Download - Institut für Tierökologie und Naturbildung
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Alte Laubwälder prägen das Wildschutzgebiet.<br />
Karte 6: Die heutige Wald- <strong>und</strong> Wiesen-Verteilung im<br />
Wildschutzgebiet.<br />
aufgedüngt <strong>und</strong> intensiver genutzt. Als Folge davon sind<br />
einige Pflanzenarten der Sumpf- <strong>und</strong> Moorlebensräume<br />
(wie fast überall in Südhessen) verschw<strong>und</strong>en. Die Lage<br />
der Wiesen weit abseits der bäuerlichen Siedlungen lohnte<br />
aber keine großflächigen Meliorationen. So werden die<br />
meisten Waldwiesen aus dem 16. Jahrh<strong>und</strong>ert auch heute<br />
noch gepflegt wie vor Jahrh<strong>und</strong>erten. Die größeren Wiesen<br />
wie Rottwiese, Kernwiese <strong>und</strong> Hengstriedwiese sind<br />
überwiegend an Landwirte verpachtet, das Heu wird als<br />
Futter <strong>für</strong> Pferde <strong>und</strong> extensive Rinderrassen verwendet.<br />
Auf den kleineren Waldwiesen erfolgt teilweise <strong>und</strong> je<br />
nach Futterbedarf eine jahrweise Heunutzung, während<br />
in ungünstigen Jahren z.B. mit feuchter Witterung einige<br />
Flächen auch brachliegen oder manuell gepflegt bzw.<br />
gemulcht werden müssen. Es handelt sich insgesamt um<br />
eine jahrh<strong>und</strong>ertealte extensive Grünlandbewirtschaftung,<br />
vorwiegend mit einschüriger Heunutzung, zeitweilig aber<br />
auch mittels Extensivweide <strong>und</strong> als Wildäsungsfläche. Aus<br />
Karte 6 ist die aktuelle Nutzung mit der heutigen Wald-<br />
Wiesenverteilung zu ersehen. Die skizzierte kulturgeschichtliche<br />
Entwicklung des Gebietes <strong>und</strong> insbesondere<br />
die behutsame Wiesennutzung sind die Gr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> die<br />
heutige außerordentliche ökologische Reichhaltigkeit.<br />
4.1.4 Fauna<br />
Die über Jahrh<strong>und</strong>erte anhaltende extensive Nutzung<br />
des Waldes, die Förderung <strong>und</strong> der Schutz des Altbaumbestandes<br />
sowie die bis ins 16. Jahrh<strong>und</strong>ert zurückzuverfolgende<br />
extensive Wiesennutzung haben eine besonders<br />
reichhaltige Tierwelt geschaffen <strong>und</strong> erhalten. Es sind<br />
vor allem Arten lichtliebender alter Laubwälder, die <strong>für</strong><br />
das Gebiet typisch <strong>und</strong> gleichzeitig im überregionalen<br />
Kontext besonders bemerkenswert sind. Seit 1990 wurde<br />
durch das Verfahren der Lichtbaumsukzession die Wiederbesiedlung<br />
der Sturmwurfblößen besonders naturnah<br />
geprägt. Es erfolgten seither mehrfach detaillierte<br />
Erhebungen zur Fauna des Gebietes, die im Rahmen des<br />
Lebensraumgutachtens Wildschutzgebiet Kranichstein als<br />
Teil 1 „Zoologische Untersuchungen eines Waldlebensraumes<br />
zwischen 1986 <strong>und</strong> 2003“ zusammengeführt sind.<br />
4.2 Bestand, Raumnutzung <strong>und</strong><br />
Verhalten des Schalenwildes<br />
Vier Schalenwildarten leben heute im Wildschutzgebiet<br />
Kranichstein, die sich in ihrer nahrungsökologischen<br />
Nische <strong>und</strong> Äsung zum Teil deutlich unterscheiden. Der<br />
Rothirsch ist vom Nahrungsspektrum her die anpassungsfähigste<br />
Art. Reduziert sich die verfügbare Nahrung auf<br />
faserreichere Pflanzenarten, ist der Damhirsch besser als<br />
Rothirsch <strong>und</strong> Reh in der Lage, die Nahrung energetisch<br />
günstig aufzuschließen. Das Reh nutzt zwar ebenfalls ein<br />
großes Nahrungsspektrum, ist darauf jedoch auch angewiesen.<br />
Die nahrungsökologische Anpassungsfähigkeit<br />
des Rehwildes ist im Vergleich zu den beiden größeren<br />
Hirscharten eingeschränkt. Die stärker spezialisierte<br />
Anpassung kann in äsungsärmeren Jahreszeiten zu Engpässen<br />
in der Äsungsverfügbarkeit führen <strong>und</strong> wirkt sich