Download - Institut für Tierökologie und Naturbildung
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6 Ausblick<br />
Mit dem Abschluss des Lebensraumgutachtens liegt nun<br />
mit diesem Forschungsbericht eine repräsentative <strong>und</strong> <strong>für</strong><br />
Hessen umfassende Studie zur Wechselwirkung zwischen<br />
Schalenwild <strong>und</strong> Vegetation vor. Die Ergebnisse sind<br />
sowohl <strong>für</strong> die Praxis der Forstwirtschaft als auch der<br />
Jagd- <strong>und</strong> Wildbewirtschaftung von Bedeutung. Für den<br />
Naturschutz zeigen sich bemerkenswerte Wechselwirkungen<br />
zwischen wildlebenden Huftieren <strong>und</strong> den Wald- <strong>und</strong><br />
Wiesenlebensräumen.<br />
Das Wildschutzgebiet Kranichstein war in den vergangenen<br />
20 Jahren ein außergewöhnliches Freilandlabor, in<br />
dem optimale Ausgangsbedingungen <strong>für</strong> eine intensive<br />
Praxisarbeit genutzt wurden. Der Kenntnisstand befindet<br />
sich dadurch heute auf einem außerordentlich hohen<br />
Niveau. Das wertvolle Material sollte gepflegt <strong>und</strong> durch<br />
weitere Untersuchungen ergänzt werden.<br />
Im Jahr 2004 wurden alle Weiserflächen überholt <strong>und</strong><br />
instandgesetzt. Es bietet sich daher an, das vollständig<br />
intakte Netz an Weiser- <strong>und</strong> Transektflächen weiterhin zu<br />
nutzen, um biotische wie abiotische Einflüsse <strong>und</strong> Konkurrenzsituation<br />
zwischen Wild <strong>und</strong> Vegetation fortlaufend<br />
zu dokumentieren.<br />
Das Wildschutzgebiet Kranichstein besitzt darüber<br />
hinaus durch detailliert geführte Jagdstrecken- <strong>und</strong> Wildbeobachtungsbücher<br />
hervorragende Gr<strong>und</strong>lagen, die im<br />
Lebensraumgutachten begonnenen Arbeiten zur Dynamik<br />
<strong>und</strong> Wechselwirkungen der Wildbestände sowie Fertilität<br />
<strong>und</strong> Reproduktion durch Verhaltensbeobachtungen,<br />
Markierung <strong>und</strong> altersgenaue Jagdstreckenan alysen<br />
weiter fortzuführen.<br />
Ideale Bedingungen bieten sich, vor allem das Schwarzwild<br />
in seiner Populationsdynamik näher zu betrachten:<br />
Nicht nur in Hessen sind die Schwarzwildstrecken seit<br />
1990 erheblich gestiegen. Große Anstrengungen wurden<br />
in den vergangenen Jahren landesweit unternommen, um<br />
die Schwarzwildbestände zu reduzieren <strong>und</strong> Wildschäden<br />
in der Agrarlandschaft einzudämmen. Umfangreiche<br />
Daten wurden seit 1985 zur Intensität <strong>und</strong> zum Einfluss<br />
von Schwarzwildumbruch auf geschützte Wiesengesellschaften<br />
in Kranichstein erhoben. Dabei wurde die<br />
Umbruchintensität (Häufigkeit <strong>und</strong> Flächengröße) den<br />
Standortverhältnissen (Bodenfeuchte, Nährtsoffgehalt)<br />
<strong>und</strong> der Artenzusammensetzung der Wiesengesellschaften<br />
gegenübergestellt <strong>und</strong> die Wiederbesiedlung der<br />
Roh böden nach Schwarzwildumbruch dokumentiert.<br />
Aufgr<strong>und</strong> der hohen Bedeutung des Themas unter<br />
den Aspekten „Naturschutzfachliche Bewertung von<br />
Schwarzwildumbruch in FFH-Wiesenlebensraumtypen“<br />
sowie „Wildschäden auf Wiesen: Ursachen <strong>und</strong> Vermeidung“<br />
bietet es sich an, die Datenserien unter diesen<br />
Gesichtspunkten auszuwerten <strong>und</strong> fortzuführen.<br />
Durch die nunmehr 20 Jahre andauernde fruchtbare<br />
Kooperation zwischen Wildschutzgebietsmanagement<br />
im Forstamt Darmstadt <strong>und</strong> den naturwissenschaftlichen<br />
Ökosystemforschungen wurde ein Nutzungs- <strong>und</strong> Pflegekonsens<br />
erreicht, der insbesondere in der Umsetzung<br />
des Bejagungskonzeptes <strong>und</strong> der Waldwiesenpflege als<br />
vorbildlich anzusehen ist.<br />
Nach dem gemeinsam erreichten guten Gesamtergebnis<br />
geht es in Zukunft darum, keine Verschlechterung im<br />
Ökosystem zuzulassen <strong>und</strong> das wertvolle Gebiet im definierten<br />
Sinne weiter zu entwickeln. Dabei muss vor allem<br />
eine Übernutzung der Altbaumbestände, insbesondere<br />
der Alteichenwälder, ausgeschlossen werden.<br />
Das Wildschutz gebiet Kranichstein bietet sich geradezu<br />
als Kernbereich <strong>für</strong> ein FFH-orientiertes Modellmanagement<br />
an, da hier in hervorragender Weise ökologische,<br />
forstliche, jagdliche <strong>und</strong> touristische Zielsetzungen<br />
<strong>und</strong> Maßnahmen in einem Ballungsraum miteinander<br />
verknüpft werden können. Es zeichnen sich dementsprechend<br />
auch die zukünftigen Forschungsschwerpunkte ab,<br />
die auf das vorhandene Datenmaterial <strong>und</strong> den bisherigen<br />
Erkenntnisstand aufbauen können.<br />
Alter Buchenwald im Wildschutzgebiet.