Download - Institut für Tierökologie und Naturbildung
Download - Institut für Tierökologie und Naturbildung
Download - Institut für Tierökologie und Naturbildung
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
151<br />
Zusätzliche Nahrung fiel im Wildschutzgebiet Kranichstein<br />
in den alten Rotbuchen- <strong>und</strong> Eichenwäldern ab September<br />
durch Baummast an. So wurden im Herbst 2000<br />
bei Halb- bis Vollmast 640 kg Eicheln je Eiche (Baumalter<br />
140 Jahre <strong>und</strong> älter) ermittelt. 250 ha Eichenwälder<br />
<strong>und</strong> 100 ha Buchenwälder wachsen in Kranichstein in<br />
fruchtfähigem Alter. In Vollmastjahren lagen den bereits<br />
genannten Werten zufolge etwa 150.000 kg Bucheckern<br />
<strong>und</strong> 300.000500.000 kg Eicheln an zusätzlicher Nahrung<br />
vor. In Jahren mit Halb- <strong>und</strong> Sprengmasten waren die<br />
Mengen an Baumfrüchten geringer, erreichten aber aufgr<strong>und</strong><br />
der großen Flächen an Rotbuchen- <strong>und</strong> Eichenwäldern<br />
noch immer erhebliche Mengen.<br />
Es interessiert nun die Frage, ob die Intensität <strong>und</strong><br />
Lokalität des Holzeinschlages einen Einfluss auf die<br />
Verbissintensität in den Waldbeständen hat. Von Vorteil<br />
erwies sich hier die flächenhafte Präsenz durch Weiserflächen<br />
<strong>und</strong> Gehölztransekte.<br />
In den ersten Untersuchungsjahren 1992 <strong>und</strong> 1993<br />
zeigte sich ein paralleler Verlauf zwischen geringem Holzeinschlag,<br />
also geringer Kronentriebäsung im Winter, <strong>und</strong><br />
einem erheblichen Winterverbiss an den Gehölzen auf<br />
allen Weiserflächen. 1994 ging der Winterverbiss, aber<br />
auch der Sommerverbiss, nahezu schlagartig zurück. Die<br />
Holzeinschläge lagen zu dieser Zeit noch auf niedrigem<br />
Niveau. Erst im Winter 1996/97 war schließlich ein verbissmindernder<br />
Effekt durch<br />
größere Fällmengen an Kronentriebäsung<br />
zu erwarten. Genau<br />
das Gegenteil passierte: In den<br />
Jahren 1997 <strong>und</strong> 1998 stieg der<br />
Gehölzverbiss an. Dass der Verbiss<br />
bereits im Frühjahr 1994<br />
auf allen Weiserflächen sehr<br />
stark zurückging, war zunächst<br />
vor allem eine Folge der mit der<br />
Sukzession auf den zahlreichen<br />
Sturmwurfflächen einhergehenden<br />
Nahrungszunahme. Schließlich<br />
ließ die Attraktivität der<br />
jungen Vorwälder nach <strong>und</strong> der<br />
Verbiss fokussierte sich wieder<br />
stärker auf den Wald. Für die<br />
Jahre ab 1997 ist anzunehmen,<br />
dass die erheblichen Kronentriebäsungsmengen der Holzeinschläge<br />
19962000 den wieder gewachsenen Verbiss an<br />
den Gehölzverjüngungen der Waldbestände abpufferte.<br />
Direkte Wechselwirkungen zwischen den Waldbeständen<br />
mit Holzeinschlägen (großen Mengen an Kronentrieben)<br />
<strong>und</strong> einer Verbissminderung dazu nahegelegener<br />
Weiserflächen ließen sich nicht erkennen. Die Entwicklung<br />
der Verbissintensität ist überraschend auf allen Weiserflächen<br />
mit gleicher Tendenz verlaufen.<br />
Waldwiesen <strong>und</strong> Wildäsung<br />
Das regelmäßige Beäsen, die lange Aufenhaltsdauer auf<br />
den Wiesen, Wildverbiss <strong>und</strong> Äsungsmengenzahlen an<br />
Arten der Wiesengesellschaften <strong>und</strong> deren pflanzensoziologisch-ökologische<br />
Verbreitung im Wildschutzgebiet Kranichstein<br />
stellt die Bedeutung der Waldwiesen als Wildäsungsflächen<br />
eindrucksvoll heraus (vgl. Kap. 4.4). Die<br />
Waldwiesen umfassen in der Summe 52 ha <strong>und</strong> damit ca.<br />
10% des Wildschutzgebietes. R<strong>und</strong> die Hälfte der Wiesenflächen<br />
sind als hervorragende „Wildwiesen“ anzusehen,<br />
vor allem die großflächigen Auenboden-Feuchtwiesen der<br />
drei größten Wiesen Rottwiese, Kernwiese <strong>und</strong> Hengstriedwiese<br />
mit ihrem besonderen Artenreichtum <strong>und</strong> einer<br />
damit verb<strong>und</strong>enen sehr hohen Nahrungsvielfalt.<br />
Äsendes Alttier in einer kräuterreichen Glatthaferwiese.<br />
In einer Studie zum Äsungsangebot im Winter wurden in der Eifel in einem 2.400 Hektar umfassenden Laub-Mischwaldgebiet<br />
die Holzeinschläge der Winterhalbjahre 1998/99–2000/01 ausgewertet. Jeden Winter wurden dort r<strong>und</strong> 7.000<br />
Festmeter Eiche, Rotbuche, Fichte, Douglasie <strong>und</strong> Kiefer gefällt. Auf gleicher Gr<strong>und</strong>lage wie in Kranichstein (vgl. auch<br />
Brückner 1977 <strong>für</strong> das Erzgebirge) wurden zusätzliche Nahrungsmengen von 60.000 kg Frischgewicht Knospen-, Trieb<strong>und</strong><br />
Rindenäsung <strong>für</strong> einen Winter ermittelt (Simon 2003).<br />
Das Beispiel Eifel zeigt, dass in Kranichstein die durch Holzeinschläge vorgelegten Äsungsmengen deutlich höher<br />
lagen als in Gebieten üblicher Holznutzung, ohne dass in Kranichstein der Holzeinschlag aus Vornutzung <strong>und</strong> Läuterung<br />
berücksichtigt wurde.