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Jahresbericht 2012 mit Rückblick auf 125 Jahre Bankgeschichte ...

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14 | Vor <strong>125</strong> <strong>Jahre</strong>n: Ovenstädter<br />

schrieben ihre eigene Geschichte<br />

Wie ging es unseren Vorfahren vor <strong>125</strong> <strong>Jahre</strong>n? Was trieb sie an zur Gründung des „Ovenstedter<br />

Spar- und Darlehnskassenvereins“? Wie so oft: Existenzbedrohende Not machte die Menschen<br />

mutig genug für neue Wege!<br />

Rund drei Viertel der damaligen Landbevölkerung lebten von der Landwirtschaft. Sie waren zwar<br />

keine Leibeigenen mehr und wirtschafteten <strong>auf</strong> ihrem eigenen Grund und Boden, hatten aber oft<br />

noch hohe Entschädigungszahlungen an den einstigen Grundherrn zu leisten.<br />

Kantor<br />

Dietrich Schäkel<br />

Colon<br />

Dietrich Römermann<br />

Protokollbuch<br />

Generalversammlungen<br />

Ovenstädt<br />

ab 1888<br />

So könnten die Lebensumstände einer typischen<br />

Ovenstädter Familie – nennen wir unsere<br />

fiktive Familie mal Müller – im <strong>Jahre</strong> 1888<br />

ausgesehen haben:<br />

Familie Müller lebte <strong>auf</strong> dem heimischen Bauernhof<br />

<strong>mit</strong> mehreren Generationen und dem<br />

Vieh beengt unter einem Dach. Alles, was sie<br />

zum Leben brauchte, musste der Hof hergeben:<br />

Schweine und Rinder lieferten das notwendige<br />

Fleisch, Hühner die Eier, und die Kühe<br />

die Milch. Der Bauerngarten musste ordentlich<br />

bewirtschaftet werden, um genügend Kartoffeln,<br />

Gemüse und Obst als Vorrat für einen<br />

langen Winter ernten zu können.<br />

Für alles, was die Familie sonst zum Leben<br />

brauchte, verk<strong>auf</strong>te sie die Ernteerträge – aber<br />

da blieb oft nicht viel übrig. Zusätzliche Einnahmequellen<br />

waren rar. So lange es möglich<br />

war, verdiente Vater Christian Müller „zu“, als<br />

Hilfsarbeiter <strong>auf</strong> der Glashütte Gernheim. Die<br />

hielt jedoch der Konkurrenz der großen Konzerne<br />

nicht stand und schloss 1873 ihre Tore.<br />

Was tun? Der Hof musste produktiver werden!<br />

Man hörte von dem neuen „Wunder<strong>mit</strong>tel“<br />

Mineraldünger, der die Getreideerträge verdoppeln<br />

und die Kartoffelernte verdreifachen<br />

sollte. Außerdem gab es neue Maschinen wie<br />

die Dreschmaschine, die mehr Produktion<br />

möglich machte. Das müsste man bezahlen<br />

können – konnten die Müllers aber nicht! Geld<br />

leihen ohne Sicherheiten konnten die „kleinen<br />

Leute“ nur beim Wucherer, und der wollte<br />

Zinsen von bis zu 100 Prozent haben. Auf diesem<br />

Wege hatte der Nachbar schon Haus und<br />

Hof verloren und hatte sich verzweifelt nach<br />

Amerika <strong>auf</strong>gemacht – ob er dort wohl jemals<br />

angekommen war?<br />

Im Westerwald bekämpfte Friedrich Wilhelm<br />

Raiffeisen dieselben Probleme <strong>mit</strong> der Gründung<br />

des ersten Spar- und Darlehnskassenvereins<br />

1864. Diese Idee verbreitete sich über<br />

ganz Deutschland – über den Westfälischen<br />

Bauernverein auch bis nach Ovenstädt zum<br />

Kantor Dietrich Schäkel. Am 15. Februar 1888<br />

hatte dieser genügend Bürger überzeugt und<br />

gründete im Klassenzimmer der Kantorschule<br />

den „Ovenstedter Spar- und Darlehnskassenverein<br />

eGmuH“. Das einfache und bis heute<br />

gültige Konzept dahinter: Bessergestellte<br />

Ovenstädter <strong>mit</strong> Geld „<strong>auf</strong> der hohen Kante“<br />

zahlten ihre Ersparnisse ein, um sie an diejenigen<br />

<strong>mit</strong> Finanzbedarf auszuleihen. Das Ganze<br />

zu fairen Zinsen und bezahlbaren Raten, so<br />

dass beide Seiten davon profitierten. Anders<br />

ausgedrückt: „Einer für alle, alle für einen.“<br />

Wenn es die Müllers tatsächlich gegeben<br />

hätte, wäre Christian Müller sicher eines der<br />

Gründungs<strong>mit</strong>glieder gewesen…<br />

Bilanzbuch 1888

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