Ausgabe 2/2007 - Lagergemeinschaft Auschwitz
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<strong>Lagergemeinschaft</strong> <strong>Auschwitz</strong> - Freundeskreis der <strong>Auschwitz</strong>er 7<br />
Der <strong>Auschwitz</strong>-Überlebende im Gespräch mit Fragestellern aus dem Publikum<br />
mandant erlaubte es, dass die Häftlinge<br />
die Überreste von ausgeschlachteten<br />
Wehrmachtspferden ausgruben<br />
und die Gedärme aßen. „Kein Gewehrkolben<br />
hätte mich davon abhalten<br />
können“, berichtet er fast stoisch.<br />
Die Erinnerung und ihre Bedeutung<br />
für die Gegenwart<br />
Obwohl „milder“ als <strong>Auschwitz</strong><br />
wurden auch in Friedland viele Häftlinge<br />
ermordet. Felix Kolmer überlebte,<br />
weil seine vierte Flucht gelang. Als<br />
bereits der Kanonendonner der heranrückenden<br />
russischen Armee zu<br />
hören war, fiel der Strom aus und die<br />
Lagerscheinwerfer blieben dunkel.<br />
Rund 200 Gefangene nutzten dies zur<br />
Flucht. Als sie einige Tage nach dem<br />
endgültigen Ende des Krieges zurückkamen,<br />
mussten sie feststellen, dass<br />
die Deutschen die verbliebenen 400<br />
Häftlinge umgebracht hatten.<br />
Auch wenn Felix Kolmer seine detaillierten<br />
Ausführungen über den<br />
kaum glaublichen Vernichtungswahn<br />
der Deutschen ruhig, unspektakulär<br />
und mit wenig sichtbaren Emotionen<br />
vortrug, so machte er doch für alle im<br />
Saal klar, dass dieses scheinbar Unglaubliche<br />
wirklich Realität war. So<br />
wurde die Wahrheit eines alten jüdischen<br />
Dogmas konkret: Sich der Erinnerung<br />
zu stellen, ist wichtig für das<br />
Verständnis der Gegenwart sowie die<br />
Bemühungen, verantwortungsvoll zu<br />
handeln und Partei zu ergreifen.<br />
Freundlich und zuvorkommend<br />
ging der KZ-Überlebende bei der<br />
anschließenden Fragerunde auf die<br />
Fragesteller im Saal zu.Er wollte deutlich<br />
verstehen, was sie von ihm wissen<br />
wollten - sie, die Nachfahren der Generation,<br />
die ihn „ausmerzen“ wollte,<br />
weil er Jude ist, dem als „Untermenschen“<br />
das Recht zu leben abgesprochen<br />
worden war.<br />
Hans Hirschmann