Download - Institut für Tierökologie und Naturbildung
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154<br />
eine Instandsetzung eingeleitet wird. Dabei ist aber auf<br />
eventuelle Vorkommen von Borstgrasrasen <strong>und</strong> anderen<br />
düngeempfindlichen Vegetationstypen nährstoffarmer,<br />
stark saurer Standorte zu achten: Hier gilt ein generelles<br />
Düngeverbot. Auf größeren Wildwiesen lohnt sich durchaus<br />
auch der Versuch, Teilflächen unterschiedlich zu düngen:<br />
eine Teilfläche erfährt eine Düngung mit Kalzium-<br />
Magnesium-Phosphat <strong>und</strong> Kalium, eine zweite Teilfläche<br />
erfährt nur eine Kalzium-Magnesium-Düngung <strong>und</strong> eine<br />
dritte Teilfläche verbleibt ohne Düngung. Auf keinen Fall<br />
sollte eine reine Stickstoffdüngung erfolgen!<br />
Wiesen-Einsaatmischungen <strong>für</strong> neuangelegte<br />
Äsungsflächen auf bodensauren Standorten<br />
des Mittelgebirges<br />
Wichtig im Zusammenhang mit der Neuanlage von<br />
Äsungsflächen ist die Frage der richtigen Saatgutmischung<br />
<strong>für</strong> die Einsaat. Die handelsüblichen, auf Wildäsungsflächen<br />
ausgebrachten landwirtschaftlichen Weidemischungen<br />
oder auch die gängigen, <strong>für</strong> jagdliche Zwecke<br />
zusammengestellten Saatgutmischungen sind häufig nicht<br />
lebensraumbezogen <strong>und</strong> nur bedingt wildgerecht. So<br />
enthalten diese Grünlandmischungen größere Anteile<br />
aus Esparsette, Inkarnatklee, Perserklee, Luzerne <strong>und</strong><br />
andere Arten, die warme Kalkstandorte oder hohe Stickstoffgaben<br />
benötigen <strong>und</strong> unter den standörtlichen <strong>und</strong><br />
klimatischen Bedingungen vor Ort kurzfristig ausfallen.<br />
Wiesenmischungen sind <strong>für</strong> Äsungsflächen gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
auch deshalb besser geeignet als Weidemischungen, weil<br />
meist nur ein relativ später Mäh- oder Mulchschnitt pro<br />
Jahr durchgeführt wird <strong>und</strong> das Schalenwild – anders als<br />
beispielsweise Kühe auf der Weide – die Äsungsfläche<br />
weder kontinuierlich noch vollständig abweiden. Eine<br />
Grasnarbe aus vorwiegend Weidegräsern (z.B. Weidelgras)<br />
hält sich daher nachweisbar nicht lange auf den<br />
Äsungsflächen.<br />
Eine Grasnarbe aus vorwiegend Wiesengräsern (Obergräser<br />
wie Wiesenschwingel, Glatthafer, Knaulgras, Mittel-<br />
<strong>und</strong> Untergräser wie Wiesenrispe oder Rotschwingel)<br />
ist ausdauernd <strong>und</strong> stabiler <strong>und</strong> vor allem auch dem<br />
Lebensraum angepasst; Nachsaaten sind kaum erforderlich.<br />
Im westlichen Hunsrück erfolgte im Rahmen des<br />
Lebensraum-Modellprojekts im Rotwildring Osburg-Saar<br />
die Zusammenstellung standortgerechter Wildwiesen<strong>und</strong><br />
Wiesensaatmischungen (Simon & Lieser 2004). Diese<br />
Wiesenmischungen enthalten die von Natur aus beliebten<br />
Äsungspflanzen des Rotwildes – in erster Linie standorttypische<br />
Gräser <strong>und</strong> Kleearten – <strong>und</strong> sind gleichzeitig den<br />
geologischen <strong>und</strong> klimatischen Bedingungen des westlichen<br />
Hunsrücks angepasst. Gr<strong>und</strong>lage der Empfehlungen<br />
waren Vegetations- <strong>und</strong> Verbisserhebungen auf mehr als<br />
70 Äsungsflächen des Rotwildgebietes.<br />
Die Einsaat-Wiesenmischungen sind höhengeographisch<br />
differenziert in solche <strong>für</strong> höhere Lagen oberhalb<br />
500 m über NN (montane Stufe) <strong>und</strong> in solche <strong>für</strong> untere<br />
bis mittlere Lagen zwischen 200 <strong>und</strong> 500 m über NN (submontane<br />
Stufe).<br />
1) Wiesenmischung <strong>für</strong> höhere, montane Lagen oberhalb<br />
500 m über NN <strong>und</strong> mäßig trockene bis frische, + mittlere<br />
Standorte *)<br />
Gräser:<br />
Wiesenschwingel (Festuca pratensis)<br />
Rotschwingel (Festuca rubra ssp. rubra)<br />
Wiesenrispengras (Poa pratensis ssp. pratensis)<br />
Goldhafer (Trisetum flavescens)<br />
10 kg<br />
6 kg<br />
6 kg<br />
2 kg<br />
Leguminosen:<br />
Rotklee (Trifolium pratense)<br />
3 kg<br />
Weißklee (Trifolium repens)<br />
2 kg<br />
Hornklee, Hornschotenklee (Lotus corniculatus) 1 kg<br />
30 kg<br />
2) Wiesenmischung <strong>für</strong> untere bis mittlere, submontane<br />
Lagen zwischen 200 <strong>und</strong> 500 m über NN <strong>und</strong> mäßig<br />
trockene bis frische, + mittlere Standorte*)<br />
Gräser:<br />
Rotschwingel (Festuca rubra ssp. rubra)<br />
Wiesenrispengras (Poa pratensis ssp. pratensis)<br />
Wiesenschwingel (Festuca pratensis)<br />
Glatthafer (Arrhenatherum elatius)<br />
Knaulgras (Dactylis glomerata)<br />
Goldhafer (Trisetum flavescens)<br />
6 kg<br />
6 kg<br />
4 kg<br />
3 kg<br />
3 kg<br />
1 kg<br />
Leguminosen:<br />
Rotklee (Trifolium pratense)<br />
2 kg<br />
Hornklee, Hornschotenklee (Lotus corniculatus) 2 kg<br />
Weißklee (Trifolium repens)<br />
2 kg<br />
Hopfenklee, Gelbklee (Medicago lupulina) 1 kg<br />
30 kg<br />
*<br />
Auf kleinflächig vorhandenen feuchten bis nassen Standorten empfiehlt<br />
sich aus ökologischer wie aus ökonomischer Sicht eine Einsaat<br />
nicht.<br />
Eine besondere Beachtung sollte auch brachliegenden<br />
sowie land- <strong>und</strong> forstwirtschaftlich nur noch extensiv<br />
genutzten Flächen geschenkt werden. Damit eine Gefährdung<br />
solcher möglicherweise ökologisch bedeutsamer<br />
Flächen ausgeschlossen bleibt, sollte vor Instandsetzung<br />
brachliegender oder nicht mehr intensiv gepflegter<br />
Äsungsflächen eine ökologisch-fachliche Inaugenscheinnahme<br />
durch einen Spezialisten erfolgen. Das Umbrechen,<br />
die Neueinsaat oder Düngung dieser Lebensräume