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Download - Institut für Tierökologie und Naturbildung

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193<br />

Bucheckern <strong>und</strong> Gehölztrieben die hauptsächliche Winteräsung<br />

in den Waldbeständen. Im zeitigen Frühjahr mit<br />

der Buschwindröschenblüte sind die neu austreibenden<br />

Blätter der Weißen Hainsimse, der Waldhainsimse, des<br />

Pfeifengrases <strong>und</strong> der Rasenschmiele neben den Wiesengräsern<br />

<strong>und</strong> -kräutern eine besonders begehrte Äsung.<br />

Die Naturäsung ist in Kranichstein in den Wintermonaten<br />

vollkommen ausreichend. Eine entscheidende<br />

Rolle spielt dabei jedoch die waldbauliche Gestaltung<br />

der Waldbestände (vgl. Kap. 4.5; Kap. 4.6; Kap. 5.1; Kap.<br />

5.6), die Jagdruhe (vgl. Kap. 5.7), die Wegeführung <strong>und</strong><br />

Lebensraumberuhigung (vgl. Kap. 5.1; Kap. 5.6). Der Winterverbiss<br />

an den Gehölzen gefährdet die waldbaulichen<br />

Ziele nicht (vgl. Kap. 4.3; Kap. 5.1; Kap. 5.3; Kap. 5.6).<br />

Auf eine Winterfütterung wird daher seit 1991 verzichtet.<br />

Anbieten würde es sich, das Heu der kleineren Wiesen,<br />

die nicht an Pferdehalter verpachtet sind, in den Waldsäumen<br />

entlang dieser Wiesen nach der Mahd aufzuständern.<br />

Das Heu besitzt eine gute Qualität, wird jedoch in der<br />

Regel nur in frostreichen Phasen von Rot- <strong>und</strong> Damwild<br />

angenommen.<br />

Jagd an Wildwiesen: Jagdruhe oder<br />

Schwerpunktabschuss?<br />

In der Mehrzahl der Hochwildreviere wird der Abschuss<br />

vor allem an Wildwiesen im Wald erfüllt. Hieraus ist<br />

inzwischen in nicht wenigen Revieren ein massiver Konflikt<br />

erwachsen. Ursprünglich wurden Wildwiesen mit<br />

dem Ziel angelegt, vor allem dem Rotwild in ungestörten<br />

Einständen auch während des Tages eine ausreichende<br />

Äsungsaufnahme zu ermöglichen <strong>und</strong> so Verbiss- <strong>und</strong><br />

Schälschäden in den umliegenden Waldbeständen zu<br />

vermeiden oder zumindest zu verringern. Der Jagddruck<br />

auf Rotwild auf solchen Wildwiesen <strong>und</strong> die gleichzeitige<br />

jagdliche Nutzung vieler dieser Äsungsflächen als Kirrstelle<br />

<strong>für</strong> Schwarzwild haben erhebliche Störwirkungen<br />

in den Einständen, vor allem durch die nächtliche Ansitzjagd<br />

auf Schwarzwild mitverursacht (Simon & Kugelschafter<br />

1998). Störwirkungen in der Nacht von 300500<br />

m um die Kirrstelle sind eher die Regel als die Ausnahme<br />

(Petrak 1996). Um den eigentlichen Zweck von Wildwiesen,<br />

nämlich die weitgehend ungestörte Äsungsaufnahme,<br />

zu realisieren, muss zumindest an einigen Wildwiesen<br />

Jagdruhe gelten, vor allem aber müssen die Kirrstellen<br />

in die Peripherie bzw. außerhalb der Einstandsgebiete<br />

gelegt werden. Gr<strong>und</strong>sätzlich ist dabei die Notwendigkeit<br />

<strong>und</strong> Anzahl von Kirrstellen selbstkritisch zu überprüfen.<br />

Die Anlage der Kirrstellen sollte im Übrigen in Abstimmung<br />

mit den jagdlichen Nachbarn erfolgen, um effektive<br />

Jagdstrecken zu erreichen <strong>und</strong> unnötige Konflikte zu vermeiden<br />

(vgl. Simon & Lieser 2004). Hessen hat vor dem<br />

Hintergr<strong>und</strong> dieser Problematik im Oktober 2005 mit<br />

einer geänderten Verordnung zur Wildfütterung reagiert<br />

<strong>und</strong> begrenzt die Zahl der Kirrstellen in Rotwildgebieten<br />

durchschnittlich auf eine Kirrstelle pro angefangene<br />

250 ha bejagbare Fläche <strong>und</strong> empfiehlt die Einrichtung<br />

abseits der Äsungsflächen (HMULV 2006).<br />

Im Rahmen der Jagdreviergestaltung gilt in Waldrevieren<br />

die Empfehlung, auf mindestens 2% der Revierfläche<br />

Wildwiesen zu unterhalten (Petrak 2000; Ueckermann<br />

1981; Ueckermann & Scholz 1988). Im Wildschutzgebiet<br />

Kranichstein umfassen Wiesen 10% des Lebensraumes.<br />

Insgesamt verteilen sich 13 unterschiedlich große Wiesen<br />

mit einer Gesamtfläche von 52 ha im Wildschutzgebiet.<br />

Einige wenige Wiesen werden bejagt, andere Wiesen sind<br />

gleichzeitig konsequent behandelte jagdliche Ruhezonen.<br />

Tabelle 82: Die Wiesen im Wildschutzgebiet<br />

Kranichstein<br />

Wiese<br />

Flächengröße [ha]<br />

Rottwiese 13,4<br />

Kernwiese 10,9<br />

Hengstriedwiese 6,9<br />

Kühruhwiese 6,5<br />

Kuhhirtswiese 2,1<br />

Spittalwiese 2,0<br />

Stadtförsterwiese 1,7<br />

Höllwiese 1,8<br />

Wannemacherwiese 1,0<br />

Ganswiese 0,9<br />

Hammenhanswiese 0,7<br />

Schwarzwiese 0,6<br />

Rotsuhlwiese 0,3<br />

Auf einer Waldwiese tagsüber äsendes <strong>und</strong> ruhendes<br />

Damwild.

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