Ausgabe 1/13 PDF herunterladen - Servicehaus Sonnenhalde
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alfa-singen<br />
ALFA<br />
Alten- und Familienservice<br />
Informations- und Vermittlungsstelle<br />
Die Psychiatrie Reichenau präsentiert sich<br />
Im Rahmen der Vortragsreihe „Zu Hause leben trotz Demenz“ des ALFA<br />
Alten- und Familienservice e.V. konnten sich am 03.12.2012 zahlreiche Besucher<br />
- darunter pflegende Angehörige und Pflegefachpersonal - darüber<br />
informieren, was es eigentlich bedeutet, in der Psychiatrie behandelt zu<br />
werden. Chefärztin der Klinik für Neurologie und Gerontopsychiatrie des<br />
ZfP Reichenau, Frau Dr. med. Suzana Andrade und ihr Team, stellten ihre<br />
Arbeit auf der Dementen-Station vor – was passiert also im Verlauf von<br />
Einweisung bis Entlassung?<br />
Frau Glocker, Leiterin der Beratungsstelle ALFA e.V. war es wichtig, den Menschen<br />
zu zeigen, dass ein Aufenthalt in der Gerontopsychiatrie heutzutage<br />
nicht mehr das ist, was die Menschen sich unter „Psychiatrie“ aus früheren<br />
Zeiten her vorstellen. Sie erklärt: „In meiner Beratungstätigkeit erlebe ich<br />
immer wieder Ängste und Unbehagen unter Betroffenen und Angehörigen,<br />
wenn ein Familienmitglied mit Demenz ins ZfP Reichenau eingewiesen<br />
werden soll. Ich habe dort selbst gearbeitet und gesehen, dass, besonders<br />
bei verhaltensauffälligen Menschen mit Demenz, Symptome gelindert und ein entspannter Umgang mit<br />
ihnen herbei geführt werden kann.“<br />
So leitete Frau Dr. med. Suzana Andrade den Vortrag ein mit den Worten:<br />
„Einmal Psychiatrie - immer Psychiatrie!“ So denken viele Menschen heute<br />
noch und das sei eben nicht mehr so.<br />
Im ZFP Reichenau hat sich die Station 92 auf die Demenz-Behandlung spezialisiert.<br />
Aber auch Delir, Wahnerleben, Depression, Manie und Suizidalität im<br />
Alter sind häufige Diagnosen auf dieser Station. Frau Dr. Andrade versuchte<br />
den Zuhörern einfühlsam zu erklären, dass es bei psychischen Erkrankungen<br />
Zeit brauche, eine Diagnose zu stellen und dann dem Patienten helfen zu<br />
können. Anders als im Krankenhaus, wo relativ schnell mit den verschiedenen<br />
medizinischen Geräten festgestellt werden kann, was die Ursachen für die<br />
Beschwerden sind. Nicht selten besteht eine Multimorbidität, d.h. ein Patient<br />
hat mehrere verschiedene Diagnosen.<br />
Den Ärzten läge viel daran, die Anzahl der Medikamente zu reduzieren. Nebenwirkungen<br />
und Wechselwirkungen seien bei vielen Patienten gar nicht<br />
mehr überschaubar; es muss also nach anderen Möglichkeiten gesucht werden. „Dies kann nur erreicht<br />
werden, wenn alle Ärzte der unterschiedlichsten Fachrichtungen gemeinsam daran arbeiten“, so Frau Dr.<br />
Andrade.<br />
Herr Koch, Pflegedienstleitung der Station 92, berichtete begeistert über seine Arbeit und seine Erfahrungen.<br />
„Demenz ist etwas Abstraktes, Diffuses“, so die Worte von Herrn Koch. „Es gibt nicht die Demenz. Sie<br />
ist eine Vielzahl von Symptomen und Beschwerden“.<br />
Deshalb sei die Zusammenarbeit verschiedener fachspezifischer Kompetenz der große Vorteil, den Betroffenen<br />
individuell helfen zu können. Alterspsychiatrie, -Psychotherapie, Neurologie, aber auch innere<br />
Medizin; Homöopathie, Phytotherapie, äußere Anwendungen und Aromatherapie haben einen festen<br />
Platz in der Behandlung. Auch Musik-, Ergo-, und körperorientierte Therapien, wie Krankengymnastik,<br />
Massagen und Wasser- bzw. Bewegungsbäder gehören hier einfach dazu.<br />
Viele Einblicke erhielten die Besucher dieses Vortrages heute, und die Offenheit, mit der die Referenten<br />
ihre Station und ihre Arbeit erklärten, hinterlässt sicher bei Vielen ein gutes Gefühl.<br />
Zum Schluss gab Frau Dr. Andrade einen Tipp für pflegende Angehörige von Demenz betroffenen<br />
Menschen mit auf den Weg. „Haben sie viel Geduld, sehr viel Liebe und sorgen sie auch gut für sich selbst“.<br />
SprachRohr 36