Auf höchstem Niveau - GL Group
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Wissenschaft Spezial<br />
WEA definiert. Zusätzliche Anforderungen<br />
für Getriebe werden in der IEC 61400-4<br />
beschrieben. Die Betriebsfestigkeitslasten<br />
werden im Produktionsbetrieb überlagert<br />
mit<br />
· Start- und Stoppvorgängen bei Einschalt-,<br />
Nenn- und Abschaltwindgeschwindigkeit<br />
in Abhängigkeit vom Betriebsführungskonzept,<br />
· Notbremsungen nach Ansprechen des<br />
Sicherheitssystems (z. B. Überdrehzahl),<br />
· Netzausfällen.<br />
Weiterhin sollen Zusatzbelastungen aus<br />
dem Triebstrang der WEA berücksichtigt<br />
werden:<br />
· reversierende Lasten<br />
· Kupplungsrückstellkräfte aus der<br />
Verlagerung des Generators<br />
· Bremskräfte (resultierende Kräfte aus<br />
den Bremszangen an der Bremsscheibe)<br />
· Rückstellkräfte der Getriebeaufhängung<br />
aus den Verformungen von Rotorlager<br />
und Maschinenträger<br />
Für die Bestimmung der Lastkollektive<br />
für das Getriebe (Verzahnungen und Lager)<br />
wird ein Verweildauerkollektiv nach<br />
DIN 45667 des Antriebsmoments benötigt.<br />
Über die Drehzahl von Rad und Ritzel<br />
können die Verweildauern in Lastspiele<br />
umgerechnet werden.<br />
Das Verweildauerkollektiv wird von der<br />
Belastungs-Zeit-Funktion (BZF) des Antriebsmoments<br />
durch Momentanwertzählung<br />
ermittelt (Bild 6). In gleichen Zeitabständen<br />
wird die Belastung abgefragt, der<br />
jeweiligen Klasse zugeordnet und gezählt.<br />
Die Häufigkeit der Zählung pro Klasse ist<br />
ein Maß für die Verweildauer in dieser<br />
Klasse.<br />
Die Lastklassen können entweder in Abhängigkeit<br />
von ihrer jeweiligen Verweildauer<br />
oder ihrer akkumulierten Verweildauer<br />
dargestellt werden (Bild 7). Im Beispiel<br />
wird die akkumulierte Darstellung des Verweildauerkollektivs<br />
verwendet. Hier sind<br />
typische Verweildauerkollektive für verschiedene<br />
mittlere Jahreswindgeschwindigkeiten<br />
dargestellt. Die Lastannahmen<br />
sollen alle Auslegungslasten (Betrieb und<br />
Extremlast) sowie sonstige Lasten (z. B.<br />
aus der Regelung resultierende Lasten)<br />
enthalten. Mit diesen Lastannahmen wird<br />
Bild 6: Momentanwertzählung<br />
Zeitreihe Rotordrehmoment<br />
Bild 7: Verweildauerkollektiv<br />
Verweildauerkollektiv (schematisch)<br />
das Getriebe konstruiert und dann als Prototyp<br />
getestet.<br />
2.3.2 Strukturkomponenten<br />
Zu den Strukturkomponenten im Getriebe<br />
zählen die Drehmomentstütze und der<br />
Planetenträger sowie weitere Last übertragende<br />
Bauteile (Gehäuse).<br />
Als Belastungen werden äußere Lasten gemäß<br />
den Anforderungen der IEC 61400-4<br />
und den gegebenen Anschluss- und Umgebungsbedingungen<br />
berücksichtigt. Die<br />
Verformungen der Strukturkomponenten<br />
sowie zusätzliche Kräfte aus dem Eigengewicht<br />
müssen bei der Auslegung berücksichtigt<br />
werden.<br />
Deshalb werden in der IEC 61400-4 Angaben<br />
zum Festigkeitsnachweis mit der<br />
Methode der Finiten Elemente (FEM)<br />
gemacht. Dadurch sollen Fehler bei der<br />
Wahl der Verfahren, bei der Modellierung<br />
und Durchführung der Analyse sowie der<br />
Interpretation der Ergebnisse vermieden<br />
werden.<br />
Die Festigkeitsanalyse besteht aus folgenden<br />
Teilschritten:<br />
· Modellierung der Strukturkomponente<br />
und der Randbedingungen<br />
· Belastung der Komponente im Betrieb<br />
und unter Extremlast<br />
· Durchführung des Nachweises der<br />
Betriebfestigkeit und der Bruchfestigkeit<br />
· Auswertung und Bewertung der<br />
Ergebnisse<br />
FE-Modelle für Getriebe von WEA werden<br />
in der Regel komponentenweise erstellt<br />
(siehe Beispiele in den Bildern 8 und 9).<br />
Bei diesen Modellen ist darauf zu achten,<br />
dass sinnvolle Randbedingungen eingeführt<br />
werden, die die Interaktion mit den<br />
benachbarten Strukturbereichen in geeigneter<br />
Weise repräsentieren.<br />
Bei der Berechnung der Betriebsfestigkeit<br />
und Bruchfestigkeit müssen die partiellen<br />
Sicherheitsfaktoren für die Lasten und das<br />
Material entsprechend IEC 61400-1 einbezogen<br />
werden. Die Dimensionierung einer<br />
Struktur richtet sich nach der Art des Versagens.<br />
Der Tragfähigkeitsnachweis ist in<br />
Abhängigkeit von Werkstoff und Belastung<br />
durchzuführen. Weiterhin werden Vorgaben<br />
hinsichtlich der Berechnungsmethoden<br />
für spröde und duktile Werkstoffe<br />
getätigt. In der Regel werden Betriebsfestigkeitsnachweise<br />
als Schädigungsrechnung<br />
mit den Zeitreihen der Belastungen<br />
(Kräfte und Momente) durchgeführt. Bei<br />
der Auswertung sind die Ergebnisse auf<br />
ihre Plausibilität zu prüfen. Die Berechnungsergebnisse<br />
sind in einer von den<br />
Programmen aufbereiteten grafischen<br />
Form (Gesamt- und Teildarstellung) zu<br />
dokumentieren.<br />
Bild 8: FE-Modell einer Drehmomentstütze (Ausschnitt)<br />
Bild 9: FE-Modell eines<br />
Planetenträgers<br />
2.3.3 Getriebetests<br />
Neben dem rechnerischen Nachweis der<br />
Tragfähigkeiten und Lebensdauern der<br />
einzelnen Bauteile eines Getriebes ist in<br />
den neueren Normen auch der Funktionsnachweis<br />
in Tests vorgeschrieben. Dabei<br />
wird zwischen Prototypentests, Feldtests<br />
und Serientests unterschieden. Im Prototypentest<br />
soll überprüft werden, ob die in<br />
der Auslegungsphase getroffenen Annahmen<br />
und Randbedingungen zutreffend<br />
sind. Im Feldtest auf der WEA sollen insbesondere<br />
die Lastannahmen überprüft sowie<br />
das Systemverhalten getestet werden.<br />
In den Serientests soll schließlich gezeigt<br />
werden, dass die Seriengetriebe dem Leistungsstand<br />
des (erfolgreich) getesteten<br />
Prototyps entsprechen. Weitere Bauteiltests<br />
sowie Funktionstests (Dichtigkeit,<br />
Kühl- und Schmiersystem etc.) können<br />
nach Vorgabe in der Testspezifikation vorgesehen<br />
werden.<br />
Zeit<br />
Rotordrehzahl<br />
Rotordrehmoment<br />
Verweildauer<br />
Verweildauer separiert<br />
Verweildauer akkumuliert<br />
2,5 E + 0,6<br />
2,0 E + 0,6<br />
1,5 E + 0,6<br />
1,0 E + 0,6<br />
3,0 E + 0,3<br />
0,0 E + 0,0<br />
1,0 E + 0,0 1,0 E + 0,2 1,0 E + 0,4 1,0 E + 0,6<br />
akkumulierte Verweildauer / Std<br />
8,5 m/s<br />
10 m/s<br />
15 m/s<br />
2.3.3.1 Testplan<br />
Vor jedem Test sollte ein Testplan mit<br />
folgendem Inhalt erstellt werden:<br />
· Ziel des Tests einschließlich der zu untersuchenden<br />
Größen<br />
· Beschreibung des vorgesehenen<br />
Testablaufs (Laststufen, Dauer etc.)<br />
10 beaufort 6 1/2008