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ZUSAMMENFASSUNG/BEGRIFFSERKLÄRUNGEN - RealWWZ

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<strong>ZUSAMMENFASSUNG</strong>/<strong>BEGRIFFSERKLÄRUNGEN</strong><br />

BWL 4: Organisation und Human Resource Management FS 08<br />

von Claudio Vogt<br />

4. Formen der Makroorganisation<br />

Funktionale Organisation (4.1):<br />

Funktionale Org. :<br />

Diversifikation:<br />

Die Funktionale Organisation, die auch Funktionsbereichorganisation oder<br />

Verrichtungsorganisation genannt wird, hat ihre Merkmale in der Struktur der 2ten<br />

Hierarchieebene. Diese ist in Zweckbereiche unterteilt, meistens dem<br />

Produktionsablauf folgend.<br />

Beurteilung; Die Funktionsbereichorganisation ist v. a. für kleine und mittlere<br />

Unternehmen geeignet. Der hohe Grad an Spezialisierungs- und<br />

Arbeitsteilungsmöglichkeiten durch die Zusammenfassung ähnlicher<br />

Tätigkeitsfelder, die einfachen Kontrollmöglichkeiten der Unternehmensleitung dank<br />

der Nähe zum Geschäftsbereich, und die Kostendegression (Economies of Scale)<br />

sind Vorteile dieser Organisation. Dem gegenüber stehen die Erheblichen<br />

Koordinationsprobleme im Falle von Marktdynamik, eines Ausbaus der<br />

Unternehmung oder der Ergänzung des Produktsortiments. Zudem besteht das<br />

Problem der Erfolgszurechnung da nicht jeder Geschäftsbereich auch Einnahmen<br />

generiert.<br />

Horizontale Diversifikation; Die Produktpalette wir um sachlich verwandte Produkte<br />

erweitert. (Bsp. Cola lanciert Cola Zero)<br />

Vertikale Diversifikation; Das Sortiment wird um vor- bzw. nachgelagerte<br />

Wertschöpfungsstufen erweitert. (Bsp. Cola stellt PET-Flaschen her)<br />

Laterale Diversifikation; Erweiterung um technologisch unverbundene<br />

Geschäftsfelder. (Bsp. Cola bietet Reisen an)<br />

Interne Div.; Entwicklung neuer Produkte und Erschliessung neuer Märkte, von<br />

Innen heraus. (Bsp. Cola lanciert Wettbewerb für Reisegutscheine auf ihren<br />

Flaschen)<br />

Externe Div.; Erweiterung durch Akquisition von Unternehmen (Bsp. Cola kauft<br />

Tui-Reisen auf)<br />

Vorteile der Diversifikation; Risikostreuung, Wachstum, Unabhängigkeit (Bsp. Cola<br />

muss Flaschen nicht mehr liefern lassen), Nutzung von Synergien (Bsp. Cola kann<br />

mit Wettbewerb Adressen sammeln), Marktmacht.<br />

Nachteile der Diversifikation; Es entstehen immer mehr Koordinations- und<br />

Kooperationsprobleme, je höher der Diversifikationsgrad. → Divisionale<br />

Organisation!<br />

Divisionale Organisation (4.2):<br />

Hintergrund:<br />

Divisionale Org.:<br />

Die Divisionale- bzw. Geschäftsbereichorganisation, die erstmals in den zwanziger<br />

Jahren des 20. Jhr. Von Pierre S. DuPont beim Chemieunternehmen DuPont und von<br />

Alfred P. Sloan Jr. Bei General Motors eingeführt wurde, basiert auf dem<br />

Grundgedanken, operativ-fachbezogene Entscheidungen zu dezentralisieren und<br />

strategisch-übergreifende Entscheidungen gleichzeitig zu zentralisieren.<br />

Die Divisionale Organisation lässt sich in verschiedene Formen unterteilen:<br />

Gliederung nach Produktgruppe; (Bsp. CocaCola-Fanta-Sprite-Mineralwasser)<br />

Gliederung nach Regionen; (Bsp. Europa-USA-Asien oder Schweiz-Deutschland-<br />

Italien)<br />

Gliederung nach Kunden; (Bsp. Grossist-Restaurants-Private)<br />

Gliederung nach Produktionstechnologien; (Bsp. Handwerk-Fliessband-<br />

Einzelproduktion)


Diversifikation:<br />

Die Geschichte zeigt, dass ein hoher Diversifikationsgrad eine Divisionale<br />

Organisationsstruktur verlangt. Vergleiche dazu das Diagramm:<br />

Nach der Art der Verteilung der Entscheidungs- und Weisungsbefugnisse entstehen<br />

verschiedene Arten von Geschäftsbereichen und Zentralbereichen.<br />

Geschäftsbereiche: Als Cost-Center bezeichnet man Geschäftsbereiche, innerhalb derer die<br />

Geschäftsbereichleitung keinen Einfluss auf Art, Menge und Preis der zu<br />

erbringenden Leistungen hat. Ihre Aufgabe ist die Leistung in der gewünschten<br />

Qualität mit einem möglichst geringen Ressourcenaufwand herzustellen.<br />

Das Profit-Center umfasst sowohl die Kosten- als auch Erlösverantwortung. Der<br />

Entscheidungsspielraum auf der Erlösseite erstreckt sich v.a. auf die<br />

Produktionsmenge und den Verkaufspreis.<br />

Das Investment-Center ist zusätzlich um den Entscheidungsspielraum des<br />

Kapitaleinsatzes erweitert. Des- und Investitionen werden von der Geschäftsleitung<br />

entschieden und können so das Geschäftsergebnis zusätzlich beeinflussen.<br />

Zentralbereiche:<br />

Unternehmensleitung:<br />

Vorteile:<br />

Nachteile:<br />

Gewisse Aufgaben können aufgrund von Grössenvorteilen, unteilbaren Ressourcen,<br />

rechtlichem Zwang oder Abstimmungsvorteilen nicht dezentral ausgeführt werden.<br />

Dafür werden Zentralbereiche geschaffen. Es ist dann jeweils zu klären, ob diese<br />

Bereiche als interne Dienstleister mit oder ohne Abnahmezwang auf Seiten der<br />

Geschäftsbereiche, als Regulierer mit Eingriffsrechten oder als Berater (Stäbe) der<br />

Leitung bzw. Geschäftsbereiche auftreten. Grössenvorteile können beispielsweise<br />

bei der Bestellung genutzt werden (Mehr Rabatte bei Bestellung für das gesamte<br />

Unternehmen). Ebenfalls sollten gesamtunternehmerische Strategie-Entscheidungen,<br />

der innerbetriebliche Informationsaustausch, die Finanzplanung und die Kontrolle<br />

zentral organisierte werden.<br />

Die Unternehmensleitung in einer divisionalen Organisation hat die primäre Aufgabe<br />

der strategischen Unternehmensführung. Sie sollte von den einzelnen Profit-Centern<br />

die verschiedenen Geschäftsbereiche unabhängig operieren und langfristige Ziele<br />

ausformulieren. Geschäftsbereichsleiter sollten daher nicht in der<br />

Unternehmensleitung sitzen und umgekehrt. Es bestünde die Gefahr des<br />

Bereichsegoismus und des opportunistischen Verhaltens. Die Entlohnung der<br />

Unternehmensleitung sollte vom Erfolg des Gesamtunternehmens abhängig sein.<br />

Jedoch die Löhne der Geschäftsbereichsleiter nur bedingt von ihrem<br />

Geschäftsbereich, da beispielsweise die Division Einzelkunde nie die gleichen<br />

Gewinne wie die der Luxuskunden erreichen wird. Trotzdem ist es wichtig den Lohn<br />

erfolgsabhängig zu errechnen, damit die Geschäftsbereichführung möglichst optimal<br />

für ihren Bereich arbeitet.<br />

Geringer Koordinationsaufwand sobald die Struktur einmal steht. Erfolg ist direkt<br />

zurechenbar. Entlastung der Zentrale vom Tagesgeschäft. Hohe Anpassungsfähigkeit<br />

bei Umstrukturierungen.<br />

Doppelarbeit in den Divisionen. Mögliches Konfliktpotenzial zwischen den<br />

Divisionen (vgl. erfolgsabhängige Entlohnung). Markt- und Wettbewerbsprobleme<br />

bei international operierenden Produktdivisionen.<br />

Internationalisierung und Diversifikation führen zur → Matrixorganisation!


Beurteilung:<br />

Für die divisionale Organisation in Frage kommen; Unternehmen mit heterogenen,<br />

aber relativ stabilen und strukturierten Aufgaben mit grosser Wiederholung. Auch<br />

Unternehmen mit homogenen Aufgaben, die aber sehr gross sind und weiter<br />

wachsen wollen, können ihre Koordinationsprobleme durch<br />

Geschäftsbereichsbildung wesentlich besser bewältigen als im Rahmen einer<br />

funktionalen Organisation.<br />

Matrixorganisation (4.3):<br />

Matrixorganisation:<br />

Bei der Matrixorganisation erfolgt der Aufbau der Organisationsstruktur nach zwei<br />

Dimensionen. Beispielsweise wird quer zur objektorganisierten Linienorganisation<br />

eine zweite Zentralisationsart nach Länder eingeführt. Darüber steht die Zentrale mit<br />

als Entscheidungs- Überwachungs- und Kontrollinstanz.<br />

Vorteile:<br />

Gute Anpassungsfähigkeit an sich ändernde Umweltbedingungen. Verbesserte<br />

Qualität von Entscheidungen durch die Spezialisierung der Leitungsfunktionen. Bei<br />

strukturellen Veränderungen muss die Unternehmensorganisation nicht umgestaltet<br />

werden.<br />

Nachteile: Erheblicher Koordinationsaufwand. Zurechnungsprobleme für Erfolg und<br />

Misserfolg. Kompetenzkonflikt durch Mehrfachunterstellung der Matrixzellen.<br />

Problem der Verantwortungszuweisung. Unsicherheit der Ausführungsstellen infolge<br />

der Mehrfachunterstellung. Bürokratisierungstendenz.<br />

Beurteilung:<br />

Die praktische Erfahrung lehrt, dass die Matrixorganisation vor allem in<br />

überschaubaren Organisationsbereichen leistungsfähig ist. Sie lässt sich dort nämlich<br />

auf der Grundlage persönlicher Beziehungen gleichsam teamartig verwirklichen. Je<br />

grösser die Matrixorganisation und die Anzahl der von ihr betroffenen<br />

Organisationsmitglieder sind, desto geringer ist die Wirkung der<br />

Gruppenmechanismen und desto grösser ist die Gefahr der mangelnden<br />

Verantwortungszuweisung und der Entfremdung. Andererseits, wie auf der Folie<br />

ersichtlich, eignet sich diese Organisation besonders für international tätige Gross-<br />

Unternehmen.<br />

Projektorganisation (4.4):<br />

Projektorganisation:<br />

Als Projekt bezeichnet man eine zeitlich begrenzte Aufgabe, die im Wesentlichen<br />

durch ihre Einmaligkeit gekennzeichnet ist. Aufgrund ihrer Einmaligkeit lassen sich<br />

Projekte nicht problemlos im Rahmen der gegebenen Organisationsstrukturen<br />

abwickeln. Sofern die funktionsbereichsübergreifenden Charakter aufweisen,<br />

erfordern sie eine projektspezifische Aufgaben-, Kompetenz- und<br />

Verantwortungszuweisung.<br />

Folgende Projektorganisationen sind möglich:<br />

Stabs-Projektorganisation / Reine-Projektorganisation / Matrix-Organisation


Stabs-Projektorg.:<br />

Reine-Projektorg.:<br />

Matrix-Projektorg.:<br />

Koordination und Motivation der Projektbeteiligten werden dem Projektleiter<br />

zugewiesen. Der gegebenenfalls durch Mitarbeiter unterstütze Projektleiter erhält<br />

jedoch keine formalen Entscheidungsrechte gegenüber den Funktionsbereichen. Zur<br />

Durchführung ist er somit auf die Unterstützung der Funktionsbereichsleiter<br />

angewiesen.<br />

Vorteile: Für die Projektplanung sind nur wenige organisatorischen Umstellungen<br />

erforderlich.<br />

Nachteil: hoher Abstimmungsbedarf bei gleichzeitig wenig informierten Instanzen.<br />

Die zur Durchführung notwendigen Mitarbeiter und Sachmittel werden direkt der<br />

Projektleitung unterstellt. Sie erhält die uneingeschränkte Weisungsbefugnis für den<br />

gesamten Ablauf. Die Entscheidungsrechte der Funktionsbereichsleiter in Bezug auf<br />

die betreffenden Ressourcen werden für die Dauer des Projekts ausgesetzt.<br />

Vorteile: Projektleitung ist autark und kann an der Erreichung der Ziele gemessen<br />

werden. Schneller und vollumfänglicher Zugriff auf benötigte Mittel vereinfacht die<br />

Durchführung.<br />

Nachteile: bisweilen Unterauslastung der Ressourcen im Projekt.<br />

Die Projektleitung erhält formale Entscheidungsrechte, um die Ziele durchzusetzen<br />

zu können. Da Projekte in der Regel nur dann realisiert werden können, wenn die<br />

Leitung auf Ressourcen mehrerer Funktionsbereichen zurückgreift, ergeben sich<br />

zwangsläufig Konflikte zwischen Funktionsbereichs- und Projektleitung. Während<br />

diese Konflikte bei der Stabsprojektorganisation von Seiten der<br />

Unternehmensleitung formal zu Gunsten der Funktionsbereichsziele entschieden<br />

werden, stehen sich bei der Matrixorganisation Projekt- und Funktionsbereichleitung<br />

formal gleichberechtigt gegenüber. Dieser Kompetenzkonflikt wird bewusst<br />

herbeigeführt, um die Beilegung von Streitfällen auf die nächsthöhere<br />

Hierarchiestufe, die ebene der Geschäftsleitung, zu übertragen.<br />

Vorteile: Projektleitung kann Ziele nachhaltig verfolgen.<br />

Nachteile: Konfliktpotenzial.<br />

Holding-Organisation (4.5):<br />

Holding: Die Holding-Organisation besteht aus mindestens zwei Ebenen: Einer<br />

Muttergesellschaft und mehreren rechtlich und organisatorisch selbstständigen<br />

Tochterunternehmen, an denen die Holding-Gesellschaft eine Kapitalbeteiligung hält<br />

(vom englischen to hold). Handelt es sich hierbei um einen Mehrheitsbesitz und/oder<br />

ist ein Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag abgeschlossen, so spricht man<br />

von einem Konzern.<br />

Konzern:<br />

Operative Holding:<br />

Das zentrale Wesensmerkmal des Konzerns ist die Zusammenfassung rechtlich<br />

selbständiger Unternehmen unter einheitlicher Leitung.<br />

Das deutsche Aktiengesetz definiert den Konzern wie folgt: "Sind ein herrschendes<br />

und ein oder mehrere abhängige Unternehmen unter der einheitlichen Leitung des<br />

herrschenden Unternehmens zusammengefasst, so bilden sie einen Konzern; die<br />

einzelnen Unternehmen sind Konzernunternehmen".<br />

Auch Stammhauskonzern genannt. Hierbei entfaltet die Muttergesellschaft die<br />

wesentlichen zum Leistungserstellungsprozess notwendigen Aktivitäten, das heißt<br />

sie ist direkt am Markt tätig. Die Gründung von Tochtergesellschaften dient der<br />

Ergänzung bzw. Unterstützung, z. B. Auslandsniederlassungen. Die<br />

Tochtergesellschaften sind daher in der Regel deutlich kleiner als die<br />

Muttergesellschaft und hängen von dieser strategisch, strukturell und personell ab.<br />

Die Konzernzentrale übt sehr starken Einfluss auf die Tochterunternehmen aus. Die<br />

operative Holding findet man vor allem bei Konzernen, die durch vertikale und<br />

horizontale Diversifikation aus einem dominierenden Geschäftsfeld heraus<br />

gewachsen sind. Ein Beispiel für die operative Holding ist die Führung der Aldi-<br />

Gruppe.


Management Holding:<br />

Finanz Holding:<br />

Die Managementholding hat kein eigenes operatives Geschäft. Im Gegensatz zur<br />

Finanzholding hält sie jedoch nicht nur die Beteiligungen an den<br />

Tochtergesellschaften, sondern führt diese auch. Zu diesen Führungsaufgaben<br />

gehören typischerweise die Festlegung der strategischen Geschäftsfelder, die<br />

strategische Steuerung, die Besetzung von Führungspositionen und die Steuerung<br />

des Kapitalflusses innerhalb der Gruppe. Es ist möglich, dass die<br />

Vorstandsmitglieder der Holdinggesellschaft auch die Leitungsfunktionen der<br />

Tochtergesellschaften, z. B. als Vorstandsvorsitzende, wahrnehmen. Größter Vorteil<br />

dieser Holding ist ihre Flexibilität, da jedes Tochterunternehmen Strategien für sein<br />

Geschäftsfeld entwickelt. Diese Holdingform kombiniert die Marktnähe und<br />

Flexibilität von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) mit der Kapitalkraft und<br />

Marktpräsenz großer Unternehmen. Beispiel: Automobil- und Elektrokonzerne.<br />

Die Finanzholding ist das Gegenstück der operativen Holding. Sie verwaltet<br />

vorrangig das Vermögen der Gesamtgruppe und übt weder die operative noch die<br />

strategische Leitung in ihren Tochtergesellschaften aus. Durch die Besetzung der<br />

obersten Führungspositionen, die Vorgabe von finanziellen Zielgrößen und die<br />

Zuteilung finanzieller Ressourcen besteht nur mittelbar Einfluss. Im Vordergrund<br />

steht die Ertrags- und Wertoptimierung des Konzerns als Gesamtheit, oder auch<br />

lediglich einzelner (Minderheits-) Beteiligungen. Die Finanzholding kann ihren<br />

unternehmerischen Einfluss so weit verringern, dass sie nur noch Vermögens-<br />

Verwaltungsgesellschaft ohne Konzerneigenschaft ist.<br />

5. Formen der Mikroorganisation: Organisation der Produktion<br />

Werkstattfertigung (5.1):<br />

Werkstatt:<br />

Vorteile:<br />

Nachteile:<br />

Durch die Verrichtungszentralisation bei gleichzeitiger Objektdezentralisation<br />

entsteht eine Struktur mit funktional spezialisierten Werkstätten (Dreherei, Bohrerei,<br />

usw.), durch welche die Produkte bzw. Fertigungsaufträge in Abhängigkeit der<br />

jeweils erforderlichen Verrichtungen durchzuschleusen sind. Dabei werden die<br />

einzelnen Werkstätten durch so genannte Zwischenlager entkoppelt. In diesen<br />

Zwischenlagern stauen sich die Fertigungsaufträge vor der jeweils nächsten<br />

Bearbeitungsstufe. Der Materialfluss in der Werkstattfertigung ist folglich nicht<br />

stetig, sondern durch Liegezeiten zwischen den Werkstätten unterbrochen.<br />

Durch die Entkoppelung der einzelnen Stufen, kann die Werkstatt sehr flexibel auf<br />

Störrungen und Nachfrageschwankungen reagieren. Es können gezielten, auf die<br />

Nachfrage ausgerichtete, und daher kleinere, Investitionen getätigt werden. Das<br />

Marktrisiko verringert sich.<br />

Man kann von Mängeln durch eine unproduktive Struktur der Arbeitsteilung und<br />

Spezialisierung sprechen. So verhindern die „kreativen“ Arbeitsfolgen, die aus der<br />

geringen Produktspezialisierung der Werkstattstruktur sowie der geringen<br />

Stellenspezialisierung resultieren, sowohl Lerneffekte als auch die Entwicklung und<br />

den Einsatz hoch spezialisierter Technologien, die mit grossen Skalen- und<br />

Kostendegressionseffekten einhergehen. Das erforderliche Hin- und Herwechseln<br />

zwischen den Bearbeitungsstufen kostet Zeit und Lager- und Transportkosten.<br />

Zudem besteht die Gefahr von Leerkosten auf Grund von Staus und Warteschlangen.


Eignungsbereich:<br />

Geeignet für Produktionsaufgaben deren Bewältigung vor allem ein hohes Mass an<br />

Flexibilität erfordert. Es handelt sich um mässig bis schlecht strukturierte und<br />

veränderliche Aufgaben, die nicht sehr oft wiederholt werden. Derartige<br />

Aufgabenprofile sind für Branchen mit auftragsorientierter Einzelfertigung (z.B.<br />

Anlagenbau) und gemischter Serienfertigung (z.B. Spezialmaschinenbau) typisch.<br />

Fliessfertigung (5.2):<br />

Fliessfertigung:<br />

Vorteile:<br />

Nachteile:<br />

Eignungsbereich:<br />

Bei der Fliessfertigung wird das Prinzip der Objektzentralisation vollständig<br />

umgesetzt. Maschinen und Arbeitsplätze werden für die Fertigung eines bestimmten<br />

Produktes ausgewählt und in der Reihenfolge der erforderlichen Bearbeitungsschritte<br />

angeordnet. Aufgrund der Spezialisierung au ein bestimmtes Produkt/Produktteil und<br />

dem damit einhergehenden Ausschluss von Variationen ist es möglich, die<br />

Arbeitsinhalte aller zu bildenden Arbeitsstationen au eine einheitliche zeitliche<br />

Basiseinheit – die so genannte Taktzeit – abzustimmen und die Stationen<br />

automatisch – z.B. über eine Transporteinrichtung – zu verketten. Bsp. Fliessband.<br />

Damit sind eine hohe Stellenspezialisierung und die klare Trennung von Leitungsund<br />

Ausführungsarbeit verbunden.<br />

Die Stärken der Fliessfertigung lassen sich unter dem Stichwort „hohe Produktivität“<br />

zusammenfassen. Verschiedene Faktoren, die zum teil auf der Mikroebene der<br />

einzelnen Stellen und zum Teil auf der Ebene der Zusammenarbeit der Stellen im<br />

Fertigungsprozess wirksam werden, sind dafür ausschlaggebend. So treten z.B.<br />

durch die immerwährende Wiederholung gleicher Verrichtungen auf der<br />

Stellenebene erhebliche Lerneffekte bei den Stelleninhabern auf. Hinzu kommen<br />

verbesserte Möglichkeiten zum Einsatz hochspezialisierter Maschinen und<br />

Werkzeugen mit entsprechenden Skalen- und Kostendegressionseffekten.<br />

Gleichzeitig senkt die Vereinfachung der Arbeitsinhalte auf der Stellenebene die<br />

Qualifikationserfordernisse und eröffnet die Möglichkeit zur Beschäftigung un- und<br />

angelernter Arbeitskräfte mit entsprechend weniger Lohnforderungen. Die Kontrolle<br />

der Produktion wird einfacher durch die Transparenz der Fertigungsschritte. Auch<br />

fallen Lagerkosten wegen fehlender Zwischenlager und durch die Fertigung im Takt<br />

weg.<br />

Die Fliessfertigung geht mit einer Reihe von Problemen bzw. Risiken einher, die<br />

unter dem Stichwort „Inflexibilität“ zusammengefasst werden. So entstehen hohe<br />

Umstellungskosten bei der Ablösung bzw. Modifikation eines Produktes. Besonders<br />

anfällig ist sie bei Nachfrageschwankungen, durch die hohen Fixkostenpunkte wie<br />

beispielsweise das Fliessband oder die stillstehenden Maschinen. Man ist<br />

grundsätzlich stark abhängig, sei dies vom Abnehmer, aber auch vom Lieferanten.<br />

Fehlt ein Teil zur Produktion steht alles still. Auch bei internen Störrungen muss der<br />

gesamte Produktionsprozess gestoppt werden. Die hohe Spezialisierung der<br />

Mitarbeiter bringt zudem Motivationsprobleme durch Eintönigkeit mit sich.<br />

Die Fliessfertigung scheint für die Bewältigung gut strukturierter, stabiler und<br />

standardisierter Produktionsaufgaben, die zudem sehr häufig wiederholt werden,<br />

geeignet. Die Fliessfertigung ist somit die Fertigungsorganisation für den klassischen<br />

Bereich der marktorientierten Massenproduktion, wie er für grosse Teile der<br />

Konsumgüterindustrie, aber auch z.B. für standardisierte Industrievorprodukte<br />

typisch ist.<br />

Neue Formen der Arbeitsorganisation (5.3):<br />

Human Relations-Ansatz: Der Grundgedanke dieses Ansatzes beruht auf der Reduktion der Spezialisierung,<br />

der Bereicherung der Arbeitsaufgaben (Job- Enlargement/Enrichment/Rotation) und<br />

der Steigerung der intrinsischen Motivation.


Ziel ist die Rücknahme der starren Arbeitsteilung und Spezialisierung durch<br />

Multitasking und die Realisierung von Economies of Scope (Verbundsvorteile)<br />

durch Ausnutzung von Komplementaritäten zwischen Aufgaben.<br />

1. Aufgabenverteilung: Die Aufgabenverteilung lässt sich in die Phase der Bildung von Teilaufgaben und<br />

die Phase der Bildung organisatorischer Einheiten als Träger der Teilaufgaben<br />

untergliedern. Sie konkretisiert sich letztlich auf der Mikroebene der Stellen in<br />

einem bestimmten Grad der Stellenspezialisierung.<br />

Bildung v. Teilaufgaben: Die Produktionsaufgabe wird in so genannte Fertigungsfamilien segmentiert, d.h. in<br />

eine Gruppe von Teilen bzw. Produktionsleistungen, die einen ähnlichen<br />

Fertigungsprozess durchlaufen. Bei der Analyse kommt der kombinierte Einsatz von<br />

Verrichtungs- und Objektkriterien zum tragen. Das heisst, zum einen gehören<br />

verschiedene Teile bzw. Produktionsleistungen zu einer Fertigungsfamilie und zum<br />

anderen kann ein einzelnes Teil aus einer Fertigungsfamilie in unterschiedliche<br />

Produkte eingehen.<br />

Bildung organisatorischer Einheiten: Die Fertigungsfamilien werden nun nicht nur räumlich sondern auch<br />

organisatorisch zu einem Fertigungssegment zusammengefasst. Die Minimierung<br />

der Interpendenzen reduziert die Möglichkeit, externer Effekt auf andere<br />

Organisationseinheiten abzuwälzen und ist durch die Zuweisung der<br />

Handlungsfolgen auf den verursachenden Organisationsbereich anreizstärker.<br />

Stellenspezialisierung:<br />

Auf der Mikroebene der einzelnen Stellen sind die neuen Formen der<br />

Fertigungsorganisation durch eine klare Tendenz zu einer so genannten<br />

„Enttaylorisierung“ der Arbeit gekennzeichnet. Die Trennung zwischen<br />

objektorientierter Arbeit, die in der Fabrik bleibt, und dispositiver Arbeit, die in<br />

Zentralabteilungen abwandert, ist weit weniger ausgeprägt. Stattdessen versucht man<br />

die dispositiven Planungsaufgaben bis zu einem bestimmten Ausmass in die direkten<br />

Fertigungsaufgaben der Stelleninhaber zu integreren. Beispielsweise wird dem<br />

Fertigungsteam an der Transferstrasse zusätzlich die Kontrolle und Instandhaltung<br />

der Maschinen zugewiesen. In diesem Zusammenhang wurden vor allem Konzepte<br />

wie Job-Rotation, Job-Enlargement, und Job-Enrichment bekannt.<br />

Job-Rotation: Das Konzept der Job-Rotation zielt auf eine Erhöhung des Tätigkeitsspielraums von<br />

Angestellten ab.<br />

Job-Enlargement: Dabei versucht man das permanente Tätigkeitsfeld des Arbeiters im<br />

Produktionsprozess durch Angliederung vor- und nachgelagerter<br />

Bearbeitungsschritte zu erweitern.<br />

Job-Enrichment: Dabei wird die Stelle gezielt mit Planungs-, Steuerungs- und Kontrollaufgaben<br />

angereichert.<br />

Vorteile:<br />

Gegenüber der Fliessfertigung:<br />

- Dezentralisierung ermöglicht schnellere Reaktion auf Nachfrageschwankungen<br />

- Sinkende Störanfälligkeit durch Entkoppelung der Produktion<br />

- Rückgang produktspezifischer Investitionen<br />

- Flexible Einsetzbarkeit der Arbeiter durch Qualifizierung<br />

- Steigende Arbeitszufriedenheit/Motivation<br />

- Besserer Wissenstransfer im Unternehmen


Nachteile:<br />

- Geringere Kontrollkosten durch gegenseitige Kontrolle<br />

Gegenüber der Werkstattfertigung:<br />

- Spezialisierung der Organisationseinheiten<br />

- Lerneffekte (Ähnlichkeiten in der Fertigungsfamilie)<br />

- Skaleneffekte durch hoch spezialisierte Maschinen<br />

- Verringerung von Koordinationsproblemen und bessere Zurechenbarkeit von<br />

Ergebnissen durch Aufgabenintegration<br />

Schwächen der neuen Formen der Arbeitsteilung gegenüber Fliessfertigung und<br />

Werkstattfertigung:<br />

- Im Vergleich zur Fliessfertigung ev. geringere Produktivität wegen dem Verlust<br />

von Spezialisierungsvorteilen<br />

- Umgekehrter Babbage-Effekt, wegen den zusätzlichen Qualifikationen der<br />

Mitarbeiter steigen die Löhne, höhere Qualifizierungskosten<br />

- Im Vergleich zur Werkstattfertigung ev. geringere Flexibilität<br />

- Gefahr aufgrund der Notwendigkeit subjektiver Leistungsbeurteilungen<br />

(vertikale Kollusionen, Beeinflussungsaktivitäten)<br />

- Stressgefahr durch Überforderung (geringe Arbeitszufriedenheit, hohe Rate an<br />

Arbeitsunfällen)<br />

2. Verteilung der Entscheidungsrechte: Die beschriebene „Enttaylorisierung der Arbeit“ in der Fabrik setzt<br />

ja nicht allein bei einer Integration objektorientierter Verrichtungen zu breiteren<br />

Tätigkeitsprofilen an, sondern erstreckt sich auf die Integration vorgelagerter<br />

Planungsaufgaben, nachgelagerten Kontrollaufgaben und unterstützender<br />

Instandhaltungsaufgaben in die direkte Fertigungstätigkeit.<br />

Delegation von Produktionsplanungsaufgaben: Nicht delegierbar: Infrastrukturspezifische Aufgaben können<br />

nicht an dezentrale Fachabteilungen delegiert werden. Entscheidungen über<br />

strategische Geschäftsfelder, das Produktsystem sowie Rahmendaten des<br />

Produktionsprozesses sollten aus den konkreten Fachaufgaben „vor Ort“ losgelöst<br />

und von relativ unabhängigen Aufgabenträger bewältigt, also zentralisiert werden.<br />

Delegierbar: Dagegen können die anderen Entscheidungen über Produktionsprozess,<br />

von der Losgrössenplanung bis zur Maschinenbelegung, in den einzelnen<br />

Fertigungssegmenten dezentral geplant werden. Ausgehend von den mengen- und<br />

Zeitvorgaben für die Fertigungsfamilie könnten die verbleibenden<br />

Entscheidungsspielräume unter Nutzung des „Vor-Ort“-Erfahrungswissens<br />

zumindest vom Prinzip her effizient ausgenutzt werden.<br />

Delegation von Kontrollaufgaben: Fremdkontrolle: funktioniert gut bei strukturierten, stabilen,<br />

homogenen, häuf identisch wiederholten Aufgaben, dank Standardisierung und<br />

Programmierung der Kontrolle. Wird dann zum Problem wenn dynamische und<br />

heterogene Aufgabensituationen bestehen.<br />

Selbstkontrolle: kann immer dann zum überlegenen Instrument werden, wenn<br />

aussagefähige und messbare Indikatoren für die Leistung des Agents zur Verfügung<br />

stehen, der Output also entsprechend leicht zu bewerten ist. Eine Dynamisierung der<br />

Aufgabensituation ist auf der Ebene der Fertigungssegmente durch die Koppelung<br />

der Anreizsysteme an die Segmentergebnisse lösbar. zumindest vom Prinzip her<br />

effizient ausgenutzt werden.


Integration von Instandhaltungsaufgaben: Delegation von Entscheidungsspielräumen, weil eine Integration von<br />

Instandhaltungsaufgaben in die Fertigung von den Arbeitern Urteilskraft und<br />

kreatives Problemlösungsvermögen verlangt. Vorzüge sind der effiziente Einsatz des<br />

dezentralen Fachwissens, höhere Verfügbarkeit der Anlagen durch schnellere<br />

Beseitigung von Störungen, Arbeiter kommen auch in Stillstandsphasen zum Einsatz<br />

und die Integration bringt zusätzliche Motivation in den Job. Bestehen jedoch<br />

Interpendenzen zwischen Fertigungssegmenten, können Instandhaltungsaufgaben<br />

nicht delegiert werden.<br />

3. Verteilung der Weisungsrechte: Die Verteilung der Weisungsrechte ist abhängig von der<br />

Entscheidungs- und Aufgabenverteilung. Die komplette Zentralisierung der einen<br />

Verteilung hat die Wirkungslosigkeit der anderen als Folge. Es ist ein Mittelmass an<br />

Dezentralisierung zu finden, wobei sich die Entscheidungsrecht- als auch die<br />

Weisungsrechtverteilung auf einander Rücksicht nehmen müssen.<br />

Weisungsstruktur über Segmenten: Kann als ein rudimentäres Einlinien- bzw. Stabliniensystem<br />

beschrieben werden. Diese sind notwendig um die verbleibenden zentralen<br />

Entscheidungsrechte in den Bereichen Geschäftsplanung, Produktsystemplanung,<br />

Rahmenplanung des Prozesses, Einsatz bzw. Instandhaltung unteilbarer Ressourcen<br />

usw. auch wirksam durchsetzten zu können. Wenn die Fertigungssegmentierung<br />

erfolgreich durchgeführt wurde, sind die verbleibenden Schnittstellen zwischen den<br />

Segmenten relativ transparent und lassen sich ohne Aufbau zentralistischer<br />

Informations- und Weisungsstrukturen einfach dezentral, nämlich durch die<br />

Einführung einer Kette kleinster Regelkreise koordinieren.<br />

Weisungsstruktur in Segmenten: Charakteristisch ist die Aufweichung hierarchischer<br />

Weisungsstrukturen innerhalb der Fertigungssegmente. Im Extremfall kommt es zu<br />

einem Verzicht auf feste Weisungslinien zugunsten einer weitgehenden<br />

Selbstorganisation bzw. Selbstregulation. Dabei spricht man von Teamstruktur,<br />

Gruppenorganisation oder Gruppenarbeit. Besonders grosser Wert wird dabei auf die<br />

Delegation von Entscheidungsrechten in die Fertigung bzw. die Anreicherung der<br />

objektorientierten Arbeitsinhalte um dispositive Aufgabenelemente gelegt.<br />

4. Teamarbeit: Im Folgenden werden Chancen Risiken und Lösungsvorschläge für<br />

Probleme/Risiken der Teamarbeit beschrieben.<br />

Chancen:<br />

Die Chancen liegen einerseits in ihrer Anreizwirkung durch partizipative<br />

Arbeitsgestaltung, welche motivierende Effekte (Bsp. Weniger Monotonie) mit sich<br />

bringt. Andererseits bringen Flexibilitätsgewinne, die durch schnellen Aufbau von<br />

Humankapital und durch eine unfangreiche Nutzungsmöglichkeit von<br />

Humanressourcen realisiert werden können. Arbeiter ist produktiver und motivierter<br />

wenn er die Arbeit verrichten kann die er am besten beherrscht.<br />

Risiken: Liegen neben dem Verlust von Spezialisierungsvorteilen und dem<br />

Ressourcenverbrauch für zeitaufwändige und kostspielige partizipative<br />

Entscheidungsprozesse vor allem in den Moral-Hazard-Problemen innerhalb<br />

(Shirking, Free-Riding) der Gruppe und zwischen Gruppe und Unternehmensleitung<br />

(Ratchet Effekt).<br />

Lösungen für Shirking:<br />

Alchian und Demsetz haben zur Entschärfung des „Shirking in Teams“ einen Abzug<br />

von Property Rights aus der Gruppe und deren Konzentration bei einem Akteur<br />

(Monitor) vorgeschlagen. Dies bedeutet jedoch die Auflösung der<br />

Aufgabenintegration, Entscheidungsdelegation und Enthierarchisierung.<br />

Die alternative Lösung setzt nicht bei Eigentumsrechten, sondern an den<br />

Eigentumssurrogaten an. Teams werden als Informations- und<br />

Sanktionsgemeinschaften definiert. Dies wird erzeugt durch die Förderung einer<br />

Gruppenkultur, durch Intensivierung der Face-to-Face-Interaktion, der Begrenzung<br />

der Teamgrösse, Gewährleistung einer relativen Gleichberechtigung der<br />

Teammitglieder sowie der Koppelung der Anreizsysteme an die messbaren<br />

Segmentergebnisse.<br />

Lösung für Ratchet Effekt: Vorsicht, je höher die Teamkultur in der Gruppe, umso höher auch die<br />

Gefahr von Moral-Hazard-Problemen zwischen Gruppe und Unternehmensleitung.


Die Lösung dazu ist Job-Rotation. Dies bringt eine hohe Flexibilität des<br />

Personaleinsatzes, permanenter Erfahrung- und Wissensaustausch zwischen den<br />

Teams und fördert eine schnelle Einführung von Neuerungen. Schliesslich begrenzt<br />

es auch das Risiko, dass langfristig zusammenarbeitende Teams eine Norm über den<br />

richtigen Arbeitseinsatz entwickeln.<br />

5. Programmierung: Wenn die Ergebnisse der Fertigungssegmente klar definiert werden können, kann<br />

eine outputorientierte Programmierung auch bei intransparenten Arbeitsprozessen<br />

funktionieren. Bei der Koordination und Motivation innerhalb der Segmente wird –<br />

wie weiter oben beschrieben – nämlich stark auf Mechanismen der Gruppenkultur,<br />

also auf eine Programmierung der Wertorientierung gesetzt. Angesichts der breiteren<br />

Aufgabenprofile und angesichts flexibler Einsatzmöglichkeiten der Akteure in den<br />

Segmenten rückt die Programmierung der Qualifikation auch beim herkömmlichen<br />

Konzept der Gruppenarbeit viel stärker in den Vordergrund als bei der<br />

Fliessfertigung.<br />

Lean Production (5.4):<br />

Zielsetzung:<br />

Schlanke Fertigung:<br />

Steigerung der Produktivität und Vermeidung von Verschwendung durch schlanke<br />

Produktion. Gefasst werden diese Verbesserungen in folgende drei Begriffe:<br />

Organisation der schlanken Fertigung, Organisation der schlanken Zulieferung,<br />

Organisation der schlanken Neuproduktentwicklung.<br />

Über die Aufgabenverteilung findet man vor allem Aussagen, die eine<br />

Aufgabenintegration auf der Stellenebene betreffen. Womack/Jones/Roos 1992 über<br />

die schlanke Fabrik: „Sie überträgt ein Maximum an Aufgaben und<br />

Verantwortlichkeit au jene Arbeiter, die am Band tatsächlich Wertschöpfung am<br />

Auto erbringen,...“<br />

In Bezug auf die Weisungsstrukturen bzw. Weisungsrechte setzt die schlanke<br />

Fertigung auf die weiter oben beschriebenen Prinzipien der Gruppenorganisation,<br />

wobei der Teamleiter für die Erfüllung der Aufgaben verantwortlich ist.<br />

Besonders augenscheinlich wird die Delegation von Entscheidungsrechten bei der<br />

schlanken Fertigung im institutionalisierten Recht jedes Arbeiters, das Fliessband –<br />

und damit den Produktionsprozess - beim Auftreten von Problemen anzuhalten.<br />

Zudem schafft das Erlangen von Ursacheninformation, starke Anreize zur<br />

fehlerfreien Produktion.<br />

Schlanke Zulieferung:<br />

Insgesamt zeigt sich, dass Hersteller im System der schlanke Zulieferung eine<br />

geringere Fertigungstiefe aufweisen als im System der Massenfertigung, weil sie<br />

sich ausschliesslich auf den Kern spezifischer und unsicherer Transaktionskosten<br />

konzentrieren. Obwohl der Zulieferanteil am Endprodukt viel höher ist als beim<br />

klassischen System, arbeiten die schlanken Hersteller mit einer geringeren Zahl von<br />

Zulieferern zusammen. Diese Zusammenarbeit ist jedoch wesentlich intensiver und<br />

langfristiger, sodass man in der Terminologie der Transaktionskostentheorie von<br />

Kooperation sprechen kann. Während die klassische Massenfertigung<br />

Transaktionskosten entweder hierarchisiert (Eigenfertigung) oder über den<br />

Spotmarkt (produktionskostenbasiertes Bietverfahren) koordiniert, basiert die<br />

schlanke Zulieferung sehr stark auf kooperativen Arrangement.<br />

Dual Sourcing; begrenzt opportunistisches Verhalten durch<br />

Leistungsvergleichsmöglichkeit und durch Bestrafungs-/Belohnungssysteme.<br />

Pyramidenförmige Organisation des Zuliefersystems; Zulieferer, deren Bemühungen<br />

um Qualität und Verbesserungen überdurchschnittlich sind, können innerhalb der<br />

Pyramide aufsteigen und werden dafür belohnt. Zulieferer organisiert daher die<br />

Prozesssteuerung der Lieferung selbst, was die Zentrale der Unternehmung entlastet<br />

und Informationsstrukturen vereinfacht.<br />

Schlanke Neuproduktentwicklung: Die Entwicklung eines neuen Produkts wird als einheitlicher Prozess<br />

angesehen. Dazu werden Teams, deren Grösse begrenzt wird um den<br />

Abstimmungsaufwand zu minimieren, gebildet. Sämtliche Teammitglieder kommen


aus allen Funktionsbereichen der Unternehmung und werden für die<br />

Entwicklungsaufgaben freigestellt, damit alle Produktkomponenten gleichzeitig mit<br />

gegenseitiger Abstimmung entwickelt werden können. Der Erste Schritt der<br />

Neuentwicklung ist dann die Abschaffung der Differenzen und<br />

Koordinationsproblemen unter den einzelnen Funktionsbereichen.<br />

Dies bringt einen Abbau von Hierarchien und darum auch Personalabbau in der<br />

Managementebene mit sich. Just-In-Time-Produktion ist Vorraussetzung.<br />

Die gesamte Strategie widerspricht dem Modell des Qualitätszirkels von Kaizen,<br />

welcher ein kontinuierliches Verbesserungskonzept propagiert, da durch das<br />

Business-Engeneering der gesamte Prozess jedes Mal von neuem strukturiert wird<br />

und danach (fast) keine Änderungen am Produkt mehr vorgenommen werden.<br />

Fazit:<br />

Die Praxis zeigt, dass dieses System nicht auf alle Länder und Branchen anwendbar<br />

ist, da vielen der nötige kulturelle Background fehlt. Besonders schwierig und zum<br />

Scheitern verurteilt ist der Versuch nur einzelne Komponenten aus der Lean-<br />

Produktion anzuwenden, da der Erfolg dieses Konzepts auf der Verfolgung eines<br />

organisatorischen Gesamtkonzepts basiert. Neben einer Vielzahl von<br />

Einzelkomponenten scheint vor allem die Langfristigkeit aller Beziehungen ein<br />

Garant für die Verringerung diskretionärer Handlungsspielräume sowie eine<br />

weitgehende Interessensangleichung zu sein.

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