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Download - Institut für Tierökologie und Naturbildung

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189<br />

noch einmal verhoffen oder sogar versuchen, das Kalb<br />

wieder zum Aufstehen zu bewegen. In diesem Moment<br />

besteht die Möglichkeit, auch das Muttertier zu erlegen.<br />

Ältere Muttertiere, die bereits mehrfach ihr Kalb durch<br />

Abschuss verloren haben, reagieren meist völlig anders.<br />

Bricht ihr Kalb im Schuss zusammen, flüchten sie ohne<br />

zu zögern in Deckung. Die Erlebnisse der Vorjahre haben<br />

sie gelehrt, dass ihr Kalb nicht mehr aufsteht. Die Erfahrungen<br />

zeigen, dass ältere Alttiere noch bis zu 80 Minuten<br />

in Deckung nahe des Abschussortes verhoffen <strong>und</strong> einige<br />

dabei auch anhaltend schrecken. Der Abschuss älterer<br />

Alttiere in Verbindung mit dem Kalb gelingt so nicht.<br />

Der selektiv geführte Abschuss von Alttieren kann<br />

erheblich zu einer besseren „Vertrautheit“ (höhere<br />

Tagaktivität, tagaktives Beäsen offener Flächen, geringe<br />

Störanfälligkeit) des Rotwildes beitragen, gleichermaßen<br />

jedoch auch – falsch ausgeübt – das „Heimlicher werden“<br />

(hohe Nachtaktivität, Meiden offener Flächen, hohe<br />

Störanfälligkeit, Raumnutzung vor allem in sichtdichten<br />

Einständen) stark fördern. Hochgradig kontraproduktiv<br />

im Sinne dieser Zielsetzung ist z.B. der Abschuss jener<br />

Alttiere, die bereits sehr früh bereit sind, auf Äsungsflächen<br />

auszutreten. Über Jahre hinweg durchgeführt,<br />

„erzieht“ man sich „heimliches Wild“ (vgl. Drechsler<br />

1998). Vielmehr ist es sinnvoll, besonders störanfällige<br />

Tiere, die meist das gesamte Rudel beunruhigen, möglichst<br />

bald zu erlegen, wie das Beispiel eines durch eine<br />

besondere Fellzeichnung eindeutig erkennbaren Alttieres<br />

in Kranichstein zeigt:<br />

Im Verlauf des August schließen sich mit dem Kräftigerwerden<br />

der Kälber die einzelnen Mutterfamilien des<br />

Rotwildes häufiger zusammen, die Rotkahlwildrudel werden<br />

dadurch größer. Der Schuss ins große Rudel sollte<br />

jetzt – wie überhaupt die Ausnahme sein, um den Überlebenden<br />

im Rudel keine negativen Jagderfahrungen zu<br />

vermitteln.<br />

Richtet sich die gesamte Jagdausübung im Revier<br />

konsequent an den hier geforderten Verhaltensweisen<br />

des Jägers aus, ist es ausnahmsweise auch möglich, Ende<br />

August/Anfang September aus größeren Rudeln (drei<br />

bis vier Mutterfamilien) Kälber herauszuschießen. Die<br />

Erfahrungen in Kranichstein haben gezeigt, dass sich der<br />

Aktionsradius des verbliebenen Rudels nur unwesentlich<br />

ändert <strong>und</strong> die Tagaktivität nicht beeinflusst wird. In der<br />

Regel ist der Schuss ins große Rudel nicht notwendig,<br />

wenn frühzeitig mit dem Abschuss begonnen wird.<br />

Sauen, Rehe, Dam-Schmalspießer <strong>und</strong> Dam-Schmaltiere<br />

werden in diesem Jagdintervall bei sich bietender<br />

Gelegenheit ebenfalls erlegt.<br />

Ab September werden auch Damkälber, Dam-Alttiere<br />

<strong>und</strong> Damhirsche bejagt.<br />

Bis zur Rotwildbrunft ist in der Regel der Rotwildabschuss,<br />

in manchen Jahren auch der Damwildabschuss,<br />

erfüllt. Die Jagd kann sich jetzt auf den Abschuss reifer<br />

Hirsche konzentrieren, der in Kranichstein aus Gründen<br />

eines lebhaften Brunfterlebnisses <strong>für</strong> Besucher erst<br />

nach der Brunft stattfindet. Das Brunftgeschehen wird<br />

Bereits als Kalb <strong>und</strong> als Schmaltier<br />

machte ein junges weibliches Tier<br />

durch sehr nervöses, übervorsichtiges<br />

Verhalten auf sich aufmerksam. Beim<br />

Abschuss seines ersten Kalbes als<br />

zweijähriges Alttier sprang es sofort<br />

ab, suchte allerdings noch 24 St<strong>und</strong>en<br />

nach dem Abschuss des Kalbes im<br />

angrenzenden, sichtdichten Waldbestand<br />

nach seinem Kalb. Nach dem<br />

Tod des Kalbes wurde das Tier noch<br />

vorsichtiger. Mittlerweile achtjährig,<br />

trat das Alttier − wenn überhaupt −<br />

erst sehr viel später aus als das übrige<br />

Rudel, während sein Kalb beim übrigen<br />

Verband bereits längere Zeit auf<br />

der Waldwiese stand. Bei einer möglichen<br />

Gefahrenquelle flüchtete das<br />

Alttier sofort. Eine gezielte Erlegung<br />

dieses „nervösen“ Alttieres ist bisher<br />

trotz großer Anstrengungen nicht<br />

gelungen. Die Mutter dieses Alttieres<br />

ist noch am Leben <strong>und</strong> zeigt ein genau<br />

gegenteiliges Verhalten. Ihre Fluchtdistanz<br />

zum Beispiel ist sehr gering.<br />

Reife Hirsche werden in Kranichstein erst nach der Brunft bejagt, um den<br />

Waldbesuchern eine möglichst eindrucksvolle Beobachtung der Brunft zu<br />

ermöglichen.

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