Download - Institut für Tierökologie und Naturbildung
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1.321 fm Eiche <strong>und</strong> 1.129 fm Buche vor, der so auch vollzogen<br />
wurde. Die aktuelle Forsteinrichtung hat die Endnutzung<br />
reduziert, plant jedoch jedes Jahr einen Altbaumeinschlag<br />
von 640 fm Eiche <strong>und</strong> 898 fm Buche (Grüneklee 2006). Das<br />
Forst einrichtungswerk steht mit dieser Endnutzungsplanung<br />
weiterhin in hohem Konflikt zu naturschutzfachlichen Planungen<br />
(siehe Hohmann et al. 2002). Das Wildschutzgebiet<br />
Kranichstein liegt inmitten eines der größten FFH-Gebiete<br />
Südhessens, dem „Kranichsteiner Wald mit Hegbachaue,<br />
Mörsbacher Gr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Silzwiesen“ (FFH-Gebiet 6018-<br />
305, Fläche 2.130 ha). Die Erhaltung des Altbaumbestandes<br />
einschließlich ihrer Lebensgemeinschaften (Fledermäuse,<br />
Spechte, Totholz käfer etc.) ist in der naturschutzfachlichen<br />
Entwicklungsplanung von herausragender Bedeutung.<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich gilt <strong>für</strong> FFH-Gebiete ein Verschlechterungsverbot.<br />
Altholzeinschläge in solchen Dimensionen<br />
wie in Kranichstein bedeuten eine erhebliche Gefährdung<br />
der Altbaumzönosen, hier vor allem der waldbewohnenden<br />
Fledermausarten, die zudem Zielarten des<br />
FFH-Gebietes sind. Stärkere Eingriffe in die Alteichenbestände<br />
sind in ihren Auswirkungen unter anderem auf<br />
die Populationen der Bechsteinfledermaus (Anhang II<br />
der FFH-Richtlinie) durch Verluste von Wochenstubenquartieren<br />
<strong>und</strong> Winterquartieren sehr problematisch (vgl.<br />
Hohmann et al. 2002; Rausch & Petrak 2011). Untersuchungen<br />
zum Raumnutzungsverhalten <strong>und</strong> Quartierverb<strong>und</strong><br />
von Bechsteinfledermaus-Populationen in eichenreichen<br />
Waldgebieten des Rhein-Main-Tieflandes zeigen<br />
die besondere Relevanz einer ausreichend hohen Zahl<br />
an Quartierbäumen <strong>für</strong> den Populationserhalt (Simon &<br />
Dietz 2003; Dietz & Simon 2004).<br />
Die hohe gesamtökologische Wertigkeit der alten Laubwälder<br />
im Messeler Hügelland <strong>und</strong> Rhein-Main-Tiefland<br />
wurde in den Jahren 2002–2004 durch die FFH-Gr<strong>und</strong>datenerfassungen<br />
der Waldgebiete „Kranichsteiner Wald“,<br />
„Kühkopf“, „Wald bei Groß-Gerau“, „Mönchbruch bei<br />
Die Waldfledermausarten haben in der Entwicklung alter<br />
Wälder auch artenschutzrechtlich eine hohe Bedeutung.<br />
Im Bild die streng geschützte, im Wildschutzgebiet<br />
vorkommende Bechsteinfledermaus.<br />
Mörfelden <strong>und</strong> Walldorf“ <strong>und</strong> „Mark- <strong>und</strong> G<strong>und</strong>wald<br />
zwischen Rüsselsheim <strong>und</strong> Walldorf“ sowie die ökologischen<br />
Bestandserhebungen in den Waldgebieten um den<br />
Rhein-Main-Flughafen Frankfurt/Main (Forschungsinstitut<br />
Senckenberg 2002) eindrucksvoll hervorgehoben.<br />
An erster Stelle der Pflege- <strong>und</strong> Entwicklungsziele steht<br />
deshalb die Erhaltung, Sicherung <strong>und</strong> Entwicklung der<br />
ökologisch besonders wertvollen Laubholz-Altbestände,<br />
Feuchtwälder sowie Bach- <strong>und</strong> Quell rinnen einschließlich<br />
ihrer Tierlebensgemeinschaften. In diesen Lebensgemeinschaften<br />
werden typische <strong>und</strong> im Gebiet vorkommende<br />
Tierarten als prioritäre Zielarten hervorgehoben (vgl.<br />
auch Hohmann et al. 2002; Rausch & Petrak 2011).<br />
Auf den überwiegend wasserbeeinflussten Standorten<br />
in Kranichstein bereitet das Rücken des Eichen-Starkholzes<br />
durch das hoch anstehende Gr<strong>und</strong>wasser Probleme.<br />
Den hydromorphen Böden droht durch das Befahren<br />
mit schweren Maschinen eine erhebliche Schädigung. Das<br />
Rücken wird konform zu den PEFC Standards <strong>und</strong> der<br />
Geschäftsanweisung mechanisierter Betriebsarbeiten<br />
(Hessenforst 2005) daher eingestellt, sobald Gleise mit<br />
Spurrillen von mehr als 25cm Tiefe entstehen. Das Zeitfenster<br />
einer möglichen Befahrung ist eng <strong>und</strong> beschränkt<br />
sich meist auf die Wintermonate bis Weihnachten nach<br />
vorausgegangener ausreichender Sommertrockenheit.<br />
Die Pflege- <strong>und</strong> Entwicklungsziele in den Waldflächen<br />
beinhalten im Wesentlichen die Erhaltung <strong>und</strong> Förderung<br />
höhlenreicher Altholzbestände sowie Altbäume<br />
<strong>und</strong> die Sicherung des Totholzes. Das Wildschutz gebiet<br />
Kranichstein bietet sich geradezu als Kernbereich <strong>für</strong><br />
ein FFH-orientiertes Modellmanagement an, da hier in<br />
hervorragender Weise ökologische, forstliche, jagdliche<br />
<strong>und</strong> touristische Zielsetzungen <strong>und</strong> Maßnahmen in einem<br />
allgemein konfliktträchtigen Ballungsraum miteinander<br />
verknüpft werden können. Es zeichnen sich dementsprechend<br />
auch die zukünftigen Forschungsschwerpunkte ab,<br />
die auf das vorhandene Datenmaterial <strong>und</strong> den bisherigen<br />
Erkenntnisstand aufbauen können.<br />
Unter Beachtung des Primärzieles im Wald, nämlich<br />
den Erhalt einer hohen Zahl von Altbäumen im Bestand,<br />
soll sich der Wertholzeinschlag auf die plenterartige Nutzung<br />
ökonomisch wertvoller Stämme konzentrieren. Der<br />
Erhalt von Höhlenbäumen ist dabei vorrangig. Im Vordergr<strong>und</strong><br />
der Zielsetzung steht die Erhaltung der Alteichen<br />
in allen Waldbeständen des Gebiets: Für alle mehr als<br />
140 Jahre alten Eichenbestände sollte ein Bestockungsgrad<br />
von etwa 0,3 <strong>und</strong> die Erhöhung der Umtriebszeit<br />
unabhängig vom Unterstand minimales Ziel <strong>für</strong> die<br />
zukünftige Forsteinrichtung sein. Für alle oberständigen<br />
Eichen sollte eine doppelte Umtriebszeit vorgesehen<br />
werden (statt 200 Jahre 400 Jahre Endnutzungsalter). Der<br />
Unterstand, der zu einem hohen Prozentsatz aus Buche<br />
<strong>und</strong> Hainbuche besteht bzw. sich in den kommenden<br />
Jahren <strong>und</strong> Jahrzehnten dahin entwickeln wird, kann demgegenüber<br />
forstlich genutzt werden.