Download - Institut für Tierökologie und Naturbildung
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komplexe nach Großschirmschlägen in Altbuchenbeständen,<br />
die nicht selten erhebliche Schälschäden auch<br />
bei geringen Rotwildbeständen nach sich ziehen können<br />
(Hofmann 2004).<br />
Pflanzungen sollten die Ausnahme bleiben <strong>und</strong> sich<br />
weitgehend auf kleinräumige, gegebenenfalls gezäunte<br />
Eichenkulturen mit weiten Pflanzverbänden bzw.<br />
geschützten Einzelbäumen beschränken. In den Feuchtwäldern<br />
kann an den wenigen von Natur aus geeigneten<br />
Stellen mit größeren Zahlen an Eschenverjüngung das<br />
Aufwachsen der Esche (<strong>und</strong> ggf. der Flatterulme) durch<br />
einzelne Kleingatter gefördert werden.<br />
In den meist schattigen, bis zu 80- (bis 100-)jährigen<br />
Waldbeständen ist mittelfristig das Lichtstellen dieser<br />
Waldbestände das wichtigste maßnahmenorientierte Pflege-<br />
<strong>und</strong> Entwicklungsziel.<br />
Forstliche Hiebsmaßnahmen sollen in verbissgefährdeten,<br />
verjüngungsrelevanten Bereichen erfolgen: Die kurzfristig<br />
wirkende höhere Verfügbarkeit von Äsung durch<br />
große Mengen an Kronentrieben <strong>und</strong> der höhere Lichtgenuss<br />
(Förderung der Bodenvegetation) reduziert den<br />
Gehölzverbiss. Liegengelassene Kronen <strong>und</strong> ganze Stämme,<br />
die am Boden als Totholz verbleiben, wirken dazu als<br />
horizontale Barrieren <strong>und</strong> erschweren den Zugang zur<br />
Gehölzverjüngung <strong>für</strong> Schalenwild. Eine Schwerpunktbejagung<br />
durch Einzelansitz bzw. Gemeinschaftsansitz<br />
in den verjüngungsrelevanten Waldbeständen unterstützt<br />
das Aufwachsen der Gehölze.<br />
Entlang von Wegrändern <strong>und</strong> genauso im Bestandsinneren<br />
gewährleistet die Schaffung <strong>und</strong> Förderung von<br />
licht- <strong>und</strong> strukturreichen Waldstreifen <strong>und</strong> Waldflächen<br />
wichtige, natürliche Äsungsflächen <strong>und</strong> Biotopverb<strong>und</strong>strukturen.<br />
Die Entwicklung solcher Elemente<br />
dient in ihrer Summe der ökologischen Bereicherung<br />
der Bestandsstruktur <strong>und</strong> Lebensraumvielfalt. Infolge<br />
Lichtreicher <strong>und</strong> gleichermaßen äsungsattraktiver<br />
Wegsaum entlang der Spitalschneise.<br />
des erhöhten Lichteinfalls entwickeln sich kraut- <strong>und</strong><br />
strauchreiche Waldinnen säume, die zu einer deutlichen<br />
Verbesserung der Nahrungssituation <strong>für</strong> das Schalenwild<br />
führen, von der genauso aber auch alle weiteren samen<strong>und</strong><br />
insektenfressenden Tierarten profitieren.<br />
Gleichermaßen gelingt dadurch eine räumlich stärkere<br />
Verteilung des Äsungsangebotes. Als positiv wirkender<br />
Effekt aus forstwirtschaftlicher Sicht reduziert sich der<br />
Schalenwildverbiss in den verjüngungsrelevanten Waldbeständen.<br />
Bereits seit mindestens 1984 wird auf aufwändige<br />
Meliorationsmaßnahmen wie Vollumbruch, Düngung,<br />
Entwässerung <strong>und</strong> Pestizideinsatz im Wildschutzgebiet<br />
Kranichstein verzichtet. Diese Zielsetzung sollte unbedingt<br />
beibehalten werden.<br />
Mit dem Maßnahmenpaket wird jagdlichen, forstlichen<br />
<strong>und</strong> ökologischen Interessen gleichermaßen Rechnung<br />
getragen. Maßnahmen in diesem Sinne sind in den vergangenen<br />
20 Jahren bereits in verschiedenen Waldbeständen<br />
erfolgreich initiiert bzw. umgesetzt worden <strong>und</strong> sollen<br />
konsequent fortgeführt werden.<br />
Wiesenflächen<br />
Die Enstehung <strong>und</strong> Nutzung der Wiesen im heutigen<br />
Wildschutzgebiet ist eng mit der Jagdgeschichte zu Kranichstein<br />
verb<strong>und</strong>en. Einige Wiesen sind in ihrer Entstehung<br />
bis ins 16. Jahrh<strong>und</strong>ert zurückzuverfolgen. Heute<br />
zählen die Wiesen in Kranichstein zu den in Hessen sehr<br />
selten gewordenen <strong>und</strong> ökologisch besonders wertvollen<br />
Wiesengesellschaften. In ihrer Ausprägung <strong>und</strong> Größe<br />
sind sie einzigartig <strong>für</strong> Hessen.<br />
Als herausragendes Pflege- <strong>und</strong> Entwicklungsziel gilt<br />
die Erhaltung <strong>und</strong> Sicherung der ökologisch besonders<br />
wertvollen Lebensraumtypen <strong>und</strong> -komplexe der Feuchtwiesen,<br />
der Seggenrieder, des mageren Frischgrünlandes<br />
<strong>und</strong> der Borstgrasrasen mit geschützten <strong>und</strong> besonders zu<br />
fördernden Zielarten (siehe Tabelle 81).<br />
Unter den Wiesenlebensräumen sind die FFH-relevanten<br />
Lebensraumtypen besonders hervorzuheben. Es sind<br />
dies Pfeifengraswiesen (EU-Code 6410), Borstgrasrasen<br />
(EU-Code 6230) <strong>und</strong> magere Glatthaferwiesen (EU-<br />
Code 6510). Analog zu den Wäldern liegen auf diesen<br />
Lebensraumtypen die Prioritäten <strong>für</strong> Pflege- <strong>und</strong> Entwicklungsmaßnahmen.<br />
Die aus tierökologischer Sicht bedeutsamen Vogel<strong>und</strong><br />
Schmetterlingsarten als Zielarten der Wiesen sind bei<br />
Rausch & Petrak (2011) aufgeführt.<br />
Die Pflege <strong>und</strong> Bewirtschaftung der Wiesen im Wildschutzgebiet<br />
wird seit 1984 erfolgreich als extensive<br />
Mähnutzung ohne Düngung betrieben. Die im Besitz des<br />
Landes Hessen befindlichen Flächen sind zum größten<br />
Teil an Landwirte verpachtet <strong>und</strong> werden einschürig je<br />
nach Witterungsverlauf zwischen Ende Juni <strong>und</strong> Ende