Referat von Regierungsrat Philippe Perrenoud ... - Kanton Bern

Medienkonferenz, Landorf Köniz + Schlössli Kehrsatz, Zentrum für Sozial- und Heilpädagogik
vom 19. Juni 2008
Was heisst Integration?
Das lateinische Wort bedeutet nichts anderes als: Herstellung eines Ganzen;
„integer“ bedeutet „ganz“, „unversehrt“.
Der Mensch ist ein soziales Wesen. Das heisst, er kann nicht alleine existieren, er braucht
andere Menschen, die mit ihm zusammen ein Ganzes, eine Gemeinschaft bilden.
Wir sind immer Teil einer beziehungsweise mehrerer Gruppen. Jede und jeder ist ein Mitglied
einer Familie, einer Gesellschaft. Integriert heisst nichts anderes als: dazugehören.
Die allermeisten Kinder gehören automatisch dazu. Wir werden alle in ein Beziehungsnetz
hineingeboren. Eine Familie trägt uns und hilft uns dabei, uns in ein immer weiter werdendes
Umfeld einzugliedern.
Es gibt aber Menschen, die nicht dazugehören; berndeutsch würde man sagen, sie stehen
daneben, sie benehmen sich daneben.
Integriert, integer heisst „unversehrt“; wer desintegriert ist, ist versehrt, verletzt. Verletzt in
seiner Menschenwürde. Versehrt und beeinträchtigt in seiner Fähigkeit, mit anderen
zusammen zu leben.
Integration ist die Herstellung eines Ganzen. Wenn einzelne Mitglieder einer Gesellschaft
nicht mehr integriert sind, ist auch das Ganze versehrt! Die Gesellschaft droht auseinander zu
fallen.
Wer nicht integriert ist, kann seine Aufgaben in und für die Gesellschaft nicht erfüllen. Wer
nicht integriert ist, kann der Gemeinschaft schaden.
Deshalb ist Integration wichtig.
Wir als Gesellschaft, wir als Staat sind angewiesen auf die Integration aller.
Und: Wir sind auch verantwortlich für die Integration aller.
Wer als Kind und Jugendlicher integriert ist, hat gute Chancen, das auch zu bleiben.
Aus all diesen Gründen ist mir und meiner Direktion die Integration von Kindern und
Jugendlichen ein ganz besonderes Anliegen.
Kinder und Jugendliche verlieren ihre Integration in die Gesellschaft und in die Familie:
‣ weil sie den schulischen und sozialen Anforderungen nicht gewachsen sind
‣ weil sie ihre Rolle in der Familie nicht finden; oder weil sie in einer Rolle stecken, die
ihnen nicht behagt
‣ weil sie besondere Erlebnisse nicht verarbeiten können
‣ weil sie körperliche, seelische oder geistige Gebrechen oder Krankheiten haben
‣ weil sie sich – in den Augen ihres Umfeldes – schwierig verhalten
‣ weil sie ihre Nöte nicht mitteilen können
‣ weil ihre Familie nicht integriert ist
Wir wollen unser Möglichstes tun, um desintegrierte Kinder und Jugendliche zu integrieren.
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