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Das Mitarbeitergespräch in der Pflege aus Sicht des Arbeitnehmers

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Son<strong>der</strong><strong>aus</strong>bildung<br />

für<br />

Intensivpflege<br />

am Bildungszentrum <strong>der</strong> Salzburger Lan<strong>des</strong>kl<strong>in</strong>iken<br />

<strong>Das</strong> <strong>Mitarbeitergespräch</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong><br />

<strong>aus</strong> <strong>Sicht</strong> <strong>des</strong> <strong>Arbeitnehmers</strong><br />

Schriftliche Abschlussarbeit<br />

e<strong>in</strong>gereicht von DGKP Michael We<strong>in</strong>ig<br />

Betreuungslehrer Herr Helmut Wallner, MSc<br />

Salzburg, am 27. Juni 2008


1. Inhaltsverzeichnis<br />

2. Vorwort 3<br />

3. E<strong>in</strong>leitung 4<br />

4. Was s<strong>in</strong>d <strong>Mitarbeitergespräch</strong>e 5<br />

5. Arten von <strong>Mitarbeitergespräch</strong>en 6<br />

5.1 Informationsgespräche 6<br />

5.2 Zielvere<strong>in</strong>barungsgespräche 7<br />

5.3 Motivationsgespräche 7<br />

5.4 Konfliktgespräche 9<br />

5.5 Abmahnungsgespräche 10<br />

6. Chancen und Risiken e<strong>in</strong>es <strong>Mitarbeitergespräch</strong>s 11<br />

6.1 Chancen 11<br />

6.2 Risiken 12<br />

6.2.1 Kreativität und Sachkenntnisse för<strong>der</strong>n 12<br />

6.2.2 Dampf ablassen ohne Ursachenbeseitigung 13<br />

6.2.3 Festhalten an beschlossenen Entscheidungen o<strong>der</strong> Zielen 13<br />

6.2.4 Benachteiligung e<strong>in</strong>zelner Mitarbeiter 13<br />

7. <strong>Das</strong> Jahresgespräch 14<br />

7.1 Die Bedeutung <strong>des</strong> Jahresgesprächs 14<br />

7.2 Vorbereitung auf das Jahresgespräch 16<br />

7.3 Ablauf <strong>des</strong> Jahresgesprächs 19<br />

7.3.1 Phase I: E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong>s Gespräch 19<br />

7.3.2 Phase II: Rückblick auf das vergangene Jahr 19<br />

7.3.3 Phase III: Ausblick und zukünftige Ziele 20<br />

7.3.4 Phase IV: Was sonst noch zu sagen ist 20<br />

7.3.5 Phase V: Abschluss und Protokollierung 21<br />

7.4 Positive Effekte <strong>des</strong> Jahresgesprächs 21<br />

8. Zusammenfassung 22<br />

9. Literaturverzeichnis 24<br />

10. Abbildungsverzeichnis 24<br />

11. Ei<strong>des</strong>stattliche Erklärung 25<br />

DGKP Michael We<strong>in</strong>ig Son<strong>der</strong><strong>aus</strong>bildung für Intensivpflege 2007/2008 2


2. Vorwort<br />

Diese Fachbereichsarbeit soll dem Leser Aufklärung darüber geben, was unter<br />

e<strong>in</strong>em betrieblich geführten <strong>Mitarbeitergespräch</strong> zu verstehen ist,<br />

beziehungsweise welche verschiedenen Arten und Formen von<br />

<strong>Mitarbeitergespräch</strong>en es gibt. Es wird aufgezeigt, an welchen Merkmalen e<strong>in</strong><br />

<strong>Mitarbeitergespräch</strong> zu erkennen ist und welche Chancen und Risiken es für den<br />

Arbeitnehmer birgt. Außerdem wird über den korrekten Ablauf <strong>des</strong><br />

Jahresgesprächs und die nötigen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen berichtet. Abschießend<br />

werden die positiven Effekte <strong>des</strong> <strong>Mitarbeitergespräch</strong>s angeführt. Grundlegend<br />

wird <strong>in</strong> dieser Fachbereichsarbeit das <strong>Mitarbeitergespräch</strong> <strong>aus</strong> <strong>Sicht</strong> <strong>des</strong><br />

<strong>Arbeitnehmers</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong> betrachtet und erörtert. Durchgehend wird die<br />

männliche Bezeichnung angeführt. Sie schließt die Weibliche mit e<strong>in</strong>.<br />

Dank gebührt me<strong>in</strong>em Betreuungslehrer Herrn Helmut Wallner, MSc für die<br />

fachliche Betreuung und Anleitung <strong>in</strong> den letzten Wochen und Monaten.<br />

Beson<strong>der</strong>en Dank an me<strong>in</strong>e Familie und Freunde und an alle Menschen, die mich<br />

im letzten Jahr unterstützt haben.<br />

DGKP Michael We<strong>in</strong>ig Son<strong>der</strong><strong>aus</strong>bildung für Intensivpflege 2007/2008 3


3. E<strong>in</strong>leitung<br />

Wenn man sich mit Kollegen <strong>des</strong> gehobenen Dienstes <strong>der</strong> Gesundheits- und<br />

Krankenpflege über das <strong>Mitarbeitergespräch</strong> unterhält, so können wenige<br />

konkrete Angaben über den S<strong>in</strong>n und Zweck solcher Gespräche machen.<br />

Bezüglich <strong>des</strong> Ablaufs und den vor<strong>der</strong>gründigen Zielen e<strong>in</strong>es <strong>Mitarbeitergespräch</strong>s<br />

kann sich ebenfalls kaum jemand konkret dazu äußern. Auch wenn je<strong>der</strong> selbst<br />

schon e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong> <strong>Mitarbeitergespräch</strong> geführt hat. Warum ist das Verständnis und<br />

die Begeisterung für das <strong>Mitarbeitergespräch</strong> so ger<strong>in</strong>g? Warum wissen wenige<br />

über die Chancen aber auch die Risiken e<strong>in</strong>es <strong>Arbeitnehmers</strong> <strong>in</strong> solchen<br />

Gesprächen bescheid? Wieso wird auch seitens <strong>der</strong> Führungsebenen das<br />

<strong>Mitarbeitergespräch</strong> häufig nicht gerne zum Thema gemacht und als<br />

bürokratisches Muss gehandelt? Warum können Gespräche und Diskussionen mit<br />

Kollegen über betriebliche Themen s<strong>in</strong>nlos Überhand nehmen und zu<br />

andauernden Kreisdiskussionen führen, die immer wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sackgasse<br />

enden? Was ist <strong>der</strong> Grund dafür, dass seitens <strong>der</strong> Unternehmensführung und <strong>des</strong><br />

Vorgesetzten grobe strukturelle Verän<strong>der</strong>ungen ohne entsprechende<br />

Vor<strong>aus</strong><strong>in</strong>formation an den Mitarbeiter umgesetzt werden? Weshalb werden mit<br />

Mitarbeitern wenig konkrete Perspektiven und Ziele für die Zukunft besprochen<br />

und erarbeitet? S<strong>in</strong>kt dadurch nicht die Arbeitsmotivation und somit die Leistung<br />

e<strong>in</strong>es Betriebes? Wie kann das <strong>Mitarbeitergespräch</strong> hier zur Besserung beitragen?<br />

E<strong>in</strong>e Menge Fragen die hoffentlich mit dieser Arbeit <strong>aus</strong> me<strong>in</strong>er <strong>Sicht</strong> beantwortet<br />

werden können. Um Gesprächsleitfäden o<strong>der</strong> Vorbereitungsbögen zu<br />

<strong>Mitarbeitergespräch</strong>en beurteilen und bewerten zu können, bedarf es dem nötigen<br />

Wissen und Know-how dazu. Dies wird ihnen unter an<strong>der</strong>em <strong>in</strong> den folgenden<br />

Seiten vermittelt. Es wird <strong>in</strong> dieser Arbeit auch e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die verschiedenen<br />

Arten und Def<strong>in</strong>itionen <strong>des</strong> <strong>Mitarbeitergespräch</strong>es gegeben. Weiteres wird gezeigt,<br />

dass <strong>Mitarbeitergespräch</strong>e <strong>in</strong> Form von Jahresgesprächen e<strong>in</strong>e ideale Plattform<br />

für Annerkennung, Kritik und persönliche Weiterentwicklung seitens <strong>des</strong><br />

Mitarbeiters, aber auch <strong>des</strong> Vorgesetzten se<strong>in</strong> können und sollen. E<strong>in</strong> beruflicher<br />

Weitblick im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> Entwicklung <strong>des</strong> Unternehmens, aber auch <strong>des</strong><br />

Mitarbeiters ist vor allem für junge und engagierte Arbeitnehmer von großer<br />

Bedeutung. Die Arbeitseffizienz und Mitarbeiterzufriedenheit damit zu steigern<br />

DGKP Michael We<strong>in</strong>ig Son<strong>der</strong><strong>aus</strong>bildung für Intensivpflege 2007/2008 4


s<strong>in</strong>d weitere, vor allem für die Zukunft wichtige Ziele. Auch Krankenanstalten<br />

müssen immer effizienter und wirtschaftlicher Arbeiten um f<strong>in</strong>anziell<br />

kostendeckend zu Arbeiten und nur motivierte und überzeugte Mitarbeiter können<br />

hier zum Ziel führen. Laufend sollten Ablaufoptimierungen, Verbesserungen und<br />

Anpassungen vorgenommen werden und damit ergibt sich e<strong>in</strong>e Fülle an<br />

Gesprächsstoff, <strong>der</strong> möglichst konstruktiv und sachlich behandelt werden soll. E<strong>in</strong><br />

gut <strong>in</strong>formierter und aufgeklärter Mitarbeiter wird betrieblich nötige Verän<strong>der</strong>ungen<br />

besser verstehen und umsetzen können, wenn er dafür e<strong>in</strong>en dürftigen Grund<br />

bzw. Zweck erfährt o<strong>der</strong> im besten Falle <strong>in</strong> die Planung und Abstimmung<br />

mite<strong>in</strong>bezogen wird.<br />

4. Was s<strong>in</strong>d <strong>Mitarbeitergespräch</strong>e<br />

“Je<strong>des</strong> Gespräch zwischen e<strong>in</strong>em Vorgesetzten und se<strong>in</strong>em Mitarbeiter, das über<br />

e<strong>in</strong>en kurzen Wortwechsel <strong>in</strong> <strong>der</strong> rout<strong>in</strong>emäßigen Alltagskommunikation<br />

h<strong>in</strong><strong>aus</strong>geht, gilt ... als <strong>Mitarbeitergespräch</strong>.” (Haas-Schranzhofer, 2003, S.5)<br />

Also nicht die täglich stattf<strong>in</strong>dende P<strong>aus</strong>chalkommunikation son<strong>der</strong>n das<br />

strukturierte, als Führungs<strong>in</strong>strument e<strong>in</strong>setzbare <strong>Mitarbeitergespräch</strong> ist hiermit<br />

geme<strong>in</strong>t. Grundlegend können sie <strong>Mitarbeitergespräch</strong>e anhand folgen<strong>der</strong><br />

Eigenschaften erkennen:<br />

Es ist e<strong>in</strong> offizielles, benennbares Instrument das schriftlich festgehalten und<br />

für alle dar<strong>in</strong> erkennbar ist.<br />

Es zeigt sich e<strong>in</strong>e feste Struktur mit ersichtlichen Regeln über Inhalte, Ziele,<br />

Durchführung, usw.<br />

Sie f<strong>in</strong>den <strong>in</strong> regelmäßigen Abständen o<strong>der</strong> zu bestimmten Anlässen statt.<br />

Bestimmte Checklisten und Informationsbögen zur Vorbereitung und<br />

Durchführung sollten als Hilfsmittel vorliegen. Ebenfalls sollte e<strong>in</strong> Protokoll zur<br />

Überprüfung, Dokumentation und Nachbereitung erkennbar se<strong>in</strong>. (vgl. Breisig,<br />

2001, S.33f)<br />

Aus <strong>Arbeitnehmers</strong>icht s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis unterschiedliche Konzepte für<br />

<strong>Mitarbeitergespräch</strong>e greifbar. Sie unterscheiden sich dah<strong>in</strong>gehend, <strong>in</strong> wie fern<br />

DGKP Michael We<strong>in</strong>ig Son<strong>der</strong><strong>aus</strong>bildung für Intensivpflege 2007/2008 5


Vorgesetzte Mitarbeiter als gleichwertige Kollegen, o<strong>der</strong> mehr als Instrument im<br />

S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> Unternehmensführung sehen. (vgl. Breisig, 2001, S.34)<br />

In <strong>der</strong> heutigen Zeit zählen <strong>Mitarbeitergespräch</strong>e wohl zu den beliebtesten und<br />

mo<strong>der</strong>nsten Führungs<strong>in</strong>strumenten. Neben spezifischen <strong>Mitarbeitergespräch</strong>en zu<br />

beson<strong>der</strong>en Anlässen werden vermehrt strukturierte Gesprächsformen zum<br />

Informations<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern herangezogen.<br />

Diese können von Dienstbesprechungen <strong>in</strong> größeren Arbeitnehmergruppen und<br />

Problemlösungsgesprächen, bis zu Vier-Augengesprächen zwischen Mitarbeiter<br />

und Vorgesetzten reichen. (vgl. Breisig, 2001, S. 17)<br />

5. Arten von <strong>Mitarbeitergespräch</strong>en<br />

Wie schon im Punkt 4 erwähnt ist je<strong>des</strong> betrieblich geführte Gespräch zwischen<br />

Vorgesetzten und Mitarbeitern als <strong>Mitarbeitergespräch</strong> zu bezeichnen. Wir<br />

kommunizieren also ständig <strong>in</strong> Form von <strong>Mitarbeitergespräch</strong>en. Strukturierte<br />

Gespräche kann man je nach Anlass, <strong>in</strong> verschiedene Gruppen unterteilen. Für<br />

die folgende Aufzählung <strong>der</strong> Arten von <strong>Mitarbeitergespräch</strong>en besteht ke<strong>in</strong><br />

Anspruch auf Vollständigkeit. Es werden diese Arten von Gesprächen dargelegt,<br />

die me<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ung nach für den gehobenen Dienst <strong>der</strong> Gesundheits- und<br />

Krankenpflege von Bedeutung s<strong>in</strong>d.<br />

5.1 Informationsgespräche<br />

Begrüßungs- und E<strong>in</strong>führungsgespräche zählen gen<strong>aus</strong>o zu<br />

Informationsgesprächen wie die klassische Dienstbesprechung. Während<br />

Begrüßungs- und E<strong>in</strong>führungsgespräche zur Kontaktaufnahme und E<strong>in</strong>führung<br />

neuer Mitarbeiter dienen, werden Informationsgespräche zur<br />

Informationsweitergabe von betrieblichen Abläufen verwendet. Dies gewährt e<strong>in</strong>e<br />

Koord<strong>in</strong>ation <strong>der</strong> Tätigkeiten <strong>in</strong> größeren Abteilungen. (vgl. Breisig, 2001, S.120ff)<br />

Lei<strong>der</strong> wird die Dienstbesprechung, meist <strong>in</strong> Form von Stationsbesprechungen,<br />

gerne zu weit mehr verwendet als zur Informationsweitergabe bezüglich<br />

betrieblicher Abläufe und Arbeitsprozesse. Konfliktgespräche und Gespräche über<br />

Themen die z.B. nur den Vorgesetzten und e<strong>in</strong>en o<strong>der</strong> wenige Mitarbeiter<br />

DGKP Michael We<strong>in</strong>ig Son<strong>der</strong><strong>aus</strong>bildung für Intensivpflege 2007/2008 6


etreffen haben <strong>in</strong> <strong>der</strong> Dienstbesprechung nichts verloren. E<strong>in</strong> s<strong>in</strong>nvoller Inhalt von<br />

Dienstbesprechungen kann aber auch das Vorstellen von neuen<br />

Arbeitsmaterialien und Gerätschaften se<strong>in</strong>, sofern diese den zeitlichen Rahmen<br />

nicht sprengen und für den Arbeitsprozess relevant und von Bedeutung s<strong>in</strong>d.<br />

5.2 Zielvere<strong>in</strong>barungsgespräche<br />

In Zielvere<strong>in</strong>barungsgesprächen werden bestimmte Ziele, und <strong>der</strong>en<br />

eigenverantwortliche Umsetzung, zwischen Vorgesetzten und e<strong>in</strong>zelnen bzw.<br />

mehreren Mitarbeitern festgelegt. Diese können somit auch zur<br />

leistungsorientierten Entlohnung verwendet werden. (vgl. Breisig, 2002, S.136)<br />

Derzeit s<strong>in</strong>d solche Gespräche noch mehr im Management <strong>der</strong> Privatwirtschaft zu<br />

f<strong>in</strong>den. Im gehobenen Dienst <strong>der</strong> Gesundheits- und Krankenpflege <strong>in</strong> Österreich,<br />

s<strong>in</strong>d leistungsorientierte Zielvere<strong>in</strong>barungen <strong>der</strong>zeit noch ke<strong>in</strong> Thema. Jedoch s<strong>in</strong>d<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz leistungsorientierte Zielvere<strong>in</strong>barungen auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong> gängig.<br />

Arbeitnehmer, die engagiert und zielstrebig Fort- und Weiterbildungen besuchen,<br />

steigen danach <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e entsprechend höhere Gehaltsstufe. So bleibt die Motivation<br />

für Qualifizierung und Kompetenzerwerb erhalten. In Österreich wären zum<strong>in</strong><strong>des</strong>t<br />

im Verwaltungs- und Führungsbereich e<strong>in</strong>es Krankenh<strong>aus</strong>es Zielvere<strong>in</strong>barungen<br />

denkbar, da hier durchdachte Zielvere<strong>in</strong>barungen wesentlich zur wirtschaftlichen<br />

Stabilität und Lukrativität <strong>des</strong> Unternehmens beitragen können.<br />

5.3 Motivationsgespräche<br />

Grundsätzlich kann man Motivationsgespräche <strong>in</strong> Anerkennungs-, Beurteilungsund<br />

För<strong>der</strong>gespräche unterteilen. Die bekannteste Komb<strong>in</strong>ation dieser<br />

Gesprächstypen ist das Jahresgespräch. (vgl. Breisig, 2001, S.170)<br />

Für das Jahresgespräch werden oft die Synonyme <strong>Mitarbeitergespräch</strong> im<br />

allgeme<strong>in</strong>en o<strong>der</strong> Mitarbeiterför<strong>der</strong>gespräch verwendet. Natürlich s<strong>in</strong>d diese<br />

Bezeichnungen nicht falsch aber sie s<strong>in</strong>d nicht konkret und def<strong>in</strong>ieren sich<br />

unterschiedlich.<br />

DGKP Michael We<strong>in</strong>ig Son<strong>der</strong><strong>aus</strong>bildung für Intensivpflege 2007/2008 7


5.4. Konfliktgespräche<br />

Konfliktgespräche f<strong>in</strong>den wohl <strong>in</strong> jedem Unternehmen Bedeutung sofern Konflikte<br />

von m<strong>in</strong><strong>des</strong>tens zwei Parteien o<strong>der</strong> Mitarbeitern im Raum stehen. Bei diesen<br />

sozialen Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungen handelt es sich meistens um Interaktionen<br />

zwischen den Betroffenen. Meist entstehen Konflikte wenn sich Mitarbeiter<br />

subjektiv gestört o<strong>der</strong> Missverstanden fühlen. Solche Interessensgegensätze<br />

bee<strong>in</strong>flussen natürlich die Umsetzung von Handlungen und Vorhaben und<br />

meistens sucht man die Ursache bei <strong>der</strong> Gegenseite und nicht bei sich selbst.<br />

Lange Zeit bleiben Konflikte oft im Unterbewussten bevor sie nach Außen treten.<br />

(vgl. Breisig, 2001, S.194f)<br />

Betriebliche Konflikte können anhand von vier Konfliktbewältigungsmethoden<br />

bewältigt werden:<br />

Unterdrücken und Verschweigen <strong>des</strong> Interessensgegensatzes<br />

Die Entscheidung durch den Vorgesetzten bzw. die Zufallsentscheidung<br />

Der Kompromiss<br />

Die geme<strong>in</strong>same Suche nach <strong>der</strong> Lösung (vgl. Breisig, 2001, S.196f)<br />

<strong>Das</strong> Unterdrücken und Verschweigen ist wohl e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> gebräuchlichsten Arten<br />

e<strong>in</strong>en Konflikt für begrenzte Zeit <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Welt zu schaffen. Natürlich ist dies ke<strong>in</strong>e<br />

Strategie um Probleme zu lösen, aber für manche Menschen oft die e<strong>in</strong>zige<br />

Möglichkeit zur momentanen Bewältigung. E<strong>in</strong>en Konflikt durch die Entscheidung<br />

<strong>des</strong> Vorgesetzten zu lösen ist zwar e<strong>in</strong>e zeitsparende Art, birgt jedoch die Gefahr<br />

dass das eigentliche Problem nicht gelöst wird. S<strong>in</strong>nbildlich wird zwar das Feuer<br />

gelöscht aber meist entfacht es irgendwann wie<strong>der</strong>. In stark hierarchischen<br />

Funktionspflegebereichen ist und war dies e<strong>in</strong>e sehr gängige Methode <strong>der</strong><br />

Konfliktbewältigung, o<strong>der</strong> besser gesagt Konfliktbeseitigung im Team. Natürlich<br />

kann diese Methode auf lange <strong>Sicht</strong> nie zum Ziel führen. Ne<strong>in</strong> vielmehr schaukeln<br />

sich Konflikte auf und br<strong>in</strong>gen irgendwann das Fass zum Überlaufen. Der<br />

Kompromiss ist e<strong>in</strong> <strong>aus</strong> dem Alltagsleben bekannter Mechanismus zur<br />

Konfliktlösung. Es ist e<strong>in</strong> gegenseitiges Annähern und funktioniert nur, wenn alle<br />

Beteiligten E<strong>in</strong>geständnisse und Abstriche machen. <strong>Das</strong> geme<strong>in</strong>same Suchen<br />

nach e<strong>in</strong>er Konfliktlösung sche<strong>in</strong>t wohl die beste Methode <strong>der</strong> Konfliktbewältigung<br />

zu se<strong>in</strong>. Wenngleich sie auch sehr zeitaufwendig ist. Hier f<strong>in</strong>det das<br />

DGKP Michael We<strong>in</strong>ig Son<strong>der</strong><strong>aus</strong>bildung für Intensivpflege 2007/2008 9


Konfliktlösungsgespräch se<strong>in</strong>en Platz. Nur über e<strong>in</strong> strukturiertes Gespräch mit<br />

allen Beteiligten kann somit e<strong>in</strong>e Lösung gefunden werden.<br />

<strong>Das</strong> Beispiel e<strong>in</strong>er Problemlösekonferenz <strong>in</strong> Form von fünf Phasen:<br />

“Problem identifizieren und beschreiben<br />

Ziel def<strong>in</strong>ieren und vere<strong>in</strong>baren<br />

Ursachen her<strong>aus</strong>f<strong>in</strong>den und analysieren<br />

Lösungsideen entwickeln und gewichten<br />

Entscheidungen treffen und durchführen” (Breisig, 2001, S.198)<br />

5.5. Abmahnungsgespräche<br />

Beim Abmahnungsgespräch geht es um e<strong>in</strong> Missverhalten e<strong>in</strong>es <strong>Arbeitnehmers</strong><br />

gegenüber dem Arbeitgeber im S<strong>in</strong>ne <strong>des</strong> Fehlverhaltens. Der Beschäftigte erhält<br />

sozusagen s<strong>in</strong>nbildlich die gelbe Karte und wird aufgefor<strong>der</strong>t se<strong>in</strong> Verhalten zu<br />

än<strong>der</strong>n. Tut er dies nicht, so können arbeitsrechtliche Schritte folgen. Im weiteren<br />

Verlauf wäre sonst e<strong>in</strong>e Kündigung möglich, was die Rote Karte symbolisieren<br />

würde. Natürlich kann e<strong>in</strong>e Abmahnung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>Pflege</strong>beruf nur von Seiten <strong>der</strong><br />

<strong>Pflege</strong>dienstleitung <strong>aus</strong>gesprochen werden. Den Sachverhalt dazu muss aber e<strong>in</strong><br />

direkter Vorgesetzter wie z.B. die Stations- o<strong>der</strong> Bereichsleitung liefern.<br />

Grundsätzlich müssen Betriebsrat o<strong>der</strong> Mitarbeitervertretung e<strong>in</strong>er solchen<br />

Abmahnung nicht zustimmen. (vgl. Schambortski, 2006, S.131)<br />

“In e<strong>in</strong>e Abmahnung gehören drei Elemente:<br />

die möglichst genaue Beschreibung <strong>des</strong> missbilligten Verhaltens<br />

die Beschreibung, welches Verhalten <strong>in</strong> Zukunft erwartet wird<br />

die Mitteilung <strong>der</strong> Sanktionen, wenn <strong>der</strong> Arbeitnehmer se<strong>in</strong> Verhalten <strong>in</strong><br />

Zukunft nicht än<strong>der</strong>n wird.” (Schambortski, 2006, S.131)<br />

Abmahnungen s<strong>in</strong>d zwar selten durchgeführte <strong>Mitarbeitergespräch</strong>e, aber sehr<br />

ernst zunehmende Gespräche wenn man bedenkt welche Auswirkungen sie<br />

haben können. Auch im gehobenen Dienst <strong>der</strong> Gesundheits- und Krankenpflege<br />

s<strong>in</strong>d Arbeitsplätze <strong>in</strong> Akutspitälern nicht je<strong>der</strong>zeit frei und nach eigenem Willen<br />

DGKP Michael We<strong>in</strong>ig Son<strong>der</strong><strong>aus</strong>bildung für Intensivpflege 2007/2008 10


wählbar. Wenn e<strong>in</strong>em Mitarbeiter etwas an se<strong>in</strong>en <strong>der</strong>zeitigen Arbeitsplatz liegt,<br />

s<strong>in</strong>d Abmahnungen ernst zu nehmen und sollten nicht provoziert werden.<br />

6. Chancen und Risiken e<strong>in</strong>es <strong>Mitarbeitergespräch</strong>s<br />

<strong>Das</strong> <strong>Mitarbeitergespräch</strong> birgt e<strong>in</strong>erseits große Chancen für den Arbeitnehmer<br />

sowie für das Unternehmen. An<strong>der</strong>erseits besteht aber die Gefahr, dass<br />

Beschäftigte e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> Risiken solcher Gespräche zum Opfer fallen. Wie man<br />

diese Risiken frühzeitig erkennt und was zu tun ist um diese zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n, wird im<br />

folgenden Text aufgezeigt.<br />

6.1. Chancen<br />

Wenn sich e<strong>in</strong> <strong>Mitarbeitergespräch</strong> als zweiseitiges Gespräch entwickelt, kann es<br />

ohne Zweifel als s<strong>in</strong>nvoll und chancenreich bezeichnet werden. Dies setzt aber<br />

e<strong>in</strong>e offene und partnerschaftliche Kommunikation zwischen dem Vorgesetzten<br />

und Mitarbeiter vor<strong>aus</strong>. Ke<strong>in</strong>esfalls darf es von Seiten <strong>des</strong> Vorgesetzten als<br />

überzeugen<strong>des</strong> Gespräch <strong>aus</strong>gelegt werden. Sie s<strong>in</strong>d dann als Chance zu<br />

betrachten, wenn sie als Dialog zwischen Beiden mit Inhalten gefüllt werden<br />

können und bee<strong>in</strong>flussbar s<strong>in</strong>d. Es sollte so <strong>aus</strong>gerichtet se<strong>in</strong>, dass Stärken und<br />

Schwächen <strong>des</strong> <strong>Arbeitnehmers</strong> feststellbar s<strong>in</strong>d und darüber nachgedacht werden<br />

kann, bzw. die <strong>Sicht</strong>weisen gleichermaßen angehört werden. Auch im Konfliktfall<br />

soll nicht automatisch die <strong>Sicht</strong> <strong>des</strong> Vorgesetzten gelten. Mitarbeiter müssen<br />

Dampf ablassen können aber auch konkrete Verbesserungen mit e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen<br />

können. Zu guter Letzt sollten Arbeitnehmer die Gelegenheit haben, sich an<br />

Verän<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> ihrem Arbeitsbereich beteiligen zu können. (vgl. Breisig, 2006,<br />

S. 51f)<br />

Lei<strong>der</strong> ist dies <strong>der</strong>zeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong> größtenteils noch e<strong>in</strong>e Wunschvorstellung.<br />

Durch die meist herrschende hierarchisch prägende Funktionspflege werden viele<br />

Chancen <strong>der</strong> Arbeitnehmer bewusst nicht zugelassen um ke<strong>in</strong>e Verän<strong>der</strong>ung <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Organisationsstruktur h<strong>in</strong>nehmen zu müssen. Natürlich muss <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Betrieb<br />

e<strong>in</strong>e gewisse Führungsstruktur vorliegen. Aber was spricht dagegen, im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong><br />

Demokratie e<strong>in</strong> Mitsprache- und Mitbestimmungsrecht <strong>des</strong> <strong>Arbeitnehmers</strong> zu<br />

zulassen.<br />

DGKP Michael We<strong>in</strong>ig Son<strong>der</strong><strong>aus</strong>bildung für Intensivpflege 2007/2008 11


6.2. Risiken<br />

Pr<strong>in</strong>zipiell besteht bei e<strong>in</strong>em <strong>Mitarbeitergespräch</strong> die Gefahr, dass Vorgesetzte<br />

Arbeitnehmer <strong>in</strong> solchen Gesprächen, absichtlich aber auch unabsichtlich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

falsche Richtung drängen. Da diese Risiken das <strong>Mitarbeitergespräch</strong> schnell zu<br />

e<strong>in</strong>em Arbeitnehmer unfreundlichem Gespräch machen, möchte ich auf die<br />

häufigsten Gefahren näher e<strong>in</strong>gehen.<br />

6.2.1 Kreativität und Sachkenntnisse erwerben<br />

In den sechziger und siebziger Jahren wurde <strong>in</strong> Deutschland das Harzburger<br />

Modell zur Führung <strong>des</strong> Mitarbeiterverhältnisses entwickelt. Es wird grundlegend<br />

zwischen Führungs- und Handlungsverantwortung unterschieden. Für Mitarbeiter<br />

trägt <strong>der</strong> jeweilige Vorgesetzte die Führungsverantwortung. Je niedriger die<br />

Position <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hierarchie e<strong>in</strong>es Unternehmens, <strong>des</strong>to ger<strong>in</strong>ger ist auch die<br />

Verantwortung. Führungspersonen setzen Ziele und koord<strong>in</strong>ieren Tätigkeiten und<br />

Aufgaben für die Zukunft. Mitarbeiter tragen danach die Handlungsverantwortung<br />

für den ihm aufgetragenen Bereich. (vgl. Ligniez, 2003, S.12)<br />

<strong>Das</strong> Harzburger Modell zeigt wie <strong>Mitarbeitergespräch</strong>e zur Risikofalle für den<br />

Arbeitnehmer werden. <strong>Das</strong> Ziel besteht dar<strong>in</strong>, dass Vorgesetzte Initiativen und<br />

Gedanken <strong>des</strong> <strong>Arbeitnehmers</strong> zur Entscheidungsf<strong>in</strong>dung verwenden. Es ergibt<br />

sich dar<strong>aus</strong> e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutige Rollenzuweisung. Mitarbeiter sollen zwar<br />

Sachkompetenz und Kreativität mit e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen, jedoch sollten ke<strong>in</strong>erlei Rechte<br />

zugesprochen werden. Entscheidungen werden alle<strong>in</strong> durch den Vorgesetzten<br />

getroffen. S<strong>in</strong>nbildlich werden hier Mitarbeiter wie Kühe gemolken und<br />

anschließend wie<strong>der</strong> auf die Weide gelassen. Weiteres besteht die Gefahr, dass<br />

später dadurch Benachteiligungen entstehen, an denen <strong>in</strong>direkt man auch als<br />

Arbeitnehmer beteiligt war. Ke<strong>in</strong>esfalls kann Kreativität zum Nulltarif e<strong>in</strong><br />

partnerschaftliches Ziel e<strong>in</strong>es <strong>Mitarbeitergespräch</strong>s se<strong>in</strong>. (vgl. Breisig, 2001, S.47f)<br />

Gerade wenn e<strong>in</strong>e hierarchische Führungsstruktur besteht, können vom<br />

Vorgesetzten Dienst- und Projektbesprechungen hierzu missbraucht werden.<br />

Ideen und Vorschläge werden gesammelt und dann als eigene Verkauft.<br />

S<strong>in</strong>nbildlich wäre das als e<strong>in</strong> Schmücken mit fremden Fe<strong>der</strong>n zu sehen.<br />

DGKP Michael We<strong>in</strong>ig Son<strong>der</strong><strong>aus</strong>bildung für Intensivpflege 2007/2008 12


6.2.2 Dampf ablassen ohne Ursachenbeseitigung<br />

Auf ke<strong>in</strong>en Fall darf Frust ablassen das vordr<strong>in</strong>gliche Ziel e<strong>in</strong>es<br />

<strong>Mitarbeitergespräch</strong>s se<strong>in</strong>. Ansonsten werden sachliche und wichtige Themen<br />

nicht zur Diskussion kommen. <strong>Das</strong> Dampf ablassen ist im <strong>Mitarbeitergespräch</strong><br />

mehr als Begleitziel zu sehen. Frustrationen und Unzufriedenheiten vorzubr<strong>in</strong>gen<br />

ohne konkrete Lösungsansätze beizusteuern, führt unweigerlich zum Versagen<br />

<strong>des</strong> <strong>Mitarbeitergespräch</strong>s. Der Status quo wird beibehalten und das<br />

<strong>Mitarbeitergespräch</strong> als Herrschafts<strong>in</strong>strument auch. Es än<strong>der</strong>t sich also nichts.<br />

(vgl. Breisig, 2001, S.48)<br />

So gesehen wäre das <strong>Mitarbeitergespräch</strong> als re<strong>in</strong>es bürokratisches Muss ohne<br />

S<strong>in</strong>n und Nachwirkung zu sehen. Also re<strong>in</strong>e Zeit- und Papierverschwendung.<br />

6.2.3 Festhalten an beschlossenen Entscheidungen o<strong>der</strong> Zielen<br />

<strong>Das</strong> bestmögliche Verkaufen feststehen<strong>der</strong> Ziele o<strong>der</strong> Entscheidungen s<strong>in</strong>d das<br />

Hauptmerkmal solcher Gespräche. Beschäftigten wird hier zwar e<strong>in</strong>e Vorschlagsund<br />

Initiativfunktion zugesprochen, jedoch sollte <strong>der</strong> Mitarbeiter sie eigentlich nur<br />

möglichst gut selbst erkennen und vorschlagen. Der Vorgesetzte ist hierbei<br />

natürlich Hilfe stellend. Erkennt <strong>der</strong> Arbeitnehmer aber das vorgeschlagene Ziel<br />

nicht o<strong>der</strong> weigert er sich dies zu erkennen, so tritt die Entscheidungsf<strong>in</strong>dung <strong>des</strong><br />

Vorgesetzten <strong>in</strong> Kraft. Solch e<strong>in</strong>e Gesprächsform kann natürlich nicht den<br />

Interessen e<strong>in</strong>es Beschäftigten entsprechen. Ne<strong>in</strong>, vielmehr besteht e<strong>in</strong>e hohe<br />

Manipulationsabsicht <strong>des</strong> Vorgesetzten dah<strong>in</strong>ter. (vgl. Breisig, 2001, S.49)<br />

E<strong>in</strong>e sehr häufige Art bestehenden Entscheidungen, vor allem <strong>aus</strong> <strong>der</strong> oberen<br />

Führungsetage, an den Mann zu br<strong>in</strong>gen. Meist führt dies aber dazu, dass man<br />

sich mit diesen Vorgaben als Beschäftigter nicht identifizieren kann und die<br />

Umsetzung <strong>der</strong>er schon im Vorh<strong>in</strong>e<strong>in</strong> schlechte Karten besitzt. Auch hier wird das<br />

<strong>Mitarbeitergespräch</strong> eigentlich vom Vorgesetzten als Objektivität missbraucht.<br />

6.2.4 Benachteiligung e<strong>in</strong>zelner Mitarbeiter<br />

In <strong>Mitarbeitergespräch</strong>en sollte auch sachliche und konstruktive Kritik am<br />

Vorgesetzten Platz f<strong>in</strong>den. Natürlich nur unter <strong>der</strong> Bed<strong>in</strong>gung, dass ke<strong>in</strong>e<br />

DGKP Michael We<strong>in</strong>ig Son<strong>der</strong><strong>aus</strong>bildung für Intensivpflege 2007/2008 13


Benachteiligung <strong>des</strong> Beschäftigten dar<strong>aus</strong> entsteht. Werden diese Mitarbeiter<br />

dafür arbeitsmäßig bestraft (Zuweisung unattraktiver Arbeiten, fehlen<strong>des</strong><br />

E<strong>in</strong>beziehen bei Karriereentscheidungen, ...) o<strong>der</strong> als potentielle Querulanten<br />

h<strong>in</strong>gestellt, so besteht e<strong>in</strong>e große Gefahr für diejenigen, die sich ehrlich und<br />

aufrichtig dazu äußern. (vgl. Breisig, 2001, S.50)<br />

Wenn dies zutrifft, wird die Führungsstruktur nie wirklich gut werden da me<strong>in</strong>er<br />

Me<strong>in</strong>ung nach je<strong>der</strong> Beschäftigte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Betrieb von Zeit zu Zeit Feedback<br />

benötigt, auch Vorgesetzte. Es ist aber wichtig, dass sachliche Kritik nicht<br />

persönlich und wertend aufgenommen wird. Gar nicht so e<strong>in</strong>fach wenn e<strong>in</strong>er<br />

e<strong>in</strong>em die Me<strong>in</strong>ung sagt aber im <strong>Mitarbeitergespräch</strong> sollten beide Seiten darauf<br />

vorbereitet se<strong>in</strong> und es auch zulassen können.<br />

7. <strong>Das</strong> Jahresgespräch<br />

Grundlegend wird <strong>in</strong> dieser Arbeit fortlaufend das Jahresgespräch als<br />

<strong>Mitarbeitergespräch</strong> behandelt, da dies das häufigste geführte und me<strong>in</strong>er<br />

Me<strong>in</strong>ung nach <strong>der</strong>zeit bedeutendste <strong>Mitarbeitergespräch</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong> ist.<br />

7.1 Die Bedeutung <strong>des</strong> Jahresgesprächs<br />

Die Unternehmensführenden haben erkannt, dass e<strong>in</strong> wie<strong>der</strong>kehren<strong>der</strong><br />

Informations<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch zwischen Vorgesetzten und Beschäftigten sicherzustellen<br />

ist. Der Vorteil liegt dar<strong>in</strong>, dass Arbeitnehmer Experten an ihrem Arbeitsplatz s<strong>in</strong>d<br />

und natürlich großes Wissen über Arbeitsabläufe haben. Sie können am besten<br />

Schwachstellen aufdecken und zur Verbesserung und Optimierung beitragen.<br />

Selbstverständlich wirkt sich das Aussprechen von Wünschen und Zielen positiv<br />

auf die Motivation und das Zusammenarbeiten <strong>aus</strong>. (vgl. Breisig, 2001, S.17)<br />

“<strong>Mitarbeitergespräch</strong>e haben die grundlegende Aufgabe, den Unternehmenserfolg<br />

<strong>in</strong>sgesamt sichern zu helfen und festzustellen, ob und <strong>in</strong>wieweit Mitarbeiter den<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen ihres Arbeitsplatzes sowie den Unternehmenszielen nach E<strong>in</strong>igung<br />

und Leistung entsprechen.” (Kratz, 2006, S.9)<br />

<strong>Das</strong> Jahresgespräch dient <strong>der</strong> Abstimmung <strong>der</strong> beruflichen Pläne <strong>des</strong><br />

Beschäftigten mit den <strong>des</strong> Krankenh<strong>aus</strong>en bzw. <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Abteilung. Dabei<br />

DGKP Michael We<strong>in</strong>ig Son<strong>der</strong><strong>aus</strong>bildung für Intensivpflege 2007/2008 14


sollten Mitarbeiter e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die Unternehmensplanung und <strong>der</strong>en Effekte<br />

haben. E<strong>in</strong> wichtiger Punkt ist dabei natürlich das gegenseitige Feedback. Es dient<br />

dazu Missverständnisse abzubauen und sich gegenseitig e<strong>in</strong>schätzen zu lernen.<br />

Durch Zielvere<strong>in</strong>barungen sollten Mitarbeiter aktiv <strong>in</strong> die Planung bevorstehen<strong>der</strong><br />

Aufgaben mite<strong>in</strong>bezogen werden. Vor allem <strong>in</strong> Bezugnahme auf<br />

Personalentwicklungsmaßnahmen. Der Arbeitnehmer soll hierbei<br />

Verän<strong>der</strong>ungswünsche und Verbesserungsvorschläge e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen können. Es<br />

dient auch <strong>der</strong> Beziehungspflege zwischen Mitarbeiter und Vorgesetztem. Gesamt<br />

gesehen sollen Jahresgespräche die Mitarbeitermotivation för<strong>der</strong>n und die<br />

Transparenz zwischen dem Vorgesetzten und dem Mitarbeiter erweitern. (vgl.<br />

Schambortski, 2006, S.65)<br />

Abb. 2: Annerkennung und Leistungsbereitschaft (Breisig, 2001, S.171)<br />

Weiteres kann <strong>der</strong> Arbeitnehmer se<strong>in</strong>e Selbste<strong>in</strong>schätzung mit <strong>der</strong> <strong>des</strong><br />

Vorgesetzten bzw. <strong>des</strong> Teams vergleichen. Als Arbeitnehmer erhält man e<strong>in</strong>e<br />

sachliche Beurteilung über Fähigkeiten, Fertigkeiten und Eigenschaften.<br />

Beson<strong>der</strong>e Leistungen werden dokumentiert um auch das Selbstbewusstse<strong>in</strong> <strong>des</strong><br />

Mitarbeiters zu stärken. Des Weiteren kann man, unter Berücksichtigung <strong>des</strong><br />

E<strong>in</strong>zelnen, För<strong>der</strong>maßnahmen und Fortbildungsziele vere<strong>in</strong>baren. Perspektiven<br />

und Zielvere<strong>in</strong>barungen für die berufliche Entwicklung werden mit eigenen<br />

Interessen und Vorstellungen abgestimmt. Dadurch wird die Motivation <strong>des</strong><br />

Mitarbeiters und die Gleichsetzung mit den Interessen <strong>des</strong> Arbeitgebers erhöht.<br />

Ebenfalls sollte im Rahmen e<strong>in</strong>es Jahresgesprächs e<strong>in</strong>e sachliche und<br />

konstruktive Rückmeldung an den Führungsstil <strong>des</strong> Vorgesetzten stattf<strong>in</strong>den.<br />

Natürlich ohne die Möglichkeit dadurch negative Konsequenzen befürchten zu<br />

müssen. (vgl. Haas-Schranzhofer, 2003, S.8)<br />

DGKP Michael We<strong>in</strong>ig Son<strong>der</strong><strong>aus</strong>bildung für Intensivpflege 2007/2008 15


E<strong>in</strong> sehr bedeuten<strong>des</strong>, wenn auch nicht vor<strong>der</strong>gründiges Ziel für e<strong>in</strong><br />

Jahresgespräch ist das sprichwörtliche Dampf ablassen. Die Möglichkeit sich offen<br />

über Kollegen und Vorgesetzte zu äußern reduziert die h<strong>in</strong>ter dem Rücken<br />

an<strong>der</strong>er stattf<strong>in</strong>dende Kommunikation. (vgl. Breisig, 2001, S.37f)<br />

Me<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ung nach e<strong>in</strong> ganz wichtiges Begleitziel e<strong>in</strong>es Jahresgesprächs. Je<strong>der</strong><br />

hat sich selbst schon dabei erwischt, <strong>in</strong> Abwesenheit über e<strong>in</strong>en Kollegen o<strong>der</strong><br />

Vorgesetzte zu urteilen. Meist geht es e<strong>in</strong>em danach besser und man fühlt sich<br />

erleichtert, o<strong>der</strong>? Dampf abzulassen ist jedoch nur möglich wenn dies ke<strong>in</strong>e<br />

direkten Konsequenzen für denjenigen hat. Trotzdem darf dieses Dampf ablassen<br />

aber nicht unsachlich und beschimpfend se<strong>in</strong>. Auch nicht mit <strong>der</strong> Gewissheit, dass<br />

es ke<strong>in</strong>e direkten Konsequenz für e<strong>in</strong>en als Mitarbeiter hat.<br />

“<strong>Mitarbeitergespräch</strong>e dürfen nie Selbstzweck werden. <strong>Das</strong> beste System ist zum<br />

Scheitern verurteilt, wenn ihm nicht die erfor<strong>der</strong>liche Akzeptanz entgegengebracht<br />

wird. Erstarren <strong>Mitarbeitergespräch</strong>e zu e<strong>in</strong>em ungeliebten, bürokratischen und<br />

oberflächlichen Ritual o<strong>der</strong> zu e<strong>in</strong>er nebenher zu erledigenden Pflichtübung, sollte<br />

gänzlich hierauf verzichtet werden.” (Kratz, 2006, S.9)<br />

7.2 Vorbereitung auf das Jahresgespräch<br />

Wenn Jahresgespräche Ergebnisse erzielen sollten, muss <strong>der</strong>en Ablauf<br />

sichergestellt se<strong>in</strong>. Nur wenn Beschäftigte Interesse an e<strong>in</strong>em Jahresgespräch<br />

haben, besteht die Aussicht darauf dass Ziele erreicht werden. (vgl. Kratz, 2006,<br />

S.41)<br />

Abb. 3: Ablauforganisation e<strong>in</strong>e Jahresgesprächs (Kratz, 2006, S.5)<br />

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Als Vor<strong>aus</strong>setzung für e<strong>in</strong> leitfadengestütztes Jahresgespräch dient e<strong>in</strong>e Betriebso<strong>der</strong><br />

Dienstvere<strong>in</strong>barung zwischen <strong>der</strong> Mitarbeitervertretung und <strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>richtungsleitung, die folgende Punkte regeln sollte: (vgl. Schambortski, 2006<br />

S.66)<br />

Abb. 4: Muster e<strong>in</strong>er Dienstvere<strong>in</strong>barung für das Jahresgespräch (Schambortski,<br />

2006, S.66)<br />

An erster Stelle steht dann die E<strong>in</strong>ladung zum <strong>Mitarbeitergespräch</strong> durch den<br />

Vorgesetzten, mit Bekanntgabe <strong>des</strong> Ortes und dem Zeitpunkt <strong>des</strong> Gesprächs. Als<br />

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Arbeitnehmer kann man mittels e<strong>in</strong>es Evaluierungsbogens Rückschau auf das<br />

abgelaufene Jahr nehmen. Aber auch Ziele für die Zukunft dürfen schon formuliert<br />

werden. Ebenfalls wird e<strong>in</strong>e Selbste<strong>in</strong>schätzung und das Feedback über den<br />

Vorgesetzten vorab nie<strong>der</strong>geschrieben. (vgl. Haas-Schranzhofer, 2003, S.10f)<br />

Solche Evaluierungsbögen s<strong>in</strong>d meist e<strong>in</strong>ige Seiten lang und be<strong>in</strong>halten<br />

grundlegend die Rückschau auf das vergangenen Jahr als e<strong>in</strong> Art<br />

Standortbestimmung. Die Selbste<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong> eigenen Stärken und<br />

Schwächen aber auch die <strong>des</strong> Vorgesetzten, bzw. die vere<strong>in</strong>barten Ziele für die<br />

Zukunft s<strong>in</strong>d ebenfalls be<strong>in</strong>haltet. Diese Evaluierung sollte Zuh<strong>aus</strong>e <strong>in</strong> Ruhe<br />

<strong>aus</strong>gefüllt werden. Es ist sozusagen das Fundament e<strong>in</strong>es zielführenden<br />

Jahresgesprächs. Wird ke<strong>in</strong> Evaluierungsbogen <strong>aus</strong>gegeben so kann man sich als<br />

Arbeitnehmer mittels e<strong>in</strong>er Checkliste auf das Gespräch vorbereiten. Es dürfen<br />

dazu aber ebenfalls schriftliche Notizen als Leitfaden für das Gespräch gemacht<br />

werden.<br />

Typische Fragen solch e<strong>in</strong>er Checkliste für den Arbeitnehmer, im Bezug auf das<br />

Jahresgespräch können zum Beispiel wie folgt lauten:<br />

“Hat es seit dem letzten <strong>Mitarbeitergespräch</strong> Än<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em<br />

Aufgabenbereich gegeben?<br />

Habe ich mich seit dem vorigen <strong>Mitarbeitergespräch</strong> um<br />

Leistungsverbesserungen bemüht? Beispiele!<br />

Was gefällt mir an me<strong>in</strong>er gegenwärtigen Arbeit beson<strong>der</strong>s?<br />

Welche vere<strong>in</strong>barten Ziele habe ich <strong>in</strong> welchem Umfang erreicht?<br />

Wodurch wurde ich <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Arbeit geför<strong>der</strong>t / beh<strong>in</strong><strong>der</strong>t / gehemmt?<br />

Wie beurteile ich die Zusammenarbeit mit me<strong>in</strong>em Vorgesetzten?<br />

Kritisiert me<strong>in</strong> Vorgesetzter sachlich, konstruktiv und nur unter vier Augen?<br />

Kann ich Verbesserungsvorschläge e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen?<br />

Welche Arbeitsziele ersche<strong>in</strong>en mir künftig beson<strong>der</strong>s wichtig?<br />

Wo liegen me<strong>in</strong>e Stärken?<br />

Wo liegen me<strong>in</strong>e Schwächen?<br />

Welche Vorstellung habe ich von me<strong>in</strong>er beruflichen / betrieblichen Zukunft?”<br />

(Kratz, 2006, S.44ff)<br />

DGKP Michael We<strong>in</strong>ig Son<strong>der</strong><strong>aus</strong>bildung für Intensivpflege 2007/2008 18


Diese Checkliste ist natürlich nur e<strong>in</strong> Auszug und es besteht ke<strong>in</strong> Anspruch auf<br />

Vollständigkeit. Wenn alle Vorbereitungen, sowohl von Seiten <strong>des</strong> <strong>Arbeitnehmers</strong><br />

als auch <strong>des</strong> Vorgesetzten getroffen s<strong>in</strong>d, steht e<strong>in</strong>em Jahresgespräch nichts<br />

mehr im Wege. E<strong>in</strong> ruhiger Raum, <strong>der</strong> e<strong>in</strong> ungestörtes vier Augengespräch<br />

ermöglicht, wird als selbstverständlich betrachtet. Wie dann das Jahresgespräch<br />

im Detail abläuft, wird im nächsten Kapitel beschrieben.<br />

7.3 Ablauf <strong>des</strong> Jahresgesprächs<br />

Nachdem im vorherigen Kapitel Maßnahmen über die Vorbereitung erörtert<br />

wurden, wird nun <strong>der</strong> eigentliche Ablauf <strong>des</strong> Jahresgesprächs beschrieben.<br />

Den Ablauf kann man <strong>in</strong> fünf Phasen e<strong>in</strong>teilen welche die e<strong>in</strong>zelnen<br />

Gesprächsabschnitte darstellen.<br />

7.3.1 Phase I: E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> das Gespräch<br />

Im übertragenen S<strong>in</strong>ne dient die erste Phase dem Aufwärmen bei<strong>der</strong> Seiten. Sie<br />

soll Ängste und Blockaden beseitigen um danach e<strong>in</strong>e entkrampfte<br />

Gesprächsbasis nutzen zu können. Nach <strong>der</strong> Begrüßung <strong>des</strong> Mitarbeiters durch<br />

den Vorgesetzten erklärt dieser kurz den Ablauf, den Zeitrahmen und die Regeln<br />

<strong>des</strong> Gesprächs. Danach sollte möglichst e<strong>in</strong> fliesen<strong>der</strong> Übergang zur nächsten<br />

Phase hergestellt werden. (vgl. Schambortski, 2006, S.69)<br />

Hat man als Arbeitnehmer noch allgeme<strong>in</strong>e Fragen zum Jahresgespräch, so<br />

können diese jetzt noch gestellt und abgeklärt werden. So ist danach ke<strong>in</strong>e<br />

unnötige Unterbrechung <strong>des</strong> Gesprächs durch Zwischenfragen mehr von Nöten.<br />

7.3.2 Phase II: Rückblick auf das vergangene Jahr<br />

Mit e<strong>in</strong>er Frage <strong>des</strong> Vorgesetzten, die den Mitarbeiter auffor<strong>der</strong>t über das letzte<br />

Jahr <strong>aus</strong> se<strong>in</strong>er <strong>Sicht</strong> zu berichten, wird die Zweite Phase eröffnet. Wenn e<strong>in</strong><br />

Protokoll <strong>aus</strong> dem vorjährigen Jahresgespräch aufliegt, wird dies zur<br />

Bestandsaufnahme verwendet. Nun sollte evaluiert werden, warum manche Ziele<br />

vielleicht nicht erreicht werden konnten. Erreichte Ziele dürfen mit Lob gewürdigt<br />

werden. Meist ergeben sich hierbei schon wie<strong>der</strong> neue Ziele für das kommende<br />

DGKP Michael We<strong>in</strong>ig Son<strong>der</strong><strong>aus</strong>bildung für Intensivpflege 2007/2008 19


Arbeitsjahr. An dieser Stelle ist auch Platz für das Feedback über den Führungsstil<br />

<strong>des</strong> Vorgesetzten. (vgl. Schambortski, 2006, S.69)<br />

<strong>Das</strong> Annerkennen von erreichten Zielen ist me<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ung nach e<strong>in</strong> ganz<br />

wichtiger Punkt. Meist erhält man im Arbeitsalltag wenig Dank für beson<strong>der</strong>e<br />

Leistungen und erreichte Ziele. <strong>Das</strong> Jahresgespräch ist die beste Möglichkeit dem<br />

gerecht zu werden. Natürlich muss hier auch etwaige Kritik von beiden Seiten<br />

sachlich und ehrlich angebracht werden.<br />

7.3.3 Phase III: Ausblick und zukünftige Ziele<br />

Wie schon im letzten Absatz erwähnt, ergeben sich meist im Rückblick schon<br />

manche Aufgaben und Ziele für die Zukunft. Wenn dies noch nicht <strong>der</strong> Fall ist wird<br />

jetzt näher darauf e<strong>in</strong>gegangen. Je nach dem wie gefestigt <strong>der</strong> Vorgesetzte im<br />

Jahresgespräch ist, <strong>des</strong>to flexibler wird e<strong>in</strong> Gesprächsleitfaden geführt. Er dient<br />

dann meist nur mehr e<strong>in</strong>em roten Faden. (vgl. Schambortski, 2006, S.70)<br />

Abb. 5: Ablauf e<strong>in</strong>es Jahresgesprächs (Schambortski, 2006, S.70)<br />

7.3.4 Phase IV: Was sonst noch zu sagen ist<br />

Hier werden teils längere Entwicklungsmöglichkeiten <strong>des</strong> Beschäftigten<br />

besprochen. Aber auch das E<strong>in</strong>fache von <strong>der</strong> Seele reden sollte hier Platz f<strong>in</strong>den.<br />

(vgl. Kratz, 2006, S.62)<br />

Ich persönlich glaube, fast e<strong>in</strong> je<strong>der</strong> Mitarbeiter hat etwas was ihm schon längere<br />

Zeit am Herzen liegt. Nun ist Zeit und Platz dafür. Es wäre nicht im S<strong>in</strong>ne <strong>des</strong><br />

DGKP Michael We<strong>in</strong>ig Son<strong>der</strong><strong>aus</strong>bildung für Intensivpflege 2007/2008 20


Jahresgesprächs diese D<strong>in</strong>ge stillzuschweigen. Früher o<strong>der</strong> später muss man sie<br />

sowieso loswerden also warum nicht gleich jetzt im Rahmen dieses Gesprächs.<br />

7.3.5 Phase V: Abschluss und Protokollierung<br />

S<strong>in</strong>d alle Themen <strong>in</strong> Ruhe besprochen und gibt es ke<strong>in</strong>e offenen Fragen mehr, so<br />

kann das Jahresgespräch abgeschlossen werden. An dieser Stelle wird das<br />

Gespräch protokolliert. <strong>Das</strong> Protokoll wird <strong>in</strong> Absprach bei<strong>der</strong> Seiten, unter<br />

Berücksichtigung <strong>der</strong> Gesprächsnotizen erstellt. Es zeigt sich als äußerst wertvoll,<br />

im Verlauf <strong>des</strong> Gespräches immer wie<strong>der</strong> kurz nie<strong>der</strong>zuschreiben, was<br />

besprochen und diskutiert wurde. Protokolliert werden <strong>aus</strong>schließlich<br />

Gesprächsergebnisse. Durch das Unterschreiben <strong>des</strong> Protokolls von<br />

Arbeitnehmer und Vorgesetzten wird das E<strong>in</strong>verständnis dazu gegeben. In den<br />

meisten Unternehmen werden die Aufzeichnungen nicht zur Personalakte gelegt<br />

son<strong>der</strong> bis zum nächsten Jahresgespräch, unter E<strong>in</strong>haltung <strong>des</strong> Datenschutzes<br />

aufbewahrt und danach vernichtet. (vgl. Schambortski, 2006, S.70f)<br />

Die Protokollierung ist im Pr<strong>in</strong>zip ke<strong>in</strong>e große Sache. E<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache<br />

handschriftliche Aufzeichnung wenn möglich auf e<strong>in</strong>em Vorgedruckten,<br />

strukturierten Protokoll ist völlig <strong>aus</strong>reichend. Somit ist das Jahresgespräch als<br />

erfolgreich beendet zu bezeichnen.<br />

7.4 Positive Effekte <strong>des</strong> Jahresgesprächs<br />

<strong>Das</strong> Outcome e<strong>in</strong>es Jahresgesprächs ist mehr o<strong>der</strong> weniger <strong>der</strong> Gradmesser<br />

dafür, ob e<strong>in</strong> partnerschaftliches und strukturiertes Gespräch unter E<strong>in</strong>haltung<br />

e<strong>in</strong>es Leitfadens stattgefunden hat o<strong>der</strong> nicht. Normalerweise können dann<br />

mehrere positive Ergebnisse aufgezeigt werden.<br />

E<strong>in</strong>ige Beispiele von positiven Effekten:<br />

Gründung e<strong>in</strong>er Vertrauensbasis, die durch e<strong>in</strong>e <strong>aus</strong>geglichene<br />

Gesprächskultur zwischen Vorgesetzten und Beschäftigten gekennzeichnet ist.<br />

Steigerung <strong>der</strong> Motivation <strong>der</strong> Mitarbeiter mit dementsprechen<strong>der</strong><br />

Arbeitszufriedenheit durch Zielvere<strong>in</strong>barungen.<br />

DGKP Michael We<strong>in</strong>ig Son<strong>der</strong><strong>aus</strong>bildung für Intensivpflege 2007/2008 21


Verbesserung <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>qualität durch gezielte Fort- und Weiterbildung <strong>der</strong><br />

Mitarbeiter.<br />

Gezielter E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong> Fähigkeiten e<strong>in</strong>zelner Mitarbeiter und dadurch Erhöhung<br />

<strong>der</strong> Wirtschaftlichkeit.<br />

Positive Me<strong>in</strong>ungsvertretung <strong>der</strong> Mitarbeiter nach außen mit resultieren<strong>der</strong><br />

Verbesserung <strong>der</strong> öffentlichen Me<strong>in</strong>ung e<strong>in</strong>es Unternehmens. (vgl. Handler<br />

und Unterberger, 2003, S.21f)<br />

Wenn dies alles und noch mehr durch e<strong>in</strong> Jahresgespräch geför<strong>der</strong>t werden kann,<br />

dann wird das <strong>Mitarbeitergespräch</strong>e wohl zu e<strong>in</strong>em festen Bestandteil <strong>der</strong><br />

Unternehmungsführung werden. Mit <strong>der</strong> Zeit kann man wohl auch Skeptiker davon<br />

überzeugen sich auf e<strong>in</strong> <strong>Mitarbeitergespräch</strong> e<strong>in</strong>zulassen. Und unter E<strong>in</strong>haltung<br />

bestimmter Regeln bei<strong>der</strong>seits, kann im Grund genommen nichts schief gehen.<br />

8. Zusammenfassung<br />

<strong>Mitarbeitergespräch</strong>e s<strong>in</strong>d Gespräche zwischen Arbeitnehmer und Vorgesetzten<br />

zu bestimmten Anlässen o<strong>der</strong> Themen die das Arbeitsverhältnis und das<br />

Arbeitsumfeld betreffen. Es gibt viele verschiedene Arten die oft unter dem<br />

Synonym <strong>Mitarbeitergespräch</strong> verwendet werden. <strong>Das</strong> Jahresgespräch zählt aber<br />

wohl zu den bedeutendsten und am häufigsten durchgeführten<br />

<strong>Mitarbeitergespräch</strong>en. Es sollte e<strong>in</strong>mal im Jahr nach Vorankündigung durch den<br />

jeweiligen Vorgesetzten erfolgen. Beg<strong>in</strong>nend an <strong>der</strong> Führungsebene bis h<strong>in</strong>ab<br />

zum e<strong>in</strong>zelnen Mitarbeiter <strong>des</strong> gehobenen Dienstes <strong>der</strong> Gesundheits- und<br />

Krankenpflege. Nach dementsprechen<strong>der</strong> bei<strong>der</strong>seitiger Vorbereitung kann e<strong>in</strong><br />

konstruktives Gespräch zwischen Vorgesetzten und Mitarbeiter erfolgen. Es<br />

beg<strong>in</strong>nt mit <strong>der</strong> Rückschau auf das vergangene Jahr und endet mit dem<br />

Vere<strong>in</strong>baren von Zielen für das kommende Arbeitsjahr. Nebenbei werden Lob und<br />

Kritik von beiden Seiten geäußert. Nach <strong>der</strong> Protokollierung ist das<br />

Jahresgespräch beendet und die Aufzeichnungen werden bis zum nächsten<br />

Gespräch vom Vorgesetzten sicher, unter E<strong>in</strong>haltung <strong>des</strong> Datenschutzes,<br />

verwahrt.<br />

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass <strong>Mitarbeitergespräch</strong>e, egal <strong>in</strong><br />

welcher Art, sich grundsätzlich nur positiv auf das Arbeitsklima <strong>aus</strong>wirken können.<br />

DGKP Michael We<strong>in</strong>ig Son<strong>der</strong><strong>aus</strong>bildung für Intensivpflege 2007/2008 22


Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> Reden ist aber oftmals gar nicht so e<strong>in</strong>fach, vor allem wenn es sich<br />

um konstruktive Unterhaltungen zu bestimmten Themen o<strong>der</strong> Anlässen handelt.<br />

Vor allem, wenn diese mit dem unmittelbar Vorgesetzten als Gesprächspartner<br />

geführt werden. Hierbei ist es meist hilfreich, wenn Gespräche von e<strong>in</strong>em<br />

Leitfaden o<strong>der</strong> Ähnlichen gestützt werden. Der Gesprächspartner behält den roten<br />

Faden und kann sich besser auf den Inhalt konzentrieren. Gegenseitige<br />

Wertschöpfung und Respekt sollten me<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ung nach Grundpr<strong>in</strong>zipien im<br />

Leben se<strong>in</strong>, die natürlich im <strong>Mitarbeitergespräch</strong> beson<strong>der</strong>en Stellenwert und<br />

Wichtigkeit haben. Als Arbeitnehmer muss man neben den Chancen aber auch<br />

von etwaigen Risiken wissen, da diese meist im Vorfeld erkennbar, und dadurch<br />

bee<strong>in</strong>flussbar bzw. vermeidbar s<strong>in</strong>d. All dies ist natürlich sehr von <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en<br />

Akzeptanz solcher Gespräche im Unternehmen bzw. Krankenh<strong>aus</strong> abhängig. Ist<br />

diese nicht gegeben, muss e<strong>in</strong> großes Stück an Arbeit im S<strong>in</strong>ne <strong>des</strong> vertraut und<br />

bekannt machen vorab erst geleistet werden. Ansonsten bleiben<br />

<strong>Mitarbeitergespräch</strong>e e<strong>in</strong> bürokratisches Muss ohne messbaren Outcome.<br />

Abschließend noch me<strong>in</strong>e persönliche Me<strong>in</strong>ung dazu. Nach dem ich mich <strong>in</strong> den<br />

letzten Wochen und Monaten <strong>in</strong>tensiv mit <strong>Mitarbeitergespräch</strong>en beschäftigt habe,<br />

ist me<strong>in</strong>e Akzeptanz solchen Gesprächen gegenüber deutlich gestiegen. Nicht nur<br />

das Jahresgespräch gew<strong>in</strong>nt für mich deutlich an Bedeutung, ne<strong>in</strong> auch an<strong>der</strong>e<br />

Arten von <strong>Mitarbeitergespräch</strong>en wie z.B. die Dienstbesprechung als<br />

Informationsgespräch sehe ich nun auch <strong>aus</strong> verschiedenen Blickw<strong>in</strong>keln. <strong>Das</strong>s<br />

konstruktive und sachliche Kommunikation gerade im gehobenen Dienst <strong>der</strong><br />

Gesundheits- und Krankenpflege nicht Alltag ist steht außer Zweifel. Zu verbissen<br />

halten wir an hierarchischen Führungsstrukturen fest und lassen wenig Mitwirken<br />

<strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Arbeitnehmer zu. Warum? Je<strong>der</strong> Mitarbeiter hat doch Potential für<br />

Verbesserungen und oftmals kennen Vorgesetzte die eigentlichen Probleme an<br />

<strong>der</strong> Basis nicht. Woher auch wenn sie ihnen ke<strong>in</strong>er mitteilt. Sollten wir nicht alle an<br />

e<strong>in</strong>em Strang ziehen? Vielerorts zeigen Arbeitnehmer gar ke<strong>in</strong>e Neigung mehr<br />

sich auf betriebliche Diskussionen und Gespräche e<strong>in</strong>zulassen, da diese über<br />

e<strong>in</strong>en längeren Zeitraum durch den Vorgesetzten sofort erstickt wurden bevor sie<br />

aufgeflammt s<strong>in</strong>d. Diese Strategie wird dann leicht auf junge und motivierte<br />

Mitarbeiter weitergegeben und so beißt sich sprichwörtlich die Katze <strong>in</strong> den<br />

Schwanz.<br />

DGKP Michael We<strong>in</strong>ig Son<strong>der</strong><strong>aus</strong>bildung für Intensivpflege 2007/2008 23


Mit <strong>der</strong> gebündelten Kraft e<strong>in</strong>es ganzen Teams ist es auf jeden Fall leichter <strong>in</strong><br />

Zukunft wirtschaftlich zu überleben als durch altmodische Führungsstrukturen die<br />

nicht mehr <strong>der</strong> heutigen Zeit entsprechen.<br />

9. Literaturverzeichnis<br />

BREISIG T (2001): Arbeitnehmer im <strong>Mitarbeitergespräch</strong>. Grundlagen und<br />

Tipps für den Erfolg. Bund Verlag, Frankfurt am Ma<strong>in</strong><br />

HAAS-SCHRANZHOFER C (2003): Mitarbeiterför<strong>der</strong>gespräch als<br />

Führungs<strong>in</strong>strument. http://www.oegkv.at/uploads/media/FBA_Haas-<br />

Schranzhofer_Christ<strong>in</strong>e.pdf<br />

HANDLER M und UNTERBERGER F (2003): <strong>Das</strong> strukturierte<br />

<strong>Mitarbeitergespräch</strong>. http://www.oegkv.at/uploads/media/handlerunterberger.pdf<br />

KRATZ H (2006): 30 M<strong>in</strong>uten für zielorientierte <strong>Mitarbeitergespräch</strong>e. GABAL<br />

Verlag, Offenbach<br />

LIGNIEZ G (2003): Modell <strong>der</strong> Mitarbeiterführung und Mitarbeitermotivation im<br />

Handwerklichen Kle<strong>in</strong>- und Mittelbetrieben. http://www.ligniez.de<br />

SCHAMBORTSKI H (2006): <strong>Mitarbeitergespräch</strong>e <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>. Praktischer<br />

Rathgeber für das Management. Urban & Fischer Verlag, München<br />

10. Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildung 1: Reihenfolge <strong>der</strong> Jahresgespräche <strong>in</strong> Unternehmen 8<br />

Abbildung 3: Ablauforganisation e<strong>in</strong>es Jahresgesprächs 15<br />

Abbildung 2: Annerkennung und Leistungsbereitschaft 16<br />

Abbildung 4: Muster e<strong>in</strong>er Dienstvere<strong>in</strong>barung für das Jahresgespräch 17<br />

Abbildung 5: Ablauf e<strong>in</strong>es Jahresgespräch 20<br />

DGKP Michael We<strong>in</strong>ig Son<strong>der</strong><strong>aus</strong>bildung für Intensivpflege 2007/2008 24


11. Ei<strong>des</strong>stattliche Erklärung<br />

Hiermit erkläre ich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig, ohne<br />

unzulässige Hilfe Dritter und ohne Benutzung an<strong>der</strong>er als <strong>der</strong> angegebenen<br />

Hilfsmittel angefertigt habe.<br />

Die <strong>aus</strong> an<strong>der</strong>en Quellen direkt o<strong>der</strong> <strong>in</strong>direkt übernommenen Daten s<strong>in</strong>d unter<br />

Angabe <strong>der</strong> Quellen gekennzeichnet.<br />

_________________________________________________________________<br />

Datum, Vorname und Name<br />

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