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Technische Universität Berlin - kd-visions

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KLAMT beginnt mit der Feststellung, dass es DEN öffentlichen Freiraum nicht zu geben<br />

scheint. DER öffentliche Freiraum müsste feste Kriterien aufweisen, um mit deren Hilfe andere<br />

Freiräume auf ihre Öffentlichkeit hin zu untersuchen.<br />

Anhand der Untersuchung eines Raums nach quantitativen, diskursiven und qualitativen<br />

Merkmalen versucht er den Grad der Öffentlichkeit eines Freiraums zu definieren.<br />

Als quantitatives Kriterium bezeichnet er die „... prinzipielle Nutzbarkeit für eine nicht von<br />

vornherein festgelegte Öffentlichkeit.“. Damit meint er die reale Nutzbarkeit des Freiraums<br />

unabhängig von einer Betrachtung des Eigentumsstatus, de facto Betrachtung überwiegt<br />

also vor der de jure Betrachtung.<br />

Als diskursives Kriterium, benennt er die Eigenschaft eines Raumes, „… zumindest potentiell<br />

die Möglichkeit zur Interaktion zwischen Individuen bzw. zwischen Individuen und der Räumlichkeit<br />

selbst zu eröffnen.“. Die Art und Weise der Interaktion ist dabei nicht beschränkt und<br />

kann sowohl anerkennend als auch ablehnender Art sein.<br />

Als qualitatives Kriterium bestimmt er einen Freiraum der „… vielfältiges öffentliches Leben<br />

… ermöglicht , d. h. die Erfahrbarkeit von städtischer Heterogenität (sei sie nun angenehm<br />

oder nicht) und die Praxis eines urbanen‚ Verhaltensstils, der einer solchen Heterogenität<br />

prinzipiell tolerant begegnet.“<br />

Sobald ein Freiraum diese drei Kriterien aufweist, kann er als öffentlicher Freiraum bezeichnet<br />

werden. KLAMT stellt diese Kriterien dabei bewusst weder als abschließend noch in irgendeiner<br />

Form zueinander geordnet dar.<br />

Wobei an dieser Stelle noch kurz auf die Mehrdeutigkeit des Toleranzbegriffs eingegangen<br />

werden soll. Häufig wird Toleranz als eloquentes Synonym oder aus Unwissenheit verwendet,<br />

obwohl eigentlich Gleichgültigkeit gemeint ist. Auch wenn sie ähnliches Verhalten hervorrufen,<br />

ist dennoch ein Unterschied zu beachten. Tolerant gegenüber Dingen zu sein, setzt<br />

eine bewusste Auseinandersetzung mit diesen Dingen voraus, Gleichgültigkeit hingegen ist<br />

eine Folge von Desinteresse.<br />

3.1.3 Wie öffentlich ist der Kreisverkehr?<br />

Nach der vorangegangenen Definition müsste der Kreisverkehr gleich doppelt öffentlich sein,<br />

da er sowohl Straße und Platz in sich vereint. Obwohl beide Teilräume untrennbar miteinander<br />

verknüpft sind, ist es wohl offensichtlich, dass beide Teilräume nicht dasselbe Maß an<br />

Öffentlichkeit besitzen können.<br />

Mithilfe der Kriterien nach KLAMT hat man jedoch nun ein Werkzeug, die Öffentlichkeit der<br />

beiden Teilräume gegenüberzustellen. Auch hier ist wieder der Blickwinkel zu beachten. Die<br />

Untersuchung mithilfe der Kriterien erfolgt nach mitteleuropäischem Verständnis der beiden<br />

Räume.<br />

In anderen Regionen wird die Straße in anderem Maße als Raum für die Interaktion zwischen<br />

Individuen gesehen.<br />

Kriterium Verkehrsraum Fußgängerraum<br />

quantitativ gering hoch<br />

diskursiv mittel hoch<br />

qualitativ gering hoch<br />

41<br />

Tabelle 9: Gegenüberstellung nach KLAMT

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