Download - Institut für Tierökologie und Naturbildung
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Auch brachliegende Wildwiesen können durch eine intensive Beäsung noch lange ihren Wiesencharakter erhalten.<br />
Nimmt die Äsungsattraktivität ab, reicht eine regelmäßige Mahd in der Regel aus, die Attraktivität wieder zu<br />
erhöhen.<br />
wäre nicht nur ein landespflegerischer Verstoß, sondern<br />
ignoriert unter Umständen auch die Möglichkeit, natürlich<br />
vorhandene, standorttypische <strong>und</strong> -geeignete Äsungsflächen<br />
dem Rotwild zur Verfügung zu stellen.<br />
5.2 Methodische Standards <strong>für</strong><br />
Wildverbissaufnahmen: Eine<br />
vergleichende Betrachtung<br />
Der definierte Wildbestand im Wildschutzgebiet Kranichstein,<br />
der seit 1984 in seinem Frühjahrsbestand bekannt ist<br />
<strong>und</strong> seither auf kontinuierlich gleichbleibendem Niveau<br />
einreguliert wird, bietet die einmalige Chance, das Wildverbissgeschehen<br />
systematisch zu bearbeiten. Die Gr<strong>und</strong>lage<br />
<strong>für</strong> die systematische Erfassung bildete die Einrichtung<br />
von 19 Dauerbeobachtungsflächen im Wald <strong>und</strong> vier<br />
Dauerbeobachtungsflächen auf Wiesen, die repräsentativ<br />
die standörtlichen Verhältnisse berücksichtigen.<br />
Die 19 Dauerbeobachtungsflächen im Wald umfassen<br />
neun Weiserflächenpaare in standörtlich verschiedenen<br />
Waldgesellschaften, drei Weiserflächenpaare auf Sukzessionsflächen<br />
nach Sturmwurf <strong>und</strong> sieben Transekte, auf<br />
denen in räumlicher <strong>und</strong> standörtlicher Ergänzung zu den<br />
Waldweiserflächen ebenso wie auf diesen Gehölzverjüngung,<br />
Höhenentwicklung <strong>und</strong> Wildverbiss erfasst wird.<br />
Insgesamt verteilen sich 19 Beobachtungsflächen auf<br />
460 ha Wald, was einer mittleren Dichte von 4,1 Dauerbeobachtungsflächen<br />
je 100 ha Wald entspricht. Die hohe<br />
standörtliche Vielfalt der Wälder im Wildschutzgebiet<br />
machte diese Flächendichte nötig, um Wechselwirkungen<br />
zwischen Pflanzenfressern <strong>und</strong> Vegetation hinreichend<br />
genau erfassen <strong>und</strong> bewerten zu können.<br />
Fünf übergeordnete Waldgesellschaften unterliegen<br />
hier in unterschiedlichem Maße dem Einfluss von vier<br />
Schalenwildarten, bedingt durch Äsungsvorlieben <strong>und</strong><br />
Raumtraditionen mit unterschiedlichen Schwer punkten<br />
in der Raumnutzung. Eine geringere Dichte im Erhebungsflächennetz<br />
würde daher hier zu unvollständigen<br />
Ergebnissen <strong>und</strong> Bewertungen führen, zumal jährliche<br />
Abweichungen beispielsweise in der Entwicklung des<br />
Gehölzverbisses in Abhängigkeit vom Witterungsverlauf<br />
im Winter erheblich sein können (vgl. Kap. 4.3.5).<br />
In weniger strukturierten Waldlandschaften in Mittelgebirgslagen<br />
– meist auf bodensauren Standorten <br />
wird in der Regel mit einer geringeren Erhebungsflächendichte<br />
gearbeitet. Dabei werden Weiserflächen nur<br />
in Ausnahmefällen in schwierigen Wald-Wild-Konfliktsituationen<br />
errichtet (vgl. Simon 2003). In der Regel<br />
finden Systeme der Dauerbeobachtung in Form von Weiserflächenpaaren<br />
ausschließlich in Waldschutzgebieten<br />
sowie Naturwald zellen <strong>und</strong> Nationalparken Anwendung<br />
(vgl. Schmidt 1999). Im Nationalpark Kellerwald-Edersee<br />
beispielsweise wurde 1993 unter der Konzeption des<br />
vormaligen Waldschutzgebietes ein Weiserflächensystem<br />
eingerichtet, das mit 30 Flächenpaaren die vorherrschenden<br />
Buchenwaldgesellschaften auf 4.600 ha Wald