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Download - Institut für Tierökologie und Naturbildung

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147<br />

5 Schlussfolgerungen <strong>für</strong> Wissenschaft<br />

<strong>und</strong> Praxis<br />

5.1 Waldwildlebensraum:<br />

Tragfähigkeit,<br />

Äsungsverfüg bar keit <strong>und</strong><br />

Äsungs vorlieben<br />

Waldlebensräume, Nahrungssituation <strong>und</strong><br />

Äsungspflanzen<br />

Gräser, Kräuter <strong>und</strong> junge Gehölze bilden die Nahrungsgr<strong>und</strong>lage<br />

der Pflanzenfresser in mitteleuropäischen<br />

Waldökosystemen. Die Pflanzennahrung ist jedoch weder<br />

gleichmäßig im Lebensraum verteilt, noch ist sie überall<br />

gleichermaßen erreichbar. Auf Traditionen begründete<br />

Verhaltensweisen, Sicherheitsbedürfnis <strong>und</strong> Feindvermeidung,<br />

Standort eigen schaften, Nahrungsmengen<br />

<strong>und</strong> -vorlieben sowie Bewirtschaftungsweisen durch den<br />

Menschen in der Forst- <strong>und</strong> Landwirtschaft, vor allem<br />

aber die Störwirkung durch den Menschen wie ungelenkte<br />

Freizeitnutzungen <strong>und</strong> Jagddruck, beeinflussen die<br />

Nahrungsverfügbarkeit <strong>und</strong> die Nahrungsaufnahme in<br />

den verschiedenen Lebensräumen.<br />

Auch wenn die Ansprüche von Pflanzenfressern in<br />

Waldökosystemen artspezifische Unterschiede erkennen<br />

lassen, ist es dennoch möglich, wesentliche Biotopmerkmale<br />

<strong>für</strong> die Bewertung von Waldlebensräumen aus Sicht<br />

der Schalenwildarten herauszuarbeiten:<br />

1. Die räumliche Standort- <strong>und</strong> Lebensraumvielfalt<br />

(Vielfalt unterschiedlicher Lebensräume in ihrer<br />

räumlichen-horizontalen Verteilung). Je höher diese<br />

Vielfalt, umso höher sind Artenreichtum <strong>und</strong> Nahrungsvielfalt<br />

<strong>für</strong> die Schalenwildarten.<br />

2. Die Vielfalt der Vegetationsschichtenstrukturen<br />

(Vielfalt unterschiedlicher Lebensräume in ihrer<br />

räumlich-vertikalen Verteilung). Je höher diese Vielfalt,<br />

umso höher sind die Einstands- <strong>und</strong> Deckungsmöglichkeiten<br />

<strong>und</strong> die vor Ort vorhandenen Nahrungsmengen<br />

<strong>für</strong> Schalenwildarten.<br />

Die Ergebnisse der Vegetations- <strong>und</strong> Verbisserhebungen im<br />

Wildschutzgebiet Kranichstein lassen deutlich Äsungsvorlieben,<br />

räumliche Äsungsschwerpunkte sowie mengenmäßig<br />

bedeutsame Äsungspflanzen erkennen. Eine Differenzierung<br />

in der Nahrungswahl der vier im Gebiet lebenden<br />

Schalenwildarten war dabei jedoch nicht möglich.<br />

Regelmäßig <strong>und</strong> bevorzugt beäst werden in den Waldgesellschaften<br />

im Wildschutzgebiet 54 Pflanzenarten. Davon<br />

treten 29 Arten häufig in den Waldgesellschaften auf (vgl.<br />

Tab. 72). Unter diesen Arten treten als mengenmäßig<br />

bedeutsame Nahrungspflanzen Brombeere, Himbeere <strong>und</strong><br />

Hainbuche hervor. Weitere 26 Arten sind im Wildschutzgebiet<br />

relativ selten <strong>und</strong> wachsen vor allem in den Feuchtwäldern<br />

<strong>und</strong> lichten Eichenwäldern (vgl. Tab. 72).<br />

Die Bachauensysteme mit den umgebenden Eichen-<br />

Hainbuchenwäldern stellen die Äsungsschwerpunkte im<br />

Wildschutzgebiet dar. Viele Äsungspflanzen haben hier<br />

in den strukturreichen, naturnahen Laub(misch) wäldern<br />

nasser bis wechselfeuchter Standorte ihre Schwerpunktvorkommen.<br />

Hier ist das breiteste Pflanzenartenspektrum<br />

zu finden, darunter zahlreiche äsungs beliebte Sumpfpflanzen.<br />

Es sind dies<br />

der Hainmieren-Bacherlenwald,<br />

der Trauben kirschen-Erlen-Eschenwald,<br />

der Winkel seggen-Erlen-Eschenwald <strong>und</strong><br />

der Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwald sowie die<br />

Initial stadien der oben genannten Gesellschaften,<br />

nämlich<br />

Erlen-Weiden-Ufergehölze <strong>und</strong><br />

Erlen-Birken-Faul baum-Pioniergehölze.<br />

Dieser Wildlebensraumtyp A beinhaltet eine große Nahrungs-<br />

<strong>und</strong> Artenvielfalt, große Nahrungsmengen, gute<br />

Deckungsstrukturen <strong>und</strong> eine in der Regel geringe Wildschadensanfälligkeit.<br />

Bevorzugte Biotoptypen sind zudem<br />

die Birken-Brombeer-Himbeer-Pioniergehölze,<br />

die nitrophytischen Krautsäume der Wald- <strong>und</strong><br />

Wegränder <strong>und</strong><br />

die lichten, unterwuchsreichen Bestände der<br />

Hainsimsen- <strong>und</strong> Waldmeister-Buchenwälder.<br />

In der Bachaue der Silz wachsen zahlreiche<br />

äsungsbeliebte Kräuter <strong>und</strong> Stauden, die regelmäßig<br />

beäst werden.

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