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142 Vergleich der beiden Parzellen kann die Vergleich-Parzelle als Pionierstadium und die Zaun-Parzelle mittlerweile als rasiges Mähstadium (in beginnender Bracheentwicklung) des Flü gelginster-Borstgrasrasens bezeichnet werden. Wechseltrockene, magere Glatthaferwiesen (Weiserfläche Wi 4) Auch wenn die Glatthaferwiesen aktuell noch zu den häufigsten Grünlandgesellschaften gehören, sind ihre mageren, artenreichen Ausbildungen stark im Rückgang begriffen und daher auch europaweit geschützt. Derartige Vegetationstypen sind auf den Wiesen im Wildschutzgebiet Kranichstein sehr häufig und nehmen dort regelmäßig die trockeneren, meist sandigen Standorte ein. Weiserfläche Wi 4 liegt im Bereich der Feldhainsimsen- Glatthaferwiese (vgl. Goebel 1995), die typisch für bodensaure, magere Standorte ist. Die genannte Ausbildung der Gesellschaft wächst hier auf wechseltrockenen, mesotrophen, mäßig basenreichen Pseudogley-Braunerden aus Flugsand (bzw. Decksediment) über Rotliegendem. Hervorzuheben sind Vorkommen des Knolligen Mä desüß, einer charakteristischen Rote Liste-Art magerer Glatthaferwiesen. Betrachtet man die Entwicklung in der Intensität der Beäsung ebenso wie den selektiven Verbiss besonders beliebter Arten über den Zeitraum 19922000, so zeigt sich, dass auch in Wiesenparzelle 4 nur wenige Pflanzenarten regelmäßig mit Äsungsmengenzahlen von 12 (sehr selten 34) verbissen wurden. Insgesamt ist der Verbiss im Vergleich zu den Weiserflächen Wi 1 und Wi 2 auf den Pfei fengraswiesen etwas geringer, im Vergleich zu Weiserfläche Wi 3 auf Borstgrasrasen etwas stär ker. Der Standort ist zwar im obersten Bodenhorizont stark sauer, aber geringfügig nährstoffund basenreicher als in Weiserfläche Wi 3. Die ungezäunte A-Parzelle zeigt in ihrer Entwicklung seit 1992 nur geringe bis mäßige Schwankungen in den Artmächtigkeiten. Seit 1997 sind jedoch Tendenzen einer zunehmenden Ausmagerung zu erkennen. Der mittlerweile starke Rückgang des Glatthafers und die gleichzeitige Zu nahme des Rot straußgrases und des Haarschwingels weisen neben dem erstmaligen Auftauchen des Gefleckten Johanniskrautes und des Wiesenthymians auf eine zunehmende Ausmagerung der Fläche und die Tabelle 67: In der Pflanzengesellschaft der wechseltrockenen, mageren Glatthaferwiese auf Weiserfläche Wi 4 wurden neun Pflanzenarten jedes Jahr mit Äsungsmengenzahlen von 1−2 (selten 3−4) bevorzugt beäst Heilziest Knolliges Mä desüß Rotschwingel Glatthafer Scharfer Hahnenfuß Nordisches Labkraut Echtes Labkraut Spitzwegerich Wie sensauerampfer Betonica of ficina lis Filipendula vulgaris Festuca rubra Arrhenatherum ela tius Ranunculus acris Galium boreale Galium verum Plantago lanceolata Rumex acetosa Tabelle 68: In der Pflanzengesellschaft der wechseltrockenen, mageren Glatthaferwiese auf Weiserfläche Wi 4 wurden weitere elf Pflanzenarten selektiv (jedoch nicht jedes Jahr) mit Äsungsmengenzahlen von 1 (selten auch 2−3) beäst Weiserfläche Wi 4. Im Vordergrund liegt die Vergleich- Parzelle A, im Hintergrund die Zaun-Parzelle B (Aufnahme: Juni 2000). Grassternmiere Wiesen rispengras Flaumhafer Glatt hafer Hainhahnenfuß Prachtnelke Gemeines Ferkelkraut Haarschwingel Geflecktes Johanniskraut Herbstlöwenzahn Feld hainsimse Stellaria graminea Poa pra tensis Helictotrichon pubes cens Arrhenathe rum elatius Ranunculus nemorosus Di anthus superbus Hypochae ris radicata Festuca filiformis Hypericum ma culatum Leontodon autumnalis Luzula campestris
143 mit tel- bis langfristige Entwicklung zum Flügelginster- Borstgrasrasen im Übergang zur wechsel trocke nen Färberginster-Pfei fengras wiese hin. Diese Tendenz zeigt sich auch im weiteren Umfeld der Parzelle auf vergleichbaren Sand standorten und ist auch in der Vergleich-Parzelle 4 B zu erkennen. Darüber hinaus fällt auf, dass auch der Rotschwingel gegenüber 1992 deutlich an Mengenanteil verloren hat, während sich der Flaumhafer in gleichem Umfang ausbreitete. Die hier zu beobachtende Entwicklung ist losgelöst von Wildeinflüssen auf die seit vielen Jahren sehr extensive Nutzung ohne Dün gung zurückzu führen. Die Zahl der Pflanzenarten ist seit 1992 von 29 Arten auf 32 Arten (1999) leicht gestiegen und bewegte sich bis zum Jahr 2000 auf 30 Ar ten. An 20 dieser Arten war sporadisch bis regelmäßig erkennbarer Verbiss festzustellen. Die eingezäunte B-Parzelle zeigt geringe Arten- und Mengen verschie bungen, die auf eine langsame Ausmagerung der Fläche hinweisen: Während der Glatthafer hier noch in einem randlichen Bestand (ehemals schwach eutrophierter Bereich) gut wächst, sind andere Arten der Glatthaferwiesen bzw. der Wirt schaftswiesen deutlich zurückgegangen, hier vor allem die Wie senschafgarbe. Demge gen über haben die grasartigen Hauptbestandsbildner saurer Magerrasen wie Haarschwingel, Rotstraußgras und Rotschwingel mittlerweile die führende Rolle über nommen bzw. behalten. Insbeson dere die Zaun-Parzelle ließe sich daher mittlerweile bereits als Flügelginster-Borstgrasra sen bezeichnen. Die Artenzahl der Zaun-Parzelle ist seit 1992 mit damals 29 Arten bis zum Jahr 2000 mit ebenfalls 29 Arten stabil. Anhand der vom Forstamt Darmstadt für die Untersuchungsjahre 19962000 kartenmäßig dargestellten Bereiche der Herbst- und Winterfällungen lässt sich das im Wildschutzgebiet jährlich und lokal wechselnde zusätzliche Äsungsangebot durch Kronentriebe annähernd bestimmen. Die angegebenen Baumzahlen an Eichen und Rotbuchen beziehen sich dabei ausschließlich auf starke Stämme der Endnutzung. Im Winterhalbjahr 1995/96 erfolgten Durchforstungen (Vornutzung) in Rotbuchenbeständen im Westen des Gebietes zwischen Rottwiese und Hengstriedwiese (Abt. 622, 631–632, 639–640), in vorwiegend Eichenbeständen im Süden des Gebietes (Abt. 605, 608, 626) sowie Sammelhiebe absterbender Eichen und Rotbuchen (z.T. Kronenbrüche) im Zentrum des Gebietes (Abt. 606, 623–624, 630), im Osten und Nordosten (Abt. 627, 648). Die meist 4.5 Bereicherung des Äsungsangebotes durch forstliche Maßnahmen Die Mengenuntersuchungen von Kronentrieben nach herbstlichem und winterlichem Holzeinschlag im Spätherbst 2000 weisen auf die durch forstliche Maßnahmen zusätzlich angebotene Winternahrung für Schalenwild hin. Auszählung, Schnitt und Wiegung der Triebspitzen aus den Kronen einer gefällten Eiche und einer gefällten Rotbuche aus dem Bestandsinneren des Hainsimsen-Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwaldes in Abt. 627 erbrachte folgendes Ergebnis: Die Triebspitzen der Krone einer Stieleiche (Alter 180 Jahre, Brusthöhendurchmesser 80 cm) erreichen ca. 30 kg Frischgewicht. Die Triebspitzen der Krone einer Rotbuche (Alter 140 Jahre, Brusthöhendurchmesser 60 cm) erreichen ca. 15 kg Frischgewicht. Alttier beäst die Triebe einer frisch gefällten Baumkrone. Der linke Haufen zeigt die Menge an äsbaren Triebspitzen einer Buchenkrone, der rechte Haufen die Menge einer Eichenkrone. Der Ansitzstock dient als Größenvergleich.
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- Seite 95 und 96: 93 Weiserfläche W6 Maximale Wuchsh
- Seite 97 und 98: 95 Vergleich-Parzelle von Weiserfl
- Seite 99 und 100: 97 Deckungsgrad [%] Deckungsgrad [%
- Seite 101 und 102: 99 Tabelle 33: Sommer- und Winterve
- Seite 103 und 104: 101 Straußgras und Buschwindrösch
- Seite 105 und 106: 103 Weiserfläche W3 Anzahl Jungpfl
- Seite 107 und 108: 105 unterschiedlicher Intensität.
- Seite 109 und 110: 107 Tabelle 36: Gehölzverjüngung
- Seite 111 und 112: 109 Anzahl Pflanzen pro Höhenklass
- Seite 113 und 114: 111 Weiserfläche 9 (Zaun-Parzelle
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- Seite 117 und 118: 115 von 4180 cm und auf 78,2% in H
- Seite 119 und 120: 117 Herbstaufnahme), 1999 nur noch
- Seite 121 und 122: 119 (gefressene Mengenanteile 2535%
- Seite 123 und 124: 121 Maximale Wuchshöhe im Frühlin
- Seite 125 und 126: 123 Beim Beäsen abgebrochener Wipf
- Seite 127 und 128: 125 Maximale Wuchshöhe im Frühlin
- Seite 129 und 130: 127 Zaun-Parzelle 11 B, vier Jahre
- Seite 131 und 132: 129 Deckungsgrad [%] 6 5 4 3 2 1 0
- Seite 133 und 134: 131 Losungshaufen auf den Wiesen ze
- Seite 135 und 136: 133 Tagaktiv äsendes Rudel weiblic
- Seite 137 und 138: 135 Tabelle 55: In der Pflanzengese
- Seite 139 und 140: 137 Tabelle 57: Wertgebende Arten d
- Seite 141 und 142: 139 Abgesehen von der leichten Vers
- Seite 143: 141 15 dieser Arten war sporadisch
- Seite 147 und 148: 145 Eichelmast. Auf einer Stichprob
- Seite 149 und 150: 147 5 Schlussfolgerungen für Wisse
- Seite 151 und 152: 149 Auch der Wildlebensraumtyp B be
- Seite 153 und 154: 151 Zusätzliche Nahrung fiel im Wi
- Seite 155 und 156: 153 Gebuchtete Wiesenränder und br
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- Seite 161 und 162: 159 die Baumschicht und gleicherma
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- Seite 167 und 168: 165 Waldbeständen. Die kausalen We
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mit tel- bis langfristige Entwicklung zum Flügelginster-<br />
Borstgrasrasen im Übergang zur wechsel trocke nen Färberginster-Pfei<br />
fengras wiese hin. Diese Tendenz zeigt sich<br />
auch im weiteren Umfeld der Parzelle auf vergleichbaren<br />
Sand standorten <strong>und</strong> ist auch in der Vergleich-Parzelle 4<br />
B zu erkennen. Darüber hinaus fällt auf, dass auch der<br />
Rotschwingel gegenüber 1992 deutlich an Mengenanteil<br />
verloren hat, während sich der Flaumhafer in gleichem<br />
Umfang ausbreitete.<br />
Die hier zu beobachtende Entwicklung ist losgelöst<br />
von Wildeinflüssen auf die seit vielen Jahren sehr extensive<br />
Nutzung ohne Dün gung zurückzu führen. Die Zahl<br />
der Pflanzenarten ist seit 1992 von 29 Arten auf 32 Arten<br />
(1999) leicht gestiegen <strong>und</strong> bewegte sich bis zum Jahr<br />
2000 auf 30 Ar ten. An 20 dieser Arten war sporadisch bis<br />
regelmäßig erkennbarer Verbiss festzustellen.<br />
Die eingezäunte B-Parzelle zeigt geringe Arten- <strong>und</strong><br />
Mengen verschie bungen, die auf eine langsame Ausmagerung<br />
der Fläche hinweisen: Während der Glatthafer hier<br />
noch in einem randlichen Bestand (ehemals schwach eutrophierter<br />
Bereich) gut wächst, sind andere Arten der Glatthaferwiesen<br />
bzw. der Wirt schaftswiesen deutlich zurückgegangen,<br />
hier vor allem die Wie senschafgarbe. Demge gen über<br />
haben die grasartigen Hauptbestandsbildner saurer Magerrasen<br />
wie Haarschwingel, Rotstraußgras <strong>und</strong> Rotschwingel<br />
mittlerweile die führende Rolle über nommen bzw. behalten.<br />
Insbeson dere die Zaun-Parzelle ließe sich daher mittlerweile<br />
bereits als Flügelginster-Borstgrasra sen bezeichnen.<br />
Die Artenzahl der Zaun-Parzelle ist seit 1992 mit damals 29<br />
Arten bis zum Jahr 2000 mit ebenfalls 29 Arten stabil.<br />
Anhand der vom Forstamt Darmstadt <strong>für</strong> die Untersuchungsjahre<br />
19962000 kartenmäßig dargestellten Bereiche<br />
der Herbst- <strong>und</strong> Winterfällungen lässt sich das im<br />
Wildschutzgebiet jährlich <strong>und</strong> lokal wechselnde zusätzliche<br />
Äsungsangebot durch Kronentriebe annähernd<br />
bestimmen. Die angegebenen Baumzahlen an Eichen <strong>und</strong><br />
Rotbuchen beziehen sich dabei ausschließlich auf starke<br />
Stämme der Endnutzung.<br />
Im Winterhalbjahr 1995/96 erfolgten Durchforstungen<br />
(Vornutzung) in Rotbuchenbeständen im Westen des<br />
Gebietes zwischen Rottwiese <strong>und</strong> Hengstriedwiese (Abt.<br />
622, 631–632, 639–640), in vorwiegend Eichenbeständen<br />
im Süden des Gebietes (Abt. 605, 608, 626) sowie Sammelhiebe<br />
absterbender Eichen <strong>und</strong> Rotbuchen (z.T. Kronenbrüche)<br />
im Zentrum des Gebietes (Abt. 606, 623–624,<br />
630), im Osten <strong>und</strong> Nordosten (Abt. 627, 648). Die meist<br />
4.5 Bereicherung des<br />
Äsungsangebotes durch<br />
forstliche Maßnahmen<br />
Die Mengenuntersuchungen von Kronentrieben nach<br />
herbstlichem <strong>und</strong> winterlichem Holzeinschlag im Spätherbst<br />
2000 weisen auf die durch forstliche Maßnahmen<br />
zusätzlich angebotene Winternahrung <strong>für</strong> Schalenwild<br />
hin. Auszählung, Schnitt <strong>und</strong> Wiegung der Triebspitzen<br />
aus den Kronen einer gefällten Eiche <strong>und</strong> einer gefällten<br />
Rotbuche aus dem Bestandsinneren des Hainsimsen-Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwaldes<br />
in Abt. 627<br />
erbrachte folgendes Ergebnis:<br />
Die Triebspitzen der Krone einer Stieleiche (Alter<br />
180 Jahre, Brusthöhendurchmesser 80 cm) erreichen<br />
ca. 30 kg Frischgewicht.<br />
Die Triebspitzen der Krone einer Rotbuche (Alter<br />
140 Jahre, Brusthöhendurchmesser 60 cm) erreichen<br />
ca. 15 kg Frischgewicht.<br />
Alttier beäst die Triebe einer frisch gefällten Baumkrone.<br />
Der linke Haufen zeigt die Menge an äsbaren<br />
Triebspitzen einer Buchenkrone, der rechte Haufen die<br />
Menge einer Eichenkrone. Der Ansitzstock dient als<br />
Größenvergleich.