Download - Institut für Tierökologie und Naturbildung
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grabungen auf Rottwiese <strong>und</strong> Kernwiese, ebenso wie die Wiesenbodenuntersuchungen im benachbarten Forstamt<br />
Mörfelden-Walldorf (heute Forstamt Groß-Gerau), zeigten, dass selten mehr als drei Engerlinge des Junikäfers bzw.<br />
Maikäfers je Quadratmeter zu finden sind (Goebel & Simon 1998; Goebel et al. 2000). Eine Ausnahme war die Situation<br />
im Oktober 1995, als in den trockenen Bereichen der Kernwiese sehr kleinräumig hohe Engerlingsdichten auftraten.<br />
Eine Stichprobengrabung auf einem Quadratmeter brachte damals 94 Engerlinge (L3-Stadium des Junikäfers) <strong>und</strong> 47<br />
große Regenwürmer zutage.<br />
Die im Wildschutzgebiet Kranichstein ergänzend zu<br />
den wildbiologisch-vegetationsk<strong>und</strong>lichen Untersuchungen<br />
in den Jahren 1986 bis 2003 durchgeführten faunistischen<br />
Erhebungen (Rausch & Petrak 2011) konnten<br />
selbst in den Jahren hoher Schwarzwilddichten keinen<br />
negativen Einfluss auf Bodenbrüter, Reptilien- <strong>und</strong><br />
Amphibienvorkommen feststellen. Auf der Rottwiese<br />
wurden typische <strong>und</strong> seltene Wiesenbrüter regelmäßig als<br />
Brutvogel nachgewiesen, so die Feldlerche mit 2–3 Brutpaaren,<br />
die Bekassine mit 1–2 Brutpaaren <strong>und</strong> der Feldschwirl<br />
mit 1 Brutpaar, im Wald brütete die Waldschnepfe<br />
regelmäßig mit 2–3 Brutpaaren.<br />
Bemerkenswert ist das stete Vorkommen der Zauneidechse<br />
auf den Waldwiesen, das vermutlich vom Wildschweinumbruch<br />
sogar profitiert, dadurch dass kleinräumige<br />
Habitatrequisiten wie offene, sonnenbeschienene <strong>und</strong><br />
trockensandige Bodenstellen regelmäßig neu entstehen.<br />
Mit elf Arten ist die Amphibienfauna im Wildschutzgebiet<br />
sehr artenreich. Es sind vier Molch-, eine Kröten-<br />
<strong>und</strong> sechs Froscharten, davon fünf Arten nach der<br />
FFH-Richtlinie streng geschützt. Bemerkenswert ist das<br />
individuenstarke, stabile Vorkommen des Grasfrosches,<br />
vor allem aber das sich ausweitende starke Vorkommen<br />
des Springfrosches, dessen Reproduktion mit mindestens<br />
800–1.000 Laichballen in den Wald- <strong>und</strong> Wiesentümpeln<br />
im Wildschutzgebiet dokumentiert ist. In wassergefüllten,<br />
temporär vor allem zur Brunft genutzten Rothirschsuhlen<br />
auf den Wiesen sind zusätzlich jedes Jahr einzelne bis<br />
mehrere Laichballen des Springfrosches zu finden, die das<br />
Netz des Laichgewässerverb<strong>und</strong>es verdichten. Erwähnenswert<br />
in der Autökologie des Springfrosches ist die zeitlich<br />
eng auf das Ablaichen begrenzte an Gewässer geb<strong>und</strong>ene<br />
Lebensphase. Die weit überwiegende Zeit im Jahresverlauf<br />
lebt die Art in bodentrockenen, strukturreichen Laubwäldern.<br />
Ein hoher Eichenanteil im Altholzbestand ist <strong>für</strong><br />
den Sommerlebensraum wesentlich! (Vgl. Forschungsinstitut<br />
Senckenberg 2002). Wildschweine haben durch das<br />
Bodenwühlen in den alten Eichenbeständen offensichtlich<br />
keinen bestandsmindernden Einfluss auf die Art.<br />
Wildschweine sind Allesfresser. Aas wird in der Regel<br />
schnell gef<strong>und</strong>en <strong>und</strong> innerhalb weniger Tage aufgefressen.<br />
Umso bemerkenswerter war der F<strong>und</strong> eines im März 1995<br />
in Wiesennähe gestorbenen Rothirsches. Der Kadaver<br />
wurde von Wildschweinen trotz regelmäßiger Anwesenheit<br />
im Umfeld verschmäht. Innerhalb von vier Monaten<br />
war der Kadaver schließlich von Füchsen aufgefressen.<br />
Die wildökologischen Untersuchungen in Kranichstein<br />
wie in Mönchbruch zeigen, dass höhere Schalenwildbestände<br />
nicht zwangsläufig negative Auswirkungen auf<br />
Tier- <strong>und</strong> Pflanzenlebensgemeinschaften bedeuten. Deutlich<br />
wird vielmehr, dass die Schalenwildarten Teil dieser<br />
Lebensgemeinschaft sind <strong>und</strong> bedeutsame Regelgrößen<br />
(vgl. Kasten „Wildschweine <strong>und</strong> Tagfalter“) darstellen<br />
können.<br />
Bodenbrut der Waldschnepfe.<br />
Der Springfrosch hat im Wildschutzgebiet eine<br />
individuenstarke, anwachsende Population ausgebildet.