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Download - Institut für Tierökologie und Naturbildung

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1980er-Jahren erfolgten besonders reproduktive Jahrgänge<br />

in immer kürzeren Abständen, wie die Jahresabschüsse<br />

zeigen. Der Abschuss im Wildschutzgebiet erreichte<br />

schließlich im Jagdjahr 2001/02 mit 101 erlegten Sauen<br />

seinen bisherigen Höhepunkt.<br />

Die aufgr<strong>und</strong> des Außenzaunes weitgehend geschlossene<br />

Population lohnt auch hier eine detaillierte Auswertung<br />

der Jagdstrecken. Dabei werden wiederum die<br />

Sturmwurfereignisse 1990 als Marke <strong>für</strong> entscheidende<br />

Veränderungen im Lebensraum betrachtet. Vor allem<br />

auf den nicht geräumten kleineren Sturmwurfblößen<br />

waren plötzlich hervorragende Einstände (Deckung <strong>und</strong><br />

Ruhe) entstanden. Die geräumten Sturmwurfblößen<br />

entwickelten sich innerhalb weniger Jahre durch schnell<br />

aufwachsende Brombeerdickichte ebenfalls zu geeigneten<br />

Einständen.<br />

In den elf Jahren vor dem Sturmwurf (1980/811990/91)<br />

wurden 217 Sauen erlegt; 75,0% des Abschusses waren<br />

Frischlinge. Der Anteil an mehrjährigen Stücken lag<br />

bei insgesamt 7,8%, wobei doppelt so viele Bachen wie<br />

Keiler erlegt wurden. In der Verteilung der Geschlechter<br />

ist dabei jedoch zu berücksichtigen, dass trotz des Außenzaunes<br />

Abwanderungen gerade von ein jährigen wie<br />

mehrjährigen Keilern immer wieder erfolgen.<br />

In den elf Jahren nach dem Sturmwurf (1991/922001/<br />

02) wurden 382 Sauen erlegt; der Abschuss hat sich annähernd<br />

verdoppelt. 67,8% der Jagdstrecke waren Frischlinge.<br />

Der Anteil an mehrjährigen Stücken lag bei insgesamt<br />

6,3%, wobei abermals doppelt so viele Bachen wie Keiler<br />

erlegt wurden. In den elf Jahren nach den Sturmwürfen<br />

haben sich vor allem die Überläuferabschüsse mehr als<br />

verdoppelt (Steigerung um 160% von 38 erlegten Überläufern<br />

auf 99 Überläufer), während sich die Frischlingsabschüsse<br />

um 60% steigerten (Steigerung von 162 erlegten<br />

Frischlingen auf 259 Frischlinge).<br />

Bejagung des Schwarzwildes<br />

Die Bejagung des Schwarzwildes stellt in Kranichstein<br />

an den Jäger besonders hohe Anforderungen. Zum einen<br />

muss die Jagd Verhalten <strong>und</strong> Raumnutzung der übrigen<br />

Schalenwildarten, hier vor allem Rotwild <strong>und</strong> Damwild,<br />

berücksichtigen. Im Vordergr<strong>und</strong> steht dabei die möglichst<br />

geringe Störwirkung auf die Hirscharten. Andererseits<br />

muss der enorm gestiegene Schwarzwildbestand<br />

reduziert werden. Erschwerend erweist sich die Nähe zur<br />

Stadt Darmstadt mit zahlreichen Waldbesuchern. Bewährt<br />

hat sich in Kranichstein eine Kombination aus Ansitzjagd<br />

<strong>und</strong> einer im Spätherbst durchgeführten Bewegungsjagd.<br />

Für die Bewegungsjagd werden ausschließlich <strong>für</strong><br />

Schwarzwild geeignete niederläufige, laut jagende H<strong>und</strong>e<br />

(Terrier, Teckel, Bracken, Wachtel) eingesetzt.<br />

Die Jagd an der Kirrung führte in Kranichstein zu<br />

keiner Zeit zu großen Erfolgen, berücksichtigt man den<br />

Brechender Keiler.<br />

damit verb<strong>und</strong>enen Aufwand <strong>und</strong> die negativen Rückkopplungen.<br />

Deshalb wurde die Jagd an der Kirrung<br />

bis zum Jahr 1998 sehr zurückhaltend betrieben <strong>und</strong><br />

schließlich im Jagdjahr 1998/99 gänzlich eingestellt. Die<br />

Erfahrungen zeigten, dass die Jagd an der Kirrung nur<br />

in Fehlmastjahren Erfolge brachte. Doch auch dann wurden<br />

nicht mehr als zwei Kirrungen im gesamten Gebiet<br />

unterhalten (weniger als 1 Kirrung je 200 ha Wald!). Die<br />

Kirrungen lagen ausschließlich innerhalb von Kulturzäunen,<br />

die den übrigen Schalenwildarten nicht zugänglich<br />

waren. Damit war eine gewisse räumliche Trennung, vor<br />

allem aber eine Unzugänglichkeit der Lockfuttermittel<br />

(in der Regel Mais) <strong>für</strong> alle anderen Schalenwildarten<br />

gewährleistet.<br />

Das Jagdkonzept zeigt eindrucksvolle Erfolge:<br />

Schwarzwild ist in Kranichstein tagaktiv. Dadurch ist es<br />

möglich, Sauen sehr selektiv bei gutem Licht während der<br />

Nahrungssuche in den Altholzbeständen vom Ansitz aus<br />

– ohne zusätzliche Lockfuttermittel zu erlegen. Gezielt<br />

wird dort gejagt, wo sich Schwarzwild aufgr<strong>und</strong> der natürlicherweise<br />

vorhandenen Nahrung bevorzugt aufhält: in<br />

Beständen mit Brombeerdickichten bei Brombeerreife,<br />

in Roteichenbeständen, sobald die ersten Eicheln fallen,<br />

in Buchen- <strong>und</strong> Eichenbeständen bei entsprechender<br />

Baummast <strong>und</strong> auf Wiesen im späten Frühjahr <strong>und</strong> frühen<br />

Sommer, wenn die Sauen gezielt junge Gräser <strong>und</strong> Kräuter<br />

aufnehmen oder im Boden brechen. Nach Möglichkeit

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