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Seither agiert der französische Politiker als<br />
erster Kämpfer gegen jede Form von Handelshemmnissen.<br />
„Die klassischen Handelshürden<br />
verschwinden. Aber die Hürden<br />
hinter der Grenze werden zahlreicher“,<br />
klagte er Ende Februar bei einem Vortrag<br />
am European Policy Centre in Brüssel. Er<br />
wandte sich in seiner Rede gegen „Gütesiegel,<br />
Qualitätsstandards und Garantieanforderungen,<br />
die das wachsende soziale<br />
und ökologische Bewusstsein reicherer<br />
Gesellschaften missbrauchten.“ Diese Qualitätsanforderungen<br />
seien „nichts anderes<br />
als Protektionismus durch die Hintertür, der<br />
den Zugang der Länder der 3. Welt zu den<br />
entwickelten Märkten verhindern“ wolle.<br />
Hat der WTO-General recht, wenn er die<br />
Kennzeichnung von geprüften, zertifizierten<br />
und damit höherwertigen Waren als<br />
Form der Marktabschottung verdammt?<br />
Der TÜV AUSTRIA hat als technischer<br />
Dienstleister mit höchsten Prüfungs- und<br />
Zertifizierungsbefugnissen dazu – natürlich<br />
– eine klare Meinung: Nein. Der französische<br />
Politiker irrt.<br />
Qualitätskennzeichen und Gütesiegel, die<br />
ihrem Namen gerecht werden wollen, sollen<br />
untaugliche, gesundheitsschädliche<br />
oder gefährliche Güter von der Inverkehrbringung<br />
abhalten oder ihren Zugang zumindest<br />
eindämmen. Und zwar unabhängig<br />
davon, woher die Produkte stammen.<br />
Qualität muss sichtbar sein dürfen. Ein mit<br />
giftigen Lacken behandeltes Kleinkinderspielzeug<br />
muss aus dem Verkehr gezogen<br />
werden, egal ob es aus Linz, Nantes oder<br />
Changchun stammt. Konsumenten haben<br />
das Recht auf Information und Schutz. Dass<br />
Qualitätszeichen und Gütesiegel jene Hersteller<br />
stützen, die taugliche Waren produzieren,<br />
muss ein legitimes Differenzierungsmerkmal<br />
bleiben. Prüfungen sollen hochwertige<br />
von minderwertigen Waren zumindest<br />
unterscheidbar machen. Ihr Herstellungsort<br />
spielt dabei keine Rolle.<br />
Irrläufer CE-Kennzeichen<br />
Die Globalisierung brachte es mit sich,<br />
dass Produktionsstandorte verlagert, Produktionen<br />
zu Sublieferanten ausgelagert<br />
und Marken vermehrt gefälscht wurden.<br />
Daher hat auch die Zertifizierung von<br />
Produkten, Stichwort „TÜV-geprüft“, GS-<br />
Zeichen und die Zertifizierung von Systemen,<br />
Stichwort „ISO 9000“, in den letzten<br />
Jahren stark an Bedeutung gewonnen.<br />
Daraus folgend haben auch die internationalen<br />
Normungsinstitute ISO und IEC in<br />
ISO CASCO viel Aufwand in die normative<br />
Regelung von Prüfung, Überwachung und<br />
Zertifizierung gesteckt. Auch in der EU hat<br />
man versucht, den freien Warenverkehr mit<br />
der Einführung der CE-Kennzeichnung auf<br />
einem Mindestmaß an Sicherheit zu gewährleisten.<br />
Dies ist jedoch nur halb oder gar<br />
nicht gelungen, weil die CE-Kennzeichnung,<br />
die die praktikable Lösung sein sollte, kein<br />
Prüfzeichen oder Zertifizierungszeichen<br />
darstellt, das auf einer Prüfung durch eine<br />
neutrale und kompetente Stelle beruht. Der<br />
Konsument wird durch die CE-Kennzeichnung<br />
häufig in die Irre geführt. CE-Kennzeichen<br />
kann sich jeder Hersteller selbst verleihen.<br />
Und es ist sehr schwer zu definieren,<br />
was die CE-Kennzeichnung bedeutet. ><br />
Foto: Christian Delbert - fotolia.com<br />
E<br />
QUALITY NEEDS MARKINGS<br />
QUALITÄT BRAUCHT ZEICHEN<br />
Quality needs<br />
markings.<br />
Pascal Lamy, director-general of the<br />
World Trade Organisation WTO is the<br />
first fighter against any form of trade<br />
barriers.“The classical obstacles to<br />
trading are disappearing. But the<br />
barriers behind the border are on the<br />
increase”, he complained in a speech<br />
at the European Policy Centre in<br />
Brussels at the end of February.<br />
He spoke against “quality marks, quality<br />
standards and guarantee demands which were<br />
abusing the growing social and ecological<br />
awareness of richer societies.“ The quality<br />
demands were “nothing but protectionism<br />
through the back door, aimed at prohibiting<br />
the access of 3rd world countries to the<br />
developed markets”.<br />
Is the WTO general correct in condemning<br />
the marking of tested, certified and therefore<br />
higher quality goods as a form of market<br />
foreclosure? TÜV AUSTRIA as a technical<br />
service provider with the highest authorizations<br />
for testing and certification – of course –<br />
has a very clear opinion on this: No.<br />
The French politician is wrong. Quality marks<br />
and safety marks which live up to their name<br />
are meant to keep unsuitable, unhealthy or<br />
dangerous products off the markets or at<br />
least limit their access, irrespective of where<br />
these products come from. It must be possible<br />
to show quality and safety. A toy which<br />
was treated with toxic paints must be withdrawn<br />
from the market, irrespective whether<br />
it comes from Linz, Nantes or Changchun.<br />
Consumers have a right to information and<br />
protection.<br />
Misleading CE marking<br />
The certification of products – vide “TÜV<br />
tested“, GS-mark and the certification of<br />
systems like “ISO 9000“- has become much<br />
more important during these last year. The<br />
international standards institutes ISO and IEC<br />
in ISO CASCO have consequently invested<br />
considerably in developing of standards for<br />
testing, inspection and certification. In the<br />
EU too one tried to guarantee a minimum of<br />
safety for the free movement of goods<br />
through the introduction of the CE marking.<br />
This however did not work properly since<br />
the CE marking, which was meant to be ><br />
TÜV TIMES No.2 | JUNE <strong>2010</strong><br />
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