Ttimes 2 2010 layout 1

INNOVATON & WISSENSCHAFT
Dipl.-Ing. Leopold Schöggl
Stahlbau – EN 1090:
Herausforderung für Stahlbauer
& Zertifizierungsstellen.
Die neuen, harmonisierten und daher europaweit anzuwendenden Normen der Reihe EN 1090 1-3
ersetzen die bisherigen ÖNORMEN B 4300-7 und B 4699-7. Stahlbaubetriebe, die eine derartige
Zertifizierung anstreben, müssen sich auf einige gravierende Änderungen einstellen.
Dieses neue und umfassende Normenwerk
stellt die Stahlbauunternehmen europaweit
vor große Herausforderungen.
Auch die Zertifizierungsunternehmen wie
der TÜV AUSTRIA müssen bei der Zertifizierung
nach dieser Normenreihe die Prozesse
sorgfältig auf diese Normen abstimmen.
Es ist Ziel der neuen Regeln, europaweit
Ausführungsqualität und Sicherheitsstandard
von Bauwerken aus Stahl und Aluminium
vergleichbar zu machen. Bei hohem
Qualitäts- und Sicherheitsstandard ist eine
Belebung des europäischen Wettbewerbs
in diesem Bereich sicherlich beabsichtigt.
Gerade die österreichischen Stahlbauer
mit ihrer großen Erfahrung und dem hohen
technischen Produktionsstandard und gut
ausgebildeten Fachkräften werden diesen
Wettbewerb erfolgreich meistern.
16 TÜV TIMES No.1 | MARCH 2010
Vor Ausführung eines Tragwerkes muss die
Ausführungsklasse (Execution class EXC –
Tabelle 1) festgelegt werden. Als Basis für die
Festlegung der EXC dienen die in EN 1990
Anhang B bzw. EN 1991 1-7 festgelegten
Schadensfolgen-Klassen (consequences
class) CC1 bis CC3. Ein besserer Begriff
wäre allerdings Gefährdungsklasse. Der
nächste Schritt ist die Festlegung der Beanspruchungskategorien
SC1 oder SC2.
Dabei kann SC1 grob als statische und SC2
als dynamische Beanspruchung eingestuft
werden.
Tab. 1 | Matrix zur Bestimmung der Ausführungsklasse
Schadensfolgeklassen
Beanspruchungskategorien
Herstellungskategorien
CC1
gering
SC1
statisch
Nun wird die Ausführungsklasse bestimmt.
Gibt es keine Festlegung der Ausführungsklasse,
ist von EXC2 auszugehen. Nach
der festgelegten execution class richtet
sich die gesamte weitere Vorgehensweise
hinsichtlich Fertigung, Toleranzen, Prüfungen
und Dokumentation des Bauwerks.
Eine wesentliche Voraussetzung für die Zulassung
als Stahlbaubetrieb gemäß EN
1090 ist das Vorliegen einer sogenannten
Erstprüfung und einer funktionierenden, in
der täglichen Praxis gelebten werkseigenen
Produktionskontrolle.
SC2
dynamisch
CC2
mittel
SC1
statisch
SC2
dynamisch
CC3
hoch
SC1
statisch
SC2
dynamisch
PC1
S235, S275 EXC1 EXC2 EXC2 EXC3 EXC3a EXC3 a
PC2
>S355
EXC2 EXC2 EXC2 EXC3 EXC3 a EXC4
a EXC4 sollte bei außergewöhnlichen Tragwerken oder bei Tragwerken
mit hohen Versagensfolgen angewendet werden, entsprechend der nationalen Vorschriften
Tab. 2 | Notwendige Fachkenntnisse der Schweißaufsichtsperson
EXC
Stähle
(Gruppe)
Bezugsnormen
Materialdicke (mm)
t ≤ 25a 25 < t ≤ 50b t > 50
EXC2
S235
bis S355
(1.1,1.2,1.4)
EN 10025-2, EN 10025-3, EN 10025-4
B
EWS
S
EWT
Cc S420
bis S700
(1.3, 2. 3)
EN 10025-5, EN 10149-2, EN 10149-3
EN 10210-1, EN 10219-1
EN 10025-3, EN 10025-4, EN 10025-6
S
EWT
C
EWE
d
EN 10149-2, EN 10149-3
EN 10210-1, EN 10219-1
EWE
C
EWE
EXC3
S235
bis S355
(1.1,1.2,1.4)
5420
bis 5700
(1.3, 2. 3)
EN 10025-2, EN 10025-3, EN 10025-4
EN 10025-5, EN 10149-2, EN 10149-3
EN 10210-1, EN 10219-1
EN 10025-3, EN 10025-4, EN 10025-6
EN 10149-2, EN 10149-3
EN 10210-1, EN 10219-1
C
EWE
C
EWE
C
EWE
C
EWE
C
EWE
C
EWE
EXC4 Alle Alle
C
EWE
C
EWE
C
EWE
a Stützenfußplatten und Stirnbleche < 50 mm, b Stützenfußplatten und Stirnbleche < 75 mm
c Bei Stählen des Festigkeitsbereichs bis zu S275 sind spezielle technische Kenntnisse (S) ausreichend
d Bei Stählen N, NL, Mund ML sind spezielle technische Kenntnisse (S) ausreichend
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