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Download - Institut für Tierökologie und Naturbildung

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195<br />

6 Ausblick<br />

Mit dem Abschluss des Lebensraumgutachtens liegt nun<br />

mit diesem Forschungsbericht eine repräsentative <strong>und</strong> <strong>für</strong><br />

Hessen umfassende Studie zur Wechselwirkung zwischen<br />

Schalenwild <strong>und</strong> Vegetation vor. Die Ergebnisse sind<br />

sowohl <strong>für</strong> die Praxis der Forstwirtschaft als auch der<br />

Jagd- <strong>und</strong> Wildbewirtschaftung von Bedeutung. Für den<br />

Naturschutz zeigen sich bemerkenswerte Wechselwirkungen<br />

zwischen wildlebenden Huftieren <strong>und</strong> den Wald- <strong>und</strong><br />

Wiesenlebensräumen.<br />

Das Wildschutzgebiet Kranichstein war in den vergangenen<br />

20 Jahren ein außergewöhnliches Freilandlabor, in<br />

dem optimale Ausgangsbedingungen <strong>für</strong> eine intensive<br />

Praxisarbeit genutzt wurden. Der Kenntnisstand befindet<br />

sich dadurch heute auf einem außerordentlich hohen<br />

Niveau. Das wertvolle Material sollte gepflegt <strong>und</strong> durch<br />

weitere Untersuchungen ergänzt werden.<br />

Im Jahr 2004 wurden alle Weiserflächen überholt <strong>und</strong><br />

instandgesetzt. Es bietet sich daher an, das vollständig<br />

intakte Netz an Weiser- <strong>und</strong> Transektflächen weiterhin zu<br />

nutzen, um biotische wie abiotische Einflüsse <strong>und</strong> Konkurrenzsituation<br />

zwischen Wild <strong>und</strong> Vegetation fortlaufend<br />

zu dokumentieren.<br />

Das Wildschutzgebiet Kranichstein besitzt darüber<br />

hinaus durch detailliert geführte Jagdstrecken- <strong>und</strong> Wildbeobachtungsbücher<br />

hervorragende Gr<strong>und</strong>lagen, die im<br />

Lebensraumgutachten begonnenen Arbeiten zur Dynamik<br />

<strong>und</strong> Wechselwirkungen der Wildbestände sowie Fertilität<br />

<strong>und</strong> Reproduktion durch Verhaltensbeobachtungen,<br />

Markierung <strong>und</strong> altersgenaue Jagdstreckenan alysen<br />

weiter fortzuführen.<br />

Ideale Bedingungen bieten sich, vor allem das Schwarzwild<br />

in seiner Populationsdynamik näher zu betrachten:<br />

Nicht nur in Hessen sind die Schwarzwildstrecken seit<br />

1990 erheblich gestiegen. Große Anstrengungen wurden<br />

in den vergangenen Jahren landesweit unternommen, um<br />

die Schwarzwildbestände zu reduzieren <strong>und</strong> Wildschäden<br />

in der Agrarlandschaft einzudämmen. Umfangreiche<br />

Daten wurden seit 1985 zur Intensität <strong>und</strong> zum Einfluss<br />

von Schwarzwildumbruch auf geschützte Wiesengesellschaften<br />

in Kranichstein erhoben. Dabei wurde die<br />

Umbruchintensität (Häufigkeit <strong>und</strong> Flächengröße) den<br />

Standortverhältnissen (Bodenfeuchte, Nährtsoffgehalt)<br />

<strong>und</strong> der Artenzusammensetzung der Wiesengesellschaften<br />

gegenübergestellt <strong>und</strong> die Wiederbesiedlung der<br />

Roh böden nach Schwarzwildumbruch dokumentiert.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der hohen Bedeutung des Themas unter<br />

den Aspekten „Naturschutzfachliche Bewertung von<br />

Schwarzwildumbruch in FFH-Wiesenlebensraumtypen“<br />

sowie „Wildschäden auf Wiesen: Ursachen <strong>und</strong> Vermeidung“<br />

bietet es sich an, die Datenserien unter diesen<br />

Gesichtspunkten auszuwerten <strong>und</strong> fortzuführen.<br />

Durch die nunmehr 20 Jahre andauernde fruchtbare<br />

Kooperation zwischen Wildschutzgebietsmanagement<br />

im Forstamt Darmstadt <strong>und</strong> den naturwissenschaftlichen<br />

Ökosystemforschungen wurde ein Nutzungs- <strong>und</strong> Pflegekonsens<br />

erreicht, der insbesondere in der Umsetzung<br />

des Bejagungskonzeptes <strong>und</strong> der Waldwiesenpflege als<br />

vorbildlich anzusehen ist.<br />

Nach dem gemeinsam erreichten guten Gesamtergebnis<br />

geht es in Zukunft darum, keine Verschlechterung im<br />

Ökosystem zuzulassen <strong>und</strong> das wertvolle Gebiet im definierten<br />

Sinne weiter zu entwickeln. Dabei muss vor allem<br />

eine Übernutzung der Altbaumbestände, insbesondere<br />

der Alteichenwälder, ausgeschlossen werden.<br />

Das Wildschutz gebiet Kranichstein bietet sich geradezu<br />

als Kernbereich <strong>für</strong> ein FFH-orientiertes Modellmanagement<br />

an, da hier in hervorragender Weise ökologische,<br />

forstliche, jagdliche <strong>und</strong> touristische Zielsetzungen<br />

<strong>und</strong> Maßnahmen in einem Ballungsraum miteinander<br />

verknüpft werden können. Es zeichnen sich dementsprechend<br />

auch die zukünftigen Forschungsschwerpunkte ab,<br />

die auf das vorhandene Datenmaterial <strong>und</strong> den bisherigen<br />

Erkenntnisstand aufbauen können.<br />

Alter Buchenwald im Wildschutzgebiet.

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