Download - Institut für Tierökologie und Naturbildung
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auch sehr schnell an ungefährliche Störungen gewöhnen<br />
kann (vgl. Haller 2002; Petrak 1996; Simon et al. 2004).<br />
Auf den gut ausgebauten Waldwegen kann der weitaus<br />
größte Teil der Besucher – Spaziergänger, Radfahrer,<br />
Jogger u.a. – gebündelt <strong>und</strong> gelenkt werden. Durch eine<br />
attraktive Gestaltung des Weges entlang der Wegsäume,<br />
dem Freistellen alter Eichen oder Eichengruppen mit zum<br />
Teil weiten Blicken in das Waldesinnere sowie Sitzgruppen<br />
<strong>und</strong> Bänken an einigen schönen Waldorten erhöhte sich die<br />
Attraktivität <strong>und</strong> Akzeptanz solcher Hauptwege zusätzlich.<br />
Der am Jagdschloss beginnende jagdhistorische Lehrpfad<br />
unterstützt die Besucherbündelung in gelungener Weise:<br />
Der Lehrpfad führt entlang des Hauptwanderweges ins<br />
Wildschutzgebiet hinein, streift dabei drei größere Waldwiesen,<br />
führt zu einer Wildbeobachtungsstation an der<br />
Rottwiese <strong>und</strong> geleitet schließlich nach etwa zwei Kilometern<br />
wieder aus dem Wildschutzgebiet heraus.<br />
Mehrere Nebenwege wurden durch Wegeberuhigung<br />
unattraktiv gestaltet, wodurch der Hauptstrom der Besucher<br />
auf den Hauptwegen verbleibt. Das jetzige Wegenetz<br />
im Wildschutzgebiet Kranichstein mit aktuell 15 lfm/ha<br />
wurde bereits vor etwa 15 Jahren im oben skizzierten<br />
Sinne in seiner Gestaltung begonnen, sodass die Belange<br />
Freizeit- <strong>und</strong> Erholungsnutzung sowie störungsarme<br />
Waldbereiche <strong>und</strong> Wildruhezonen im Gebiet schon weitgehend<br />
optimal aufeinander abgestimmt wurden.<br />
Erfolge durch die Wegelenkung <strong>und</strong> Lebensraumberuhigung<br />
waren bereits im Sommer 1991 deutlich zu erkennen<br />
(Simon 1992):<br />
In den Sommermonaten traten Einzeltiere oder Rudelverbände<br />
von Rothirschen oder Damhirschen während einer<br />
ersten größeren Äsungsphase in der zweiten Hälfte des<br />
Tageszyklus bereits am späten Nachmittag auf die Wiesen<br />
aus: Ein regelmäßig belaufener Hauptwaldweg, die<br />
Kernschneise, quert vom Jagdschloss herkommend das Wildschutzgebiet<br />
<strong>und</strong> verläuft dabei mitten durch die Hengstriedwiese,<br />
eine ca. 8 ha große Waldwiese. Ab 17:00 Uhr (Sonnenuntergang<br />
21:30 Uhr) waren trotz Besucherfrequentierung<br />
des Waldweges regelmäßig äsende Tiere auf der Wiese, vor<br />
allem Weibchenverbände mit ihren Kälbern oder einzelne<br />
Mutterfamilien zu beobachten. Die Tiere hielten sich dabei in<br />
Waldrandnähe auf, sodass eine Distanz von mindestens 50 m<br />
zu der Kernschneise gewahrt war. Voraussetzung <strong>für</strong> die Duldung<br />
des Menschen auf kurze Distanz ohne Deckung war es,<br />
dass der Mensch den Weg nicht verließ. Im Rahmen von 24<br />
protokollierten Mensch-Tier-Begegnungen im Sommer 1991<br />
war es in keinem Fall zu beobachten, dass der Mensch versuchte,<br />
sich den Tieren zu nähern bzw. eine stärkere Störung<br />
der Tiere provozierte. Vielmehr war es überraschenderweise<br />
Attraktiv gestaltete, gut befestigte Waldwege führen<br />
durch das Wildschutzgebiet Kranichstein. Im Bild die<br />
Eichenalle entlang der Kernschneise im Verlauf der<br />
Hengstriedwiese.<br />
Der Wildbeobachtungsstand an der Rottwiese bietet eine gute Gelegenheit, Rot- <strong>und</strong> Damwild zu beobachten.