USA - Pictet Perspectives
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II. Überlegungen<br />
zu einem Innovationsschock<br />
Schieferöl und -gas:<br />
potenzieller Innovationsschock<br />
zwischen<br />
2013 und 2023<br />
Auf jeden Preisanstieg folgt eine Revolution.<br />
Der Ende 1973 von der OPEC provozierte<br />
Erdölschock führte innerhalb von drei<br />
Monaten zu einer Verdreifachung des<br />
Rohöl-Fasspreises (vgl. Zeittafel am Ende dieses<br />
Dokuments). Die direkte Folge für die<br />
nächsten zehn Jahre war ein extrem schwaches<br />
Wachstum in den Industrieländern<br />
begleitet von einer sehr hohen Inflation. Die<br />
anhaltend hohen Erdölpreise führten aber zu<br />
einer Revolution, bzw. zu einem Innovationsschock,<br />
mit indirekten Auswirkungen auf<br />
Wachstum und Inflation, die bis Ende der<br />
1980er Jahre spürbar waren.<br />
Im kommenden Jahrzehnt ist ein Innovationsschock<br />
wahrscheinlich. Er ist entscheidend für<br />
das Endregime unserer beiden Risikofaktoren.<br />
Drei Ursachen könnten einen Innovationschock<br />
auslösen.<br />
Unsere Szenarien für die beiden Risikofaktoren im<br />
Zusammenhang mit der Berechnung der erwarteten<br />
10-Jahres-Rendite der Anlagekategorien hängen vom<br />
Eintreten bzw. Ausbleiben eines Innovationsschocks<br />
ab. Unseres Erachtens gibt es drei Hauptursachen<br />
für einen Schock. 1. Technologie:<br />
Nanotechnologie, Neurowissenschaften, Biotechnologie,<br />
neue Informations- und Kommunikationstechnologien<br />
und Schiefergas und -öl. 2. Regulierung:<br />
die weltweite Liberalisierung des Unternehmergeistes<br />
und die Ausbreitung der Demokratie<br />
(Bedarf an wirtschaftlicher und sozialer Gerechtigkeit<br />
und Gleichberechtigung). 3. Kognitive Veränderungen:<br />
Änderung des geldpolitischen Stils<br />
(von den Inflationszielen zu Vorgaben für das<br />
Preisniveau/die Asset-Preise) und eine neue wirtschaftliche<br />
Angebotspolitik. Nebenstehende Erörterungen<br />
konzentrieren sich in dieser ersten Ausgabe<br />
auf das Schieferöl und -gas.<br />
Angesichts des 1974 eingeläuteten neuen<br />
Erdöl-Preisregimes verbesserten sich die<br />
Ertragsperspektiven neuer Fördertechnologien<br />
markant, insbesondere für Bohrungen unter<br />
extremen Bedingungen (Prudhoe Bay in Alaska,<br />
Sowjetunion) und auf hoher See (Nordsee).<br />
Gemäss Schätzungen trug allein der Gasförderungs-<br />
und -explorationsbereich, der sich in den<br />
<strong>USA</strong> entwickelte, in der zweiten Hälfte des<br />
Jahrzehnts im Durchschnitt 0,3 Prozent zum<br />
jährlichen BIP-Wachstum bei, mit einem<br />
Höhepunkt bei 0,8 Prozent zu Ende des<br />
Jahrzehnts.<br />
Auch die Erdöl-Fasspreise von knapp 80 Dollar<br />
in den letzten Jahren lösten eine Revolution aus,<br />
die das Potenzial hat, sich schon bald zu einem<br />
Innovationsschock auszuwachsen. Dieser Schock<br />
ist das Schieferöl und -gas. Die Extraktionsverfahren<br />
wie die hydraulische Frakturierung<br />
oder Fracking (vgl. Kasten) werden wirtschaftlich<br />
tragbar und immer effizienter. Pioniere in<br />
diesem Bereich sind die <strong>USA</strong>, und ihre Ergebnisse<br />
überzeugen zusehends: Die eigentliche<br />
Revolution in Bezug auf Schieferöl und -gas geht<br />
auf das Jahr 2009 zurück, als die amerikanische<br />
Öl- und Gasförderung buchstäblich in die Höhe<br />
schnellte. Vor 2009 betrug die Fördermenge pro<br />
Quartal durchschnittlich rund 160 Millionen<br />
Fass, heute übersteigt sie 200 Millionen Fass. Fast<br />
drei Viertel dieses Anstiegs entfallen auf<br />
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Horizonte – Sommer 2013