Download - Institut für Tierökologie und Naturbildung
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5 Schlussfolgerungen <strong>für</strong> Wissenschaft<br />
<strong>und</strong> Praxis<br />
5.1 Waldwildlebensraum:<br />
Tragfähigkeit,<br />
Äsungsverfüg bar keit <strong>und</strong><br />
Äsungs vorlieben<br />
Waldlebensräume, Nahrungssituation <strong>und</strong><br />
Äsungspflanzen<br />
Gräser, Kräuter <strong>und</strong> junge Gehölze bilden die Nahrungsgr<strong>und</strong>lage<br />
der Pflanzenfresser in mitteleuropäischen<br />
Waldökosystemen. Die Pflanzennahrung ist jedoch weder<br />
gleichmäßig im Lebensraum verteilt, noch ist sie überall<br />
gleichermaßen erreichbar. Auf Traditionen begründete<br />
Verhaltensweisen, Sicherheitsbedürfnis <strong>und</strong> Feindvermeidung,<br />
Standort eigen schaften, Nahrungsmengen<br />
<strong>und</strong> -vorlieben sowie Bewirtschaftungsweisen durch den<br />
Menschen in der Forst- <strong>und</strong> Landwirtschaft, vor allem<br />
aber die Störwirkung durch den Menschen wie ungelenkte<br />
Freizeitnutzungen <strong>und</strong> Jagddruck, beeinflussen die<br />
Nahrungsverfügbarkeit <strong>und</strong> die Nahrungsaufnahme in<br />
den verschiedenen Lebensräumen.<br />
Auch wenn die Ansprüche von Pflanzenfressern in<br />
Waldökosystemen artspezifische Unterschiede erkennen<br />
lassen, ist es dennoch möglich, wesentliche Biotopmerkmale<br />
<strong>für</strong> die Bewertung von Waldlebensräumen aus Sicht<br />
der Schalenwildarten herauszuarbeiten:<br />
1. Die räumliche Standort- <strong>und</strong> Lebensraumvielfalt<br />
(Vielfalt unterschiedlicher Lebensräume in ihrer<br />
räumlichen-horizontalen Verteilung). Je höher diese<br />
Vielfalt, umso höher sind Artenreichtum <strong>und</strong> Nahrungsvielfalt<br />
<strong>für</strong> die Schalenwildarten.<br />
2. Die Vielfalt der Vegetationsschichtenstrukturen<br />
(Vielfalt unterschiedlicher Lebensräume in ihrer<br />
räumlich-vertikalen Verteilung). Je höher diese Vielfalt,<br />
umso höher sind die Einstands- <strong>und</strong> Deckungsmöglichkeiten<br />
<strong>und</strong> die vor Ort vorhandenen Nahrungsmengen<br />
<strong>für</strong> Schalenwildarten.<br />
Die Ergebnisse der Vegetations- <strong>und</strong> Verbisserhebungen im<br />
Wildschutzgebiet Kranichstein lassen deutlich Äsungsvorlieben,<br />
räumliche Äsungsschwerpunkte sowie mengenmäßig<br />
bedeutsame Äsungspflanzen erkennen. Eine Differenzierung<br />
in der Nahrungswahl der vier im Gebiet lebenden<br />
Schalenwildarten war dabei jedoch nicht möglich.<br />
Regelmäßig <strong>und</strong> bevorzugt beäst werden in den Waldgesellschaften<br />
im Wildschutzgebiet 54 Pflanzenarten. Davon<br />
treten 29 Arten häufig in den Waldgesellschaften auf (vgl.<br />
Tab. 72). Unter diesen Arten treten als mengenmäßig<br />
bedeutsame Nahrungspflanzen Brombeere, Himbeere <strong>und</strong><br />
Hainbuche hervor. Weitere 26 Arten sind im Wildschutzgebiet<br />
relativ selten <strong>und</strong> wachsen vor allem in den Feuchtwäldern<br />
<strong>und</strong> lichten Eichenwäldern (vgl. Tab. 72).<br />
Die Bachauensysteme mit den umgebenden Eichen-<br />
Hainbuchenwäldern stellen die Äsungsschwerpunkte im<br />
Wildschutzgebiet dar. Viele Äsungspflanzen haben hier<br />
in den strukturreichen, naturnahen Laub(misch) wäldern<br />
nasser bis wechselfeuchter Standorte ihre Schwerpunktvorkommen.<br />
Hier ist das breiteste Pflanzenartenspektrum<br />
zu finden, darunter zahlreiche äsungs beliebte Sumpfpflanzen.<br />
Es sind dies<br />
der Hainmieren-Bacherlenwald,<br />
der Trauben kirschen-Erlen-Eschenwald,<br />
der Winkel seggen-Erlen-Eschenwald <strong>und</strong><br />
der Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwald sowie die<br />
Initial stadien der oben genannten Gesellschaften,<br />
nämlich<br />
Erlen-Weiden-Ufergehölze <strong>und</strong><br />
Erlen-Birken-Faul baum-Pioniergehölze.<br />
Dieser Wildlebensraumtyp A beinhaltet eine große Nahrungs-<br />
<strong>und</strong> Artenvielfalt, große Nahrungsmengen, gute<br />
Deckungsstrukturen <strong>und</strong> eine in der Regel geringe Wildschadensanfälligkeit.<br />
Bevorzugte Biotoptypen sind zudem<br />
die Birken-Brombeer-Himbeer-Pioniergehölze,<br />
die nitrophytischen Krautsäume der Wald- <strong>und</strong><br />
Wegränder <strong>und</strong><br />
die lichten, unterwuchsreichen Bestände der<br />
Hainsimsen- <strong>und</strong> Waldmeister-Buchenwälder.<br />
In der Bachaue der Silz wachsen zahlreiche<br />
äsungsbeliebte Kräuter <strong>und</strong> Stauden, die regelmäßig<br />
beäst werden.