Download - Institut für Tierökologie und Naturbildung
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von Wildruhebereichen hat sehr entscheidend vor allem<br />
das jagdliche Verhalten dazu beigetragen. Erfahrungen<br />
aus der jagdlichen Praxis <strong>und</strong> Empfehlungen konzentrieren<br />
sich in diesem Kapitel auf das Rotwild. Es ist in<br />
Regionen mit mehreren Schalenwildarten in der Regel<br />
die Leitjagdart, nach der die Jagdausübung in Raum <strong>und</strong><br />
Zeit ausgerichtet wird (vgl. Simon & Kugelschafter 1998;<br />
Simon & Lieser 2004; Wotschikowsky & Simon 2002).<br />
Jagdpraktische Erfahrungen zur Schwarzwildbejagung<br />
sind in Ergänzung im Kap. 4.2.4 aufgeführt.<br />
Die Jagdmethode im Wildschutzgebiet Kranichstein ist<br />
eine intervallartige Ansitzjagd, die durch eine Bewegungsjagd<br />
im Spätherbst ergänzt wird. Gejagt wird in kurzen,<br />
bis zehntägigen Zeiträumen in Intervallen vor <strong>und</strong> nach<br />
der Brunft. Die Jagd endet vor Weihnachten. Abschüsse<br />
unter den Rot-Alttieren, Dam-Alttieren <strong>und</strong> Bachen<br />
erfolgen dabei selektiv. In den höheren Altersklassen<br />
im Kahlwildabschuss werden bevorzugt Alttiere erlegt,<br />
die auffallend störanfällig sind. Dagegen werden nach<br />
Möglichkeit Alttiere geschont, die vertraut sind <strong>und</strong> z.B.<br />
besonders früh am Abend bereits Waldwiesen aufsuchen.<br />
Der selektive Abschuss ist keineswegs einfach <strong>und</strong> setzt<br />
eine hohe Erfahrung im Umgang mit den Tieren, eine<br />
gute Beobachtungsgabe, individuelles Erkennen einzelner<br />
Alttiere <strong>und</strong> natürlich eine hinreichende Revierkenntnis<br />
voraus. Um eine möglichst hohe Effektivität bei der Jagd<br />
zu erreichen, orientieren sich die Jagdintervalle an den<br />
verhaltensbedingten Phasen hoher Beobachtbarkeit.<br />
Dabei werden die Jagdintervalle bei geeignetem Wetter,<br />
jedoch innerhalb eng gesteckter zeitlicher Grenzen,<br />
flexibel gehalten. Gejagt wird konsequent nur bis zum<br />
Einbruch der Dunkelheit bzw. bei Anbruch des Tages.<br />
Die Windrichtung wird bei der Auswahl der Ansitzmöglichkeiten<br />
sorgfältig berücksichtigt. Ein gepflegtes <strong>und</strong><br />
logistisch gut durchdachtes Pirschwegenetz ermöglicht<br />
ein lautloses Angehen <strong>und</strong> Verlassen der Ansitze. Voraussetzung<br />
<strong>für</strong> hohen Jagderfolg bei geringer Störwirkung ist,<br />
Der gemeinsame Abschuss von Kalb <strong>und</strong> Alttier gelingt nicht immer.<br />
In Kranichstein werden Dubletten vor allem vor der Brunft geschossen<br />
(Aufnahme: Dublette im November, Eifel).<br />
dass die Jagd nahezu ausschließlich durch einen einzigen<br />
jagdpraktisch versierten <strong>und</strong> im Revier erfahrenen Jäger<br />
durchgeführt wird. Der Abschuss durch Jagdgäste auf der<br />
Einzeljagd ist aus oben genannten Gründen die Ausnahme.<br />
Im Rahmen der Bewegungsjagd <strong>und</strong> eines gemeinschaftlichen<br />
Abendansitzes im August werden Jagdgäste<br />
in das Jagdgeschehen integriert.<br />
Auf Kirrungen wird ausnahmslos verzichtet. Nachtjagd<br />
auf Schwarzwild ist die Ausnahme, nicht die Regel. Bei<br />
starken Wiesenschäden werden Sauen nachts auf den<br />
Wiesen vom Ansitz aus gejagt. Dabei gilt es, möglichst<br />
viele Tiere aus der Rotte zu erlegen. Da die Jagd nur in<br />
Ausnahmen ausgeübt wird, bleibt sie sehr effektiv <strong>und</strong><br />
störungsarm (siehe auch Kap. 4.2.4). Der überwiegende<br />
Schwarzwildabschuss wird nach Sonnenaufgang <strong>und</strong> vor<br />
Sonnenuntergang in den Altholzbeständen vom Ansitz<br />
aus <strong>und</strong> im November im Zuge einer einzigen Bewegungsjagd<br />
erreicht.<br />
Die Strategie der Rehwildbejagung klingt einfach,<br />
bedarf in der Praxis jedoch größerer Anstrengungen:<br />
Rehe werden – unter Berücksichtigung der übrigen<br />
Schalen wildarten – vor allem in den Randbereichen<br />
geschossen.<br />
Alle Schalenwildarten werden ausschließlich vom<br />
Ansitz aus bejagt, die Pirschjagd wird nicht ausgeübt.<br />
Jagen im Intervall<br />
Der erste Intervalljagdzeitraum reicht vom 1.5.31.5. In<br />
dieser Zeit werden männliches Rehwild <strong>und</strong> Schmalrehe<br />
bejagt, bei sich bietender Gelegenheit auch Schwarzwild.<br />
Diese erste Intervalljagdphase konzentriert sich räumlich<br />
in der Peripherie des Wildschutzgebietes <strong>und</strong> auf Kulturflächen<br />
auf insgesamt 170250 ha (30% bis max. 50% der<br />
Fläche des Wildschutzgebietes). Bereiche, in denen sich<br />
Rot- oder Damwild zu dieser Zeit meist sehr standorttreu<br />
aufhält, werden bewusst gemieden.<br />
Der zweite Intervalljagdzeitraum<br />
beginnt am 1.8. <strong>und</strong> endet um den<br />
10.9. mit Beginn der Rothirschbrunft.<br />
Anfang August wird gezielt<br />
auf Rotwild gejagt. Dabei werden<br />
bevorzugt Einzeltiere bzw. Jungtiere<br />
(bei Gelegenheit <strong>und</strong> Notwendigkeit<br />
auch Kälber gemeinsam mit<br />
dem Muttertier) aus Mutterfamilien<br />
(Alttier-Schmaltier/Schmalspießer-<br />
Kalb) erlegt. Nach dem Schuss wird<br />
mindestens 30 Minuten gewartet,<br />
bevor das Stück geborgen wird.<br />
Wurde ein Kalb erlegt, so lässt sich<br />
meist beobachten, dass junge Alttiere<br />
(bis maximal zum Alter von vier<br />
Jahren) beim Abschuss ihres Kalbes