„Chirurgischer Nahtkurs“ - inside-campus.de
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<strong>„Chirurgischer</strong> <strong>Nahtkurs“</strong><br />
Inhalt:<br />
1. Therorie<br />
1.1. Haut<br />
1.2. Wundheilung<br />
1.3. Primärer Wundverschluss<br />
2. Materialkun<strong>de</strong><br />
2.1. Fä<strong>de</strong>n<br />
2.2. Na<strong>de</strong>ln<br />
3. Knotentechniken<br />
3.1. Einhandtechnik<br />
3.2. Maschineller Knoten<br />
4. Nahttechniken<br />
4.1. Einzelknopf<br />
4.2. Donati-Rückstich<br />
4.3. Fortlaufen<strong>de</strong> Naht<br />
Ma<strong>de</strong> by P.M.
Aufbau <strong>de</strong>r Haut<br />
Eure ersten Nähte wer<strong>de</strong>t Ihr wahrscheinlich an <strong>de</strong>r Haut üben, daher ist es sicherlich<br />
angebracht noch einmal kurz die anatomischen Kenntnisse <strong>de</strong>r Haut aufzufrischen.<br />
Phasen <strong>de</strong>r Wundheilung<br />
Bis heute hat die ursprünglich auf rein morphologischen Kriterien basieren<strong>de</strong> Einteilung <strong>de</strong>r<br />
Wundheilung in drei Phasen unverän<strong>de</strong>rt Gültigkeit:<br />
• Exsudative (inflammatorische) Phase<br />
• Proliferative Phase<br />
• Reparative Phase<br />
Primäre Wundheilung:<br />
Stun<strong>de</strong>n 4-6 Tage Wochen<br />
Durch Einzelknopfnähte adaptierte Wundrän<strong>de</strong>r, heilen schnell und sauber.<br />
Sekundäre Wundheilung:<br />
Tage Wochen Monate
Ohne Naht entsteht Granulationsgewebe das die Wun<strong>de</strong> langsam verschließt und breite und<br />
unebene Narben hinterlässt.<br />
Hieraus ergeben sich die Vorteile <strong>de</strong>r Primärnaht, welche die Heilung und Ästethik<br />
unterstützt, allerdings immer nur unter Berücksichtigung <strong>de</strong>r Kontraindikationen anzuwen<strong>de</strong>n<br />
ist!<br />
Primärer Wundverschluss<br />
Als primären Wundverschluss bezeichnen wir die Adaptation <strong>de</strong>r Wundrän<strong>de</strong>r durch eine<br />
Naht unter folgen<strong>de</strong>n Bedingungen:<br />
Indikation:<br />
• OP-Wun<strong>de</strong>n, sofern sie spannungsfrei sind<br />
• Glatte und gut durchblutete Rän<strong>de</strong>rn (lokale Abwehr)<br />
• Aseptisch<br />
Kontraindikation:<br />
• Schlecht durchblutete Rän<strong>de</strong>r<br />
• Weichteiltrauma<br />
• Verschmutze und infizierte Wun<strong>de</strong>n<br />
Zeitraum bis zur Naht:<br />
1-4 Tage nach Verletzung wird als „Primär“ bezeichnet<br />
5-7 Tage nach Verletzung wird als „Primär-Verzögert“ bezeichnet<br />
Verweildauer <strong>de</strong>r Fä<strong>de</strong>n:<br />
Für chirurgische Wun<strong>de</strong>n mit primärer Wundheilung gilt, dass Wun<strong>de</strong>n am Kopf schneller<br />
eine Festigkeit aufweisen als Wun<strong>de</strong>n am Rumpf und an <strong>de</strong>n unteren Extremitäten. Für die<br />
Entfernung von nicht resorbierbarem Hautnahtmaterial gelten<br />
daher im Normalfall folgen<strong>de</strong> Anhaltspunkte, die natürlich individuellen Schwankungen<br />
unterliegen können:<br />
• Gesicht und Hals: ab Tag 14–51<br />
• Rumpf und Leistenregion: ab Tag 18–10<br />
• obere Extremität: ab Tag 10–12<br />
• untere Extremität: ab Tag 12–14<br />
Kopf heilt super (4-5d),<br />
von da an abwärts ca. 10d +
Fä<strong>de</strong>n<br />
Die Vielfalt <strong>de</strong>r zur Verfügung stehen<strong>de</strong>n Fä<strong>de</strong>n lässt sich durch folgen<strong>de</strong> Merkmale<br />
strukturieren und einteilen:<br />
I) Einteilung in:<br />
• resorbierbar<br />
• nicht resorbierbar<br />
Beispiel eines resorbierbaren Fa<strong>de</strong>ns im Gewebe<br />
Resorbierbare Fä<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n natürlich generell für alle Nähte verwen<strong>de</strong>t die im Gewebe<br />
verweilen sollen. Aber Vorsicht! –Gefäße z.B. wer<strong>de</strong>n bisher mit nicht resorbierbarem<br />
Material genäht, <strong>de</strong>nn keiner will ausprobieren ob <strong>de</strong>r Fa<strong>de</strong>n lang genug einheilen kann, o<strong>de</strong>r<br />
ob das Gefäß später wie<strong>de</strong>r reißt. Also lässt sich festhalten, dass resorbierbare Fä<strong>de</strong>n gerne<br />
verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, aber Stabilität und Sicherheit immer Vorrang haben, so dass<br />
strapaziertes Gewebe auch weiterhin mit nicht resorbierbarem Material genäht wird und die<br />
Entscheidung häufig individuell ist.<br />
II) Weitere Unterteilung in:<br />
a) Monofil<br />
b) Polyfil<br />
c) Pseudomonofil<br />
Monofil:<br />
Der monofile Fa<strong>de</strong>n zeichnet sich durch einen hervorragen<strong>de</strong>n Gewebedurchzug aus, die<br />
glatte Oberfläche verschlechtert allerdings die Knotenfähigkeit, die meist durch eine höhere<br />
Knotenanzahl ausgeglichen wer<strong>de</strong>n muss. Dies wird jedoch erheblich reduziert, je dünner<br />
<strong>de</strong>r Fa<strong>de</strong>n wird.<br />
Polyfil:<br />
An<strong>de</strong>rs die polyfilen Fä<strong>de</strong>n, die durch die Flechtung einzelner Filamente geschmeidiger und<br />
sehr gut zu verarbeiten sind. Durch die raue Oberfläche ist <strong>de</strong>r Knotensitz optimaler, das<br />
Gewebedurchzugverhalten ist allerdings traumatischer.<br />
Pseudomonofil:<br />
Um diesen Nachteil zu minimieren, sind die meisten geflochtenen Fä<strong>de</strong>n beschichtet und<br />
das Gewebedurchzugverhalten somit optimiert.
III) Durchmesser <strong>de</strong>s Fa<strong>de</strong>ns:<br />
Metric USP Durchmesserspanne in<br />
mm<br />
0,01 12-0 0,001-0,009<br />
0,1 11-0 0,010-0,019<br />
0,2 10-0 0,020-0,029<br />
0,3 9-0 0,030-0,039<br />
0,4 8-0 0,040-0,049<br />
0,5 7-0 0,050-0,069<br />
0,7 6-0 0,070-0,099<br />
1 5-0 0,100-0,149<br />
1,5 4-0 0,150-0,199<br />
2 3-0 0,200-0,249<br />
2,5-3 2-0 0,250-0,349<br />
3,5 0 0,350-0,399<br />
4 1 0,400-0,499<br />
5 2 0,500-0,599<br />
6 3 0,600-0,699<br />
7 5 0,700-0,799<br />
8 6 0,800-0,899<br />
9 7 0,900-0,999<br />
Metric<br />
In <strong>de</strong>r Stärkenbezeichnung <strong>de</strong>r<br />
europäischen Pharmakopöe wer<strong>de</strong>n die<br />
Fa<strong>de</strong>ndurchmesser in 1/10 mm angegeben.<br />
So ist ein Fa<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Stärke 1 metric 0,1<br />
mm dick. Die Bezeichnung metric lässt<br />
somit genaue Rückschlüsse auf <strong>de</strong>n<br />
Fa<strong>de</strong>ndurchmesser<br />
zu.<br />
Trotz <strong>de</strong>s logischen Aufbaus hat sich die<br />
Bezeichnung metric in <strong>de</strong>n meisten Kliniken<br />
nicht durchgesetzt, so dass die<br />
Bezeichnung nach USP genutzt wird.<br />
USP<br />
In <strong>de</strong>r Einteilung <strong>de</strong>r United States<br />
Pharmacopoe sind die Einteilungen<br />
beliebig vorgenommen und stehen nicht mit<br />
<strong>de</strong>m Fa<strong>de</strong>ndurchmesser im direkten<br />
Zusammenhang.<br />
Entsprechen<strong>de</strong> Angaben fin<strong>de</strong>n sich auch auf <strong>de</strong>n Verpackungen:
Na<strong>de</strong>ln<br />
In diesem Fall sagen Bil<strong>de</strong>r doch mehr als Worte:<br />
Wozu nun welche Na<strong>de</strong>l verwen<strong>de</strong>t wird fin<strong>de</strong>t Ihr im Anhang in einer Übersicht.<br />
Generell spiegelt die Biegung und Größe <strong>de</strong>r Na<strong>de</strong>l <strong>de</strong>n Stichkanal wie<strong>de</strong>r, also für die Haut:<br />
flache Wun<strong>de</strong> = flache Na<strong>de</strong>l (3/8), tiefe Wun<strong>de</strong> = tiefe Na<strong>de</strong>l (5/8).<br />
Wenn wir die Na<strong>de</strong>l fassen, dann immer am<br />
hinteren Drittel, aber NIE direkt am Fa<strong>de</strong>nansatz<br />
o<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>r Spitze vorne. Die Spitze wird dadurch<br />
logischerweise stumpf, was das Nähen erschwert<br />
und traumatischer für <strong>de</strong>n Patienten wird.<br />
Durch greifen am Fa<strong>de</strong>nansatz, kann es passieren, dass sich <strong>de</strong>r Fa<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>r Fassung<br />
löst, o<strong>de</strong>r direkt durch <strong>de</strong>n Na<strong>de</strong>lhalter o<strong>de</strong>r die Pinzette geschädigt wird.<br />
Diese Schädigung beeinträchtigt die Zugfestigkeit<br />
und Resorptionszeit, so dass die Naht instabil wird.
Knotentechniken<br />
Einhandknoten:<br />
Hier wer<strong>de</strong>n bei<strong>de</strong> Techniken kombiniert. Erst mit <strong>de</strong>m Zeigefinger, anschließend mit <strong>de</strong>m<br />
Mittelfinger! Getrennt durch die rote Linie!<br />
Merke:<br />
Grundknoten mit Zeigefinger – Fa<strong>de</strong>n oben!<br />
Grundknoten mit <strong>de</strong>m Mittelfinger – Fa<strong>de</strong>n unten!<br />
Egal wie rum ihr anfangt, ob zu erst mit <strong>de</strong>m Zeigefinger, o<strong>de</strong>r erst mit <strong>de</strong>m Mittelfinger,<br />
anschließend wird immer abwechselnd geknüpft, also:<br />
1. Zeigefinger (Fa<strong>de</strong>n oben) – Mittelfinger – Zeigefinger<br />
o<strong>de</strong>r 2. Mittelfinger (Fa<strong>de</strong>n unten) – Zeigefinger – Mittelfinger<br />
• Handwechsel führt nur beim Gebrauch <strong>de</strong>sselben Fingers zur Gegenläufigkeit <strong>de</strong>r Knoten.
Maschineller Knoten:<br />
Merke:<br />
1. Knoten: Fa<strong>de</strong>n zweimal um <strong>de</strong>n Na<strong>de</strong>lhalter wickeln in Richtung A<br />
2. Knoten: Fa<strong>de</strong>n einmal um <strong>de</strong>n Na<strong>de</strong>lhalter wickeln in Richtung B<br />
3. Knoten: Fa<strong>de</strong>n einmal um <strong>de</strong>n Na<strong>de</strong>lhalter wickeln in Richtung A<br />
usw. falls mehr als 3 benötigt wer<strong>de</strong>n!
Verschie<strong>de</strong>ne Nahttechniken<br />
Einzelknopfnaht:<br />
0,5- 0,8cm<br />
Die einfachste Naht.<br />
Einfach <strong>de</strong>r Biegung <strong>de</strong>r Na<strong>de</strong>l folgen<br />
und dabei auf bei<strong>de</strong>n Seiten gleich<br />
viel Abstand zum Wundrand lassen.<br />
Anschließend die En<strong>de</strong>n verknoten!<br />
0,5 - 1,5cm<br />
Donati-Rückstich:<br />
Der erste Stich erfolgt wie bei einer<br />
Einzelknopfnaht nur etwas weiter vom<br />
Wundrand entfernt. Der Rückstich erfolgt<br />
in <strong>de</strong>r selben Achse wie <strong>de</strong>r erste, allerdings<br />
in <strong>de</strong>r Intracutanschicht also<br />
oberflächlicher! Die Na<strong>de</strong>l zeigt nun von<br />
Euch weg!<br />
0,5- 1,5 cm<br />
Fortlaufen<strong>de</strong> Naht:<br />
Die fortlaufen<strong>de</strong> Naht dient <strong>de</strong>m zügigen<br />
Wundverschluß. Von <strong>de</strong>r Technik wird<br />
dieselbe Vorgehensweise wie bei <strong>de</strong>r<br />
Einzelknopfnaht verwen<strong>de</strong>t. Der erste<br />
Stich wird auch normal verknotet, jetzt<br />
aber wer<strong>de</strong>n die En<strong>de</strong>n nicht abgeschnitten<br />
son<strong>de</strong>rn auf <strong>de</strong>r Seite <strong>de</strong>s<br />
0,5- 1,5 cm<br />
Knotens 0,5 bis 1,5 cm versetzt erneut<br />
eingestochen usw. wird bis die Wun<strong>de</strong><br />
verschlossen ist. Nun wird ein maschineller<br />
Knoten auf <strong>de</strong>n ausgestochenen Fa<strong>de</strong>n gelegt. (= Zugfa<strong>de</strong>n und Knüpffa<strong>de</strong>n sind ein Fa<strong>de</strong>n)<br />
0,5- 0,8 cm
Weiterführen<strong>de</strong> Links<br />
Universitäres Trainingszentrum für ärztliche Fertigkeiten:<br />
www.uniklink-duesseldorf.<strong>de</strong>/trainingszentrum.<strong>de</strong><br />
Kompletter Knotenkurs als PDF-Datei:<br />
www.ethicon.<strong>de</strong>/service/pdf/ChirurgischeKnotentechnikkomplett.pdf<br />
Produktinfos und Materialkun<strong>de</strong> von Ethicon als PDF:<br />
www.ethicon.<strong>de</strong>/service/pdf/schon_gewusst.pdf<br />
Insi<strong>de</strong>-Campus: Alles rund um <strong>de</strong>n Campus <strong>de</strong>r Uni Düsseldorf + Schwarzes Brett<br />
www.<strong>insi<strong>de</strong></strong>-<strong>campus</strong>.<strong>de</strong><br />
Vi<strong>de</strong>os fin<strong>de</strong>n sich massenweise auf You tube:<br />
www.youtube.<strong>de</strong><br />
Also dann viel Erfolg und Spaß mit <strong>de</strong>r Chirurgie!<br />
Bei Fragen und Anmerkungen bitte Mail an socphilip(at)yahoo.com<br />
Betreff: HHU-Nahtkurs<br />
Alle verwen<strong>de</strong>ten Elemente stehen unter Copyright <strong>de</strong>r jeweiligen Verfasser!