Download - Institut für Tierökologie und Naturbildung
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Losungshaufen auf den Wiesen zeugen von der<br />
hohen Attraktivität der Gräser <strong>und</strong> Kräuter. Im Bild:<br />
Rothirschlosung.<br />
tum <strong>und</strong> Feuchtegrad, führten zu einem kleinräumigen<br />
Wechsel der Pflanzengemeinschaften <strong>und</strong> damit zu einem<br />
Mosaik zeitlich verschiedener Blüh- <strong>und</strong> Reifephasen der<br />
Pflanzen. Der Futterwert liegt dadurch nahezu ganzjährig<br />
auf hohem Niveau <strong>und</strong> erklärt die hohe Äsungsattraktivität<br />
dieser Waldwiesen <strong>für</strong> Schalenwild. Durch die<br />
Artenvielfalt finden Rothirsch, Damhirsch <strong>und</strong> Reh als<br />
unterschiedliche Wiederkäuertypen mit verschiedenartigen<br />
Ansprüchen an Protein- <strong>und</strong> Rohfasergehalt (Hofmann<br />
1985) ganzjährig Äsung im artenreichen Mosaik<br />
der Pflanzengesellschaften.<br />
Die Beobachtbarkeit des Schalenwildes auf den Wiesen<br />
ist bemerkenswert hoch. Im Durchschnitt wurden vier<br />
Stück Schalenwild pro Ansitzst<strong>und</strong>e beobachtet. Besonders<br />
hoch ist die Zahl beobachteter Tiere auf den artenreichsten<br />
<strong>und</strong> größten Wiesen Hengstriedwiese, Rottwiese<br />
<strong>und</strong> Kernwiese. Mit entscheidend <strong>für</strong> die Attraktivität<br />
der Waldwiesen ist <strong>für</strong> die Tiere das Sicherheitsgefühl<br />
auf den Wiesen. Wegeführung, Besucherlenkung <strong>und</strong><br />
Jagd aus übung (Wildruhezonen, Jagdintervalle, Jagdruhe<br />
auf den Wiesen) berücksichtigen in Kranichstein daher<br />
das Sicherheitsbedürfnis der Tiere auf allen Waldwiesen<br />
(vgl. Kap. 5.5). Eine hohe Bereitschaft, früh am Abend<br />
auszutreten bzw. lange auf den Wiesen zu äsen, ist besonders<br />
auf den großen Wald wiesen mit Flächengrößen von<br />
sieben bis dreizehn Hektar zu beobachten.<br />
Artenreichtum, Flächengröße <strong>und</strong> Gesamtattraktivität<br />
der Waldwiesen ergänzen sich in Kranichstein in nahezu<br />
idealer Weise <strong>und</strong> zeigen sich durch eine hohe Beobachtungshäufigkeit<br />
<strong>und</strong> lange Verweildauer weiblicher Rotwildverbände<br />
in den Sommermonaten auf den Wiesen<br />
(vgl. Petrak 1984).<br />
Im Sommer haben die Alttiere, bedingt durch Fellwechsel,<br />
Fötenwachstum <strong>und</strong> Laktation, einen sehr hohen<br />
Energiebedarf, andererseits ist das Sicherheitsbedürfnis<br />
nach der Geburt der Kälber besonders hoch. Während<br />
insgesamt 402 Ansitzst<strong>und</strong>en wurden in über 102 St<strong>und</strong>en<br />
weibliche Rotwildverbände in den Sommer- <strong>und</strong> Herbstmonaten<br />
(Mai–Oktober 1991) auf den Wiesen Kranichsteins<br />
beobachtet. Mehr als 90% der Beobachtungszeit<br />
mit Rotwild verteilt sich auf die drei größten <strong>und</strong> artenreichsten<br />
Waldwiesen. Sowohl auf der Rottwiese als auch<br />
auf der Kernwiese lag die mittlere Aufenthaltsdauer<br />
(vor allem Äsen, aber auch Wiederkäuen <strong>und</strong> Ruhen)<br />
eines Kahlwildrudels pro Beobachtungsansitz bei mehr<br />
als 60 Minuten!<br />
Die geringere Verweildauer<br />
auf der Hengstriedwiese trotz<br />
ihrer Größe von 6,9 ha <strong>und</strong> ihres<br />
Pflanzenartenreichtums sowie<br />
ihrer insgesamt sehr hohen<br />
Attraktivität ist durch einen<br />
Hauptspazierweg bedingt, der<br />
die Wiese quert. Im Vergleich<br />
zu weiter abseits gelegenen<br />
Waldwiesen wie Höllwiese,<br />
Stadtförster wiese <strong>und</strong> Spitalwiese<br />
ist die Verweildauer auf der<br />
Hengstriedwiese trotz der Störwirkung<br />
durch Waldbesucher<br />
jedoch noch immer bemerkenswert<br />
hoch.<br />
Blick über die Rottwiese mit zwei der vier im Frühjahr 1992 eingerichteten<br />
Weiserflächen (Aufnahme: Weiserflächen 1 <strong>und</strong> 2, September 1992).