Download - Institut für Tierökologie und Naturbildung
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Verbissene Eichenbüsche – lebenswichtige Habitatrequisite<br />
des Eichen-Zipfelfalters (Satyrium ilicis)<br />
Der Eichen-Zipfelfalter ist ein Vertreter aus der Schmetterlingsgruppe der sogenannten Lichtwaldarten. Als solche<br />
werden diejenigen einheimischen Waldschmetterlingsarten bezeichnet, die auf größere Bestandslücken im Wald angewiesen<br />
sind <strong>und</strong> in geschlossenen Wäldern auch bei „naturnaher“ Ausprägung fehlen. Die Art gilt inzwischen, vor allem<br />
aufgr<strong>und</strong> von Nutzungsveränderungen in der Waldwirtschaft, in den Roten Listen bedrohter Tierarten als mindestens<br />
„gefährdert“ bzw. „stark gefährdet“ (Ebert & Rennwald 1991). Zu den wichtigsten Lebensraumrequisiten der Art<br />
gehört ein hinreichendes Angebot an gutbesonnten, buschförmigen Eichen, die allen bisherigen Erfahrungen nach nur<br />
bis zu einer Wuchshöhe von max. 1,50 m zur Eiablage tauglich sind. Besonders typisch sind Eiablagen an regelmäßig<br />
durch Rehe, Hirsche, Hasen oder Wildkaninchen verbissenen <strong>und</strong> dadurch vielfach verästelten Eichenbüschen (Hermann<br />
& Steiner 2000). In Hessen existieren nach Brockmann (1989) größere Vorkommen nur noch im Hessischen Ried<br />
in Südhessen, während bei den Populationen der Mittelgebirge starke Rückgänge zu beobachten waren. Im Wildschutzgebiet<br />
Kranichstein konnte die Art nicht beobachtet werden (Rausch & Petrak 2011). Im Rahmen der Gr<strong>und</strong>datenerfassung<br />
<strong>für</strong> das FFH-Gebiet „Kranichsteiner Wald“ war der Eichen-Zipfelfalter nicht Gegenstand der Untersuchungen<br />
(Hohmann et al. 2002). Im Westen des Stadtwaldes Frankfurt, dem Schwanheimer Unterwald, existiert das einzige in<br />
der Region bekannte Vorkommen (Forschungsinstitut Senckenberg 2002).<br />
„Hainbuchen-Verbissgarten“ in einem<br />
lichtreichen Eichenmischwald.<br />
Fallbeispiele innerhalb des Honiggras-Eichenmischwaldes<br />
die Verjüngungsfreudigkeit, aber auch die Verbissattraktivität<br />
der Gehölze in Lichtschächten des Waldes<br />
<strong>und</strong> auf kleinen Blößen. Hier konzentriert sich der Wildverbiss.<br />
Im Fallbeispiel ist der Verbiss an der Hainbuche,<br />
die die Eiche in ihrer Wuchshöhe überragt, erheblich. Lag<br />
der Leittriebverbiss an der Hainbuche bei 98% (!), so<br />
wurde die Eiche hier im Schutz der Hainbuche bzw. des<br />
Pfeifengrases nur zu 44% verbissen. Solche „Verbissgärten“<br />
auf Blößen <strong>und</strong> in lichtreichen Waldbeständen haben<br />
wichtige Ablenkfunktionen <strong>für</strong> die Gehölzentwicklung in<br />
den Waldgesellschaften <strong>und</strong> sind z.B. in ihrer Bedeutung<br />
<strong>für</strong> die Wildäsung (u.a. Petrak 2000), aber auch die Waldökologie<br />
(u.a. Scherzinger 1996; Vera 2000) deutlich höher<br />
zu bewerten als kosten- <strong>und</strong> arbeitsintensiv angelegte<br />
Wild äsungsflächen (vgl. Simon & Lieser 2004).<br />
Aus forstwirtschaftlicher Sicht ist der bevorzugte<br />
Wildverbiss an der Hainbuche in Kranichstein erwünscht,<br />
erübrigen sich damit doch erhebliche <strong>und</strong> kostenintensive<br />
Pflegeaufwendungen zur Förderung der Buche bzw.<br />
Eiche.<br />
Fazit: In der Gesamtschau aller oben beschriebenen Ursachen<br />
<strong>und</strong> Wirkungen zum Wildverbiss im Wald lässt sich<br />
– berücksichtigt man auch die anderen Wirkungsfaktoren<br />
– folgendes Fazit <strong>für</strong> die Waldgebiete im Wildschutzgebiet<br />
Kranichstein ziehen:<br />
1. Der Wildverbiss an der Waldvegetation ist seit 1994<br />
bei gleichgebliebenem Wildbestand deutlich zurückgegangen.<br />
2. Neben dem Wildverbiss wirken Raupen-Kalamitäten,<br />
Witterungseinflüsse <strong>und</strong> die Beschattung in den