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Download - Institut für Tierökologie und Naturbildung

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Nahrungsmengen nach Baummasten von Buche <strong>und</strong> Eiche<br />

Baummast bildet in den Herbst- <strong>und</strong> Wintermonaten vor allem bei Voll- <strong>und</strong> Halbmasten von Rotbuchen <strong>und</strong> Eichen<br />

die wichtigste Nahrungsgr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> wildlebende Huftiere im Wald (u.a. Groot Bruinderink & Hazebroek 1996;<br />

Scherzinger 1996). Mit dem einsetzenden Fruchtfall von Eicheln <strong>und</strong> Bucheckern werden diese gezielt aufgesucht<br />

<strong>und</strong> können die Raumnutzung im Herbst <strong>und</strong> Winter entscheidend beeinflussen. Spätestens ab Oktober erfolgt vor<br />

allem beim Wildschwein eine nahezu vollständige Nahrungsumstellung auf Baumfrüchte, die mindestens bis Februar<br />

ihre Vorrangstellung behalten, sofern in Eichen- <strong>und</strong> Buchenwäldern masttragende Bäume in ausreichender Zahl<br />

vorhanden sind <strong>und</strong> den Vorrat sichern (Briedermann 1990). Die Eichel ist <strong>für</strong> das Wildschwein von der Wertigkeit als<br />

hochverdauliches Kohlehydratfutter dem Getreide fast gleichzusetzen. Zwar ist der Gehalt an verdaulichem Eiweiß<br />

zunächst geringer, steigt aber mit dem Auskeimen an. Die Eichenschalen selbst sind kaum verwertbar <strong>und</strong> werden meist<br />

ausgespien. Die Kastanie ist im Nährwert der Eichel gleichwertig, wird jedoch, wohl wegen ihres Saponingehaltes, im<br />

Allgemeinen von Wildschweinen eher verschmäht (Briedermann 1990).<br />

Ebenso wie die Eichel hat auch die Buchecker in der Herbst- <strong>und</strong> Winterernährung in Mastjahren eine herausragende<br />

Bedeutung. Mit einem Anteil hochverdaulichen Rohproteins von über 200 g/kg <strong>und</strong> Rohfett von mehr als 400 g/kg<br />

Trockensubstanz ist die Buchecker hinsichtlich der Energie- <strong>und</strong> Eiweißlieferung unübertroffen. Mit dem Einsetzen der<br />

Keimung der Buchecker geht der Fettgehalt wesentlich zurück, während die Kohlehydrate beträchtlich <strong>und</strong> auch der<br />

Eiweißgehalt ansteigen (Briedermann 1990).<br />

Bucheckern <strong>und</strong> Eicheln sind <strong>für</strong> die Anlage von Feistreserven im Herbst <strong>und</strong> Winter in Lebensräumen, in denen<br />

das Ausbringen zusätzlicher Futtermittel (Winterfütterung, Kirrung) unterbleibt, von besonderer Bedeutung. Vor allem<br />

beim Wildschwein entscheidet die Baummast über Fruchtbarkeit <strong>und</strong> Fortpflanzungserfolg der Frischlings- <strong>und</strong> Überläuferbachen<br />

(Briedermann 1990; Groot Bruinderink et al. 1994; Happ 2002). Vergleichende Stichproben untersuchter<br />

Wildschweinmägen <strong>und</strong> Rothirschpansen in den Monaten Oktober bis November 2000 aus Eifel <strong>und</strong> Hunsrück (N=30)<br />

zeigten, dass die Schwarzwildmägen zu 95100% mit Eicheln <strong>und</strong> Bucheckern gefüllt waren; zwar waren auch in der<br />

Mehrzahl der Rotwildpansen Eicheln <strong>und</strong> Bucheckern zu finden, jedoch in der Regel nicht mehr als 50% der Panseninhalte;<br />

den übrigen Panseninhalt machten Gräser, Kräuter <strong>und</strong> Sträucher, Pilze <strong>und</strong> Wildäpfel aus (Simon unveröff.<br />

Daten).<br />

Die folgenden Daten aus verschiedenen Naturräumen<br />

Deutschlands zeigen die Spannbreiten der Ertragsmengen<br />

an Baummasten auf. Im Pfälzer Wald tragen Rotbuchen in<br />

Vollmastjahren 1020 kg Bucheckern je Baum. Für Rotbuchenbestände<br />

ergeben sich dort in Vollmastjahren Mengen<br />

an Bucheckern von 800 kg <strong>und</strong> mehr je Hektar. Die Eiche<br />

erzielt in Vollmastjahren weitaus höhere Mengen: Bis<br />

zu 5.000 kg Eicheln je Hektar wurden ermittelt (Tabel,<br />

Forschungsanstalt <strong>für</strong> Waldökologie Trippstadt, schriftl.<br />

Mitteilung).<br />

In den Mittelgebirgslagen des Westerwaldes um die<br />

Montabaurer Höhe erreichen über 100-jährige Rotbuchen<br />

auf Granitstandorten in Jahren der Vollmast nach<br />

Erfahrungen der dortigen Forstleute Erträge von bis zu 10<br />

Tabelle 71: Nach Angaben der Hessischen<br />

Waldbaufibel (1999) erreichen die<br />

verschiedenen Laubbaumarten in einer<br />

Vollmast folgende durchschnittliche<br />

Baummastmengen<br />

Baumart<br />

Stieleiche<br />

Traubeneiche<br />

Roteiche<br />

Rotbuche<br />

Durchschnittliche Fruchtmenge eines<br />

Baumes<br />

bis zu 50 kg<br />

bis zu 30 kg<br />

bis zu 20 kg<br />

810 kg<br />

kg Bucheckern pro Baum bzw. 2.000 kg je Hektar. Etwa die gleiche Menge an Baummast wird in einer Vollmast von<br />

einer Traubeneiche in ehemaligen Niederwäldern auf Tonschieferstandorten erreicht (Simon & Kugelschafter 1998).<br />

Kalkbuchenwälder um Göttingen <strong>und</strong> Moder-Buchenwälder des B<strong>und</strong>sandstein-Sollings produzierten in Vollmastjahren<br />

(Untersuchungszeitraum 19811997) maximale Mengen an Baumfrüchten von 3.500 kg Bucheckern je Hektar<br />

(Schmidt 1998).<br />

Im Wildschutzgebiet Kranichstein wurden in Stichproben am Beispiel eines Eichenbestandes nach einer Teilmast<br />

Frischgewichte von 6,4 bis 40,4 kg Eicheln je Baum gewogen. Daraus resultierten Mengen von 1.910 kg Eicheln je Hektar.<br />

Bei Vollmast sind entsprechend höhere Mengen zu erwarten.

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