Arbeitsbelastung - Lehrerinnen und Lehrer Bern LEBE

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dossier schulpraxis 9 Einerseits können die Betroffenen dem berufsbedingten Verschleiss selbst entgegenwirken… …andererseits verlangen die Studien nach bildungspolitischen Reformen und Massnahmen von Seiten des Arbeitgebers. Stress- und Zeitmanagement- Trainings können wertvolle Fähigkeiten im Umgang mit Arbeitsbelastung vermitteln. Selbstinduzierte Massnahmen Diese sind ohne Kostenfolge oder mit geringem finanziellen Aufwand umsetzbar. Sie können zudem rasch angegangen werden, da es keiner gesetzlichen Änderung bedarf. • Ergonomie und Arbeitsökonomie: Optimieren der Gesundheitsvorsorge, um die psychische und physische Leistungsfähigkeit zu erhalten. Grenzen setzen, Mut zum Nein-Sagen. • Zeit- und Selbstmanagement: Klare Abgrenzung und strikte Prioritätensetzung. Wie optimiert man einen Arbeitstag? Wie viel Vorbereitungszeit für eine Unterrichtslektion aufwenden? • Beziehungsgestaltung zwischen Schüler – LehrerInnen – Eltern und LehrerInnen – Kollegium, wirksame Teamarbeit fördern, neue Wege in kooperativem Lehren gehen. • Intelligentes Schulmanagement: Effektivere Konferenzen, Teamfortbildung, Synergien nutzen, Abbau von Verwaltungsaufwand. Fremdinduzierte Massnahmen • Niederschwellige Beratung für LehrerInnen durch die Schulleitung, kantonale Behörden, Anlaufstellen in Gemeinden. Die Beratung muss in jedem Fall neutral sein, d.h. sie soll nicht etwa ans Mitarbeitergespräch gekoppelt sein. • Synergien nutzen: einheitliches Schulmodell für die ganze Schweiz, Taktstundenpläne, Tagesschulstrukturen, Überdenken der Zusatzaufgaben. • Administrative Unterstützung durch Hilfspersonal und Entlastung in ausserunterrichtlichen Bereichen (Sekretariat, Sozialarbeit, Psychologie, Lernhilfe, etc.). LehrerInnen sollen sich auf ihre Kernkompetenz, das Unterrichten, konzentrieren können. Eine Bürokraft pro Schule kostet weniger als eine zusätzliche oder eine frühpensionierte Lehrkraft (vgl. auch «Bildungsbericht» Sekundarstufe). • Reformen bremsen: Den mit Schulreformen, Leitbildern und Evaluationen verbundenen Organisationsaufwand reduzieren. Radikaler: vorübergehender Reformstopp zugunsten einer vertrauenbildenden Konsolidierungsphase. • Stärkere Selektion und Aufklärung der Interessenten für den Lehrberuf. Die Vorstellungen vieler PH-AbsolventInnen und die Realität erfahrener Berufsleute klaffen noch zu oft auseinander. • Bildungsausgaben: keine prozentuale Schmälerung nach unten; Löhne der Grund- und Mittelstufe verbessern, Berufsbild stärken, Qualität verbessern. Hilfe zur Selbsthilfe An erster Stelle steht ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Arbeit und Erholung. In akuten Stresssituationen ist es hilfreich, sich mittels Unterstützung von Kolleginnen und Kollegen oder von der Schulleitung von Aufgaben zu entlasten. Auch ein gesunder Lebensstil bezüglich Ernährung, Bewegung und Schlafhygiene stärkt die Stressresistenz und Belastbarkeit. Stress- und Zeitmanagementtrainings können wertvolle Fähigkeiten im Umgang mit Arbeitsbelastung vermitteln. Wichtig ist es zudem, sich regelmässig selbst den Spiegel vorzuhalten: Inwieweit stehen persönliche Ziele im Einklang mit den Möglichkeiten und Perspektiven des Berufs? L E H R E R I N N E N U N D L E H R E R B E R N E n s e i g n a n t e s e t e n s e i g n a n t s B e r n E
dossier schulpraxis 10 Zeitaufwand erfassen In der Jahresplanung sind schulische Aktivitäten und Freizeitgestaltung aufeinander abzustimmen. Es ist zu fragen, ob nicht eine Zurücknahme der eigenen Arbeitskraft sinnvoll ist. Man sollte mehr Mut haben zum Nein-Sagen: klare Abgrenzung gegenüber Aufgaben, die nicht im Pflichtenheft/Dienstauftrag stehen. Das Führen einer Arbeitszeitkontrolle ist zu empfehlen. Vor 15 Jahren galt ein Pflichtpensum/Unterrichtspensum von 27 bis 30 Lektionen als 100% Arbeitspensum. Dann kam eine neue Definition der Arbeitszeit. Das gleiche Pflichtpensum (sogar noch um eine Lektion erhöht) galt plötzlich nur noch als 85% Arbeitspensum, damit man die übrigen Aufgaben unterbringen konnte. Die Ausweitung der Zeugnisse hat u.a. dazu geführt, dass diese von den ausserschulischen Institutionen angezweifelt werden. Bewertungen reduzieren Früher genügten Zeugnisse zur Beschreibung von Schulleistungen: ein Schuljahr, eine Seite. Das genügte gewissen Schulfunktionären 2003 nicht mehr, denn das Kind sei mehr als ein knappes Dutzend Zahlen. Die Beurteilungen wurden ausgeweitet. Leistungen sollten differenzierter und qualifizierter bewertet werden. Mit entsprechendem Mehraufwand für die LehrerInnen, der nicht honoriert wurde. Die Ausweitung der Zeugnisse hat u.a. dazu geführt, dass diese von den ausserschulischen Institutionen angezweifelt werden. Lehrmeister vieler Firmen machen mittlerweile zusätzlich eigene Leistungstests. Die Probleme mit SCHÜ- BE sind ein Lehrbeispiel dafür, wie für Lehrpersonen Mehraufwand generiert wird. Der Freiburger Heilpädagoge Winfried Kronig kommt zum Schluss, dass Leistungsbeurteilung und Leistung zu oft nicht übereinstimmen (Kronig, Die systematische Zufälligkeit des Bildungserfolgs). Konferenzen überdenken Endlose Diskussionen an Gesamtlehrerkonferenzen mit 20 oder mehr Lehrkräften sind Zeitfallen. Bewährt haben sich in vielen Kollegien Stufen- und Fachkonferenzen und die Zusammenarbeit in Projekt- und Arbeitsgruppen. Dort werden Vorschläge erarbeitet, welche zur Abstimmung an die Gesamtlehrerkonferenz kommen. Über die Arbeit in kleinen Gruppen, die Zahl der Konferenzen, Inhalte, Dauer, Protokolle und Verfahren wäre nachzudenken und zu überlegen, wie man diese vereinfachen, kürzen und straffen könnte. Ein gutes soziales Klima im Kollegium ist der wichtigste entlastende Faktor. Unterstützung im Kollegium Eine gute Zusammenarbeit im Kollegium gibt LehrerInnen Halt, Anerkennung und das Gefühl, mit ihren Problemen nicht allein zu sein. Probleme des kollegialen Zusammenhaltes betreffen vor allem den Umgang mit von aussen an die Schule herangetragener Kritik an einzelnen LehrerInnen. Offenbar verfügen nur wenige Schulen – im Sinne eines Qualitätsmanagements – über Prozesse, solche Kritik konstruktiv aufzunehmen, ohne dabei Spaltungstendenzen innerhalb des Kollegiums zu fördern. Ein weiterer Schwachpunkt in den Kollegien ist die sog. «Dysfunktionale Interaktion» verschiedener Gruppen. U. Schaarschmidt hat diese in seinem Modell «Magisches Dreieck der Lehrergesundheit» wie folgt dargestellt: hier die überengagierten, perfektionistischen LehrerInnen (Typ A), dort die eher zurückgezogenen Kollegen (Typ S). L E H R E R I N N E N U N D L E H R E R B E R N E n s e i g n a n t e s e t e n s e i g n a n t s B e r n E
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