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156 repräsentiert (Simon et al. 1997; Simon & Goebel 2005). Im Nationalpark Harz wurden auf einer Waldfläche von 19.000 ha 120 Weiserflächen installiert (Raimer 1998, 2004). Die Erhebungsdichte lag in beiden Waldgebieten als Ergebnis der Abwägung von Zielstellung und Arbeits- und Kostenaufwendung ursprünglich bei weniger als einer Erhebungsfläche je 100 ha Wald. Um die Beobachtungsflächendichte zu erhöhen, werden im Harz ergänzende Erhebungen zur Gehölzentwicklung durch Linientaxationen und Probekreiserhebungen durchgeführt (Hennecke 1998; Raimer 2004). Im Kellerwald wurde das Flächennetz durch zusätzliche Weiserflächen auf den besser basenversorgten Buchenwaldstandorten (Waldmeister-Buchenwald und Platterbsen-Buchenwald) sowie auf Sonderstandorten im Hainmieren-Bacherlen- Wald, im Bergahorn-Eschen-Ulmen-Hangwald und im Habichtskraut-Traubeneichenwald ergänzt, die als Waldgesellschaften dort zwar nur geringe Waldflächen einnehmen, jedoch besondere Äsungsschwerpunkte darstellen (Simon & Goebel 2005). In Wirtschaftswäldern sind in Deutschland systematisch angelegte Erhebungsflächen zur Erfassung von Baumartenverteilung, Höhenentwicklung und Leittriebverbiss der Gehölzverjüngung als Grundlage für die Abschussplanung von Schalenwild üblich. Die Bundesländer arbeiten dabei jedoch mit zum Teil sehr unterschiedlichen Verfahren und Erhebungsflächendichten (vgl. Petrak et al. 1998). Das Forstliche Lebensraumgutachten in Hessen beispielsweise bedient sich, um die genannten Parameter der Gehölzverjüngung erfassen zu können, einer Erhebungsfläche je 200 ha Wald (vgl. Grüneklee 1987). Das Waldbauliche Gutachten Rheinland-Pfalz arbeitet mit einer Erhebungsflächendichte, die sich an einem Raster von 400 m x 400 m orientiert (Ministerium für Umwelt Waldweiserfläche (links) und Gehölztransekt (rechts) im Wildschutzgebiet. Weiserfläche im Nationalpark Kellerwald-Edersee. Unverbissener Buchentrieb im Frühjahr.

157 und Forsten Rheinland-Pfalz 2000) und im günstigen Fall eine vergleichbare Zahl an Erhebungsflächen erreicht wie das hessische Verfahren. Die Gegenüberstellung von der in der vorliegenden Untersuchung im Wildschutzgebiet Kranichstein angewandten Methode (19 Erhebungsflächen) und den zwei bis drei Erhebungsflächen, die das Forstliche Gutachten in Hessen für ein solches Waldgebiet vorsieht, zeigt bereits auf den ersten Blick den Unterschied in der Anzahl der Erhebungsflächen und daraus folgernd, die unterschiedliche Datenbasis, die dem forstlichen Gutachten bzw. einer wissenschaftlichen Forschungsstudie zur Bewertung der Wald-Wild-Wechselwirkungen zugrunde liegt. Bedingt durch die höhere Anzahl an Erhebungsflächen konnte die Aussageschärfe zur Verbisssituation und Gehölzentwicklung im Wildschutzgebiet wesentlich detaillierter erfolgen, da es in Abhängigkeit von der jeweiligen Waldgesellschaft und der räumlichen Lage im Gebiet (Kriterien der Störungsintensität durch Menschen, Wildeinstand etc.) zu teilweise erheblichen Unterschieden in der Verbissintensität – in der räumlichen wie auch in der zeitlichen Entwicklung – kam. So zeigen die Ergebnisse in ihrer neunjährigen Entwicklung, dass Witterungseinflüsse und Ereignisse wie starker Raupenfraß die Höhe des jährlichen Wildverbisses bei gleichbleibendem Wildbestand deutlich verändern können. Zu vergleichbaren Schlussfolgerungen kam bereits eine frühere Vegetations- und Wildverbissuntersuchung in Kranichstein (Roeder & Jaeger 1988). Zusätzlich zu der grundlegenden Schwierigkeit, mit wenigen 50 Meter langen Erhebungstransekten eine repräsentative Aussage über große Waldflächen zu treffen, zeigt sich am Beispiel Kranichstein, dass mit einer Auswahl von zwei bis drei Transekten zwar eine Aussage über die Verbisssituation in der Waldgesellschaft getroffen werden kann, in die das Transekt gelegt wurde, darüber hinaus aber keine Rückschlüsse auf weitere Flächen getroffen werden können. Das liegt sowohl in der Heterogenität der Standorte als auch in der Lage der Wildeinstände und damit der Äsungsschwerpunkte begründet. Unabhängig von der standörtlichen Vielfalt im Gebiet Kranichstein ergibt sich in größerflächigen und einheitlicheren Waldgesellschaften des Mittelgebirges, z.B. auf bodensauren Standorten des Hainsimsen-Buchenwaldes, mit einem 50 Meter Transekt die Schwierigkeit, eine in der Regel immer mosaikartig heterogen aufwachsende Naturverjüngung hinreichend und für die Waldgesellschaft repräsentativ zu erfassen (Petrak 1990; Simon et al. 2003; Suchant & Burghardt 2003). Fazit: Als Methode sind Verbisstransekte, wie sie in Hessen im Rahmen des Forstlichen Gutachten angewendet werden, bei repräsentativer Lage innerhalb der zu beprobenden Waldgesellschaft ein geeignetes Mittel, um die Verbisssituation in dieser Waldgesellschaft zu erfassen. Entscheidend ist die Beachtung und Repräsentativität der standörtlichen Vielfalt. In strittigen Fällen kann daher die Einrichtung eines zweiten und dritten Transekts innerhalb der Waldgesellschaft die Datengrundlage deutlich verbessern und die Akzeptanz des Ergebnisses und der daraus abgeleiteten Schlussfolgerungen bei allen Beteiligten vergrößern. Weiterreichende Rückschlüsse auf größere Waldflächen oder sogar andere Waldgesellschaften, gerade bei standörtlicher Vielfalt, sind fachlich jedoch nur eingeschränkt zulässig. Die Vegetations- und Verbissaufnahmen in Weiserflächenpaaren erlauben darüber hinaus tiefergehende Einblicke in ökosystemare Wechselwirkungen zwischen Schalenwild und Lebensraum. Dabei umfasst die fachliche Auswertung weit mehr als die Dokumentation der Wuchsentwicklung dominanter Gehölze in den Weiserzaunflächen unter Ausschluss jeglichen Schalenwildes; nämlich die Entwicklung der Artenvielfalt unter verschiedenartigen Konkurrenzverhältnissen der Pflanzen untereinander und gegenüber Pflanzenfressern. Im Ergebnis ist es nicht immer die Entwicklung in der Zaunfläche, die schließlich den Zielvorstellungen entspricht (vgl. Fischer 2001; Jauch 1991). Die Investition in Weiserflächen lohnt jedoch nur, wenn die Untersuchungskontinuität mittelbis langfristig gewährleistet ist (vgl. Schmidt 1991). Entwicklungen innerhalb und außerhalb von Weiserzäunen werden abhängig vom Standort frühestens nach drei bis fünf Jahren erkennbar, wie die Erhebungen in Kranichstein zeigen (vgl. auch Roth 1996; Simon & Goebel 2005). Deshalb sollte eine Untersuchungskontinuität von mindestens fünf, besser zehn Jahren (und darüber hinaus) gewährleistet sein. Die sorgfältige Standortauswahl ist von grundlegender Bedeutung für die langfristig mögliche Vergleichbarkeit der ungezäunten Parzelle und der Zaunparzelle. Auf eine Vergleichbarkeit von Standort, Zusammensetzung von Bodenvegetation und Gehölzaufwuchs sowie überschirmende Baumarten und Beschattung durch das Kronendach ist zwingend zu achten. Andernfalls kann sich bereits nach wenigen Jahren herausstellen, dass nicht berücksichtigte Faktoren, z.B. eine unterschiedliche Beschattung von Zaun- und Vergleichsfläche, unabhängig vom Wildeinfluss zu einer verschiedenartigen Ausprägung der Bodenvegetation geführt haben. Die Fortführung einer Untersuchung, die insbesondere den Einfluss des Wildverbisses dokumentieren will, wäre damit nicht mehr möglich. Vor der Standortauswahl ist die Prognostizierbarkeit der weiteren Entwicklung der Fläche zu berücksichtigen. In einer früheren Kontrollflächenerhebung in Kranichstein führte die starke zunehmende Beschattung vier Jahre nach Einrichtung der Kontrollflächen zu einer Einstellung der Untersuchungen, da die Beschattung zum beherrschenden Faktor der Gehölzentwicklung wurde (Roeder & Jäger 1988). Die Anzahl an Weiserflächen, die Methode der Auf-

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<strong>und</strong> Forsten Rheinland-Pfalz 2000) <strong>und</strong> im günstigen Fall<br />

eine vergleichbare Zahl an Erhebungsflächen erreicht wie<br />

das hessische Verfahren.<br />

Die Gegenüberstellung von der in der vorliegenden<br />

Untersuchung im Wildschutzgebiet Kranichstein angewandten<br />

Methode (19 Erhebungsflächen) <strong>und</strong> den zwei<br />

bis drei Erhebungsflächen, die das Forstliche Gutachten<br />

in Hessen <strong>für</strong> ein solches Waldgebiet vorsieht, zeigt bereits<br />

auf den ersten Blick den Unterschied in der Anzahl der<br />

Erhebungsflächen <strong>und</strong> daraus folgernd, die unterschiedliche<br />

Datenbasis, die dem forstlichen Gutachten bzw. einer<br />

wissenschaftlichen Forschungsstudie zur Bewertung der<br />

Wald-Wild-Wechselwirkungen zugr<strong>und</strong>e liegt.<br />

Bedingt durch die höhere Anzahl an Erhebungsflächen<br />

konnte die Aussageschärfe zur Verbisssituation<br />

<strong>und</strong> Gehölzentwicklung im Wildschutzgebiet wesentlich<br />

detaillierter erfolgen, da es in Abhängigkeit von der<br />

jeweiligen Waldgesellschaft <strong>und</strong> der räumlichen Lage<br />

im Gebiet (Kriterien der Störungsintensität durch Menschen,<br />

Wildeinstand etc.) zu teilweise erheblichen Unterschieden<br />

in der Verbissintensität – in der räumlichen wie<br />

auch in der zeitlichen Entwicklung – kam. So zeigen die<br />

Ergebnisse in ihrer neunjährigen Entwicklung, dass Witterungseinflüsse<br />

<strong>und</strong> Ereignisse wie starker Raupenfraß<br />

die Höhe des jährlichen Wildverbisses bei gleichbleibendem<br />

Wildbestand deutlich verändern können. Zu vergleichbaren<br />

Schlussfolgerungen kam bereits eine frühere<br />

Vegetations- <strong>und</strong> Wildverbissuntersuchung in Kranichstein<br />

(Roeder & Jaeger 1988).<br />

Zusätzlich zu der gr<strong>und</strong>legenden Schwierigkeit, mit<br />

wenigen 50 Meter langen Erhebungstransekten eine<br />

repräsentative Aussage über große Waldflächen zu treffen,<br />

zeigt sich am Beispiel Kranichstein, dass mit einer<br />

Auswahl von zwei bis drei Transekten zwar eine Aussage<br />

über die Verbisssituation in der Waldgesellschaft getroffen<br />

werden kann, in die das Transekt gelegt wurde, darüber<br />

hinaus aber keine Rückschlüsse auf weitere Flächen<br />

getroffen werden können. Das liegt sowohl in der Heterogenität<br />

der Standorte als auch in der Lage der Wildeinstände<br />

<strong>und</strong> damit der Äsungsschwerpunkte begründet.<br />

Unabhängig von der standörtlichen Vielfalt im Gebiet<br />

Kranichstein ergibt sich in größerflächigen <strong>und</strong> einheitlicheren<br />

Waldgesellschaften des Mittelgebirges, z.B. auf<br />

bodensauren Standorten des Hainsimsen-Buchenwaldes,<br />

mit einem 50 Meter Transekt die Schwierigkeit, eine in<br />

der Regel immer mosaikartig heterogen aufwachsende<br />

Naturverjüngung hinreichend <strong>und</strong> <strong>für</strong> die Waldgesellschaft<br />

repräsentativ zu erfassen (Petrak 1990; Simon et al.<br />

2003; Suchant & Burghardt 2003).<br />

Fazit: Als Methode sind Verbisstransekte, wie sie in Hessen<br />

im Rahmen des Forstlichen Gutachten angewendet<br />

werden, bei repräsentativer Lage innerhalb der zu beprobenden<br />

Waldgesellschaft ein geeignetes Mittel, um die<br />

Verbisssituation in dieser Waldgesellschaft zu erfassen.<br />

Entscheidend ist die Beachtung <strong>und</strong> Repräsentativität der<br />

standörtlichen Vielfalt. In strittigen Fällen kann daher die<br />

Einrichtung eines zweiten <strong>und</strong> dritten Transekts innerhalb<br />

der Waldgesellschaft die Datengr<strong>und</strong>lage deutlich verbessern<br />

<strong>und</strong> die Akzeptanz des Ergebnisses <strong>und</strong> der daraus<br />

abgeleiteten Schlussfolgerungen bei allen Beteiligten<br />

vergrößern. Weiterreichende Rückschlüsse auf größere<br />

Waldflächen oder sogar andere Waldgesellschaften, gerade<br />

bei standörtlicher Vielfalt, sind fachlich jedoch nur<br />

eingeschränkt zulässig.<br />

Die Vegetations- <strong>und</strong> Verbissaufnahmen in Weiserflächenpaaren<br />

erlauben darüber hinaus tiefergehende<br />

Einblicke in ökosystemare Wechselwirkungen zwischen<br />

Schalenwild <strong>und</strong> Lebensraum. Dabei umfasst die fachliche<br />

Auswertung weit mehr als die Dokumentation der<br />

Wuchsentwicklung dominanter Gehölze in den Weiserzaunflächen<br />

unter Ausschluss jeglichen Schalenwildes;<br />

nämlich die Entwicklung der Artenvielfalt unter verschiedenartigen<br />

Konkurrenzverhältnissen der Pflanzen untereinander<br />

<strong>und</strong> gegenüber Pflanzenfressern. Im Ergebnis<br />

ist es nicht immer die Entwicklung in der Zaunfläche, die<br />

schließlich den Zielvorstellungen entspricht (vgl. Fischer<br />

2001; Jauch 1991). Die Investition in Weiserflächen lohnt<br />

jedoch nur, wenn die Untersuchungskontinuität mittelbis<br />

langfristig gewährleistet ist (vgl. Schmidt 1991). Entwicklungen<br />

innerhalb <strong>und</strong> außerhalb von Weiserzäunen<br />

werden abhängig vom Standort frühestens nach drei<br />

bis fünf Jahren erkennbar, wie die Erhebungen in Kranichstein<br />

zeigen (vgl. auch Roth 1996; Simon & Goebel<br />

2005). Deshalb sollte eine Untersuchungskontinuität von<br />

mindestens fünf, besser zehn Jahren (<strong>und</strong> darüber hinaus)<br />

gewährleistet sein.<br />

Die sorgfältige Standortauswahl ist von gr<strong>und</strong>legender<br />

Bedeutung <strong>für</strong> die langfristig mögliche Vergleichbarkeit<br />

der ungezäunten Parzelle <strong>und</strong> der Zaunparzelle. Auf eine<br />

Vergleichbarkeit von Standort, Zusammensetzung von<br />

Bodenvegetation <strong>und</strong> Gehölzaufwuchs sowie überschirmende<br />

Baumarten <strong>und</strong> Beschattung durch das Kronendach<br />

ist zwingend zu achten. Andernfalls kann sich bereits<br />

nach wenigen Jahren herausstellen, dass nicht berücksichtigte<br />

Faktoren, z.B. eine unterschiedliche Beschattung von<br />

Zaun- <strong>und</strong> Vergleichsfläche, unabhängig vom Wildeinfluss<br />

zu einer verschiedenartigen Ausprägung der Bodenvegetation<br />

geführt haben. Die Fortführung einer Untersuchung,<br />

die insbesondere den Einfluss des Wildverbisses<br />

dokumentieren will, wäre damit nicht mehr möglich. Vor<br />

der Standortauswahl ist die Prognostizierbarkeit der weiteren<br />

Entwicklung der Fläche zu berücksichtigen. In einer<br />

früheren Kontrollflächenerhebung in Kranichstein führte<br />

die starke zunehmende Beschattung vier Jahre nach<br />

Einrichtung der Kontrollflächen zu einer Einstellung der<br />

Untersuchungen, da die Beschattung zum beherrschenden<br />

Faktor der Gehölzentwicklung wurde (Roeder &<br />

Jäger 1988).<br />

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