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138 Tabelle 62: In der Pflanzengesellschaft der wechselfeuchten Pfeifengraswiese auf Weiserfläche Wi 2 war an zehn weiteren Arten regelmäßiger, jedoch nur geringer Verbiss festzustellen Rotschwingel Gemeinem Ferkelkraut Pfeifengras Kriechhahnenfuß Kriechender Günsel Wiesenlöwen zahn Wiesenschwingel Bleichsegge Nordischem Labkraut Ruchgras Festuca rubra Hy pochaeris radicata Molinia arundinacea Ranunculus re pens Ajuga reptans Taraxacum officinale Festuca pratensis Carex pallescens Galium boreale Antho xanthum odoratum Tabelle 63: Arten der wechselfeuchten Pfeifengraswiese auf Weiserfläche Wi 2, die sich trotz regelmäßiger und zum Teil intensiver Beäsung in ihrer Artmächtigkeit ausgebreitet haben Kümmelsilge Nordisches Labkraut Echtes Labkraut Pfeifengras Knollenkratz distel Zit tergras Blutwurz Teufelsab biss Sibirische Schwertlilie Hundsstraußgras Bleichsegge Selinum carvifolia Galium boreale Galium verum Molinia arundinacea Cirsium tuberosum Briza media Potentilla erecta Succisa pratensis Iris sibirica Agrostis canina Carex pallescens zum Teil Arten, die als re lative Nährstoffzeiger gelten und infolge der Ausmagerung nun rückläufig sind. Zugenommen bzw. erstmalig aufgetreten sind Magerkeitszeiger der Pfei fengraswiesen. Einige dieser Arten sind selektiv bevorzugte Äsungspflanzen und haben dennoch zugenommen (vgl. Tab. 59 und 63). Die Mengenzunahme des Rotklees zeigt auch hier, dass der (landwirtschaftliche) Futter wert der Wiesengesellschaft im Laufe der Jahre trotz Ausmagerung zumindest nicht abgenommen hat. Auffällig ist in der Bestandsentwicklung sowohl der A- als auch der gezäunten B-Parzelle die mengenmäßige Zunahme von Säurezeigern, die auf geringfügig sinkende pH-Werte von vermutlich etwa 6,0 auf 5,5 und geringere Ausbreitung von Wiesenmargerite und Kriechweide in der Zaun-Parzelle der Weiserfläche Wi 2 (Aufnahme: Juni 2000). Basensättigung im Oberboden hinweisen. Zu nen nen sind hier vor allem Hundsstraußgras und Bleichsegge. Die Knollenkratzdistel-Pfeifengraswiese liegt damit nunmehr an dieser Stelle in ihrer acidophyti schen Hundsstraußgras-Ausbildung vor, die auch an anderen Stellen im Wildschutzgebiet und im Messeler Hügelland auf noch basenreichen, aber ober flächlich langsam versauernden Auenlehmböden auftritt. Die Betrachtung der gezäunten B-Vergleichsparzelle zeigt einige Verschie bungen und Schwankungen in den Artmächtigkeiten der Wiesenpflanzen seit 1992. Diese Ver schiebungen sind jedoch meist gering und weniger auf Wildverbiss als eher auf abiotische Ursachen zurückzuführen, wie die bereits genannte oberflächennahe Versauerung. Als Beispiel sei dabei auf zwei Antagoni sten in der Artengemeinschaft der Pfeifengraswiesen, Nordisches Labkraut und Kriechweide, hingewiesen. Beide Arten werden verbissen, breiten sich ausläuferartig-herdenförmig aus und sind in der Grasnarbe häufig direkte Konkurrenten. Die deutlich in Zu nahme begriffene Kriechweide ist bei höherem Säuregrad kon kurrenzfähiger. Die deutliche Zunahme der feuchtemeidenden Wiesenmargerite in der B-Par zelle zeigt, dass der Bestandstyp trotz der höheren Sommerniederschläge der Jahre 1997 bis 2000 immer noch wechselfeucht ist. Für die außerhalb des Zaunes bevorzugt beäste Wiesenmagerite ist vermutlich der Ausschluss des Wildeinflusses der entscheidende Faktor für die Ausbreitung. Wie auch in der gezäunten Wiesenparzelle Wi 1 B ist es auch auf dieser Weiserfläche zum mengenmäßigen Rückgang einiger meist niedrigwüch siger Wiesenpflanzen und einiger Gräser gekommen: z.B. Rotklee, Rot schwingel und Rohrschwingel.

139 Abgesehen von der leichten Versauerungstendenz in beiden Wiesenparzellen Wi 2 (A und B), zeigt sich hier wie bereits in den Wiesenparzellen Wi 1 ein unter den gegebenen Nutzungs- und Äsungsbe din gungen ausgesprochen stabiles Gleichgewicht der Pfeifengraswiese. In der Bilanz zeigt der Vergleich der Entwicklung in den Wiesenparzellen Wi 2 A und B nur geringfügige Veränderungen, die kaum auf den Wildeinfluss zurückzuführen sind. Einzige Ausnahmen sind vermutlich die Ausbreitung der Wiesenmargerite und der Kriechweide in der Zaun-Parzelle B. Auch physiognomisch sind Unterschiede zwischen den Parzellen kaum erkennbar. Der Wildeinfluss wirkt sich auf die wech selfeuchten Pfeifengraswiesen offensichtlich deutlich geringer aus als auf die feuchten Pfeifengraswiesen der Weiserfläche Wi 1. Wechseltrockene Borstgrasrasen (Weiserfläche Wi 3) Die Gesellschaften der Borstgrasrasen sind im mitteleuropäischen Tiefland äußerst selten geworden und stehen vor dem Aussterben. Im südwestlichen Messeler Hügelland und speziell im Wildschutzgebiet Kranichstein gibt es jedoch noch bedeutsame Reste dieser sehr niedrigwüchsigen Grünland-Lebensräume. Weiserfläche Wi 3 zeigt mit dem Flügelginster-Borstgrasrasen (vgl. Goebel 1995) den trockensten und wärmsten Flügel dieser Vegetationsgruppe. Es handelt sich hier um eine kennartenarme Ausbildung der Gesellschaft auf wechseltrockenen, oligotrophen, mäßig basenreichen, nur oberflächlich stark versauerten Standorten mit dem Bodentyp Pseudogley-Braunerde aus Flugsand (bzw. Decksediment) über Rotliegendem. Hervorzuheben sind Vorkommen der Prachtnelke und des Heilziestes. Der namengebende Flügelginster selbst wächst in unmittelbarer Umgebung, hat sich in den beiden Wiesenpar zellen bislang aber noch nicht eingestellt. Das Bodenwühlen der Wildschweine ist auf Parzelle Wi 3 A in einer gegenüber den Parzellen der übrigen Wiesengesellschaften hohen Intensität und Regelmäßigkeit zu beobachten. Nahezu jeden Sommer wurden 2040% der Grasnarbe gänzlich umgebrochen. Der Gesamtdeckungsgrad der Bodenvegetation in Parzelle 3 A erreichte daher selten mehr als 6070%. In den Sommermonaten 1993, 1997 und 2000 reduzierte sich der Deckungsgrad der Bodenvegetation sogar auf 4550%. Im Jahr 1999, in dem kein Umbruch stattfand, erreichte der Deckungsgrad 85%, ein für gemähte Borstgrasrasen typischer Wert. Anders als auf den feuchten und nährstoffreicheren Wiesengesellschaften, wo die Suche vornehmlich Regenwürmern gilt, war die Ursache des Bodenwühlens das Ausgraben von Nestern der Feldmaus, deren Gangsysteme deutlich unter der Grasnarbe zu erkennen waren oder aber ein stärkeres Auftreten der Engerlinge des Junikäfers, die sich auf der Rottwiese in ihrer Entwicklung vermutlich ausschließlich auf die höhergelegenen, sandig-trockenen Standorte der Wiese konzentrieren. Erwähnt sei, dass die nach Umbruch aufkeimende Pioniervegetation sehr selektiv von Feldhasen verbissen wurde, wie neben Verbissspuren auch direkte Beobachtungen und Anhäufungen von Hasenlosung zeigten. Nicht unterschätzt werden darf auch das günstige Bodenmilieu. Die offenen und trockenen Bodenstellen sind wärmebegünstigte Ruhelager (Sassen), die nach Bodenwühlen aufgestellten Grasnarben bieten auf dem ansonsten niedrig wüchsigen Borstgrasrasen gute Deckung gegenüber Fressfeinden. Betrachtet man die Entwicklung in der Intensität der Beäsung ebenso wie den selektiven Verbiss besonders Weiserfläche Wi 3. Im Vordergrund liegt die Vergleich- Parzelle A, im Hintergrund die Zaun-Parzelle B (Aufnahme: Juni 2000). Großflächiger Wiesenumbruch auf Weiserfläche Wi 3 (Aufnahme: Juni 2000).

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Tabelle 62: In der Pflanzengesellschaft<br />

der wechselfeuchten Pfeifengraswiese auf<br />

Weiserfläche Wi 2 war an zehn weiteren<br />

Arten regelmäßiger, jedoch nur geringer<br />

Verbiss festzustellen<br />

Rotschwingel<br />

Gemeinem Ferkelkraut<br />

Pfeifengras<br />

Kriechhahnenfuß<br />

Kriechender Günsel<br />

Wiesenlöwen zahn<br />

Wiesenschwingel<br />

Bleichsegge<br />

Nordischem Labkraut<br />

Ruchgras<br />

Festuca rubra<br />

Hy pochaeris radicata<br />

Molinia ar<strong>und</strong>inacea<br />

Ranunculus re pens<br />

Ajuga reptans<br />

Taraxacum officinale<br />

Festuca pratensis<br />

Carex pallescens<br />

Galium boreale<br />

Antho xanthum odoratum<br />

Tabelle 63: Arten der wechselfeuchten<br />

Pfeifengraswiese auf Weiserfläche Wi 2,<br />

die sich trotz regelmäßiger <strong>und</strong> zum Teil<br />

intensiver Beäsung in ihrer Artmächtigkeit<br />

ausgebreitet haben<br />

Kümmelsilge<br />

Nordisches Labkraut<br />

Echtes Labkraut<br />

Pfeifengras<br />

Knollenkratz distel<br />

Zit tergras<br />

Blutwurz<br />

Teufelsab biss<br />

Sibirische Schwertlilie<br />

H<strong>und</strong>sstraußgras<br />

Bleichsegge<br />

Selinum carvifolia<br />

Galium boreale<br />

Galium verum<br />

Molinia ar<strong>und</strong>inacea<br />

Cirsium tuberosum<br />

Briza media<br />

Potentilla erecta<br />

Succisa pratensis<br />

Iris sibirica<br />

Agrostis canina<br />

Carex pallescens<br />

zum Teil Arten, die als re lative Nährstoffzeiger gelten <strong>und</strong><br />

infolge der Ausmagerung nun rückläufig sind.<br />

Zugenommen bzw. erstmalig aufgetreten sind Magerkeitszeiger<br />

der Pfei fengraswiesen. Einige dieser Arten<br />

sind selektiv bevorzugte Äsungspflanzen <strong>und</strong> haben dennoch<br />

zugenommen (vgl. Tab. 59 <strong>und</strong> 63).<br />

Die Mengenzunahme des Rotklees zeigt auch hier,<br />

dass der (landwirtschaftliche) Futter wert der Wiesengesellschaft<br />

im Laufe der Jahre trotz Ausmagerung zumindest<br />

nicht abgenommen hat.<br />

Auffällig ist in der Bestandsentwicklung sowohl der<br />

A- als auch der gezäunten B-Parzelle die mengenmäßige<br />

Zunahme von Säurezeigern, die auf geringfügig sinkende<br />

pH-Werte von vermutlich etwa 6,0 auf 5,5 <strong>und</strong> geringere<br />

Ausbreitung von Wiesenmargerite <strong>und</strong> Kriechweide in<br />

der Zaun-Parzelle der Weiserfläche Wi 2 (Aufnahme: Juni<br />

2000).<br />

Basensättigung im Oberboden hinweisen. Zu nen nen sind<br />

hier vor allem H<strong>und</strong>sstraußgras <strong>und</strong> Bleichsegge. Die<br />

Knollenkratzdistel-Pfeifengraswiese liegt damit nunmehr<br />

an dieser Stelle in ihrer acidophyti schen H<strong>und</strong>sstraußgras-Ausbildung<br />

vor, die auch an anderen Stellen im<br />

Wildschutzgebiet <strong>und</strong> im Messeler Hügelland auf noch<br />

basenreichen, aber ober flächlich langsam versauernden<br />

Auenlehmböden auftritt.<br />

Die Betrachtung der gezäunten B-Vergleichsparzelle<br />

zeigt einige Verschie bungen <strong>und</strong> Schwankungen in den<br />

Artmächtigkeiten der Wiesenpflanzen seit 1992. Diese<br />

Ver schiebungen sind jedoch meist gering <strong>und</strong> weniger auf<br />

Wildverbiss als eher auf abiotische Ursachen zurückzuführen,<br />

wie die bereits genannte oberflächennahe Versauerung.<br />

Als Beispiel sei dabei auf zwei Antagoni sten in der<br />

Artengemeinschaft der Pfeifengraswiesen, Nordisches<br />

Labkraut <strong>und</strong> Kriechweide, hingewiesen. Beide Arten<br />

werden verbissen, breiten sich ausläuferartig-herdenförmig<br />

aus <strong>und</strong> sind in der Grasnarbe häufig direkte Konkurrenten.<br />

Die deutlich in Zu nahme begriffene Kriechweide<br />

ist bei höherem Säuregrad kon kurrenzfähiger.<br />

Die deutliche Zunahme der feuchtemeidenden Wiesenmargerite<br />

in der B-Par zelle zeigt, dass der Bestandstyp<br />

trotz der höheren Sommerniederschläge der Jahre 1997<br />

bis 2000 immer noch wechselfeucht ist. Für die außerhalb<br />

des Zaunes bevorzugt beäste Wiesenmagerite ist vermutlich<br />

der Ausschluss des Wildeinflusses der entscheidende<br />

Faktor <strong>für</strong> die Ausbreitung. Wie auch in der gezäunten<br />

Wiesenparzelle Wi 1 B ist es auch auf dieser Weiserfläche<br />

zum mengenmäßigen Rückgang einiger meist niedrigwüch<br />

siger Wiesenpflanzen <strong>und</strong> einiger Gräser gekommen:<br />

z.B. Rotklee, Rot schwingel <strong>und</strong> Rohrschwingel.

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