04.11.2013 Aufrufe

Download - Institut für Tierökologie und Naturbildung

Download - Institut für Tierökologie und Naturbildung

Download - Institut für Tierökologie und Naturbildung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

201<br />

damit die Stabilisierung <strong>und</strong> Ausbreitung der ökologisch<br />

herausragenden Pfeifengraswiesen <strong>und</strong> Borstgrasrasen<br />

wider. Eine gleichsinnig positive Entwicklung ist auch auf<br />

den beiden anderen großen Waldwiesen, der Kernwiese<br />

<strong>und</strong> der Hengstriedwiese, zu beobachten.<br />

Pflege- <strong>und</strong> Entwicklungsziele als Anforderungen der<br />

FFH-Richtlinie<br />

Das Wildschutzgebiet Kranichstein ist Teil des 2.130 ha<br />

umfassenden FFH-Gebietes „Kranichsteiner Wald mit<br />

Hegbachaue, Mörsbacher Gr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Silzwiesen“. Besonders<br />

wertgebend sind die alten, noch auf großer Fläche<br />

vorhandenen Laubwaldbestände <strong>und</strong> die großflächigen<br />

Feuchtwiesen im Wald.<br />

Aus der Bewertung der Lebensraumsituation im<br />

Wildschutzgebiet wurden – auch unter Berücksichtigung<br />

der Lebensraumansprüche der Schalenwildarten<br />

– Pflege- <strong>und</strong> Entwicklungsziele sowie Maßnahmenkonzepte<br />

entwickelt. Deutlich wird, dass die Ansprüche der<br />

Wildtiere an ihren Lebensraum mit Naturschutzinteressen<br />

weitgehend deckungsgleich sind: Die aus Sicht der<br />

Wildarten vornehmlich zu fördernden Lebensraumtypen<br />

sind ökologisch vielfach identisch mit den aus Sicht des<br />

Arten- <strong>und</strong> Biotopschutzes bedeutsamen Flächen <strong>und</strong><br />

Lebensräumen.<br />

Als bedeutende Lebensräume sind vor allem die FFHrelevanten<br />

Lebensraumtypen Hainsimsen-Buchenwald,<br />

Waldmeister-Buchenwald, Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwald<br />

<strong>und</strong> Erlen-Eschenwälder an Fließgewässern<br />

im Wildschutzgebiet hervorzuheben. Insbesondere in den<br />

alten Waldbeständen leben überproportional viele Arten,<br />

die prioritären Schutz nach der FFH-Richtlinie genießen.<br />

Im Vordergr<strong>und</strong> steht im Wald daher die Erhaltung <strong>und</strong><br />

Sicherung (sowie auch die Entwicklung) der ökologisch<br />

besonders wertvollen Laubholz-Altbestände, Feuchtwälder<br />

sowie Bach- <strong>und</strong> Quell rinnen mit ihren zahlreichen<br />

geschützten Tier- <strong>und</strong> Pflanzenarten. Der Wertholzeinschlag<br />

soll sich auf die plenterartige Nutzung ökonomisch<br />

wertvoller Stämme konzentrieren. Der Erhalt von Höhlenbäumen<br />

hat demgegenüber Vorrang. Ziel ist die Erhaltung<br />

der Alteichen in allen Waldbeständen des Gebiets:<br />

Für alle mehr als 140 Jahre alten Eichenbestände sollte<br />

ein Bestockungsgrad von etwa 0,3 <strong>und</strong> die Erhöhung der<br />

Umtriebszeit unabhängig vom Unterstand minimales<br />

Ziel <strong>für</strong> die zukünftige Forsteinrichtung sein. Für alle<br />

oberständigen Eichen sollte eine doppelte Umtriebszeit<br />

vorgesehen werden (statt 200 Jahre 400 Jahre Endnutzungsalter).<br />

Der monetäre Ausgleich im Zuge von Kompensationsmaßnahmen<br />

bietet zudem die ökonomisch<br />

attraktive Alternative, oberständige Alteichen gruppenweise<br />

als Kernflächen aus der Nutzung zu nehmen <strong>und</strong> sie<br />

in die Zerfallsphase zu überführen. Derartige Abkommen<br />

im Sinne eines partiellen Nutzungsverzichts sind essentiell<br />

zur Erhaltung der Lebensräume <strong>für</strong> waldbewohnende<br />

Fledermäuse, höhlenbrütende Vogelarten sowie Alt- <strong>und</strong><br />

Totholzkäfer, um nur drei Artengruppen zu nennen.<br />

In den meist schattigen, bis zu 80- (bis 100-)jährigen<br />

Waldbeständen ist mittelfristig das Lichtstellen dieser<br />

Waldbestände das wichtigste maßnahmenorientierte<br />

Pflege- <strong>und</strong> Entwicklungsziel. Es empfiehlt sich darüber<br />

hinaus, zukünftige forstliche Hiebsmaßnahmen – wenn<br />

möglich – in verbissgefährdeten, verjüngungsrelevanten<br />

Bereichen zu vollziehen: Die kurzfristig wirkende höhere<br />

Verfügbarkeit von Äsung durch große Mengen an Kronentrieben<br />

<strong>und</strong> der höhere Lichtgenuss (Förderung der<br />

Bodenvegetation) reduziert den Gehölzverbiss.<br />

Entlang von Wegrändern <strong>und</strong> genauso im Bestandsinneren<br />

gewährleistet die Schaffung <strong>und</strong> Förderung von<br />

licht- <strong>und</strong> strukturreichen Waldstreifen <strong>und</strong> Waldflächen<br />

wichtige natürliche Äsungsflächen <strong>und</strong> Biotopverb<strong>und</strong>strukturen.<br />

Die Entwicklung solcher Elemente dient der<br />

ökologischen Bereicherung der Bestandsstruktur <strong>und</strong><br />

Lebensraumvielfalt. Infolge des erhöhten Lichteinfalls entwickeln<br />

sich kraut- <strong>und</strong> strauchreiche Waldinnen säume, die<br />

zu einer deutlichen Verbesserung des Äsungsangebotes <strong>für</strong><br />

Schalenwild führen, von der aber auch alle weiteren samen<strong>und</strong><br />

insektenfressenden Tierarten profitieren. Gleichermaßen<br />

gelingt dadurch eine räumlich stärkere Verteilung des<br />

Äsungsangebotes. Als positiv wirkender Effekt aus forstwirtschaftlicher<br />

Sicht reduziert sich der Schalenwildverbiss<br />

in den verjüngungsrelevanten Waldbeständen. Maßnahmen<br />

in diesem Sinne sind in den vergangenen 15 Jahren<br />

entlang der Hauptwege Kernschneise, Bornschneise <strong>und</strong><br />

Dörrwiesenschneise erfolgreich initiiert worden <strong>und</strong> lassen<br />

sich entlang beschatteter Waldwege weiter fortführen.<br />

Die zukünftige forstliche Bewirtschaftung berücksichtigt<br />

die bisher erfolgreich geführte Vorgehensweise der<br />

Förderung einer alters- <strong>und</strong> höhenstrukturierten Naturverjüngung,<br />

die im späteren Stangenholzstadium weniger<br />

schälgefährdet ist.<br />

Pflanzungen sollten die Ausnahme bleiben <strong>und</strong> sich<br />

weitgehend auf kleinräumige, gegebenenfalls gezäunte<br />

Eichenkulturen mit z. T. weiten Pflanzverbänden bzw.<br />

geschützten Einzelbäumen beschränken. In den Feuchtwäldern<br />

kann an den wenigen von Natur aus geeigneten<br />

Stellen mit größeren Zahlen an Eschenverjüngung das<br />

Aufwachsen der Esche (<strong>und</strong> ggf. der Flatterulme) durch<br />

einzelne Kleingatter gefördert werden.<br />

Als prioritäres Pflege- <strong>und</strong> Entwicklungsziel auf den<br />

Waldwiesen gilt die Erhaltung <strong>und</strong> Sicherung der ökologisch<br />

besonders wertvollen Lebensraumtypen <strong>und</strong><br />

-komplexe der Feuchtwiesen, der Seggenrieder, des<br />

mageren Frischgrünlandes <strong>und</strong> der Borstgrasrasen mit<br />

den geschützten <strong>und</strong> zahlreichen besonders zu fördernden<br />

Zielarten. Unter den Wiesenlebensräumen sind die<br />

FFH-relevanten Lebensraumtypen Pfeifengraswiesen,<br />

Borstgrasrasen, magere Glatthaferwiesen besonders hervorzuheben.<br />

Die Pflege <strong>und</strong> Bewirtschaftung der Wiesen<br />

im Wildschutzgebiet wird seit etwa 1985 erfolgreich als

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!