Download - Institut für Tierökologie und Naturbildung
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199<br />
Wildverbiss ließ dar auf schließen, dass sich die Schwerpunkte<br />
in der Raumnutzung des Schalenwildes, hier vor<br />
allem Rotwild <strong>und</strong> Damwild, verändert hatten <strong>und</strong> sich<br />
die Tiere im Bereich der Waldweiserflächen (ebenso wie<br />
in den umgebenden Waldgesellschaften) vergleichsweise<br />
sel tener aufhielten.<br />
Wildverbiss, Wildbeobachtungen, ausgetretene Wechsel<br />
<strong>und</strong> Konzentrationen an Losungsstellen wiesen darauf<br />
hin, dass sich die Raumprä ferenzen von Rotwild <strong>und</strong><br />
Damwild seit 1994 in die Sturmwurfflächen verlagert<br />
hatten. Dort hatte sich das Nahrungsangebot drei bis<br />
vier Jahre nach den Orkanen im Spätwinter 1990 durch<br />
den Lichtgenuss reichlich erhöht: Der nach Sturmwurf<br />
plötzliche hohe Lichteinfall in den bis dahin geschlossenen<br />
Waldbeständen hatte das Aufwachsen enormer Nahrungsmengen<br />
zur Folge. Besonders günstig dabei war die<br />
mosaikartige Verteilung großer <strong>und</strong> kleiner Sturmwurfflächen<br />
in weitgehend von Waldwegen ungestörten<br />
Waldbereichen. Diese üppige Schlag- <strong>und</strong> Pioniervegetation<br />
bot (<strong>und</strong> bietet) den Huftieren gleichzeitig Ruhe,<br />
Deckung <strong>und</strong> Äsung <strong>und</strong> ist daher wesentlich attraktiver<br />
als die ver gleichsweise kraut- <strong>und</strong> strauchschichtarmen<br />
Be stände des Waldes. Auch noch zehn Jahre nach den<br />
Orkanereignissen von 1990 lagen die Äsungsschwerpunkte<br />
auf den Sturmwurfflächen. Trotz der hohen Verbissintensitäten<br />
konnte sich abschnittsweise relativ schnell ein<br />
Vorwald entwickeln, der augenscheinlich von der Birke<br />
dominiert wurde, in dem jedoch auch Rotbuche, Hainbuche<br />
<strong>und</strong> Kiefer beigemengt waren. Die hier ange pflanzte<br />
Eiche hingegen wurde zumindest in den beiden Weiserflächen<br />
so stark <strong>und</strong> selektiv verbissen, dass sich die<br />
Eichenpflanzen in ihrem Höhenzuwachs nur geringfügig<br />
weiterentwickelten oder in ihrer Anzahl sogar rückläufig<br />
waren.<br />
Seit 1996 zeigte sich erneut eine leichte Zunahme des<br />
Wildverbisses in den Waldweiserflächen. Dennoch lag der<br />
Gehölzverbiss der Jahre 1996 bis 2000 noch immer um<br />
zwei Drittel niedriger als 1992 <strong>und</strong> 1993 vor den Auswirkungen<br />
der Sturmwurfereignisse.<br />
Die Rotbuche zählt in Kranichstein zu den besonders<br />
gering verbissenen Gehölzen. Sie wird fast ausschließlich<br />
im mineralstoffreichen (im Gebiet seltenen) Waldmeister-<br />
Buchen wald <strong>und</strong> auf den Sturmwurfflächen verbissen. In<br />
den Weiserflächen mit nennenswertem Anteil von Rotbuchenjungwuchs<br />
wächst die Verjüngung nahezu ungestört<br />
auf.<br />
Besonderes Interesse galt der etwa ab 1990 verstärkt<br />
zu beobachtenden verringerten Vitalität der Alteichen<br />
wie der Eichenverjüngung. Mehrere Faktoren wirkten<br />
hier gleich zeitig, wobei sich das Jahr 1997 mit starkem<br />
Raupenfraß, Spätfrösten, starkem Mehltaubefall <strong>und</strong><br />
der fortschreitenden Bodenversauerung be sonders<br />
gravierend auswirkte. Individuenreiche, mehrjährige<br />
Eichenverjüngungen finden sich ausschließlich in den<br />
lichtreichen Alteichenbeständen. Das Umfeld der Weiserfläche<br />
6 (bodensaurer Honiggras-Eichen mischwald)<br />
sowie eingeschränkt auch die Zaun-Weiserfläche 3 B<br />
(bodensaurer Eichen-Hainbu chenwald) repräsentieren<br />
die Situation der Eichenverjüngung. Besonders lichte<br />
Partien zeigen dort die individuenstärkste Eichenverjüngung<br />
mit den größten Wuchshöhen. In welchem Ausmaß<br />
das Licht die Vitalität bzw. das Vorkommen an sich beeinflusst,<br />
zeigen die Ergebnisse auf Waldweiserfläche 8. Im<br />
artenreichen Waldziest-Ei chen-Hainbuchenwald der<br />
Parzelle 8 A ist der Eichen jungwuchs, obwohl seit Jahren<br />
nicht mehr verbissen, nur in wenigen Exemplaren<br />
vertreten <strong>und</strong> zeigt kein Höhenwachstum. Bei einem<br />
Deckungsgrad von 65% in der Baumschicht <strong>und</strong> 20%<br />
in der zweiten Baumschicht ist die geringe Vitalität der<br />
jungen Eiche dort in erster Linie auf die unzureichende<br />
Lichtzufuhr zurückzuführen.<br />
Der Gehölzverbiss durch Feldhasen <strong>und</strong> Mäuse konnte<br />
sich im Gebiet bislang nicht als entscheidender Hemmfaktor<br />
<strong>für</strong> die Verjüngung der Baumarten auswirken.<br />
Auch auf Flächen mit zeitweilig starkem Mäuse- <strong>und</strong>/<br />
oder Hasenverbiss ist dieser Einflussfaktor gegenüber<br />
den anderen Faktoren (Schalenwildverbiss, Raupenfraß,<br />
Mehltau, Trockenheitsperioden, Stickstoff-Immissionen,<br />
Bodenversauerung) vernachlässigbar.<br />
Der Gehölzverbiss durch Rothirsch, Damhirsch <strong>und</strong><br />
Reh – bei einem annähernd gleichbleibenden Wildbestand<br />
von 1618 Stück Schalenwild (ohne Schwarzwild) pro 100<br />
ha – tritt seit 1994 in seinem Einfluss gegenüber den Auswirkungen<br />
mehrfacher Raupen-Kalamitäten, den Witterungseinflüssen<br />
(hier vor allem der Trockenheit) <strong>und</strong> dem<br />
ungenügenden Lichteinfall auf den meisten Waldflächen<br />
deutlich zurück. Die durch Schalenwild unbeeinflusste<br />
Entwicklung in den Zaunflächen der Waldweiserflächen<br />
zeigt die verschiedenartigen, nicht durch Wildverbiss verursachten<br />
Einflüsse. Allein im Bereich von zwei der drei<br />
Sturmwurfweiserflächen sowie deutlich sichtbar auch in<br />
einer von zehn Waldweiserflächen ist der Wildverbiss ein<br />
die Be standsentwicklung entscheidend mitbeeinflussender<br />
Faktor.<br />
Bereits fünf Jahre nach Errichtung der Waldweiserflächen<br />
wurde durch die Betrachtung der gezäunten Vergleichsflächen<br />
deutlich, dass ein moderater Wildeinfluss<br />
auf die Vegetation des Wald verbandes insgesamt positiv<br />
zu bewerten ist. Die fortschreitende Artenverarmung<br />
vor allem in den Waldbeständen der Silzaue ist auf die<br />
starke Ausbreitung konkurrenzstarker, nährstoffliebender<br />
Sträucher, Stauden <strong>und</strong> Gräser zu rückzufüh ren<br />
<strong>und</strong> spiegelt den seit Jahren ausgezäunten Einfluss<br />
der wühlenden Wildschweine <strong>und</strong> der durch Tritt <strong>und</strong><br />
Verbiss wirkenden Rothirsche, Damhirsche <strong>und</strong> Rehe<br />
wider. In keinem Waldbestand konnte bislang anhand<br />
des Vergleichs der eingezäunten Weiserfläche mit der<br />
wildzugängli chen Vergleichspar zelle das Verschwinden<br />
einer Pflanzenart durch Wildein fluss nachge wiesen<br />
werden.