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FESTSPIELE LUDWIGSHAFEN - Theater Im Pfalzbau

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zerrissen im ethnischen und religiösen krieg<br />

missbrauch eines kontinents<br />

Samstag, 13.10.2007, 19.30 Uhr<br />

Sonntag, 14.10.2007, 19.30 Uhr, Festspielpaket<br />

Montag, 15.10.2007, 19.30 Uhr<br />

heiliges land<br />

Stück von Mohamed Kacimi<br />

Uraufführung<br />

Aus dem Französischen von Barbara Engelhardt<br />

Inszenierung und Ausstattung: Hansgünther Heyme<br />

Mit Brigitte Horn, Sarah Sandeh, Ismael Deniz, Dieter Laser, Sunga Weineck<br />

Koproduktion <strong>Theater</strong> im <strong>Pfalzbau</strong> und Pfalztheater Kaiserslautern<br />

Preise: 20,00 Euro; 15,00 Euro (Abo); 10,00 Euro erm.<br />

Heiliges Land spielt dort, wo es keine Ortsnamen mehr gibt: in einer glühend<br />

heißen Stadt, aus der alle Farben herausgewaschen erscheinen,<br />

im Niemandsland eines besetzten Territoriums. Die Stadt ist zerschlagen,<br />

das Land verloren und zerrissen im ethnischen und religiösen Krieg. Seine<br />

Bewohner sind zwar nicht immer blind, aber zu oft verblendet und abgekappt<br />

von jener gemeinsamen Wurzel, die Humanität heißen könnte.<br />

Aber der mehrfach preisgekrönte algerische Autor und Übersetzer Mohamed<br />

Kacimi weiß sich vor jeder simplen Schuldzuweisung zu hüten: Er erzählt von<br />

der unausweichlichen, unfassbaren Gewaltspirale<br />

auf beiden Seiten. Religiöser Fanatismus,<br />

militärische Herrschaftsmechanismen, persönliche<br />

Wünsche und Träume, individuelle<br />

Ausflüchte und Zynismen prallen hier in aller<br />

Wucht und Grausamkeit aufeinander. Die<br />

Apokalypse zieht drohend herauf, und doch<br />

gelingt es Kacimi, den kleinen, bis zuletzt verbliebenen<br />

Menschlichkeiten aller Beteiligten<br />

auf die Spur zu kommen – mit feinem Humor<br />

und der beruhigenden Gewissheit, dass sich<br />

der Mensch im Kern den Zweifel an der<br />

Gewalt als Lösung für private und politische Probleme bewahrt hat. Das Drama<br />

stellt eine brutal-zarte Abhandlung über Leben und Sterben in den Autonomie-<br />

Gebieten dar. Kacimi ist mit Heiliges Land ein hochpolitischer und menschlicher<br />

Text gelungen, in dem er keiner Partei Recht oder Unrecht zuspricht.<br />

Der in Algerien geborene Mohamed Kacimi wurde in Frankreich zunächst<br />

durch Romane und Essays bekannt. Erst später wendet er sich dem <strong>Theater</strong> zu<br />

und kann gleich mit seinem ersten Stück, das auch international aufgeführt<br />

wurde, Preise erringen. Texte von Kacimi wurden sowohl von der Comédie<br />

Française wie von der Gruppe um Ariane Mnouchkine erarbeitet. In seinem<br />

neuesten Drama Heiliges Land beschreibt er die Auswirkungen und den Alltag<br />

im Palästina-Israel-Konflikt und damit einhergehend Krieg und Frieden<br />

schlechthin.<br />

Mittwoch, 17.10.2007, 19.30 Uhr<br />

delirium of a<br />

childhood<br />

Tanzsolo<br />

Tanz und Choreographie: Ismael Ivo<br />

Ausstattung: Waltraud Jonda<br />

Licht: Fender Schrade<br />

Eigenproduktion Schillertheater Berlin/ecotopia dance productions<br />

Preise: 20,00 Euro; 15,00 Euro (Abo); 10,00 Euro erm.<br />

Der wie schwarzer Marmor glänzende, halbe Körper unter einem riesigen,<br />

erdfarbigen Rock versteckt, eine einsame Figur, welche sich selbst<br />

in einer ewigen Umarmung hält, spielt eine winzige Mundharmonika.<br />

Dieses Bild, fremd und bekannt zugleich, ist vielleicht Teil eines Traumes, es<br />

könnte aber ebenso gut seit Jahren gegenwärtig gewesen sein. Delirium einer<br />

Kindheit ist ohne Zweifel Ismael Ivos persönlichste Arbeit. Sie enthält eine aufwühlende<br />

Aussage über die Kindheit in Brasilien und erinnert uns an die hungernden,<br />

Geistern ähnelnden Körper, die über das Fernsehen in unser Leben<br />

treten. Das Solo entstand 1990 und hat – traurig genug – seitdem nichts an<br />

Aktualität verloren. Es illustriert in einer poetischen Elegie den physischen und<br />

psychischen Missbrauch des Kontinents, den Ivos Vorfahren verlassen mussten.<br />

»Mit dem Hunger ist es eine eigenartige Sache: Zuerst ist er die ganze Zeit bei<br />

dir, im Wachen und beim Schlafen und in deinen Träumen – und dein Bauch<br />

schreit mit Nachdruck, und da ist eine Qual und ein Schmerz, als würden all<br />

deine lebenswichtigen Organe verzehrt. … Dann geht auch das vorüber, aller<br />

Schmerz, alle Sehnsucht, nur eine große Leere bleibt zurück, wie der Himmel,<br />

wie ein Schacht im Durchzug …« Kamala Markandaya<br />

Delirium einer Kindheit ist ein Traum. Es ist der Versuch, die Realität mit den<br />

Augen eines Kindes und seine innere Welt wahrzunehmen – seine Sensibilität<br />

und Wahrnehmung von Bildern<br />

und seine Phantasie. Es ist eine<br />

Reise in das menschliche Gedächtnis,<br />

das nicht an Zeit und Raum<br />

gebunden ist.<br />

6<br />

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