strong>utung gewonnen; damals wur<strong>de</strong>n im Durchschnitt nur 0,4 Soft Skills pro<br />
anzeige genannt – möglicherweise ein Beleg dafür, dass die Wissenschaft wie<strong>de</strong>r ein<br />
Stück weiter aus ihrem „Elfenbeinturm“ herausgekommen ist.