04.11.2013 Aufrufe

Download - Institut für Tierökologie und Naturbildung

Download - Institut für Tierökologie und Naturbildung

Download - Institut für Tierökologie und Naturbildung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

164<br />

Verbissene Eichenbüsche – lebenswichtige Habitatrequisite<br />

des Eichen-Zipfelfalters (Satyrium ilicis)<br />

Der Eichen-Zipfelfalter ist ein Vertreter aus der Schmetterlingsgruppe der sogenannten Lichtwaldarten. Als solche<br />

werden diejenigen einheimischen Waldschmetterlingsarten bezeichnet, die auf größere Bestandslücken im Wald angewiesen<br />

sind <strong>und</strong> in geschlossenen Wäldern auch bei „naturnaher“ Ausprägung fehlen. Die Art gilt inzwischen, vor allem<br />

aufgr<strong>und</strong> von Nutzungsveränderungen in der Waldwirtschaft, in den Roten Listen bedrohter Tierarten als mindestens<br />

„gefährdert“ bzw. „stark gefährdet“ (Ebert & Rennwald 1991). Zu den wichtigsten Lebensraumrequisiten der Art<br />

gehört ein hinreichendes Angebot an gutbesonnten, buschförmigen Eichen, die allen bisherigen Erfahrungen nach nur<br />

bis zu einer Wuchshöhe von max. 1,50 m zur Eiablage tauglich sind. Besonders typisch sind Eiablagen an regelmäßig<br />

durch Rehe, Hirsche, Hasen oder Wildkaninchen verbissenen <strong>und</strong> dadurch vielfach verästelten Eichenbüschen (Hermann<br />

& Steiner 2000). In Hessen existieren nach Brockmann (1989) größere Vorkommen nur noch im Hessischen Ried<br />

in Südhessen, während bei den Populationen der Mittelgebirge starke Rückgänge zu beobachten waren. Im Wildschutzgebiet<br />

Kranichstein konnte die Art nicht beobachtet werden (Rausch & Petrak 2011). Im Rahmen der Gr<strong>und</strong>datenerfassung<br />

<strong>für</strong> das FFH-Gebiet „Kranichsteiner Wald“ war der Eichen-Zipfelfalter nicht Gegenstand der Untersuchungen<br />

(Hohmann et al. 2002). Im Westen des Stadtwaldes Frankfurt, dem Schwanheimer Unterwald, existiert das einzige in<br />

der Region bekannte Vorkommen (Forschungsinstitut Senckenberg 2002).<br />

„Hainbuchen-Verbissgarten“ in einem<br />

lichtreichen Eichenmischwald.<br />

Fallbeispiele innerhalb des Honiggras-Eichenmischwaldes<br />

die Verjüngungsfreudigkeit, aber auch die Verbissattraktivität<br />

der Gehölze in Lichtschächten des Waldes<br />

<strong>und</strong> auf kleinen Blößen. Hier konzentriert sich der Wildverbiss.<br />

Im Fallbeispiel ist der Verbiss an der Hainbuche,<br />

die die Eiche in ihrer Wuchshöhe überragt, erheblich. Lag<br />

der Leittriebverbiss an der Hainbuche bei 98% (!), so<br />

wurde die Eiche hier im Schutz der Hainbuche bzw. des<br />

Pfeifengrases nur zu 44% verbissen. Solche „Verbissgärten“<br />

auf Blößen <strong>und</strong> in lichtreichen Waldbeständen haben<br />

wichtige Ablenkfunktionen <strong>für</strong> die Gehölzentwicklung in<br />

den Waldgesellschaften <strong>und</strong> sind z.B. in ihrer Bedeutung<br />

<strong>für</strong> die Wildäsung (u.a. Petrak 2000), aber auch die Waldökologie<br />

(u.a. Scherzinger 1996; Vera 2000) deutlich höher<br />

zu bewerten als kosten- <strong>und</strong> arbeitsintensiv angelegte<br />

Wild äsungsflächen (vgl. Simon & Lieser 2004).<br />

Aus forstwirtschaftlicher Sicht ist der bevorzugte<br />

Wildverbiss an der Hainbuche in Kranichstein erwünscht,<br />

erübrigen sich damit doch erhebliche <strong>und</strong> kostenintensive<br />

Pflegeaufwendungen zur Förderung der Buche bzw.<br />

Eiche.<br />

Fazit: In der Gesamtschau aller oben beschriebenen Ursachen<br />

<strong>und</strong> Wirkungen zum Wildverbiss im Wald lässt sich<br />

– berücksichtigt man auch die anderen Wirkungsfaktoren<br />

– folgendes Fazit <strong>für</strong> die Waldgebiete im Wildschutzgebiet<br />

Kranichstein ziehen:<br />

1. Der Wildverbiss an der Waldvegetation ist seit 1994<br />

bei gleichgebliebenem Wildbestand deutlich zurückgegangen.<br />

2. Neben dem Wildverbiss wirken Raupen-Kalamitäten,<br />

Witterungseinflüsse <strong>und</strong> die Beschattung in den

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!