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Lebenslauf der hl. Hildegard von Bingen

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<strong>Hildegard</strong> <strong>von</strong> <strong>Bingen</strong><br />

1098 wurde <strong>Hildegard</strong> als Tochter des Edelmanns<br />

Hildebert <strong>von</strong> Bermersheim und seiner Frau Mechthild<br />

auf dem Stammsitz <strong>der</strong> Familie, einem kleinen<br />

rheinhessischen Ort in <strong>der</strong> Nähe <strong>von</strong> Alzey geboren.<br />

Sie hatte neun ältere Geschwister, <strong>von</strong> denen einige<br />

dem geistlichen Stand angehörten. Auch <strong>Hildegard</strong><br />

wurde zur Erziehung im Alter <strong>von</strong> acht Jahren <strong>der</strong><br />

Klausnerin Jutta <strong>von</strong> Sponheim auf dem Disibodenberg<br />

bei Bad Kreuznach anvertraut, um sie auf das<br />

Leben im Kloster vorzubereiten. Dort wurde sie<br />

1


auch <strong>von</strong> dem Mönch Volmar des benachbarten<br />

Klosters unterrichtet, <strong>der</strong> ihr später bei <strong>der</strong> Abschrift<br />

und Korrektur ihrer Schriften behilflich war.<br />

1122 empfing sie <strong>von</strong> Otto <strong>von</strong> Bamberg den Sc<strong>hl</strong>eier<br />

und legte ihre Ordensgelübde als Benediktinerin<br />

ab. Als Jutta <strong>von</strong> Sponheim 1136 starb, wurde <strong>Hildegard</strong><br />

in ihrer Nachfolge zur Magistra des Konvents<br />

gewä<strong>hl</strong>t.<br />

1141 hatte sie ihre erste große Vision, wie ein<br />

„feuriges Licht mit Blitzesleuchten“ erlebte sie den<br />

Ruf aufzuschreiben, was sie sah und hörte. So entstand<br />

ihr erstes literarisches Werk „Scivias<br />

– Wisse die Wege“. In <strong>der</strong> Sorge um die päpstliche<br />

Anerkennung ihrer Schriften wandte sie sich 1146<br />

an Bernhard <strong>von</strong> Clairvaux. Durch dessen Vermittlung<br />

erfolgte ein Jahr später auf <strong>der</strong> Synode <strong>von</strong><br />

Trier die Anerkennung ihrer Schrift durch Papst Eugen<br />

III, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Vollversammlung aus ihren Texten<br />

vorlas. Dadurch ermutigt, schuf sie mit Hilfe des<br />

Mönchs Volmar in zehnjähriger Arbeit dieses umfangreiche<br />

Werk.<br />

In dieser Zeit gründete sie auch das Kloster Rupertsberg<br />

bei <strong>Bingen</strong>: als sie 1151 mit achtzehn Nonnen<br />

vom Disibodenberg dorthin übersiedelte, empfing<br />

das Volk sie mit Jubel.<br />

Dort schrieb sie <strong>von</strong> 1158 bis 1163 ihr zweites großes<br />

Werk, das „Buch <strong>der</strong> Lebensverdienste – Liber<br />

vitae meritorum“, in dem es um die ethische Ver-<br />

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antwortung des Menschen geht.<br />

Von 1163 an schrieb sie im Laufe <strong>von</strong> 10 Jahren ihre<br />

umfassendste Schrift über die Schöpfung, das<br />

„Buch <strong>der</strong> Gotteswerke – Liber divinorum operum“.<br />

Um 1165 gründete sie in den Mauern einer verlassenen<br />

Augustinerabtei oberhalb <strong>von</strong> Rüdesheim am<br />

an<strong>der</strong>en Rheinufer in Eibingen ein weiteres Kloster,<br />

das sie dem heiligen Giselbert weihte. Auch dieser<br />

Gemeinschaft stand sie vor; sie besuchte das Tochterkloster<br />

zweimal wöchentlich per Schiff.<br />

Sie unternahm auch za<strong>hl</strong>reiche Predigtreisen zu<br />

Schiff und zu Pferde, die sie nach Lothringen und<br />

den Main und den Rhein entlang nach Köln führten.<br />

Daneben korrespondierte sie mit za<strong>hl</strong>reichen Persönlichkeiten;<br />

uns sind über 300 Briefe <strong>von</strong> ihr<br />

überliefert, darunter mit mehreren Päpsten und den<br />

geistlichen und politischen Würdenträgern ihrer<br />

Zeit. Sie war ihnen gegenüber ausgesprochen kritisch.<br />

Sogar Kaiser Friedrich Barbarossa, <strong>der</strong> ihrem<br />

Kloster auf dem Rupertsberg 1163 einen Schutzbrief<br />

ausgestellt hatte, zog sich ihre Kritik zu, als er<br />

durch die Ernennung <strong>von</strong> Gegenpäpsten ein achtzehnjähriges<br />

Schisma heraufbeschwor.<br />

Am Ende ihres Lebens stand 1178 ein Konflikt<br />

mit dem Mainzer Domkapitel, weil <strong>Hildegard</strong> in ihrem<br />

Kloster einen exkommunizierten Adligen bestattete,<br />

<strong>der</strong> allerdings in <strong>der</strong> Beichte losgesprochen<br />

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worden war. Ein Interdikt wurde über ihr Kloster<br />

verhängt, die Kirchentüren wurden versc<strong>hl</strong>ossen und<br />

es durfte kein Gottesdienst gefeiert und nicht in <strong>der</strong><br />

Kirche gesungen werden. Nach längerer Auseinan<strong>der</strong>-setzung<br />

wurde das Interdikt im Frühsommer<br />

1179 aufgehoben. Nur wenig später am 17. September<br />

1179 starb <strong>Hildegard</strong> nach längerer Krankheit im<br />

Alter <strong>von</strong> 82 Jahren.<br />

1228 eröffnete Papst Gregor IX. ein Heiligsprechungsverfahren<br />

für <strong>Hildegard</strong> <strong>von</strong> <strong>Bingen</strong>, das nie<br />

abgesc<strong>hl</strong>ossen wurde. Am 11. Mai 2012 wurde <strong>Hildegard</strong><br />

jedoch offiziell in den Heiligenkalen<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

katholischen Kirche aufgenommen. Dieser Rechtsakt<br />

ist keine Heiligsprechung im eigentlichen Sinne.<br />

Diese setzt ein förmliches Verfahren voraus und wird<br />

als liturgischer Akt im Rahmen eines Gottesdienstes<br />

vorgenommen, bei dem ein Dekret verlesen wird.<br />

Trotzdem ist die 1179 im Kloster Rupertsberg bei<br />

<strong>Bingen</strong> verstorbene Benediktineräbtissin nun eine offizielle<br />

Heilige. Zudem ernannte Papst Benedikt<br />

XVI. sie am 7. Oktober 2012 zur Kirchenlehrerin. So<br />

entspricht die Würdigung des Papstes nun auch endlich<br />

<strong>der</strong> Verehrung, die <strong>Hildegard</strong> <strong>von</strong> vielen Menschen<br />

seit Jahrhun<strong>der</strong>ten entgegengebracht wird.<br />

Wiltrud Huml<br />

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