Download - Institut für Tierökologie und Naturbildung
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165<br />
Waldbeständen. Die kausalen Wechselwirkungen sind<br />
durch den Vergleich zwischen Zaun- <strong>und</strong> Vergleich-<br />
Par zellen der Waldweiserflächen belegt. Allein im<br />
Bereich der Sturmwurfweiserflächen 10 A <strong>und</strong> 11 A<br />
sowie deutlich sichtbar auch in der Waldweiserfläche<br />
3 A ist der Wildverbiss der die Be standsentwicklung<br />
entscheidend beeinflussende Faktor.<br />
3. Die horizontale <strong>und</strong> vertikale Struktur der Waldbestände,<br />
der Beschattungsgrad durch die Baumkronen<br />
<strong>und</strong> der Lichteinfall auf Waldblößen bestimmen<br />
wesentlich die Nahrungsverfügbarkeit <strong>und</strong> -mengen<br />
im Lebensraum <strong>und</strong> gleichermaßen das Ausmaß des<br />
Wildeinflusses. Die durch die Orkane im Spätwinter<br />
1990 enstandenen Lichtlücken <strong>und</strong> Sukzessionsflächen<br />
zeigten drei bis vier Jahre nach den Sturmwürfen<br />
eindrücklich die positiven Auswirkungen der<br />
Strukturverbesserungen:<br />
– Je höher der Mengenanteil der an lichte Standortverhältnisse<br />
geb<strong>und</strong>enen <strong>und</strong> sehr äsungsbeliebten Arten<br />
wie Brombeere <strong>und</strong> Himbeere war, umso geringer war<br />
der Umfang des Winterverbisses <strong>und</strong> meist auch des<br />
Sommerverbisses an den Hauptbaumarten Rotbuche,<br />
Eiche <strong>und</strong> Hainbuche.<br />
4. Bereits fünf Jahre nach Zäunung der Vergleich-Parzellen<br />
der Waldweiserflächen wurde deutlich, dass ein<br />
– im Gebiet mäßiger Wildeinfluss auf die Waldvegetation<br />
insgesamt positiv zu bewerten ist. Besonders<br />
eindrücklich zeigt die Ver gleich-Parzelle 9 B nach der<br />
Zäunung die fortschreitende Artenverarmung durch<br />
die starke Ausbreitung weniger, konkurrenzstarker,<br />
nährstoffliebender Sträucher (vor allem Brombeere),<br />
Stauden (vor allem Brennnessel, G<strong>und</strong>ermann, Klettenlabkraut)<br />
<strong>und</strong> Gräser (vor allem Landreitgras).<br />
Ursache der Artenverarmung waren der nach Zäunung<br />
der B-Parzelle ausbleibende Einfluss der wühlenden<br />
Wildschweine <strong>und</strong> der ausbleibende Tritt <strong>und</strong><br />
Verbiss der Hirscharten.<br />
5. Demgegen über konnte in den Jahren 1992–2000 an<br />
Hand des Vergleichs der Zaun-Par zellen mit den<br />
wildzugängli chen Vergleich-Parzellen in keinem Falle<br />
das Verschwinden einer Pflanzenart durch Wildverbiss<br />
<strong>und</strong>/oder Bodenwühlen nachge wiesen werden, auch<br />
wenn einige Arten (wie z.B. Wachtelwei zen <strong>und</strong> Waldweidenröschen)<br />
innerhalb des Zaunes häufiger sind<br />
bzw. üppiger wachsen.<br />
6. Aus forstlicher Sicht ist besonders die Wuchssituation<br />
der Rotbuche im Wildschutzgebiet als günstig zu<br />
bewerten. Die Buche verjüngt sich natürlicherweise<br />
<strong>und</strong> zahlreich im Gebiet, wird wenig verbissen <strong>und</strong><br />
zeigt in allen Waldbeständen ein nahezu ungestörtes<br />
Aufwachsen in die Strauch- <strong>und</strong> Baumschicht. Die<br />
Hainbuche wächst trotz starken Verbisses <strong>und</strong> starker<br />
temporärer Raupenkalamitäten im Gebiet ebenfalls<br />
gut auf. Die Eiche hingegen kann nach wie vor fast<br />
nur mittels Zäunungen gegen Wildverbiss <strong>und</strong> bei<br />
ausgesprochen lichten Standortverhältnissen in die<br />
Strauch- <strong>und</strong> Baumschicht einwachsen. Auch innerhalb<br />
der Zäune leidet die Eiche an Kalamitäten <strong>und</strong><br />
Witterungseinflüssen, verjüngt sich vielfach nur sporadisch<br />
<strong>und</strong> bedarf meist gezielter Pflanzungen, um in der<br />
Konkurrenz mit den anderen Baumarten zu bestehen.<br />
7. In den lichten Laubmischwäldern der feuchteren<br />
Standorte liegen im Wildschutzgebiet die Verjüngungsschwerpunkte<br />
von Winterlinde, Esche, Flatterulme <strong>und</strong><br />
Schwarzerle. Trotz stellenweise starkem Wildverbiss<br />
wachsen zumindest Einzelexemplare dieser Baumarten<br />
in die Baumschicht auf. In aller Regel ist in den meist<br />
jüngeren bis mittelalten <strong>und</strong> daher mehr oder weniger<br />
schattigen Feuchtwäldern des Gebietes das Licht<br />
der wesentliche begrenzende Faktor <strong>für</strong> die Baumverjüngung.<br />
Die Schwarzerle benötigt ausgesprochen<br />
lichte, Esche <strong>und</strong> Flatterulme zumindest halbschattige<br />
Bestandsverhältnisse, wohingegen nur die Winterlinde<br />
in der Jugend gut schattenvertragend ist. Vor allem in<br />
Lichtlücken der Feuchtwälder konzentriert sich daher<br />
der vielfach üppige Jungwuchs der genannten Baumarten,<br />
der zwar dann häufig stark <strong>und</strong> selektiv verbissen<br />
wird, aber meist nicht völlig am Aufwachsen gehindert<br />
werden kann. Die Eiche erreicht jedoch auch hier in<br />
aller Regel keine größeren Wuchshöhen.<br />
8. Bewertet man die Verbisssituation im Wald unter<br />
Aspekten der Wildschadensdiskussion <strong>für</strong> die Baumart<br />
Eiche, so lässt sich nur dann von einem ökonomischen<br />
Schaden sprechen, wenn man die langfristige <strong>und</strong><br />
großflächige Verjüngung <strong>und</strong> Bestandssicherung dieser<br />
Baumart als forstliches Ziel verfolgt. Es kann mit<br />
sehr hoher Wahrscheinlichkeit angenommen werden,<br />
dass die Eiche von Natur aus (ohne jahrh<strong>und</strong>ertelange<br />
Förderung durch den Menschen oder über Phasen<br />
sehr geringer Wildbestände) im Gebiet nur einen<br />
kleinen Anteil in der Baumartenzusammensetzung<br />
hätte. Eine gezielte großflächige Förderung – wie in<br />
der Vergangenheit – wäre damit ein Arbeiten gegen<br />
die natürlichen Standortverhältnisse <strong>und</strong> ökonomisch<br />
auf großer Fläche kostenaufwendig. Kleinflächig<br />
hingegen ist eine Förderung der Eiche – vor allem<br />
in Lichtlücken – sinnvoll <strong>und</strong> erwünscht. Doch sollte<br />
dann auch mit Zäunung gegen Wildverbiss in Kleingruppen<br />
oder mit Einzelbaumschutz gearbeitet<br />
werden. Die Forst einrichtung (Grüneklee 2006) sieht<br />
die Nachpflanzung junger Eichen insbesondere in den<br />
Abtl. 648 <strong>und</strong> 649 <strong>und</strong> auf den Räumflächen vormaliger<br />
Fichtenfehl bestockung vor.<br />
9. Die Entwicklung der Buchenmischwälder auf trockeneren<br />
Standorten <strong>und</strong> die der Edellaubmischwälder<br />
auf feuchteren Standorten zeigt nach den vorliegenden<br />
Untersuchungsergebnissen zum Wildverbiss <strong>und</strong><br />
dessen Auswirkungen, dass auch in diesen Waldgesellschaften<br />
keinesfalls von einer Wild-Schadenssituation<br />
gesprochen werden kann.