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Jahresbericht 2012 mit Rückblick auf 125 Jahre Bankgeschichte ...

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<strong><strong>Jahre</strong>sbericht</strong> <strong>2012</strong><br />

<strong>mit</strong> <strong>Rückblick</strong> <strong>auf</strong><br />

<strong>125</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Bankgeschichte</strong>


2 | Inhalt<br />

Terrasse und Teich im<br />

Innenhof der Volksbankzentrale<br />

an der Marienstraße<br />

in Minden<br />

Geschäftsstellen 3<br />

Leitung und Kontrollorgan 4<br />

Vorwort 5<br />

Danke und <strong>auf</strong> Wiedersehen, Friedrich Schnittker! 6<br />

Minden – eine Stadt für ALLE 8<br />

Eindrücke <strong>2012</strong> 9<br />

<strong>125</strong> <strong>Jahre</strong> Volksbank Mindener Land eG 11<br />

Vorstandsworte zum Jubiläum 12<br />

Stammbaum 13<br />

Vor <strong>125</strong> <strong>Jahre</strong>n: Ovenstädter schrieben ihre eigene Geschichte 14<br />

Fragen an den Zeitzeugen Wilhelm Wiebke 16<br />

Fotos aus <strong>125</strong> <strong>Jahre</strong>n Zeitgeschichte 18<br />

Fragen an den Zeitzeugen Günter Macke 20<br />

Fotos aus <strong>125</strong> <strong>Jahre</strong>n Zeitgeschichte 22<br />

Fragen an den Zeitzeugen Rainer Schmidt 24<br />

Fotos aus <strong>125</strong> <strong>Jahre</strong>n Zeitgeschichte 26


So erreichen Sie uns<br />

| 3<br />

Regionalmarkt<br />

Hille<br />

Regionalmarkt<br />

Minden<br />

Hille<br />

Dorfstr. 10<br />

Minden<br />

Markt 22-26<br />

Haddenhausen<br />

Biemker Str. 51<br />

Barkhausen<br />

Portastr. 73<br />

Hartum<br />

Mindener Str. 446<br />

Bölhorst-Häverstädt<br />

Mindener Str. 64a<br />

Holzhausen II<br />

Minderheider Str. 8<br />

Königstraße<br />

Königstr. 168<br />

Unterlübbe<br />

Ellernstr. 3<br />

Stiftsallee<br />

Stiftsallee 88<br />

Regionalmarkt<br />

Lahde<br />

Regionalmarkt<br />

Petershagen<br />

Lahde<br />

Bahnhofstr. 62<br />

Petershagen<br />

Hauptstr. 11<br />

Frille<br />

Schaumburger Str. 4<br />

Friedewalde<br />

Lavelsloher Str. 5<br />

Leteln<br />

Lahder Str. 28<br />

Kutenhausen<br />

Kutenhauser Str. 155<br />

Neuenknick<br />

Am Roggengarten 1<br />

Ovenstädt<br />

Ringstr. 105<br />

Regionalmarkt<br />

Porta Westfalica<br />

Päpinghausen<br />

Stockförth 13<br />

Wasserstraße<br />

Brückenweg 3<br />

Windheim<br />

Weserstr. 2<br />

Südfelde<br />

Südfelder Dorfstr. 12<br />

Todtenhausen<br />

Graßhoffstr. 35<br />

Hausberge<br />

Seit April <strong>2012</strong>:<br />

Kempstr. 6<br />

Dankersen<br />

Dankerser Str. 150<br />

Holzhausen/Porta<br />

Vlothoer Str. 129<br />

Lerbeck<br />

Meißener Str. 20<br />

Möllbergen<br />

Möllberger Str. 258<br />

Nammen<br />

Zur Porta 311<br />

Vennebeck<br />

Zum Flugplatz 3


4 |<br />

Unsere Leitung und unser Kontrollorgan<br />

Vorstand:<br />

Ulrich Ernsting<br />

Peter Scherf<br />

Friedrich Schnittker<br />

bis 31.05.<strong>2012</strong><br />

Mitglieder des Aufsichtsrates:<br />

Reinhard Gottschalk<br />

Sascha Wagener<br />

Heinz Dieter Brockmeier<br />

Martin Haß<br />

Friedrich Wilhelm Hüneke<br />

Rolf-Dieter Klocke<br />

Heinrich Meier jun.<br />

Dietrich Meinert<br />

Marcus Sill<br />

Harald Strohmeier<br />

Vorsitzender, Landwirt<br />

stellvertretender Vorsitzender, Geschäftsführer<br />

Wirtschaftsprüfer<br />

Geschäftsführer<br />

Landwirt<br />

K<strong>auf</strong>mann<br />

Geschäftsführer<br />

Geschäftsführer<br />

staatl. gepr. Bestatter<br />

Elektromeister<br />

Verbände:<br />

Bundesverband der Deutschen Volksbanken und<br />

Raiffeisenbanken e.V., Berlin<br />

Rheinisch-Westfälischer Genossenschaftsverband e.V., Münster<br />

Zentralbank:<br />

WGZ Bank AG Westdeutsche Genossenschafts-Zentralbank,<br />

Düsseldorf


Vorwort<br />

| 5<br />

Liebe Mitglieder, Kunden und Freunde der Volksbank Mindener Land eG,<br />

<strong>2012</strong> war das „Jahr Eins“ der Volksbank Mindener<br />

Land. Nach der Fusion im Sommer 2011 wurden<br />

die vorbereiteten Pläne zur Zusammenführung<br />

umgesetzt. Sichtbares Zeichen dafür ist unsere<br />

neue Zentrale an der Marienstraße 124 in Minden,<br />

das ehemalige Gebäude von Straßen NRW. Nach<br />

umfangreicher Renovierung <strong>mit</strong> Schwerpunkt <strong>auf</strong><br />

energetischen Einsparungsmöglichkeiten zogen ab<br />

Juni <strong>2012</strong> nach und nach alle internen Abteilungen<br />

dort ein. Insgesamt arbeiten rund 140 Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter an diesem verkehrsgünstig<br />

gelegenen Standort. Die in der Zentrale ansässigen<br />

internen Bereiche schaffen die Voraussetzungen<br />

für die Beraterinnen und Berater in den Geschäftsstellen,<br />

sich ausschließlich und qualifiziert um Sie,<br />

unsere Mitglieder und Kunden, kümmern zu können.<br />

Jetzt gilt es, den Blick nach vorn zu richten. Die<br />

zentrale Aufgabe für 2013 lautet für uns: „Wie<br />

können wir unsere Mitglieder fördern?“ Neue<br />

Wege zur Mitgliederförderung sind in Planung und<br />

sollen ab 2014 umgesetzt werden.<br />

Und hier schließt sich der Kreis zu unseren Gründervätern<br />

vor <strong>125</strong> <strong>Jahre</strong>n: Ein partnerschaftliches<br />

und faires Miteinander <strong>mit</strong> Verständnis für die Belange<br />

unserer Mitglieder und Kunden ist auch heute<br />

– genau wie damals - die Basis unserer Beratung.<br />

„Vertrauen entsteht nur, wenn man <strong>auf</strong> Augenhöhe<br />

<strong>mit</strong>einander spricht“, sagt Jürgen Klopp,<br />

Genossenschafts<strong>mit</strong>glied seit 2005. Dem ist nichts<br />

hinzuzufügen.<br />

Ulrich Ernsting<br />

Vorstand<br />

Peter Scherf<br />

Vorstand


6 |<br />

Danke und <strong>auf</strong> Wiedersehen,<br />

Friedrich Schnittker!<br />

„Eine Institution geht in den Ruhestand“ – so<br />

eröffnete Aufsichtsrats<strong>mit</strong>glied Sascha Wagener<br />

die Laudatio zur Verabschiedung Friedrich Schnittkers,<br />

der sich seit Juni <strong>2012</strong> in der passiven Phase<br />

der Altersteilzeit befindet.<br />

Über 28 <strong>Jahre</strong> schrieb Schnittker an der Bankengeschichte<br />

in Petershagen und Minden <strong>mit</strong>. Es galt,<br />

Herausforderungen aus veränderten Kundenwünschen,<br />

wirtschaftlicher Entwicklung, Rechtssprechung,<br />

Technologie und Politik zu erkennen und<br />

rechtzeitig die nötigen Maßnahmen daraus abzuleiten,<br />

um das Volksbank-Schiff <strong>auf</strong> Kurs zu halten.<br />

In besonderer Weise ging es darum, den richtigen<br />

Weg zu finden zwischen betrieblichen Notwendigkeiten<br />

und Kundennähe beziehungsweise zwischen<br />

ökonomischer Nachhaltigkeit und sozialer<br />

Verantwortung.<br />

Das Thema „Fusion“, von jeher sehr emotional besetzt,<br />

begleitete und bewegte Friedrich Schnittker<br />

und seine Vorstandskollegen sowie die Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter immer wieder. An insgesamt<br />

drei Zusammenschlüssen wirkte der gebürtige<br />

Hahler als Vorstand <strong>mit</strong>, und das <strong>mit</strong> ganzer Kraft.<br />

Wer ihn kennt, weiß: Bankvorstand war für ihn<br />

nicht nur Beruf, sondern Berufung. Als leidenschaftlicher<br />

Verfechter der genossenschaftlichen<br />

Werte „Selbsthilfe, Selbstverwaltung und Selbstverantwortung“<br />

stand für ihn immer das Ziel einer<br />

erfolgreichen, eigenständigen und <strong>mit</strong>gliederorientierten<br />

Genossenschaftsbank im Mittelpunkt.<br />

„Wer heute den Kopf in den Sand steckt,<br />

knirscht morgen <strong>mit</strong> den Zähnen“,<br />

so Schnittker. Übersetzt: Rechtzeitig handeln statt<br />

nur zu reagieren!<br />

Nach diesem Leitspruch ist auch sein Ruhestand<br />

geplant. Und Pläne für den neuen Lebensabschnitt<br />

gibt es natürlich auch!<br />

Vorstandskollegen und Mitarbeiter erlebten Friedrich<br />

Schnittker immer motiviert und engagiert<br />

– und sehr diskussionsfreudig! Dingen <strong>auf</strong> den<br />

Grund zu gehen zeigte sich als eine seiner herausragenden<br />

Eigenschaften. Da verwundert auch sein<br />

angekündigtes „Projekt“ für den Ruhestand nicht:<br />

die Aufbereitung der Historie der heutigen Volksbank<br />

Mindener Land <strong>mit</strong> allen Vorgängerinstituten.<br />

Wir dürfen gespannt sein…


| 7<br />

Friedrich Schnittker, Jahrgang 1950, war nach Bundeswehrzeit, Sparkassenlehre und BWL-Studium<br />

insgesamt acht <strong>Jahre</strong> in verschiedenen Funktionen und Bereichen bei Genossenschaftsbanken<br />

in Ostwestfalen-Lippe tätig, bevor er am 1. Juli 1984 in den Vorstand der damaligen Volksbank<br />

Bierde-Frille (Lahde) berufen wurde.<br />

Nach 28 <strong>Jahre</strong>n Vorstandsverantwortung <strong>mit</strong> drei Fusionen trat Friedrich Schnittker am 1. Juni<br />

<strong>2012</strong> in den Ruhestand.<br />

1984: Vorstand Friedrich Schnittker <strong>mit</strong><br />

Vorgänger Hermann Wiese (†)<br />

2009: BVR-Präsident Uwe Fröhlich gratuliert<br />

Friedrich Schnittker zum 25-jährigen<br />

Vorstandsjubiläum


8 | Minden – eine Stadt für ALLE?<br />

Wie soll unsere Stadt in 30 <strong>Jahre</strong>n aussehen? Welche Anforderungen stellt der demografische<br />

Wandel an uns Menschen und an das zukünftige Stadtbild? Wie gelingt es uns, den Dialog zwischen<br />

den Generationen anzuregen und Minden für Menschen <strong>mit</strong> verschiedenen Interessen,<br />

jeden Alters, <strong>mit</strong> oder ohne Behinderung, attraktiv und lebenswert zu gestalten?<br />

Viele Fragen, die uns alle betreffen und denen man sich aus vielen Blickrichtungen nähern kann.<br />

Je mehr Bürger, Politik und Wirtschaft zusammenarbeiten, desto besser ist das Ergebnis!<br />

Die Aktionswochen „Minden – Eine Stadt für ALLE“<br />

vom 12.-30.11.<strong>2012</strong> setzten genau hier an – und<br />

erfuhren deshalb die Unterstützung der Volksbank<br />

Mindener Land.<br />

Fazit: Vieles wurde in Bewegung gebracht, und<br />

Anregungen für Minden gab‘s reichlich. Es wird<br />

spannend sein zu beobachten, was da<strong>mit</strong> passiert.<br />

Die Volksbank-<br />

Geschäftsstelle am<br />

Markt beheimatete<br />

eine Ausstellung <strong>mit</strong><br />

pfiffigen Produkten<br />

für fast alle Lebenssituationen.<br />

Eröffnung der Aktionswochen <strong>mit</strong> (v.l.) Steffen<br />

Kampeter (MdB), Thomas Bade (Universal Design),<br />

Peter Scherf (Volksbank Mindener Land), Dr. Holger<br />

von der Emde (ORNAMIN) und Bürgermeister Michael<br />

Buhre.<br />

„Minden 2050“ – wohnen.leben.arbeiten in Minden“,<br />

so lautete das Thema des „Stadtgesprächs“<br />

des Mindener Tageblattes. Prof. Bernd Raffelhüschen<br />

eröffnete den Abend <strong>mit</strong> Ausführungen zur<br />

demografischen Entwicklung und ihren Auswirkungen.<br />

Anschließend zeigten Bürgermeister Michael<br />

Buhre und Vertreter aus Wirtschaft und Gesellschaft<br />

die „Mindener Perspektive“ <strong>auf</strong> – ein interessanter<br />

Abend <strong>mit</strong> viel Stoff zum Nachdenken…<br />

In einem „48-Stunden-<br />

Gestaltungsmarathon“<br />

erarbeiteten<br />

Bürger/Innen und<br />

Studierende Ideen<br />

zum Stadtmobiliar<br />

und zu Orientierungssystemen<br />

in Minden


Eindrücke <strong>2012</strong><br />

| 9<br />

15.000 Euro für die Juxbude e. V. Minden zur Unterstützung<br />

der offen Kinder- und Jugendarbeit in<br />

Mindens Oberer Altstadt.<br />

Storch Hillerich und Volksbank-Mitarbeiterin<br />

Ilse Ossenfort erfreuten <strong>auf</strong> dem Hiller<br />

Markt die Besucher der Gewerbeschau.<br />

Kinder-Karneval in Petershagen<br />

<strong>mit</strong> dem Impro-Theater<br />

„Spek Spek“.<br />

Ausbildungsleiterin Annika Steffen <strong>auf</strong> der<br />

Ausbildungsmesse go@future im Gespräch<br />

<strong>mit</strong> interessierten Jugendlichen.<br />

Lokalgruppe beim Feuerwerk der Turnkunst<br />

2013: Turnerinnen des TV Hille.


10 |<br />

„Was dem Einzelnen nicht möglich ist,<br />

das vermögen Viele.“<br />

Friedrich Wilhelm Raiffeisen (1818-1888)<br />

„Mehrere kleine Kräfte vereint bilden<br />

eine große Kraft, und was man nicht allein<br />

durchsetzen kann, dazu sollte man sich<br />

<strong>mit</strong> anderen vereinen.“<br />

Hermann Schulze-Delitzsch (1808-1883)<br />

1910: Hof Maaslingen 43, damaliger Eigentümer Wehking („Popen Hinnack“).<br />

Mehrere Söhne der Familie waren in die USA ausgewandert. Dieses Bild wurde erstellt,<br />

um den Ausgewanderten zu zeigen, wie modern <strong>auf</strong> dem Hof gearbeitet wurde.<br />

Foto eingereicht von Heinrich Kruse, Maaslingen


<strong>Rückblick</strong> <strong>auf</strong> <strong>125</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Bankgeschichte</strong><br />

| 11


12 | <strong>125</strong> <strong>Jahre</strong> Volksbank Mindener Land eG<br />

Liebe Mitglieder, Kunden und Freunde der Volksbank Mindener Land eG,<br />

<strong>125</strong> <strong>Jahre</strong> Volksbank Mindener Land: Im <strong>Rückblick</strong> sehen wir nicht nur die Geschichte der Bank,<br />

sondern vielmehr die Geschichte der Menschen. Der Entschluss zur Gründung einer Genossenschaft<br />

ist mehr als der rechtliche Vorgang, über den die Akten Aufschluss geben. Er ist ein Bekenntnis<br />

zu den Prinzipien Selbsthilfe, Selbstverantwortung, Selbstverwaltung und da<strong>mit</strong> verbunden<br />

zu den Werten Demokratie, Solidarität, Fairness, Respekt und Partnerschaftlichkeit.<br />

Als unser „Geburtsdatum“ betrachten wir den<br />

15. Februar 1888: Ovenstädter Bürger gründeten<br />

als erste Genossenschaftsbank in unserer Region<br />

den „Ovenstedter Spar- und Darlehnskassenverein<br />

eGmuH“ - und noch siebzehn weitere sollten<br />

bis 1930 in Hille, Minden, Petershagen und Porta<br />

Westfalica folgen. Sie alle gemeinsam bilden die<br />

Wurzeln der heutigen Volksbank Mindener Land.<br />

Jedes dieser achtzehn Institute hat seine ganz eigene<br />

Geschichte. Das Lebensumfeld der Menschen<br />

und die Entscheidung, das finanzielle Schicksal in<br />

die eigenen Hände zu nehmen, waren in allen Fällen<br />

ähnlich. Wir verzichten <strong>auf</strong> den folgenden Seiten<br />

weitgehend <strong>auf</strong> Zahlen, Daten und Fakten und<br />

lassen stattdessen Menschen zu Wort kommen.<br />

Stellvertretend für alle Vorgänger-Institute betrachten<br />

wir die Gründungszeit in Ovenstädt etwas genauer.<br />

Wie sich in verschiedenen Jahrzehnten der<br />

Banken-Alltag darstellte, erzählen uns Zeitzeugen.<br />

Einige Fotos von „damals“ geben uns einen Eindruck<br />

über das Leben unserer Vorfahren. Und <strong>auf</strong><br />

unserer Homepage unter www.vb-ml.de werden<br />

wir weitere Informationen zu den einzelnen Ursprungshäusern<br />

zur Verfügung stellen.<br />

„Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft.“,<br />

sagte der dt. Philosoph Wilhelm von Humboldt<br />

(1767-1835). Unsere Vergangenheit zeigt,<br />

dass das genossenschaftliche Prinzip in schwierigen<br />

Zeiten den Menschen helfen kann. Auch und<br />

gerade bei den aktuellen großen globalen Herausforderungen<br />

können wir von dieser Erkenntnis<br />

profitieren, wenn wir unser Handeln verstärkt an<br />

diesen Werten orientieren.<br />

Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen und<br />

Stöbern und uns genau soviel Weitsicht in unseren<br />

Entscheidungen wie unseren Gründervätern. Dann<br />

wird unsere Volksbank auch noch weitere <strong>125</strong> <strong>Jahre</strong><br />

ein Erfolgsmodell sein!<br />

Peter Scherf<br />

Ulrich Ernsting<br />

Zum Geburtstag gehört<br />

eine Torte: am 15. Februar 2013<br />

feierlich angeschnitten von<br />

Peter Scherf und Ulrich Ernsting.


Kapitel<br />

| 13


14 | Vor <strong>125</strong> <strong>Jahre</strong>n: Ovenstädter<br />

schrieben ihre eigene Geschichte<br />

Wie ging es unseren Vorfahren vor <strong>125</strong> <strong>Jahre</strong>n? Was trieb sie an zur Gründung des „Ovenstedter<br />

Spar- und Darlehnskassenvereins“? Wie so oft: Existenzbedrohende Not machte die Menschen<br />

mutig genug für neue Wege!<br />

Rund drei Viertel der damaligen Landbevölkerung lebten von der Landwirtschaft. Sie waren zwar<br />

keine Leibeigenen mehr und wirtschafteten <strong>auf</strong> ihrem eigenen Grund und Boden, hatten aber oft<br />

noch hohe Entschädigungszahlungen an den einstigen Grundherrn zu leisten.<br />

Kantor<br />

Dietrich Schäkel<br />

Colon<br />

Dietrich Römermann<br />

Protokollbuch<br />

Generalversammlungen<br />

Ovenstädt<br />

ab 1888<br />

So könnten die Lebensumstände einer typischen<br />

Ovenstädter Familie – nennen wir unsere<br />

fiktive Familie mal Müller – im <strong>Jahre</strong> 1888<br />

ausgesehen haben:<br />

Familie Müller lebte <strong>auf</strong> dem heimischen Bauernhof<br />

<strong>mit</strong> mehreren Generationen und dem<br />

Vieh beengt unter einem Dach. Alles, was sie<br />

zum Leben brauchte, musste der Hof hergeben:<br />

Schweine und Rinder lieferten das notwendige<br />

Fleisch, Hühner die Eier, und die Kühe<br />

die Milch. Der Bauerngarten musste ordentlich<br />

bewirtschaftet werden, um genügend Kartoffeln,<br />

Gemüse und Obst als Vorrat für einen<br />

langen Winter ernten zu können.<br />

Für alles, was die Familie sonst zum Leben<br />

brauchte, verk<strong>auf</strong>te sie die Ernteerträge – aber<br />

da blieb oft nicht viel übrig. Zusätzliche Einnahmequellen<br />

waren rar. So lange es möglich<br />

war, verdiente Vater Christian Müller „zu“, als<br />

Hilfsarbeiter <strong>auf</strong> der Glashütte Gernheim. Die<br />

hielt jedoch der Konkurrenz der großen Konzerne<br />

nicht stand und schloss 1873 ihre Tore.<br />

Was tun? Der Hof musste produktiver werden!<br />

Man hörte von dem neuen „Wunder<strong>mit</strong>tel“<br />

Mineraldünger, der die Getreideerträge verdoppeln<br />

und die Kartoffelernte verdreifachen<br />

sollte. Außerdem gab es neue Maschinen wie<br />

die Dreschmaschine, die mehr Produktion<br />

möglich machte. Das müsste man bezahlen<br />

können – konnten die Müllers aber nicht! Geld<br />

leihen ohne Sicherheiten konnten die „kleinen<br />

Leute“ nur beim Wucherer, und der wollte<br />

Zinsen von bis zu 100 Prozent haben. Auf diesem<br />

Wege hatte der Nachbar schon Haus und<br />

Hof verloren und hatte sich verzweifelt nach<br />

Amerika <strong>auf</strong>gemacht – ob er dort wohl jemals<br />

angekommen war?<br />

Im Westerwald bekämpfte Friedrich Wilhelm<br />

Raiffeisen dieselben Probleme <strong>mit</strong> der Gründung<br />

des ersten Spar- und Darlehnskassenvereins<br />

1864. Diese Idee verbreitete sich über<br />

ganz Deutschland – über den Westfälischen<br />

Bauernverein auch bis nach Ovenstädt zum<br />

Kantor Dietrich Schäkel. Am 15. Februar 1888<br />

hatte dieser genügend Bürger überzeugt und<br />

gründete im Klassenzimmer der Kantorschule<br />

den „Ovenstedter Spar- und Darlehnskassenverein<br />

eGmuH“. Das einfache und bis heute<br />

gültige Konzept dahinter: Bessergestellte<br />

Ovenstädter <strong>mit</strong> Geld „<strong>auf</strong> der hohen Kante“<br />

zahlten ihre Ersparnisse ein, um sie an diejenigen<br />

<strong>mit</strong> Finanzbedarf auszuleihen. Das Ganze<br />

zu fairen Zinsen und bezahlbaren Raten, so<br />

dass beide Seiten davon profitierten. Anders<br />

ausgedrückt: „Einer für alle, alle für einen.“<br />

Wenn es die Müllers tatsächlich gegeben<br />

hätte, wäre Christian Müller sicher eines der<br />

Gründungs<strong>mit</strong>glieder gewesen…<br />

Bilanzbuch 1888


| 15<br />

Die Kantorschule in Ovenstädt – Gründungslokal und<br />

erstes Geschäftslokal bis etwa 1920<br />

Die heutige Geschäftsstelle der Volksbank Mindener<br />

Land eG in Ovenstädt an der Ringstraße 105.


16 | Fragen an den Zeitzeugen Wilhelm Wiebke<br />

Wilhelm Wiebke, geboren 1925 in Petershagen-Bierde, war ab 1963 ehrenamtliches Vorstands<strong>mit</strong>glied<br />

der „Spar- und Darlehnskasse Bierde eGmuH“. Am 31.05.1978 wechselte er in den Aufsichtsrat<br />

der Volksbank Bierde-Frille. Im September 1981 berief man Wilhelm Wiebke wieder in<br />

den ehrenamtlichen Vorstand der Bank. Diese Tätigkeit übte er bis zum 23.5.1990 (Alter 65 <strong>Jahre</strong>)<br />

aus. Für seine Verdienste im Genossenschaftswesen erhielt er 1989 die Silberne Ehrennadel des<br />

Westfälischen Genossenschaftsverbandes (WGV).<br />

Wilhelm Wiebke<br />

Herr Wiebke, bitte beschreiben Sie die Zeit,<br />

in der Sie beim Bierder Spar- und Darlehnskassenverein<br />

angefangen sind:<br />

Mit dem Wirtschaftswunder der 1950er und 60er<br />

<strong>Jahre</strong> hatte sich die soziale Marktwirtschaft bewährt<br />

und etabliert. Der Wohlstand wuchs und es herrschte<br />

Vollbeschäftigung. Viele Menschen strebten den<br />

Bau ihres eigenen Hauses an, es gab also einen hohen<br />

Finanzierungsbedarf. In der Landwirtschaft fand<br />

so etwas wie die „Industrialisierung“ statt. Pferde<br />

wurden <strong>auf</strong> dem Acker durch Traktoren ersetzt, die<br />

Erntegerätschaften wurden immer größer und moderner.<br />

Das alles musste angeschafft werden. Das<br />

waren natürlich auch für „die Kasse“ gute Zeiten.<br />

Gab es in Ihrer Familie eine genossenschaftliche<br />

Tradition?<br />

Ja. Unsere Familie stand von Anfang an hinter der<br />

genossenschaftlichen Idee. Mein Großvater war<br />

Gründungs<strong>mit</strong>glied in Bierde, seine Unterschrift<br />

steht unter dem Gründungsprotokoll. Mein Vater<br />

war von 1934 bis 1951 als ehrenamtlicher Vorstand<br />

tätig. Und meine Kinder sind heute ehrenamtlich<br />

bzw. hauptberuflich <strong>mit</strong> Genossenschaften verbunden.<br />

1936 wurde das<br />

landwirtschaftlich<br />

bebaute Grundstück<br />

des Maurers Friedrich<br />

Vogt, Bierde 75,<br />

gek<strong>auf</strong>t und<br />

umgebaut.<br />

Wie wurde man damals ehrenamtlicher<br />

Vorstand?<br />

Das hatte viel <strong>mit</strong> Stellung und Ruf im Ort und in<br />

den Gremien der Spadaka zu tun. Natürlich war<br />

ich auch Mitglied und Kunde beim Spar- und Darlehnskassenverein.<br />

Der Aufsichtsrat und der Vorstand<br />

wurden damals von der Generalversammlung<br />

gewählt. 1963 galt noch die persönliche Haftung.<br />

Als Landwirt <strong>mit</strong> Grundbesitz und als Mühlenbesitzer<br />

<strong>mit</strong> Kenntnissen in k<strong>auf</strong>männischer Buchhaltung<br />

hielt man mich wohl für geeignet.<br />

Gleichzeitig wurden Christian Ernsting aus Quetzen<br />

und Karl Brinkmann aus Ilserheide in den Aufsichtsrat<br />

gewählt. Daraus wurde eine jahrelange vertrauensvolle<br />

Zusammenarbeit.<br />

Wie sah Ihr Berufsalltag damals aus:<br />

Wo<strong>mit</strong> haben Sie sich beschäftigt?<br />

Den Lebensunterhalt verdiente meine Familie <strong>mit</strong><br />

der Landwirtschaft. Daneben gab es noch den<br />

„Zweigbetrieb“ Bierder Mühle. Die Vorstandstätigkeit<br />

in der Volksbank war, wie schon gesagt, ein<br />

Ehrenamt. Auf den Sitzungen des Vorstandes ging<br />

es vor allem um Entscheidungen zur Kreditvergabe.<br />

Damals fiel der Ruf eines Kreditnehmers noch viel<br />

stärker ins Gewicht als heute. Jeder kannte jeden.<br />

Wer im Geschäftsbezirk als zuverlässig und arbeitsam<br />

galt, hatte schon die meisten Voraussetzungen<br />

für eine Kreditzusage erfüllt. Auf den Sitzungen<br />

wurde plattdeutsch gesprochen. Das war sozusagen<br />

unsere „Muttersprache“. Nur wenn die Verbands-


| 17<br />

prüfer dabei waren, sprachen wir hochdeutsch. Die<br />

großen Entscheidungen zu Themen wie Neubauten<br />

oder Fusion wurden ebenfalls in diesen Gremien<br />

vorgedacht. Insgesamt waren die Sitzungen trotz<br />

mancher Diskussion immer von gegenseitigem Vertrauen<br />

und Respekt getragen.<br />

Größere Kreditentscheidungen bedurften der Zustimmung<br />

des Aufsichtsrates.<br />

Vorbereitet wurden die Sitzungen vom Rendanten<br />

und später vom hauptamtlichen Vorstand.<br />

Welche „Meilensteine“ haben Sie <strong>mit</strong>erlebt,<br />

und wie haben sie sich <strong>auf</strong> die Bank und<br />

Ihre Arbeit ausgewirkt?<br />

Der wichtigste Meilenstein war sicherlich die Entscheidung,<br />

in Lahde eine Geschäftsstelle zu bauen,<br />

die im Jahr 1969 ihren Geschäftsbetrieb <strong>auf</strong>nahm.<br />

Damals hatten wir in Bierde erhebliche Widerstände<br />

zu überwinden. <strong>Rückblick</strong>end denke ich, dass wir genau<br />

den richtigen Weg eingeschlagen haben, denn<br />

das hat der Entwicklung der Bank sehr gutgetan.<br />

Der Neubau – die spätere Hauptstelle der Volksbank<br />

Bierde-Frille – liegt <strong>mit</strong>ten im Geschäftszentrum von<br />

Lahde, und sie nimmt als Hauptgeschäftsstelle auch<br />

heute noch eine wichtige Stellung in der Volksbank<br />

Mindener Land ein.<br />

Welche Fusionen haben Sie <strong>mit</strong>erlebt?<br />

Bei welcher Fusion gab es die größten<br />

Hindernisse und Bedenken?<br />

Die Einführung des Vier-Augen-Prinzips 1976 zwang<br />

uns zum Handeln. Unser damaliger hauptamtlicher<br />

Vorstand Hermann Wiese brauchte einen weiteren<br />

hauptamtlichen Kollegen. Und in Frille <strong>mit</strong> Dieter<br />

Volkening war es genauso.<br />

1978 schlossen sich die Volksbanken Bierde und Frille<br />

zusammen. Diese Entscheidung trugen alle Mitglieder<br />

<strong>mit</strong>, und alles verlief reibungslos.<br />

Die Fusion 1992 <strong>mit</strong> der Volksbank Windheim-Heimsen<br />

zur „Volksbank Petershagen Bierde-Frille Windheim-Heimsen<br />

eG“ habe ich auch voll <strong>mit</strong>getragen,<br />

allerdings nicht mehr in leitender Funktion, die ich<br />

bis 1990 innehatte. Diese Meinung „pro Fusion“<br />

vertraten allerdings nicht alle Mitglieder, es war viel<br />

Überzeugungsarbeit zu leisten. Aus heutiger Sicht<br />

war es der richtige Schritt für die Zukunft der Bank.<br />

Herr Wiebke, wir danken Ihnen für dieses<br />

Gespräch und wünschen Ihnen alles Gute!<br />

Vorstand und Aufsichtsrat<br />

der Volksbank<br />

Bierde-Frille eG<br />

im April 1989 (v. l.):<br />

Karl-Heinz Sch<strong>mit</strong>z,<br />

Hermann Lichtsinn (†),<br />

Heinrich Klöpper (†),<br />

Anton Bredemeier,<br />

Karl Brinkmann (†),<br />

Friedrich Lange,<br />

Walter Becker (†),<br />

Friedrich Schnittker,<br />

Wilhelm Wiebke,<br />

Karl-Dieter Volkening<br />

Das Bankgebäude in<br />

Lahde 1969.<br />

Erlebten Sie Ihre <strong>Jahre</strong> in der Volksbank als<br />

beschauliche Zeit?<br />

Das kann man wohl nicht sagen! Wirtschaftlich ging<br />

es zwar immer nach oben – aber <strong>mit</strong> Auswirkungen.<br />

Die „Bank für Jedermann“, so unser damaliger<br />

Werbeslogan, weitete ihre Geschäfte erheblich aus.<br />

Dazu kamen Personal<strong>auf</strong>stockungen, Verbesserungen<br />

der EDV und neue Anforderungen an die Leitung<br />

der Bank. Im Genossenschaftsgesetz gab es<br />

1976 eine Novelle, die die Eigenverantwortung des<br />

Vorstandes betonte. Für ehrenamtliche Vorstands<strong>mit</strong>glieder<br />

bedurfte es großer Anstrengungen, <strong>mit</strong><br />

den Anforderungen <strong>auf</strong> allen Gebieten Schritt zu<br />

halten.


18 | Fotos aus <strong>125</strong> <strong>Jahre</strong>n Zeitgeschichte<br />

Fotos aus der „Guten Alten Zeit“ sind rar. Einige Eindrücke vom Leben unserer Vorfahren zu Beginn<br />

des 20. Jahrhunderts bis in die 1930er <strong>Jahre</strong> geben diese Fotos wieder. Sie wurden anlässlich eines<br />

Fotowettbewerbs in der damaligen Spar- und Dalehnskasse Petershagen eingereicht.<br />

Dreschen um 1900<br />

Beide Fotos eingereicht von Bernhard Brey<br />

aus Petershagen<br />

Spinnstube um 1900<br />

Familie Wehking,<br />

zusammen <strong>mit</strong> den<br />

aus den USA zu<br />

Besuch weilenden<br />

Auswanderern.<br />

Foto eingereicht von<br />

Heinrich Kruse,<br />

Maaslingen


| 19<br />

Die heutige „Raatsstuben“<br />

um 1908.<br />

Der damalige Besitzer<br />

Hartmann-Tengelmann<br />

<strong>mit</strong> seiner<br />

Frau rechts im Bild.<br />

Die Privatmolkerei<br />

Bonnes in Eldagsen<br />

um 1930. Zu sehen ist<br />

die Milchanfuhr per<br />

Pferdegespann und<br />

die Buttermaschine<br />

(kleines Bild)<br />

Postkarte um 1930<br />

Fotos eingereicht von<br />

Wilhelm Schäkel,<br />

Petershagen


20 | Fragen an den Zeitzeugen Günter Macke<br />

Günter Macke aus Minden, geboren im Oktober<br />

1928, begann 1943 seine Lehre beim damaligen<br />

Spar- und Darlehnskassenverein Minden<br />

eGmuH und war dort bis zum Eintritt in<br />

den Ruhestand im Jahr 1992 in verschiedenen,<br />

auch leitenden, Positionen beschäftigt.<br />

Günter Macke 1975<br />

und heute<br />

Herr Macke, bitte beschreiben Sie die Zeit, in<br />

der Sie beim Spar- und Darlehnskassenverein<br />

Minden angefangen sind.<br />

Nach dem Besuch der Volksschule ging ich 1943 im<br />

Alter von 14 <strong>Jahre</strong>n bei der Spar- und Darlehnskasse<br />

Minden in die Lehre. Der zweite Weltkrieg war<br />

in vollem Gange. Im Herbst 1944 – inzwischen<br />

war ich 15 – wurde auch ich, wie so viele andere<br />

meines Jahrganges, eingezogen und zum Reichsarbeitsdienst<br />

und anschließend zum Wehrdienst<br />

verpflichtet. Wir mussten im Osnabrücker Bahnhof<br />

Blindgänger wegräumen. Karfreitag 1945, kurz vor<br />

Kriegsende, kam ich <strong>mit</strong> 16 <strong>Jahre</strong>n in Gefangenschaft<br />

nach Belgien, in die Nähe von Ostende. Da<br />

ich zu den Jüngsten gehörte, wurde ich Ende August<br />

als einer der Ersten entlassen.<br />

Mit gut einem Jahr Unterbrechung ging´s dann <strong>mit</strong><br />

der Lehre weiter.<br />

Wie sah Ihr Berufsalltag anfangs aus:<br />

Wo<strong>mit</strong> haben Sie sich beschäftigt?<br />

Wir arbeiteten <strong>mit</strong> Feder und Tintenfass. Es gab<br />

keine Kontoauszüge, sondern so genannte „Kontogegenbücher“,<br />

ähnlich wie Sparbücher. Da wurde<br />

alles <strong>mit</strong> Hand eingetragen. Ziemlich bald gab es<br />

aber eine „Buchungsmaschine“, so eine Art rechnende<br />

Schreibmaschine. Mit ordentlich Kraft konnte<br />

man die Zahlen da „reinhacken“, und die Maschine<br />

errechnete den neuen Saldo. Das war schon sehr<br />

fortschrittlich! Ansonsten wurden monatliche Abstimmungen<br />

<strong>mit</strong> Soll- und Habenbuchungen durchgeführt:<br />

In schmalen Spalten mussten wir die Zahlen<br />

„<strong>mit</strong> spitzem Bleistift“ eintragen – und es stimmte<br />

nie <strong>auf</strong> Anhieb!<br />

Zu den festen Aufgaben des „Stifts“ gehörte das Heizen:<br />

Ich musste morgens die Kohlen zum Ofen schleppen<br />

und das Feuer anzünden. Und im ersten Ausbildungsjahr,<br />

also im Krieg, kam noch die Sicherung der<br />

Bank-Unterlagen hinzu: Bei jedem Luftangriff war ich<br />

dafür verantwortlich, die alten gebundenen Bücher<br />

in Kisten aus der Buchhaltung in den Keller zu schleppen<br />

– und anschließend wieder zurück.<br />

Das rote Backsteingebäude in der Lindenstraße 7.<br />

Als ich meine Ausbildung begann, befand sich die<br />

„SpaDaKa“ in Minden in der Tonhallenstraße. Wir<br />

waren vier Mitarbeiter, und da die Männer (Kassenleiter<br />

Friedrich Spieß, Walter Kuhlmann und Fritz<br />

Boge) im Krieg bzw. in Gefangenschaft waren, war<br />

„die Kasse“ erstmal fest in Frauenhand – wie ein<br />

großer Teil der Unternehmen in dieser Zeit. Kassenleiter<br />

Spieß wurde zum Beispiel von seiner Frau vertreten<br />

– so einfach war das!<br />

Welche „Meilensteine“ haben Sie <strong>mit</strong>erlebt,<br />

und wie hat sich Ihre Arbeit im L<strong>auf</strong>e der <strong>Jahre</strong><br />

verändert?<br />

Ich habe einige Umzüge <strong>mit</strong>gemacht: Durch eine geplante<br />

Straßenbegradigung wurde der Abriss unserer<br />

Räume in der Tonhallenstraße 1 nötig, und wir zogen<br />

in die Lindenstraße 7, in das ehemalige Café Hoppe.<br />

Dieser rote Backsteinbau ist schon lange <strong>Jahre</strong><br />

verschwunden – heute ist dort der ZOB. Am 6. Dezember<br />

1974 sind wir dann in den heutigen Standort<br />

Markt 24 eingezogen. Außerdem kann ich mich noch<br />

gut erinnern, dass wir uns auch in der Region ausbreiteten:<br />

Wir eröffneten Zweigstellen in Häverstädt,<br />

Haddenhausen, Dankersen und Meißen.<br />

Meine Aufgabe lag lange <strong>Jahre</strong> in der Leitung der<br />

Buchhaltung. Die „revolutionäre“ Einführung der<br />

elektronischen Datenverarbeitung <strong>mit</strong>tels Lochkarte


Kapitel<br />

| 21<br />

nahmen wir „schon“ 1963 vor. Das war eine spannende<br />

Zeit! Kontoabschlüsse, Zinszahlen usw. wurden<br />

von der Maschine gerechnet und ausgedruckt<br />

– die Zeit der manuellen Zinsstaffeln war vorbei!<br />

Trotzdem gab es beim Halbjahres- und <strong>Jahre</strong>sabschluss<br />

noch tagelange Abstimmungsarbeiten zu<br />

erledigen. Wenn andere im Sommerbad waren, haben<br />

wir bis in den Abend hinein „gestanzt“. Silvester<br />

war die Bank bis 12 Uhr geöffnet, dann wurde<br />

bis nach<strong>mit</strong>tags gearbeitet – und am Neujahrstag<br />

nochmal von 10 bis 17 Uhr. Da wurde auch nicht<br />

groß nach Genehmigungen für Feiertagsarbeit gefragt.<br />

Das ging nicht anders und fertig!<br />

Eine besonders schwierige Situation ergab sich im<br />

Jahr 1968: Vorstand Karl Kley verstarb plötzlich an<br />

einem Herzinfarkt, und wir standen ohne Leitung<br />

da. In dieser Zeit haben Walter Kuhlmann und ich<br />

alle erforderlichen Entscheidungen übernommen.<br />

Danach bildeten Ernst Große-Heitmeyer und ab<br />

1972 Fritz Boge viele <strong>Jahre</strong> lang den Vorstand.<br />

Welche Fusionen haben Sie <strong>mit</strong>erlebt?<br />

Bei welcher Fusion gab es die größten Hindernisse<br />

und Bedenken?<br />

1972 wurden die Spar- und Darlehnskassenvereine<br />

Minden und Holzhausen (Porta Westfalica) zusammengeführt.<br />

1973 kamen Nammen und Päpinghausen<br />

dazu. Die Firmierung ab 1976 lautete „Sparund<br />

Darlehnskasse Minden-Porta Westfalica eG <strong>mit</strong><br />

Zweigniederlassung Holzhausen“. Die Namensgebung<br />

war bei Fusionen ein immens wichtiges Thema!<br />

Ohne den Zusatz „Zweigniederlassung Holzhausen“<br />

wäre womöglich die Fusion gescheitert.<br />

Rendant Fritz Boge (Holzhausen) war sofort nach<br />

der Fusion im neuen Vorstand, und Dieter Redecker<br />

(Päpinghausen) stieg nach vielen <strong>Jahre</strong>n als Innenleiter<br />

ebenfalls in den Vorstand <strong>auf</strong>.<br />

Welche Ratschläge können Sie jungen Nachwuchskräften<br />

im Bankgeschäft <strong>mit</strong> <strong>auf</strong> den<br />

Weg geben?<br />

Ich glaube der Beruf, so wie ich ihn erlernt habe,<br />

ist <strong>mit</strong> den heutigen Anforderungen nur noch<br />

sehr schwer vergleichbar. Ich war mein ganzes fast<br />

50-jähriges Berufsleben bei einem Arbeitgeber – das<br />

ist heute unvorstellbar! Junge Banker brauchen heute<br />

vor allem Kommunikationsfähigkeit, um in der<br />

Beratung die komplexen Fragen und Anforderungen<br />

der Kunden lösen zu können. Früher gab es ein<br />

Girokonto, ein Sparbuch, vielleicht noch einen Sparbrief<br />

und einen Kredit – das war die ganze Produktpalette.<br />

Die Konkurrenzsituation war auch sehr viel<br />

übersichtlicher. Da hat sich schon eine Menge getan,<br />

und das hat den Beruf nicht leichter gemacht. Trotzdem:<br />

Damals wie heute sind Spaß an der Tätigkeit<br />

und der Wille, etwas zu leisten, die besten Voraussetzungen<br />

für einen erfüllten Berufsalltag. Und der<br />

moderne Begriff vom „lebenslangen Lernen“ – der<br />

galt auch für uns! Also mein Tipp: Nicht entmutigen<br />

lassen, sondern einfach den eigenen Weg gehen –<br />

und nach Rückschlägen wieder <strong>auf</strong>stehen!<br />

Herr Macke, wir bedanken uns für dieses<br />

interessante Gespräch und wünschen Ihnen<br />

weiterhin gute Gesundheit und alles Gute!<br />

25jähriges Dienstjubiläum<br />

von Walter<br />

Kuhlmann am 1. Juni<br />

1960 <strong>mit</strong> (v.l.):<br />

Karl Köster (†),<br />

Karl Kley (†),<br />

Walter Kuhlmann (†),<br />

Heinrich Heuke (†),<br />

Reinhold Ströder (†),<br />

Manfred von Kentzinsky<br />

(†),<br />

Günter Macke und<br />

Ernst Edler (†).<br />

Das Gebäude in<br />

Minden, Markt 22,<br />

in den 1930er <strong>Jahre</strong>n<br />

<strong>mit</strong> dem Kino<br />

Rheingold.<br />

Ab 1998 erweiterte<br />

hier die Spadaka<br />

Minden-Porta ihre<br />

Räumlichkeiten.<br />

Das Sitzungszimmer in der Lindenstraße 7.


22 | Fotos aus <strong>125</strong> <strong>Jahre</strong>n Zeitgeschichte<br />

Holzhausen II und sein Rendant<br />

Im Jahr 1937 berichtete die Zeitschrift „Die Genossenschaft“ über den Rendanten Wilhelm Wehking<br />

der Spar- und Darlehnskasse Holzhausen II – ein interessantes Stück Zeitgeschichte, das sicherlich<br />

für viele damaligen Genossenschaften in ähnlicher Form galt. Hier einige Auszüge in Wort und<br />

Bild: Im <strong>Jahre</strong> 1890 wurde die Spar- und Darlehnskasse Holzhausen II gegründet. Den größten Anteil<br />

an der Entwicklung dieser Genossenschaftskasse hatte wohl der Rendant Wehking, der bereits<br />

1903 die Kasse leitete und dem das Vertrauen der Dorfbewohner gehörte.<br />

Der Rendant erledigte nicht nur Kassengeschäfte,<br />

er fuhr auch <strong>mit</strong> dem Fahrrad zu den Bauernhöfen,<br />

zum Bäcker, Schmied oder Schlachter, um dort Spareinlagen<br />

entgegenzunehmen.<br />

Die Mitglieder und Dorfbewohner kamen auch<br />

abends zu ihm in die Wohnung, trugen ihm ihre<br />

Wünsche vor oder holten sich Rat.


| 23<br />

Dieses Foto ist ein Geschenk an die Volksbank Holzhausen II vom damaligen Ortsheimatpfleger August<br />

Beining (†) anlässlich ihres 100-jährigen Bestehens 1990. Es entstand anlässlich der Kaiserparade <strong>auf</strong> der<br />

Minderheide aus dem Jahr 1889 am Haus Held. Zu dieser Kaiserparade war jeweils ein Ehepaar aus den<br />

sechs Ämtern des Kreises Minden in Tracht eingeladen. Das Amt Hartum war durch die Eheleute e Weber<br />

Nr. 26 (Schmeies) aus Holzhausen II vertreten. Auf dem Bild das zweite Paar von links. Das erste e Paar von<br />

links zeigt Herrn Wehking <strong>mit</strong> Magd aus Friedewalde als Vertreter für das Amt Petershagen. Herr Wehking<br />

war zu diesem Zeitpunkt nicht verheiratet und ist der Bruder des langjährigen Rendanten Wilhelm l Wehking.<br />

Ein Sparbuch des<br />

Hartumer Spar-<br />

und Darlehnskassen-<br />

sse<br />

Verein eGmuH<br />

von 1934.<br />

Mitarbeiter, Vorstände und Aufsichtsräte der Spar- und Darlehnskasse Hille anlässlich des<br />

60jährigen Jubiläums im Jahr 1951.


24 | Fragen an den Zeitzeugen Rainer Schmidt<br />

Rainer Schmidt, geboren 1958 in Minden, startete im August 1977 seine Ausbildung bei der<br />

damaligen Spar- und Darlehnskasse Minden-Porta Westfalica eG. Er durchlief viele Stationen im<br />

Hause, bildete sich mehrfach nebenberuflich weiter und leitet heute den Bereich Marktmanagement<br />

<strong>mit</strong> 27 Mitarbeitern.<br />

Herr Schmidt, bitte beschreiben Sie die Zeit, in<br />

der Sie bei der Spar- und Darlehnskasse Minden-Porta<br />

angefangen sind.<br />

Nachdem ich mich bei der „Spadaka“ beworben<br />

hatte, kam der damalige Vorstand Ernst Große-Heitmeyer<br />

zu uns nach Hause und unterhielt sich ganz<br />

locker <strong>mit</strong> meinen Eltern und mir. Scheinbar kam er<br />

zu dem Ergebnis, dass „der Junge“ und das familiäre<br />

Umfeld in Ordnung waren, und ich wurde zusammen<br />

<strong>mit</strong> drei anderen jungen Leuten eingestellt.<br />

Insgesamt erinnere ich mich an eine sehr familiäre<br />

Atmosphäre: Alle Mitarbeiter kannten sich nicht nur<br />

dienstlich, sondern verbrachten oft auch ihre Freizeit<br />

<strong>mit</strong>einander, auch <strong>mit</strong> den jeweiligen Partnern und<br />

Familien.<br />

Wie sah Ihr Berufsalltag anfangs aus:<br />

Wo<strong>mit</strong> haben Sie sich beschäftigt?<br />

Es gab typische „Azubi-Aufgaben“, die man im<br />

wöchentlichen Wechsel <strong>mit</strong> den anderen Azubis<br />

zu erledigen hatte. Morgens waren die Nachttresor-<br />

Einzahlungen zu zählen. Da im Einzelhandel<br />

fast alle Geschäfte in bar abgewickelt wurden, war<br />

man mindestens bis Mittag oder sogar den ganzen<br />

Tag da<strong>mit</strong> beschäftigt. Mindestens dreimal täglich<br />

erschienen alle Mindener Banken zu festgelegten<br />

Uhrzeiten bei der Landeszentralbank (LZB) am Klausenwall<br />

zur „Abrechnung“: Überweisungen und<br />

Schecks wurden im Original hin- und hergereicht.<br />

Auch das war Azubi-Aufgabe. Außerdem die gesamte<br />

Postbearbeitung und alle anfallenden Botengänge.<br />

Zur Berufsschule gingen wir nach Münster<br />

an die Geno-Akademie. Über mehrere Wochen<br />

wurden dort Volksbank-Azubis aus ganz Westfalen<br />

zusammen unterrichtet.<br />

Wie sah Ihre weitere berufliche L<strong>auf</strong>bahn aus,<br />

und wie hat sich Ihre Arbeit im L<strong>auf</strong>e der <strong>Jahre</strong><br />

verändert?<br />

Vieles war Hand- und Kopfarbeit, technische Unterstützung<br />

gab es kaum. Nach der Ausbildung war ich<br />

zuerst im Kundenservice tätig. Erste Tages<strong>auf</strong>gabe:<br />

morgens Kontoauszüge in das jeweilige Kundenfach<br />

im „Kontentrog“ einsortieren. Am Monatsende<br />

brauchte man für die riesigen Auszugstapel schon<br />

mal ein bis zwei Arbeitstage. Die Kunden holten<br />

sich ihre Auszüge bei uns ab und tätigten dann ihre<br />

Bankgeschäfte: Sie legten uns z.B. ihre Rechnungen<br />

vor, und wir füllten den Überweisungsträger für sie<br />

aus. Bargeld gab´s dann an der Kasse, und natürlich<br />

nur da, nicht aus irgendeinem Automaten! Der<br />

Hauptkassierer war so<strong>mit</strong> oft die wichtigste Bezugsperson<br />

für die Kunden – das war eine Zeitlang auch<br />

meine Aufgabe. Die „Spadaka“ betrieb schon in<br />

den siebziger <strong>Jahre</strong>n am Markt einen besonderen<br />

Service, nämlich eine Mittags- und Abendkasse über<br />

die normalen Öffnungszeiten hinaus. Und Samstags<br />

war die Geschäftsstelle an der Königstraße geöffnet,<br />

da ging es dann fast ausschließlich um die Bargeldversorgung.<br />

Im Vergleich zu heute kann man von einer „entschleunigten<br />

Epoche“ sprechen <strong>mit</strong> übersichtlichen<br />

Aufgaben und konstanten gesetzlichen Vorschriften.<br />

Auf meinem beruflichen Weg war ich auch als<br />

Zweigstellenleiter in der Privatkundenberatung tätig<br />

und später in der Kreditabteilung. Nach einigen<br />

Weiterbildungsmaßnahmen arbeitete ich mich in<br />

den Bereich Vertriebssteuerung und Marketing ein<br />

und leite heute den Bereich Marktmanagement in<br />

unserem Hause.<br />

Wie würden Sie die Entwicklung Ihrer Bank und<br />

des Bankberufs insgesamt im L<strong>auf</strong>e der letzten<br />

dreißig <strong>Jahre</strong> beschreiben?<br />

Ein ganz wichtiger Schritt war der Einzug der EDV-<br />

Technik in die Bankenwelt Anfang der Achtziger<br />

<strong>Jahre</strong>: Das „Banken-Online-Service-System“, kurz<br />

„BOSS“, stellte die erste Stand-Datenverbindung<br />

zum Rechenzentrum in Münster dar. Die internen<br />

Bankstrukturen veränderten sich komplett. Neue Bereiche<br />

wie Marketing und Vertriebssteuerung, später<br />

Kunden-Service-Center, Marktunterstützung und


| 25<br />

Personalentwicklung wurden nach und nach erforderlich,<br />

um den Anforderungen von immer komplexeren<br />

Sachverhalten („Basel“-Richtlinien, Geldwäschegesetz,<br />

Verbraucherschutz, etc.) gerecht zu werden.<br />

Auch die Erwartungshaltung der Kunden veränderte<br />

sich: Kunden informieren sich selbst sehr genau und<br />

stellen insgesamt immer höhere Anforderungen an<br />

Service und Beratung. Der Banker von 1977 war Allrounder:<br />

Er wusste von allem ein bisschen, genug<br />

für einen generellen Überblick. Heute braucht es<br />

Spezialisten sowohl im Kundengeschäft als auch in<br />

den nachgelagerten Bankbereichen.<br />

Das heißt: Fort- und Weiterbildung nimmt einen<br />

immer höheren Stellenwert ein. Führungspositionen<br />

von heute erfordern fachliche Abschlüsse, die<br />

damals als Qualifikation zum Bankleiter ausgereicht<br />

hätten. Das liegt natürlich auch an der Bankengröße:<br />

Als ich die Ausbildung begann, gab es noch 15 eigenständige,<br />

entsprechend kleine Volksbanken und<br />

Spar- und Darlehnskassen in unserem Geschäftsgebiet,<br />

die heute alle in der Volksbank Mindener Land<br />

zusammengefasst sind. Den vielen regulatorischen<br />

Anforderungen von heute würde auch keine der damaligen<br />

Banken mehr gerecht werden können.<br />

Insgesamt betrachtet gibt es in der Bankenwelt wie<br />

in anderen Branchen auch eine ständig steigende Informationsflut,<br />

deren Halbwertzeit sich immer mehr<br />

verkürzt.<br />

Einen sehr starken Wandel erlebt die Art der Kommunikation<br />

<strong>mit</strong> unseren Kunden: Themen wie Online-Banking<br />

oder Facebook, Twitter und Co. gewinnen<br />

zunehmend an Bedeutung.<br />

Als einschneidendes weltwirtschaftliches Ereignis<br />

möchte ich die Bankenkrise 2008/2009 und die aktuellen<br />

Schieflagen einiger europäischer Staaten nennen.<br />

Beides hatte und hat gravierende Auswirkungen<br />

<strong>auf</strong> den Euro-Raum. Banken und Staaten kurz vor<br />

dem finanziellen Kollaps – das hatte man sich bis dahin<br />

nicht vorstellen können. Der eine oder die andere<br />

hat vielleicht in der Hoffnung <strong>auf</strong> hohe Gewinne <strong>auf</strong><br />

die falschen Anlagen gesetzt und viel Geld verloren.<br />

Das führt grundsätzlich zur Überlegung: Wo ist mein<br />

Geld sicher? Das Prinzip der Genossenschaftsbank<br />

erlebt in diesen Zeiten eine Art „Renaissance“, und<br />

auch wir Volksbanker selbst besinnen uns wieder<br />

verstärkt <strong>auf</strong> unsere ursprünglichen Werte wie die<br />

Mitgliederförderung. In diesem Prozess stecken wir<br />

gerade <strong>mit</strong>tendrin.<br />

Welche Fusionen haben Sie <strong>mit</strong>erlebt? Bei welcher<br />

Fusion gab es die größten Hindernisse und<br />

Bedenken?<br />

Obwohl rundherum viele Fusionen stattfanden,<br />

habe ich selbst nur zwei durchl<strong>auf</strong>en: Da war die Fusion<br />

der Volksbanken Hille und Minden-Porta 2002<br />

und der in 2011 vollzogene Zusammenschluss der<br />

Volksbanken Petershagen und Minden-Hille-Porta<br />

zur Volksbank Mindener Land. Beide verliefen problemlos,<br />

was wahrscheinlich der gründlichen Vorarbeit<br />

zu verdanken ist. Zwei Anläufe davor, <strong>mit</strong> der<br />

Volksbank Minden zu fusionieren, scheiterten in den<br />

Entscheidungsgremien der Volksbank Minden.<br />

Welche Ratschläge können Sie jungen Nachwuchskräften<br />

im Bankgeschäft <strong>mit</strong> <strong>auf</strong> den<br />

Weg geben?<br />

Fachlich immer <strong>auf</strong> dem neuesten Stand bleiben,<br />

agieren statt reagieren, und das Wichtigste: Immer<br />

aus Sicht des Kunden denken und handeln!<br />

Herr Schmidt, vielen Dank für dieses Gespräch!<br />

Das Bild oben entstand<br />

1985 bei einer Auszeichnung<br />

durch die<br />

R+V (v. l.):<br />

R+V Direktor<br />

H. Weigt,<br />

Rainer Schmidt,<br />

Hero Schwier,<br />

Wolfgang Brinkmann,<br />

Bankdirektor Klein,<br />

Wilhelm von Behren (†)<br />

und H. Friedrichs.<br />

Zeitungsausschnitt<br />

aus dem Mindener<br />

Morgenblatt vom<br />

27. November 1982 –<br />

Rainer Schmidt links<br />

im Bild.


26 |<br />

Fotos aus <strong>125</strong> <strong>Jahre</strong>n Zeitgeschichte<br />

Der Renner in den 70er <strong>Jahre</strong>n: Das Jeans-Sparbuch<br />

Der erste Wechselgeldautomat in den<br />

60er <strong>Jahre</strong>n an der Spar- und Darlehnskasse<br />

Minden. Links August Kütemann, rechts Franz<br />

Schulte, Geschäftsführer Viehverwertung.<br />

1972 die erste Buswerbung der Spar- und Darlehnskasse<br />

Minden – hier an der Zweigstelle am Centralk<strong>auf</strong><br />

Zweigstelle<br />

Dankersen – bis 1990<br />

an der Teichstraße 5<br />

Spar- und Darlehnskasse Hille 1959<br />

Werbung 1970 an der<br />

Teichstraße 5 in Dankersen<br />

Neubau der Spar- und Darlehnskasse in Hille 1959


| 27<br />

Die Schalterhalle<br />

der Spar- und<br />

Darlehnskasse<br />

Minden 1974<br />

1974 – das „mechanische Gedächtnis“ der<br />

Buchhaltung im GAD-Rechenzentrum Münster<br />

1974 wurde im GAD-Rechenzentrum<br />

Münster für die Sparund<br />

Darlehnskassen gebucht<br />

Mitgliederversammlung am 02.05.1984 in Hausberge (Gaststätte Reinecke) <strong>mit</strong> Vorständen und Aufsichtsräten:<br />

(v.l.) Günter Klenke, Ernst Steffen (†), Godehard Klein, Günter Niederfeld, Fritz Boge (†), NN (Gastredner) und Wilhelm Tebbe (†).


28 | Kapitel<br />

Das Kasino in der Volksbank-Zentrale an der Marienstraße in Minden<br />

Herausgeber: Volksbank Mindener Land eG, Marienstraße 124, 32425 Minden<br />

042013 Layout: www.setz-it.de, Druck: odf Druck, Minden


Kapitel<br />

| 29


30 |<br />

Friedrich Wilhelm Raiffeisen (1818-1888)<br />

„Was dem Einzelnen nicht möglich ist,<br />

das vermögen Viele.“<br />

Hermann Schulze-Delitzsch (1808-1883)<br />

„Mehrere kleine Kräfte vereint bilden<br />

eine große, und was man nicht allein<br />

durchsetzen kann, dazu soll man sich<br />

<strong>mit</strong> anderen verbinden.“<br />

1910: Hof Maaslingen 43, damaliger Eigentümer Wehking („Popen Hinnack“).<br />

Mehrere Söhne der Familie waren in die USA ausgewandert. Dieses Bild wurde erstellt,<br />

um den Ausgewanderten zu zeigen, wie modern <strong>auf</strong> dem Hof gearbeitet wurde.<br />

Foto eingereicht von Heinrich Kruse, Maaslingen


<strong>Rückblick</strong> <strong>auf</strong> <strong>125</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Bankgeschichte</strong><br />

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32 |<br />

Friedrich Wilhelm Raiffeisen (1818-1888)<br />

„Was dem Einzelnen nicht möglich<br />

ist, das vermögen Viele.“<br />

Hermann Schulze-Delitzsch (1808-1883)<br />

„Mehrere kleine Kräfte vereint bilden<br />

eine große, und was man nicht allein<br />

durchsetzen kann, dazu soll man sich<br />

<strong>mit</strong> anderen verbinden.“<br />

1910: Hof Maaslingen 43, damaliger Eigentümer Wehking („Popen Hinnack“).<br />

Mehrere Söhne der Familie waren in die USA ausgewandert. Dieses Bild wurde erstellt,<br />

um den Ausgewanderten zu zeigen, wie modern <strong>auf</strong> dem Hof gearbeitet wurde.<br />

Foto eingereicht von Heinrich Kruse, Maaslingen


<strong>Rückblick</strong> <strong>auf</strong> <strong>125</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Bankgeschichte</strong><br />

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Friedrich Wilhelm Raiffeisen (1818-1888)<br />

„Mehrere kleine Kräfte vereint bilden eine große,<br />

und was man nicht allein durchsetzen kann,<br />

dazu soll man sich <strong>mit</strong> anderen verbinden.“<br />

Hermann Schulze-Delitzsch (1808-1883)<br />

Hermann Schulze-Delitzsch (1808-1883)<br />

1910: Hof Maaslingen 43, damaliger Eigentümer Wehking („Popen Hinnack“).<br />

Mehrere Söhne der Familie waren in die USA ausgewandert. Dieses Bild wurde erstellt,<br />

um den Ausgewanderten zu zeigen, wie modern <strong>auf</strong> dem Hof gearbeitet wurde.<br />

Foto eingereicht von Heinrich Kruse, Maaslingen


<strong>Rückblick</strong> <strong>auf</strong> <strong>125</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Bankgeschichte</strong><br />

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„Was dem Einzelnen nicht möglich ist,<br />

das vermögen Viele.“<br />

Friedrich Wilhelm Raiffeisen, 1818-1888

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